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Landeskrone

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Landeskron-Express

Die Landeskrone ist der Hausberg der Stadt Görlitz. Der Berg liegt in westlicher Richtung unweit der Stadt. Sie entwickelte sich im Laufe der Jahrunderte zu einem Ausflugsziel. Obwohl die Landeskrone nur 420 m hoch ist, bietet sich von ihrem Gipfel ein schöner Blick auf Görlitz und die nähere Umgebung, denn es gibt in der Gegend keine höhere Erhebung. Die Landeskrone ist ein ehemaliger Vulkan, der vor rund 30 Millionen Jahren erloschen ist. Der Berg ist leicht zu erreichen, denn am Fuß des Berges endet die Linie 2 der Görlitzer Straßenbahn. Fußgänger haben die Möglichkeit, die Höhe durch angelegte Treppen zu überwinden. Am Wochenende fährt von dieser Straßenbahn-Haltestelle aus der „Landeskron-Express“, eine kleine Zugmaschine mit Wagen, der die Strecke bis fast zur Aussichthöhe überwindet. Die Abbildung von nebenan stammt vom Juli 2005.

Geschichte

Anfänge der Besiedlung

Die Besiedlung der Landeskrone läßt sich bis Anfang des 10. Jahrhunderts zurückführen. Zwei Wallanlagen, die durch Rudolf Virchow 1870 erstmals genauer erforscht wurden, werden in die Zeit der westslawischen Besiedlung dieses Gebietes eingeordnet. Der erste ständige Sitz und somit der Bau der ersten Burganlage geht zurück in das Jahr 952. Sie bildete später wahrscheinlich den Mittelpunkt eines Burgwardes der Besunzane. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Anlage als „urbs businc“ (Biesnitz) Anfang des 10. Jahrhunderts.

Bei Thietmar von Merseburg wird im Zusammenhang mit einem Heereszug, den König Heinrich II. im Sommer 1015 gegen Boleslaw I. Chrobry unternahm, auch die Eroberung einer großen urbs Businc durch böhmische Truppen erwähnt. Mit einiger Sicherheit kann diese mit der Befestigungsanlage auf der Landeskrone identifiziert werden. Auch der Name der unterhalb des Berges liegenden Orte Klein und Groß Biesnitz (um 1300 "Bisencz"), heute Ortsteile von Görlitz, gehen höchstwahrscheinlich noch auf die Bezeichnung Besunzane zurück.

Landeskrone

1268 tauchte sie als „castrum landischkrone“ auf und verdankt ihren Namen dem Rittergeschlecht mit Namen „derer von Landskron“. Der Stammsitz dieser Ritter befand sich im Siebengebirge, von wo aus eine Erhebung zu sehen war, die der Form und Größe nach, dem des Görlitzer Hausberges gleich kam.

Im Hochmittelalter wurde auf der Landeskrone eine wichtige Burg angelegt. Sie gehörte längere Zeit den in Böhmen und den Lausitzen reich begüterten Herren von Bieberstein. Und sie wurde im böhmischen Verwaltungs- und Verteidigungssystem eingesetzt, um die „Hohe Straße“ (Via Regia), die wichtige Handelsstraße im Mittelalter von Erfurt über Bautzen nach Görlitz zu überwachen.

Als die Burg um 1440 in den Besitz der Stadt Görlitz gelangt war, wurde sie auf Geheiß des Rats niedergerissen. 1620 nutzte Herzog Johann Georg von Jägerndorf die Landeskrone als Beobachtungswarte. 1758 stationierte der österreichische General Esterhazy zwei Husarenregimenter auf dem Gipfel und 1866 besetzte die preußische Heeresführung den Berg im Zug des Krieges gegen Österreich.

Geistiger Wandel in Mitteleuropa

Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts veränderte sich der Anspruch, den Gipfel als Wohnort mehr und mehr zu gestalten. Man entdeckte den romatischen Reiz in der Zeit der Dichter und Denker. 1796 baute man den heute noch stehenden Aussichtsturm.

Gegenwart

Heute befinden sich auf dem Berg ein Hotel und ein Aussichtsturm.

Unterhalb des Aussichtsturmes wehen seit Juli 2005 fünf Flaggen, die auf Initiative des Vereins Altes und Neues Deutsch Ossig e.V. gehißt wurden. Sie sind Zeichen der Heimatverbundenheit und sollen auch sichtbar Görlitz auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2010 unterstützen.

Neben der Görlitzer Flagge weht die schlesische, sächsische, deutsche und europäische Fahne.

Literatur

  • Zdeněk Měřínský, K lokalizaci hradu Businc u Dětmara Merseburského. (Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon ad a. 1015). Sborník Prací Filozofické Fakulty Brněnské Univerzity. Studia minora Facultatis Philosophicae Universitatis Brunensis E 40, 1995, 135-143. Deutsche Zusammenfassung: Zur Lokalisierung der Burg Businc Thietmars von Merseburg im Jahre 1015 (Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon ad a. 1015) auch im Internet.
  • Jasper von Richthofen, Die Landeskrone bei Görlitz - eine bedeutende slawische Befestigung in der östlichen Oberlausitz. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 45, 2003, 263-300. (Hier auch ausführlich zur Geschichte des Berges im Hoch- und Spätmittelalter und in der Neuzeit bis zur Gegenwart.)