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Krieg in Afghanistan 2001–2021

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Der Krieg der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan richtete sich gegen die Taliban, die ein radikalislamistisches Regime in Afghanistan bildeten und die der Unterstützung des Terroristen Osama bin Laden bezichtigt wurden. Er war Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA.

Vorgeschichte

Nach dem Sieg der Mudjahedin und den danach zwischen den einzelnen Mudjahedin-Gruppierungen ausgebrochenen militärischen Auseinandersetzungen, trat 1995 eine neue Gruppierung auf den Plan. Von Pakistan aus griffen die Taliban (die sich hauptsächlich aus paschtunisch-afghanischen Flüchtlingen rekrutierten) in die Auseinandersetzungen ein und erzielten gegen die durch interne Konflikte geschwächten Mudjahedin schnell Erfolge. Nach der Einnahme von Kabul (1996) übernahmen sie in weiten Teilen des Landes die Herrschaft. Nur im nördlichen Teil gab es Regionen, die von ehemaligen Mudjahedin-Einheiten (vornehmlich aus ethnischen Usbeken und Tadschiken), der sogenannten Nordallianz, kontrolliert wurden. Eine formale anerkannte Regierung gab es seit dem Sturz von Mohammed Nadschibullah (1992) nicht mehr.

Die Tugendwächter der Taliban setzten ihre radikalen Interpretationen islamischer Gesetze mit großer Brutalität durch. Das Hören von Musik, Radio, Fernsehen und vielfach auch Kinderspielzeug waren verboten, Zuwiderhandlungen wurden häufig mit körperlicher Züchtigung, Amputationen oder auch mit der Todesstrafe verfolgt. Gravierende Menschenrechtsverletzungen wurden von den internationalen Organisationen berichtet.

Insbesondere die Unterdrückung der Frauen in allen Lebensbereichen kennzeichnete die Taliban-Herrschaft. Das Bild von Frauen unter der Burka wurde ein Symbol für diese Politik. Der Analphabetismus und die Kindersterblichkeit stiegen enorm; hinzu kam, dass die Taliban internationalen Hilfsorganisationen die Unterstützung der notleidenden Bevölkerung (beispielsweise bei der Hungerkatastrophe 2001) verwehrte.

Hinzu kam die Zerstörung vieler Kulturgüter, die als "dem Islam widersprechende Darstellung lebender Wesen" vernichtet wurden. Diesen Aktionen fielen jahrtausendealte Kunstwerke der Gandhara-Epoche aus den Museen des Landes genauso zum Opfern, wie historische Filmaufnahmen aus dem Afghanistan des frühen 20. Jahrhunderts. Höhepunkt der Barbarei war die Sprengung der 1500 Jahre alten Buddha-Statuen von Bamiyan, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählten. Trotz des offenen und verdeckten Widerstandes vieler Afghanen vernichteten die Taliban in diesen Jahren einen Großteil des unersetzbaren kulturellen Erbes des Landes.

Auch wenn die Taliban von der Staatengemeinschaft weitgehend isoliert waren, hatten sie doch Zulauf von radikalen Islamisten, die sich ihnen anschlossen. Zudem gewährten sie Terroristen der Al-Qaida Unterschlupf.

Die Weigerung der Taliban, Osama Bin Laden aufgrund von Terroranschlägen an die USA auszuliefern, hatte im Dezember 1999 zu weiteren Sanktionen durch die Vereinten Nationen geführt.

Operation Enduring Freedom

Am 11. September erfolgten die Terroranschläge in den USA, welche die Regierung George W. Bush zu dem Entschluss zur militärischen Intervention in Afghanistan leiteten.

Der UN-Sicherheitsrat bezeichnete die Anschläge in den USA in seiner am 12. September 2001 gefassten Resolution 1373 als „internationales Verbrechen“ und als „Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“. Die Operation Enduring Freedom, die in erster Linie die USA und Großbritannien durchführten, wurde jedoch nicht legitimiert. Sie begann am 7. Oktober 2001 mit Bombardierungen. Ziele der Angriffe waren Stützpunkte der Al-Qaida und die Suche nach Osama Bin Laden.

Britische Pioniere zerstören am 10. Mai 2002 einen Tunnelkomplex zwischen den Provinzen Paktika und Paktia. (Operation Snipe)

Parallel dazu unternahm die Nordallianz eine Offensive, die am 13. November mit der kampflosen Besetzung von Kabul ihren Höhepunkt erreichte. Die Talibanhochburgen wurden dagegen erbittert umkämpft und erst in den folgenden Wochen eingenommen (Kunduz am 25. November und Kandahar am 8. Dezember).

Bundeskanzler Schröder sprach von „uneingeschränkter Solidarität mit den USA“ und „Deutschlands neue Verantwortung auch an weltweiten Militäreinsätzen“. Diese Politik wurde von der Opposition, außer der PDS, mitgetragen.

Nach-Taliban-Ära

Nach der Einnahme weiter Teile des Landes durch die Nordallianz begannen Einheiten der Alliierten, darunter auch die Bundeswehr, mit der Suche nach Terroristen und in erster Linie nach Bin Laden (der aber bislang nicht gefasst wurde). Einzelne gefangene Taliban und mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen wurden von den US-Streitkräften, völkerrechtlich umstritten und begleitet von Protesten durch Menschenrechtsorganisationen, auf den Stützpunkt Guantanamo auf Kuba verbracht.

Der Sturz der Taliban mit militärischen Mitteln war das erklärte Ziel der Operation Enduring Freedom. Er sollte die humanitäre Situation in Afghanistan wesentlich verbessern und die Grundlagen für eine Demokratisierung schaffen. Es ist umstritten, ob dieses Ziel erreicht ist und ob die Bundeswehr für solche Zwecke, die weder den deutschen Verteidigungsfall darstellen, noch sich auf die Verteidigung des Bündnispartners USA (ausschließlich) beschränken, eingesetzt werden darf. Weiterhin ist die Menschenrechtssituation schwierig, insbesondere die Lage der Frauen und die Situation in den Gefängnissen sowie die Flächenbombardements der USA und Großbritanniens, die auch viele zivile Ziele einbezogen, wurden oftmals kritisiert. Ende September 2004 erhielt Afghanistan 20 Radpanzer Fuchs aus Deutschland. Die Lieferung ist Bestandteil der angekündigten Ausrüstungshilfe. Einen Teil der unbewaffneten Truppentransporter wird in die Vereinigten Arabischen Emirate transportiert, wo afghanische Soldaten am Gerät ausbildet werden. Die Transportkosten übernehmen die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Bundeswehr stationierte im Rahmen eines ISAF-Kommandos knapp 1800 Mann im Land. Der Wiederaufbau des Landes sei nach den Worten von Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. In dem vom Krieg zerstörten Land müsse der Aufbau eines Drogenstaates unter anderem durch Hilfe zur Selbsthilfe und den Aufbau der Polizei verhindert werden, so Fischer. Während des Einsatzes in Kabul starben auch deutsche Soldaten.

US-Soldaten des 141. Infanterieregiments in der Nähe von Bagram (Afghanistan) im Juni 2005

Im Norden von Kundus ist ein deutsches Wiederaufbauteam mit ca. 230 Soldaten und 50 zivilen Hilfskräften stationiert werden. Bislang ist die NATO-geführte ISAF mit ihren ca. 5500 Mann allerdings nur in Kabul eingesetzt. In Kundus sollen bis zu 450 deutsche Soldaten zivile Aufbauhelfer schützen. Das deutsche ISAF-Kontingent soll damit auf bis zu 2250 Soldaten steigen. Die ISAF soll so die Übergangsregierung von Präsident Hamid Karsai effektiv unterstützen. Ziel ist es, den Einfluss einer späteren regulären Regierung bis in die Provinzen auszuweiten, da diese bisher von regionalen Kriegsfürsten beherrscht werden.

Gleichzeitig hat in der Provinz Kundus die Entwaffnung von Milizen begonnen. Im Rahmen des Projektes ist geplant, in den kommenden zwei Jahren ca. 100.000 Milizionäre im Land zu entwaffnen. Wer seine Waffe abgibt, erhält je nach Dienstgrad 200 bis 475 Dollar sowie Lebensmittel, Zivilkleidung und einen Orden. Zudem wird eine Fortbildung und die Vermittlung in eine reguläre Arbeitsstelle oder eine Starthilfe als Bauer angeboten.

Siehe auch

  • ISAF - International Security Assistance Force

Literatur

  • Wolf Wetzel: Krieg ist Frieden. Über Bagdad, Srebrenica, Genua, Kabul nach ... ISBN 3-89771-419-1