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Zheng He

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Zheng He 鄭和 (in anderer Transliteration: Cheng Ho, auch 三寶 San Bao genannt, Geburtsname Ma Ho) gilt als der berühmteste chinesische Admiral und einer der bedeutendsten Seefahrer des 2. Jahrtausends nach Christus. Er lebte von 1371 bis 1435 zur Zeit der Ming-Dynastie. Der Name San Bao legt nahe, dass der arabische Legendenheld Sindbad der Seefahrer auf die historische Person San Bao zurückgehen könnte.(Spekulationen)

Zheng He (Cheng Ho, San Bao)
Datei:Giraffe von Zheng He.jpg
Zeichnung von Shen Du (沈度 shen3 du4).
Das Bild zeigt eine Giraffe.
Zheng He brachte sie von seinen Reisen nach China mit.

Er führte mit einer gewaltigen Flotte zwischen 1405 und 1433 sieben große Expeditionen im Pazifik und Indischen Ozean durch. Dabei bekämpfte er nicht nur erfolgreich Piraten, sondern erforschte auch die Meere bis nach Arabien und Ostafrika. Seine Flotte legte dabei mehr als 50.000 km zurück. Nach chinesischen Berichten aus der Quing(Qing) Dynastie hat er auch ein Land namens Franca (Portugal / Frankreich) und Holland besucht; die Einwohner Hollands werden als große Leute mit langen roten Haaren und Bärten, sowie großen Füßen beschrieben. (Achtung Zhang He war ein Zeitgenosse der Ming-Dynastie, zur Zeit der Qing waren die Portugiesen und Holländer schon auf Taiwan und besiedelten Macao dauerhaft. Nachfolgender Text sehr spekulativ) Diese Reise setzt voraus, dass er rund um das Kap der Guten Hoffnung gefahren ist, da der Suez-Kanal noch nicht erbaut war. Cheng Ho hätte also mit seiner Flotte den Seeweg von Indien nach Europa rund 80 Jahre vor Vasco da Gama gefunden. Unklar ist, ob ein Teil seiner Flotte auch nach Amerika gelangte. Sein Grab befindet sich bei Nanking (Nanjing). Dort befinden sich noch heute drei der großen Trockendocks, auf denen er seine Schiffe bauen ließ. Einige dieser Schiffe, die so genannten Schatzschiffe, gehörten mit bis zu 150 m Länge und 9 Masten zu den größten Holzschiffen aller Zeiten.

Kindheit und Aufstieg

Zheng He wurde in der südchinesischen Provinz Yünnan als Sohn einer muslimischen Familie geboren. Sein Name war Ma Ho, sein Vater war Hadschi, hatte also die Pilgerfahrt nach Mekka absolviert. Im Alter von 10 Jahren wurde er mit anderen Kindern zusammen gefangen genommen als die Chinesische Armee in Yünnan einmarschierte. Mit 13 Jahren wurde er kastriert und kam als Diener in den Haushalt des vierten Sohnes des Chinesischen Ming-Kaisers, Prinz Zhu Di.

Ma Ho zeigte sich als außergewöhnlicher Diener und wurde in der Kriegskunst und Diplomatie unterwiesen. Prinz Zhu Di gab Ma Ho den neuen Namen Zheng He (Cheng Ho), nachdem das Pferd des Eunuchen in einer Schlacht bei Zhenglunba getötet wurde. Als weiterer Name Zheng Hes tritt San Bao auf, was drei Juwelen bedeutet. Zheng He war nach den Berichten eine imposante Erscheinung. Er soll über 2 m groß gewesen sein und eine tiefe Stimme gehabt haben (die Kastration erfolgte also nach dem Stimmbruch).

Als Prinz Zhu Di im Jahre 1402 Kaiser wurde, bedeutete dies auch einen erheblichen Machtzuwachs für Zheng He. 1403 ernannte der Kaiser ihn zum Admiral und befahl, eine Flotte von Schatzschiffen zu bauen und damit die Gewässer rund um China zu erkunden. Admiral Zheng He war der erste Eunuch, der eine so hohe militärische Position in China bekleidete.


Erste Reise (1405-1407)

Die erste Schatzflotte bestand aus 62 Schiffen. Vier davon gehörten zur größten Klasse, den so genannten Schatzschiffen, und waren ca. 122 m lang und 50 m breit. Sie waren die Flaggschiffe der Flotte und wurden in Nanking am Jangtse gebaut. Unter den Schiffen waren auch 100 m lange Pferdeschiffe, die nur Pferde transportierten, Wasserschiffe, die nur Frischwasser für die Crew beförderten, Versorger und Kriegsschiffe. Die Flotte hatte tausende von Tonnen chinesischer Handelsgüter an Bord. Im Herbst 1405 lief die Flotte mit 27.800 Mann Besatzung aus.

Zur Navigation wurde bereits der Kompass benutzt, der in China im 11. Jahrhundert erfunden wurde. Markierte Räucherstäbchen wurden als Uhren benutzt. Jeder Tag umfasste 10 Wachen zu je 2,4 Stunden (2 h : 24 min). Die geographische Breite wurde durch Messung der astronomischen Höhe des Polarsterns im Norden und des Kreuzes des Südens auf der Südhalbkugel ermittelt. Ziel der ersten Reise war Kalikut in Indien. Indien war bereits im 7. Jahrhundert vom chinesischen Entdecker Hsuan Tsang auf dem Landweg erforscht worden. Die Flotte machte Station in Vietnam, Java, Malakka und fuhr dann nach Westen quer über den Indischen Ozean nach Sri Lanka und an die Südostküste von Indien. Den Winter 1406/1407 verbrachte die Flotte dort mit Handel und Diplomatie. Auf dem Rückweg bekämpfte die Flotte Piraten, die den Handel mit Indien behinderten, und nahm den Anführer gefangen. Die Rückkehr nach Nanking erfolgte noch im Jahr 1407.


Zweite Reise (1407-1409)

Die Zweite Reise der Schatzflotte ging erneut nach Indien, um dort die Macht des Königs von Kalikut zu sichern. Zheng He nahm nicht persönlich teil, da er in China die Aufsicht über die Instandsetzung von Tempeln hatte.


Dritte Reise (1409-1411)

Die dritte Reise, für Zheng He die zweite, wurde mit 48 Schiffen und ca. 30.000 Mann Besatzung durchgeführt. Sie verlief auf einer ähnlichen Route wie die erste Reise. Auf dem Weg wurden Lager für Güter eingerichtet. Der König von Sri Lanka zeigte sich gegenüber den Chinesen feindlich. Zheng Hes Truppen besiegten die Streitkräfte des Königs und nahmen ihn gefangen. Er wurde nach Nanking mitgenommen.


Vierte Reise (1413-1415)

Ende 1412 erhielt Zheng He vom Kaiser den Befehl zu einer vierten Reise. Um den Jahreswechsel 1413/1414 lief die Flotte mit 63 Schiffen und 28.560 Mann aus. Ziel war die Straße von Hormuz am persischen Golf, bekannt für Perlen und Edelsteine. Teile der Flotte segelten entlang der Ostküste von Afrika bis nach Mozambique. Im Sommer 1415 kehrte die Flotte mit arabischen und afrikanischen Diplomaten und zahlreichen Schätzen des Orients nach Nanking zurück.


Fünfte Reise (1417-1419)

Die fünfte Reise wurde vom Kaiser 1416 befohlen, um Diplomaten aus Nanking in ihre Heimatländer zurückzubringen. Die Schatzflotte verließ Nanking 1417 und machte ihren Weg über den Persischen Golf zur Ostküste Afrikas. Sie kehrte 1419 zurück.


Sechste Reise (1421-22)

Die Schatzflotte lief im Frühjahr 1421 aus. Die Reise ging über Südostasien, Indien und den Persischen Golf erneut nach Afrika. Zheng He selbst kehrte Ende 1421 nach China zurück, der Rest der Flotte 1422.

Kaiser Zhu Di starb 1424. Dies bedeutete nicht nur für Zheng He persönlich, sondern auch für die chinesische Seefahrt einen schweren Schlag. Der neue Kaiser Zhu Gaozhi (Zhu Dis Sohn) machte den Reisen der Schatzflotte ein Ende und schickte Schiffbauer und Seeleute nach Hause. Cheng Ho wurde Militärkommandant der Hauptstadt Nanking.


Siebte Reise (1431-1433)

Kaiser Zhu Gaozhi starb 1426. Sein Sohn, Zhu Zhanji, bestieg den Kaiserthron. Er neigte den Interessen seines Großvaters zu und ließ die Schatzflotte reaktivieren. 1430 gab er Order zu einer erneuten Reise. Zheng He wurde wieder als Admiral eingesetzt. Ziel dieser Reise war die Wiederherstellung friedlicher Beziehungen mit den Königreichen von Malakka und Thailand. Ein Jahr später lief die Flotte mit 100 Schiffen und 27.500 Mann aus.


Tod Zheng Hes und Ende der Flottenpolitik

Die Berichte über Zheng Hes Tod sind widersprüchlich. Nach einigen Angaben soll er noch auf der Heimreise im Jahr 1433 gestorben sein, nach anderen 1435 nach der Rückkehr. Zheng Hes Grabmal wurde 1985 zum 580. Jahrestag der ersten Reise der Schatzflotte restauriert.

Die Nachfolger des Kaisers Zhu Ghaozi schlugen eine völlig andere Seefahrtspolitik ein. Der Außenhandel Chinas wurde untersagt. Der Bau von Schiffen mit mehr als 3 Masten wurde mit der Todesstrafe bedroht. Viele Berichte über Zheng Hes Reisen und seine Tätigkeit wurden vernichtet, so dass heute nur noch spärliche Quellen vorhanden sind. Nach einiger Zeit wurden die Außenhandelsrestriktionen gelockert und die chinesische Handelsflotte prägte wieder die Meere Südostasiens.


Spekulation über weitere Reisen der Schatzflotte

Sämtliche Schatzschiffe wurden im 15. Jahrhundert mit grosser Wahrscheinlichkeit aus innenpolitischen Gründen zerstört. Aus verschiedenen Quellen hat der britische Marinehistoriker und pensionierte U-Boot Kommandant Gavin Menzies eine Hypothese entwickelt, nach der die Schatzschiffe zuvor jedoch alle Weltmeere bereisten. Diese These muss beim gegenwärtigen Stand der Forschung aber als hochspekulativ gelten.

Die riesige Flotte, die über mehrere Flaggschiffe verfügte, konnte leicht aufgeteilt werden. Es gibt Anzeichen dafür, dass ein Teil der Flotte auf einer Reise nach Nordaustralien gefahren ist. So hat man dort chinesische Funde aus der Ming-Dynastie gemacht. 1879 wurde in Darwin, Australien, zwischen Wurzeln eines Banyan-Baumes in 1 m Tiefe ein Bild des chinesischen Gottes Shou Lao gefunden, das aus der Ming-Zeit stammen soll. Auch mündliche Überlieferungen von indigenen Australiern sprechen dafür.

Gavin Menzies geht davon aus, dass die Schatzflotte sich mehrfach aufgeteilt und alle Weltmeere befahren hat. U.a. sollen die Magellanstraße und die Nord-Ost-Passage nördlich Sibiriens gefunden worden sein. An verschiedenen Orten in aller Welt u.a. auch in Nordamerika seien Gedenksteine aufgebaut, an einigen auch schiffbrüchige Bersatzungsmitglieder zurückgelassen worden (u.a. an der Bucht von San Francisco. Auf einer der Bahamainseln will er persönlich Beweise für den Schiffbruch eines Teils der Flotte gefunden haben. Bisher wurden seine Angaben jedoch nicht bestätigt. Die verbliebenen zeitgenössischen Quellen sind äußerst lückenhaft. Menzies argumentiert u.a. umfangreich mit verschiedenen prä-kolumbischen Weltkarten, wie z.B. der Vinland-Karte, aus dem 15. Jahrhundert, in denen seiner Ansicht nach die von der Schatzflotte gewonnenen Erkenntnisse eingeflossen sind und die den portugiesischen wie Vasco da Gama sowie spanischen Seefahrern (v.a. Kolumbus und Ferdinand Magellan) bekannt gewesen sein sollen, bevor sie ihre "Entdeckungen" machten.

Folgen für Europa

Der Venezianer Niccolo di Conti reiste um 1430 nach China und berichtete später auch über den chinesischen Schiffbau. Vermutlich gehörten seine Berichte zur Lektüre des portugiesischen Prinzen Heinrich, genannt "der Seefahrer", und bestärkten ihn in seinen Anstrengungen zur Förderung der Seefahrt, der Entwicklung hochseegängiger Schiffe und verbesserter Navigation. Diese wurden - rund 80 Jahre nach Zheng He - zur Grundlage der Entdeckungsfahrten von Vasco da Gama, Ferdinand Magellan und Christoph Columbus.

Literatur

  • Levathes, Louise. When China Ruled the Seas. 1994: Simon & Schuster.
  • Martin, Geoffrey J. and Preston E. James. All Possible Worlds: A History of Geographical Ideas. 1993: John Wiley & Sons, Inc.
  • Menzies, Gavin. 1421: The Year China Discovered America. 2002: Bantam Press ISBN 0593050789
  • Menzies, Gavin. 1421: Als China die Welt entdeckte. 2003: Droemer ISBN 3-426-27306-3
  • Philip, Leo. Die Armada des Kaisers. 2000: GeoEpoche 8 - Das alte China.