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Goldküste (Kolonie)

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Die britische Kronkolonie Goldküste („Gold Coast Colony“) in Westafrika bestand von 1878 bis 1958. 1958 erlangte sie zusammen mit dem britischen Protektorat West-Togo (ehemals Teil von Deutsch-Togo) als Republik Ghana die Unabhängigkeit.

Die Kolonie umfaßte die südlichen Landesteile des heutigen Ghana. Im weiteren Sinn bezeichnete die Kolonie Goldküste später auch das britisch beherrschte Ashantigebiet (ab 1900) in Zentralghana und die unter britischer Herrschaft stehenden nördlichen Gebiete der heutigen ghanaischen Republik.

Einige Quellen geben das Jahr 1821 als Gründungsjahr an. In diesem Jahr wurden die britischen Forts an der Goldküste dem britischen Kolonialamt unterstellt, das die Verwaltung jedoch bald an einen Rat der Siedler und Händler in diesen Forts abgab.


Geschichte der Entstehung der Kolonie

Zum Zeitpunkt der Gründung der Kronkolonie waren die Briten an der sogenannten Goldküste bereits seit mehr als 300 Jahren mit Handelsniederlassungen vertreten ohne nach einer dauerhaften Vereinnahmung des Gebietes als Kolonie zu streben. Die Forderung nach Gründung einer Kolonie Goldküste wurde jedoch verstärkt seit den 1840er Jahren von britischen Siedlern und Händlern vor dort erhoben. Die Kosten einer dauerhaften Beherrschung des Gebietes schienen dem Kolonialamt im „Mutterland“ im Vergleich zum möglichen Gewinn allerdings zu hoch und das Ansinnen wurde von den zuständigen Behörden mehrfach abgelehnt.

Mehrere Gründe führten 1874 dennoch zur Gründung der Kolonie:

- In den späten 1860er Jahren kam es in Großbritannien zu einer neuen prokolonialen und proimperialistischen Stimmung vor dem Hintergrund der Suche nach neuen Absatzmärkten und Rohstofflieferanten für die heimische Industrie. Zudem hatte die waffentechnische Überlegenheit der Europäer eine neue Qualität erreicht, symbolisiert in der revolutionären Erfindung des Maximgewehrs. - 1872 hatten die Holländer als letzte europäische Macht neben den Briten ihre befestigten Stützpunkte an der Goldküste aufgegeben. Entscheidend dazu beigetragen hatte der erfolgreiche militärische Widerstand der Fantiföderation gegen die Übernahme einzelner britischer Forts (z.B. in Dixcove) durch die Holländer. Von holländischer Konkurrenz befreit konnten die Briten mit erhöhten Profiten im Handel rechnen und effektiv Zolleinnahmen durchsetzen. - 1874 hatte das Ashantireich die entscheidende Niederlage gegen die Briten hinnehmen müssen. Damit waren die Briten in der Lage, auf dem Gebiet des heutigen Ghana ihre Interessen gegen Jedermann durchzusetzen. Es gab keine einheimische Macht mehr, die ihnen noch etwas entgegensetzen konnte.

Die inneren Verhältnisse in der Goldküste: Kronkolonie, Protektorat und Territorium

Im Juli 1874 kam es daher zur Gründung der „Gold Coast Colony“, die das gesamte Territorium des heutigen Südghana umfaßte. Dieses Herzstück der Kolonie wurde überwiegend von den Fanti bewohnt. 1896 besetzten die Briten als Höhepunkt einer Serie kriegerischer Auseinandersetzungen Kumasi, die Hauptstadt des Ashantireiches, nahmen den Asantehene, den Herrscher der Ashanti, gefangen und erklärten das Ashantigebiet zum Protektorat. Später kamen die noch heute „Northern Territories“ genannten Gebiete der Mamprussi, Dagomba und anderer Völker Nordghanas hinzu.

Die Form der kolonialen Machtausübung innerhalb dieser drei Gebiete war sehr unterschiedlich. In der „Kronkolonie“ war den Einheimischen in Maßen eine politische Betätigung im modernen Wortsinn möglich: Politische Vereinigungen konnten sich ohne Genehmigung durch die Briten bilden und es gab weitgehende Pressefreiheit. Englisches Recht war gültig und Rechtsanwälte waren in der Lage, Auswüchse der Kolonialherrschaft zu bekämpfen. Im „Protektorat“ dagegen war Rechtsanwälten die Ausübung ihres Berufes verboten und politische Vereinigungen mußten sich als kulturelle oder soziale Vereinigungen tarnen. In der Kronkolonie gab es zudem schon aufgrund des längeren britischen Einflusses eine große Anzahl westlich gebildeter Afrikaner, die mit der Kolonialverwaltung kooperierten und diese auch in Ansätzen kontrollierten. Im „Protektorat“ dagegen bemühten sich die Briten bis in die 1920erJahre hinein um die Zerstörung des Ashantiimperialismus und seiner verbliebenen Traditionen. Die „Norther Territories“ wiederum waren in die späteren politischen Reformversuche innerhalb der Goldküste gar nicht eingebunden, hatten z.B. keine Stimme im gesetzgebenden Rat der sogenannten „Burnsverfassung“ der 40er Jahre

Britische Machtausübung in der Kolonie Goldküste: „indirect rule“ seit den 20er Jahren

Von 1919 – 1929 war Gordon Guggisberg Gouverneur der Kolonie und bemühte sich seit seinem Amtsantritt um eine Änderung der bestehenden Kolonialpolitik in der Goldküste. Sein Vorbild waren dabei die Theorien zur indirect rule des damaligen Gouverneurs von Britisch-Nigeria, Luggard.

Diese Theorie sah kurz gefaßt eine möglichst umfassende Delegation von Verwaltungsaufgaben an die einheimischen Eliten und traditionellen Oberhäupter der Kolonien vor – allerdings nur auf den unteren Verwaltungsebenen. Tatsächlich einflußreiche Posten blieben auch nach der Theorie der “indirect rule“ den Briten vorbehalten. Dennoch förderte diese Verwaltungsform sicherlich die Entstehung einer westlich gebildeten Elite und einer Zivilgesellschaft gerade im Süden des Landes.

Der Weg zur Unabhängigkeit der Goldküste

Die gesamte Zeit ihrer Herrschaft waren die Briten hier mit unterschiedlichen Formen des Widerstandes konfrontiert. Vom Widerstand gegen die Einführung einer Kopfsteuer in den 1860er Jahren oder den bewaffneten Aufstand der Ashanti um 1900 über die Jugendbewegung der 30er Jahre bis hin zu wirtschaftlichen Boykottbewegungen in den 40er Jahren. 1947 gründete sich mit der United Gold Coast Convention Party eine Partei, die die Unabhängigkeit des Landes als Programm hatte. An führender Stelle stand dabei der spätere Gründerpräsident und Nationalheld von Ghana, Kwame Nkrumah. Die Partei nahm einen enormen Aufschwung durch die sogenannten Accra-Riots, Unruhen, die 1948 nach dem Tod zweier Demonstranten durch britische Polizeikugeln in Accra ausgebrochen waren und sich bald in verschiedene Landesteile ausbreiteten und 29 Tote forderten. Im Gefolge dieser Unruhen wurden etliche Führer der Partei inhaftiert, unter ihnen Kwame Nkrumah. 1949 gründete der landesweit bereits ungeheuer populäre Nkrumah eine neue Partei, die Convention Peopel`s Party, die die Forderung nach Unabhängigkeit deutlich radikaler vertrat. Bei Wahlen 1950 gewann Nkrumahs CPP haushoch und nahezu landesweit. 1951 mußte die Kolonialverwaltung den inzwischen wieder inhaftierten Nkrumah aus dem Gefängnis entlassen und ihn mit dem Amt eines „Führers der Regierungsgeschäfte“ betrauen. Während der Regierungszeit seiner Partei von 1951 – 54 kam es noch unter britischer Herrschaft zu außerordentlichen Fortschritten in der Infrastruktur der Goldküste in den Bereichen Verkehr und Bildung, so dass die CPP trotz inzwischen erwachsener regionaler, politischer Konkurrenz im Ashantigebiet wiederum deutlich gewann. Am 5. März 1957 endete die Geschichte der britischen Kolonie Goldküste mit der Gründung der unabhängigen Republik Ghana.

Literatur

  • J.B. Webster, A.A. Boahen: The Revolutionary Years. West Africa since 1800. Longman 1984