Sachsensumpf
Sachsensumpf ist die Bezeichnung für eine Affäre um Kinderprostitution, Immobiliengeschäfte und die mögliche Verwicklung hochrangiger Persönlichkeiten aus Justiz, Politik und dem Geheimdienstmilieu in damit in Zusammenhang stehende kriminelle Machenschaften in Sachsen, insbesondere in Leipzig.
Im Zentrum der Affäre standen ranghohe sächsische Juristen und angebliche Freier des Leipziger Bordells Jasmin, in dem in den Jahren 1992 und 1993 minderjährige Zwangsprostituierte anschaffen mussten.[1] Der erhobene Vorwurf der Erpressbarkeit speist sich aus Ungereimheiten bei der Ermittlung und Verurteilung des Bordellbetreibers im Jahre 1994. Zwei der ehemaligen Zwangsprostituierten identifizierten im Prozess gegen den ehemaligen Bordellbetreiber den prozessführenden Richter als einen ihrer ehemaligen Freier.[2] Im Zusammenhang mit späteren Ermittlungen in einem anderen Fall hatte dieser ausgesagt, er sei nur deshalb mild bestraft worden, weil er keine Freier nannte.[3] Gegen zwei der ehemaligen Zwangsprostituierten wird am 15. Dezember 2011 vor dem Amtsgericht Dresden der Prozess wegen Verleumdung eröffnet.[4]
Berichterstattung
Ab Sommer 2007 berichtete Jürgen Roth über die Sachsensumpf-Affäre (Verdachts der Mitgliedschaft in mafiösen Strukturen bei hohen Politikern, Juristen, Polizisten und Journalisten[5][6]). Für seine Berichterstattung wurde Roth von dem Journalisten Reiner Burger in einer Artikelserie der FAZ heftig kritisiert. Burger wies Roth u.a. nach, es unterlassen zu haben, mit betroffenen Personen direkt zu sprechen. In diesem Zusammenhang musste Roth Aussagen auf seiner Homepage über einen Unternehmer zurücknehmen. Das Amtsgericht Dresden verurteilte ihn im Frühjahr 2008 zu einer Geldstrafe wegen übler Nachrede.[7] Der Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtages kam 2009 zu keinem einheitlichen Ergebnis über den Sachsensumpf. CDU und FDP sehen ihn als widerlegt an, Grüne und Linke konnten keine Beweise weder für noch gegen den Sachsensumpfvorwurf finden. Die Akteneinsicht wurde dem Untersuchungsausschuss von der Landesregierung weitgehend verweigert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht weiter bzgl. der Sachsensumpf-Affäre, da sie diese für widerlegt betrachtet.[8][9] Im Juni 2010 konstituierte sich im sächsischen Landtag ein Untersuchungsausschuss, welcher es sich zum Ziel gesetzt hat, die sächsische politische Landschaft auf Korruption und mafiöse Verstrickungen zu untersuchen. [10]
Einzelnachweise
- ↑ Die Zeit: Jasmin Chronik: http://www.zeit.de/online/2008/27/jasmin-chronik
- ↑ http://www.zeit.de/online/2008/27/sachsensumpf-jasmin/seite-1
- ↑ http://www.zeit.de/online/2007/47/sachsen-affaere/seite-3
- ↑ Thomas Datt, Arndt Ginzel: Untadelige Justizbeamte; kreuzer - Das Leipzig Magazin. Heft 12/2011. S. 32-33
- ↑ Thomas Datt, Arndt Ginzel: „Gefährliche Spuren“, Die ZEIT vom 16. November 2007
- ↑ junge Welt: Nicht im Rechtsstaat angekommen, 26. Juni 2009
- ↑ siehe dazu: Reiner Burger, FAZ 3. April 2008 S. 44: Der Sachsen-Sumpf ist ausgetrocknet - und - Reiner Burger, FAZ.net: „Medienlegende „Sachsen-Sumpf“: Das erinnert fatal an den Fall Sebnitz“ - und - Jürgen Roth: Warum wohl erhält der FAZ-Journalist Reiner Burger eine Medaille?
- ↑ junge Welt: Orden für heiße Luft, 10. Juli 2009
- ↑ ZEIT online: Voreiliger Freispruch, 27. Juni 2008
- ↑ FAZ.NET