Roger Bacon
Roger Bacon (* 1214 † 1294), auch bekannt als Doctor Mirabilis (Latein: "wunderbarer Lehrer"), war ein englischer Philosoph, der sein Werk vor allem auf die Empirie gründete und daher als einer der ersten Verfechter moderner, streng wissenschaftlicher Methoden gilt.
Roger Bacon wurde in Der Nähe von Ilchester in Somerset geboren. Seine Familie entstammte der oberen Mittelschicht, jedoch wurde unter der Herrschaft Heinrichs III. das Vermögen beschlagnahmt und zahlreiche Mitglieder der Familie ins Exil vertrieben.
Roger Bacon studierte in Oxford, hielt dann Vorlesungen über Aristoteles ab und wurde später Franziskanerbruder und Professor in Oxford. Er wurde vermutlich 1233 ordiniert und setzte nach Frankreich über, um an der Universität von Paris zu studieren, das damalige Zentrum des intellektuellen Lebens in Europa. Die beiden größten Orden, die Franziskaner und Dominikaner waren noch relativ jung von ihrer Gründung her betrachtet, übernahmen jedoch schnell die tonangebende Führung in der theologischen Diskussion. Alexander von Hales führte die Franziskaner, während der rivalisierende Orden durch Albertus Magnus und Thomas von Aquin vertreten wurde. Bacons Fähigkeiten wurden schnell erkannt und er schloss Freundschaft mit mächtigen Personen wie Adam de Marisco und Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln. Durch Lehre und Forschung motiviert, führte er zahlreiche Experimente durch, die er der Nachwelt überlieferte.
Die wissenschaftliche Ausbildung, die Bacon genossen hatte, resultierte aus dem Studium der arabischen Autoren des Mittelalters. Sie zeigten die Mängel der akademischen Ausbildung im Okzident auf: Aristoteles war nur durch schlechte Übersetzungen bekannt. Kein einziger der Professoren beherrschte die griechische Sprache. Gleiches galt für die Heilige Schrift. Die Gesetze der Natur wurden nicht durch Erkenntnis nach aristotelischer Weise erkannt, sondern als immerwährendes Sein. Bacon lehnte schließlich die Scholastik ab und widmete sich der Erlernung von Sprachen und der experimentellen Forschung. Den einzigen Dozenten, den er anerkannte, war Petrus de Maharncuria Picardus bzw. "Petrus aus der Picardie", vermutlich identisch mit dem Mathematiker Petrus Peregrinus aus der Picardie, der vermutlich der Autor des Traktates De Magnete aus der Bibliotheque Imperiale von Paris war. In Bacons Opus Minus und dem Opus Tertium ergießt sich ein gewaltiges Pamphlet über Alexander von Hales und einem weiteren Dozenten, der nur lernte, indem er andere unterrichtete. Seine dogmatischen Schriften eröffneten ihm in Paris eine Gleichstellung mit Aristoteles, Avicenna und Averroes.
Roger Bacon traf schließlich mit Kardinal Guy le Gros de Foulques, der sich sehr für seine Ideen interessierte und ihn um ein weiteres Werk bat, zusammen. Bacon war jedoch durch eine Regel des Franziskanerordens daran gehindert, Werke ohne Zustimmung des Ordens zu veröffentlichen. Daher verweigerte er sich zunächst. Der Kardinal wurde schließlich Papst Klemens IV. und drängte Bacon das Verbot zu ignorieren und das Buch im Geheimen zu schreiben. Bacon willigte ein und schickte sein Werk, das Opus Maius, 1267 an den Papst. Im gleichen Jahr erschien noch darauf das Opus Minus, eine Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken des ersten Werkes. 1268 publizierte er eine dritte Schrift, das Opus Tertium. Diese Schrift war dem Papst gewidmet, doch dieser starb im selben Jahr. Roger Bacon fiel in Ungnade und musste wegen seines Bruches in Haft gehen.
In seinen Schriften rief Bacon zu einer Reform des theologischen Studiums auf. Philosophische Haarspaltereien sollten weniger betont werden, als es in der Scholastik der Fall war. Stattdessen sollte die Bibel selbst wieder in den Mittelpunkt rücken. Das Studium der heiligen Schrift sollte in der originären Sprache erfolgen. Die Zahl der Fehlübersetzungen und Fehlinterpretationen war Legion. Ferner drängte er daher die Theologen, die gesamten Wissenschaften zu studieren, um sie der universitären Ausbildung hinzuzufügen.
Er wies die blinde Gefolgschaft früherer Autoritäten von sich, sowohl in theologischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Sein Opus Maius enthielt Kapitel über Mathematik und Optik, Alchimie und die Herstellung von Schießpulver, die Position und Größe von Himmelskörper, zugleich soll er Erfindungen wie das Mikroskop, das Teleskop, Brillen, fliegende Maschinen und Dampfschiffe vorausgesagt haben. Bacon studierte Astrologie und glaubte, dass die Himmelskörper Einfluss auf das Schicksal und den Geist der Menschen ausübte. Er kritisierte den Julianischen Kalender, der damals noch benutzt wurde.