Bruno Gröning
Bruno Gröning, geb. am 30. Mai 1906 in Danzig-Oliva, verstorben am 26. Januar 1959 in Paris, war wohl der bekannteste, aber auch der umstrittenste spirituelle Heiler in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Einleitung
Kaum jemand hatte bei Grönings Geburt im Jahre 1906 wohl nur im Entferntesten damit gerechnet, dass dieses einer einfachen Arbeiterfamilie entstammende Kind später einmal als Erwachsener dermaßen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen und die Nation in Anhänger und Gegner spalten würde, wie kaum ein anderer. Für die einen war er der große "Wunderheiler", für den man, wenn nötig, auch größere Fahrtstrecken in Kauf nahm, um bei einem seiner Vorträge dabei zu sein, für die anderen war er nichts weiter als ein Scharlatan, der in Anbetracht fehlender medizinischer Kenntnisse mit irgendwelchen obskuren Tricks (Hypnose, Massensuggestion...) arbeiten würde. Vertreter öffentlicher Behörden sahen in ihm sogar eine Gefahr für die Allgemeinheit und ein Gericht erteilte ihm wegen Verstoßes gegen das im Jahr 1939 erlassene Heilpraktikergesetz Heilverbot.
Leben
Wer war denn nun dieser Bruno Gröning?
In "Stationen meines irdischen Lebens" schreibt er unter anderem Folgendes über sich:
"Ich, Bruno Gröning, wohnhaft in Plochingen (...), wurde als 4. Kind von sieben Geschwistern des Ehepaares August Gröning und Margarete Gröning am 30.5.1906 in Danzig-Oliva geboren. Mein Vater war Maurerpolier. Beide Eltern sind verstorben, meine Mutter im Jahr 1939, mein Vater im Jahre 1949."
Er berichtet dann, dass er bereits in seiner Jugendzeit die Fähigkeit an sich feststellte, beruhigenden oder heilenden Einfluß auf Menschen und Tiere auszuüben. Seine Eltern zeigten jedoch offensichtlich wenig Verständnis für diese eigentümliche "Begabung" und so strebte Gröning, wie er schrieb, bald nach völliger Selbständigkeit.
Zunächst mal wartete jedoch die Volksschule auf ihn und anschließend trat Gröning eine kaufmännische Lehre an. Offensichtlich auf Wunsch seines Vater brach er diese jedoch wieder ab und erlernte den Zimmererberuf. Doch auch hier kam es zu keinem Abschluß, da die Firma kurz vor Beendigung der Lehrzeit wegen Auftragsmangel schließen mußte. Die im Jahr 1925 von Gröning eröffnete Bau- und Möbelschreinerei mußte er nach ca. zwei Jahren wieder schließen und danach arbeitete er zunächst in einer Schokoladenfabrik, dann beim Postamt Danzig und schließlich bei der Fa. Siemens. Gröning selbst bezeichnete dies als eine Art "Praktikum", um, wie er sich ausdrückte, "die Lebensverhältnisse der verschiedenen Volksschichten zu studieren".
Im Alter von 21 Jahren heiratete er Gertrud Cohn aus Danzig. Der Ehe entstammten zwei Söhne.
Im Jahre 1943, im Alter von 37 Jahren, wurde Gröning zur Wehrmacht einberufen. Wegen seiner Äußerung: "Ob ihr mich an die Front stellt oder nicht, ich erschieße doch keinen Menschen" wurde ihm mit dem Kriegsgericht gedroht. Schließlich kam er aber doch an die Front. Nach einer Verwundung durch einen Granatsplitter kam Gröning zunächst ins Heimlazarett, musste aber schließlich als Ungeheilter wieder in den Kampf ziehen. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft und wurde im Dezember 1949 nach Westdeutschland entlassen. Schließlich nahm er sich in Dillenburg eine Wohnung und holte seine Frau, die in Schleswig untergekommen war, zu sich. Um den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen, nahm Gröning, wie er schreibt, jede Arbeit an, die ihm geboten wurde. Mit Flüchtlingen aus dem Sudetengau gründete er das "Hilfswerk der Vertriebenen".
Beide Söhne verstarben relativ jung. Harald im Jahr 1939 und Günter im Jahr 1949.
Im Jahr 1953 wurde der "Gröning-Bund" gegründet, bei dem Bruno Gröning selbst den Vorsitz übernahm. Diese Organisation hatte die Aufgabe, Spendengelder einzusammeln, zu verwalten und bestimmungsgemäß zu verwenden.
Zwei Jahre später, 1955, erfolgte die Trennung von seiner Frau Gertrud und die Heirat mit der Französin Josette Duossé.
Nach Meinungsverschiedenheiten über die Verwendung der Gelder wurde im Jahr 1958 der "Gröning-Bund" aufgelöst und der "Verein der Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen in Deutschland e.V." neugegründet, der bis zum heutigen Tag weiterexistiert, ohne jedoch jemals größere Bedeutung erlangt zu haben. In Österreich entstand ein Schwesterverein.
November/Dezember 1958: Gröning sucht eine Pariser Krebsklinik auf, um sich dort behandeln zu lassen. Am 26. Januar 1959 verstirbt Bruno Gröning in dieser Klinik.
Nach Grönings Tod
Grönings Tod kam für nahezu alle seiner Mitarbeiter und Hilfesuchenden in den sog. "Freundeskreisen" ziemlich überraschend. Insbesondere deshalb, weil er sich noch Ende November 1958 in einer Tonbandaufnahme an sie wandte, sich für sein Fernbleiben bei den anstehenden Weihnachtsfeiern im voraus entschuldigte, aber Besuche für Januar 1959 in Aussicht stellte.
Auf seinen Tod Ende Januar 1959 reagierten deshalb die meisten Personen aus seinem Umfeld mit Verwunderung und Unsicherheit. Viele verließen die örtlichen "Freundeskreise". Die Vorstandschaft des "Vereins zur Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen" entschied sich jedoch, diese 1958 noch auf Initiative Grönings ins Leben gerufene Organisation weiterzuführen.
- Im Jahr 1979 geht Grete Häusler, die zuvor mehrere Jahre gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter diesen Verein geleitet hatte, eigene Wege und gründet den "Bruno Gröning Freundeskreis/Verein für geistige Lebenshilfe e.V." (BGF).
- Im Jahr 1981 ruft ihr Ehemann Walter einen weiteren Gröning-Verein ins Leben.
- Ab 1984: Rechtsstreitigkeiten um den Nachlaß (persönliche Gegenstände) Bruno Grönings zwischen den beiden Noch-Eheleuten Häusler.
- Im Jahr 1989 gründet Matthias Kamp die "medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe" im BGF, die sich mit der Dokumentation von eingetretenen Heilungen befaßt.
- In den 90er Jahren findet der Name und die Lehre Bruno Grönings weltweite Verbreitung.
- Im Jahr 2004 wird ein vom BGF gedrehter Dokumentarfilm über das Leben Bruno Grönings fertiggestellt.
Allgemeines
Bruno Gröning war wohl der bekannteste spirituelle Geistheiler in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Aufgewachsen in einem streng katholischen Elternhaus war ihm die tätige Nächstenliebe zeitlebens ein großes Anliegen, das er durch sein Wirken in die Tat umsetzte. Nachdem er zunächst nur im kleinerem Kreis gewirkt hatte, wurde Gröning im Jahr 1949 einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Er hielt Vorträge vor tausenden von Menschen (u.a. in Rosenheim), wo er die Hilfesuchenden zur "Großen Umkehr" aufrief: "Ihr habt Euch von Gott, Eurem himmlischen Vater entfernt. Jetzt müßt ihr umkehren... " Dieses Entferntsein von Gott war für Gröning auch der eigentliche Grund für menschliche Krankheiten und Gebrechen. Er erläuterte außerdem seinen Zuhörern, wie sie durch die Aufnahme des sog. "Heilstroms" (ein im Körper spürbarer kosmisch/göttlicher Kraftstrom) das Krankmachende, "Böse" in sich entfernen und dadurch Heilung erlangen könnten. Sich selbst bezeichnete er als "Transformator" dieser Heilenergie. Für viele seiner Zeitgenossen in Deutschland war jedoch spirtituelles Heilen etwas völlig Neues und Fremdartiges. Die Presse berichtete ausführlich über ihn. Man nannte ihn "Wunderheiler", aber auch "Scharlatan", weil man sich das Geschehen einfach nicht erklären konnte und vermutete, dass Gröning mit irgendwelchen Tricks arbeiten würde.
Lehre
Bruno Gröning sah seine Aufgabe darin, den Menschen wieder zu Gott zurückzuführen und rief in seinen Vorträgen zur "großen Umkehr" auf: "Zurück zur Natur! Zurück zu unserem Herrgott! Zurück zum Glauben an das Gute im Menschen!"
In seinen Vorträgen legte Bruno Gröning den Menschen immer wieder folgende Sätze nahe:
- Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft.
- Liebet das Leben – Gott! Gott ist überall.
- Willst Du das Göttliche erleben, so musst Du danach streben.
Ein wichtiger Bestandteil seiner Lehre ist der unantastbare freie Wille des Menschen. "Der Mensch handelt nach seinem Willen. Wie der Wille, so der Gedanke. Der Gedanke bewegt den Menschen zur Tat."
Damit betont er, dass die Gedanken Auswirkungen auf das Leben des Menschen haben und der Mensch diese auswählt. "Es ist so wichtig, was der Mensch für Gedanken aufnimmt, denn Gedanken sind Kräfte."
Bruno Gröning Freundeskreis
Nach Angaben des Vereins finden auch heutzutage, viele Jahre nach Grönings Tod, weiterhin Heilungen statt, die, anhand medizinischer Unterlagen der behandelnden Ärzte, Heilpraktiker, Kliniken usw. von den Ärzten der "Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe" (MWF) des Bruno Gröning-Freundeskreises geprüft, kommentiert und soweit möglich dokumentiert werden. Kritiker bemängeln allerdings, daß diese Prüfungen ausschließlich von Personen des BGF vorgenommen werden und eine Einsichtnahme für Außenstehende kaum möglich ist.
Die Gründerin und Vorsitzende auf Lebenszeit, Grete Häusler, sieht es als ihre Lebensaufgabe an, den Namen Bruno Gröning und die Lehre weltweit bekannt zu machen. Dieser Auftrag wird heute vom 1979 gegründeten "Bruno Gröning Freundeskreis" / Kreis für geistige Lebenshilfe e.V. wahrgenommen. Zudem existiert die Grete Häusler GmbH. Gröning selbst hatte keine Schriften veröffentlicht, sondern nur private Notizen hinterlassen. Zusammen mit ca. 80 Tonbandaufnahmen und anderen Besitztümern gelangten sie als sein "Archiv" auf dubiosen Wegen, teilweise mit Rechtsstreit, frühestens ab 1984 in die Hände von Grete Häusler. Vermutlich ergänzt durch eigene Erinnerungen haben sie und der BGF, vor allem der Schwiegersohn von Grete Häusler, Thomas Busse, Grönings Lehre überhaupt erst zu einer zusammenhängenden Lehre im engeren Sinne aufgebaut und erweitert.
Kritik am BGF
Überformungen und Anleihen im Christentum sind nicht zu übersehen. Gröning hat beispielsweise keine Aussagen zu seiner Funktion nach dem Tod gemacht und sich eher als ein Diener Gottes empfunden. Heute wird ihm dagegen als Vermittler zwischen Gott und Mensch, Christus ähnlich und mit ungebrochener Wirkkraft, tiefe Verehrung zuteil. In Veröffentlichungen des Freundeskreises werden Anbetungsgedichte abgedruckt, intern wird er „Bruno“ genannt. Durch ein Gröning-Foto, dem der BGF ebenso wie den Staniolkugeln eine bestimmte Menge Bovis-Einheiten zuordnet, wird „Bruno“ in den Veranstaltungen als real anwesend empfunden. In der Schlussphase einer Veranstaltung kann jeder Teilnehmer Gröning für erfahrene Heilungen danken (ähnlich einer evangelikal-christlichen Gebetsgemeinschaft). Zudem ist eine Zeit vorgesehen, in der Einzelne ihre jüngsten Heilungserlebnisse berichten, meist Unspektakuläres wie verminderte Kopfschmerzen, Kraft zur Suchtaufgabe, schmerzfreiere Narben, allgemein besseres Wohlbefinden etc. Diese Berichte ähneln dem „Zeugnisgeben“ in evangelikalen Veranstaltungen sowie den Heilungsberichten in Heilungsgottesdiensten und werden oft mit „Danke, Bruno!“ abgeschlossen. Der Versammlungsleiter sieht seine Worte während der Ansprache vor der Versammlung als von Gröning eingegeben. Die lehrmäßigen und phänomenologischen Parallelen zum Christentum werden innerhalb des BGF nicht reflektiert. Es entsteht für einfache Mitglieder der Eindruck, sowohl Lehre als auch praktische Ausformung gingen direkt auf Gröning zurück.
Zitat: „Gottvater hat vor 99 Jahren uns Menschen einen Bruno Gröning geschickt. Er bekam ein Erdenleben als Mensch geschenkt und gab ihm einen großen Auftrag. Er soll die Verbindung zwischen Ihm und den Menschen wieder herstellen.“ (Grete Häusler, in: Schulungsbrief für den Bruno Gröning-Freundeskreis 3/2005, S. 105)
Weblinks
- Bruno Gröning Freundeskreis / Kreis für geistige Lebenshilfe e. V.
- Informationen zum Dokumentarfilm über Bruno Gröning
- Grete Häusler GmbH - Verlag für Literatur über Bruno Gröning
- H.D. Bach über Bruno Gröning
- Umfassender Artikel vom Sektenreferat des Bistums Trier
- Informationen insbesondere über den "Freundeskreis"
- AGPF über den Bruno-Gröning-Kult