Benigne Faszikulation
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Benignes Faszikulationssyndrom (BFS, engl. Benign fasciculation syndrome) ist eine in Deutschland nur selten diagnostizierte Erkrankung, die im englischsprachigen Raum besser bekannt ist. Das benigne Faszikulationssyndrom zeichnet sich primär durch Faszikulationen (Muskelzuckungen) in der Skelettmuskulatur aus. Dabei kann jede Muskelgruppe betroffen sein, häufig sind es Waden, Augenlieder oder Arme/Hände, aber bei vielen BFS-Betroffenen finden sich auch Muskelzuckungen der Zunge. Die Art und Häufigkeit der Zuckungen variiert stark, von permanenten sog. “Hot spots” die über Tage, Monate oder gar Jahre ständig faszikulieren (häufig z.B. In den Waden oder Fußsohlen) bis zu einzelnen “einschießenden” Zuckungen die weit verstreut im Körper und unwillkürlich auftreten.
Symptome
Das primäre Symptom von BFS ist das Auftreten von Muskelzuckungen. Zusätzlich treten noch bei vielen Betroffenen eine generalisierte schnelle Ermüdbarkeit von Muskeln, Muskelschmerzen, schnelles Einschlafen der Extremitäten, das Gefühl steifer und angeschwollener Finger, Muskelkrämpfe, Globusgefühle, Schluckbeschwerden (3), Parästhesien wie Kribbeln und Taubheitsgefühle, Tremor (sichtbar oder häufig als ein Gefühl von “innerem Vibrieren”), Muskelkrämpfe, Zucken ganzer Extremitäten und vermehrte Schlafmyoklonien sowie innere Unruhe und gesteigerte Reflexe auf. Die Schmerzen variieren in Stärke und Ausprägung, häufig findet man “Spannungsschmerzen” in der Muskulatur (“ Als käme gleich ein Krampf”) oder druckartige Schmerzen (“Als würde ein Arm oder Bein “abgeschnürt”). Häufig sind die Patienten aufgrund der Schwere der Symptome sehr beunruhigt und weigern sich zu akzeptieren, dass ihre Erkrankung gutartig ist. Oft sind sie davon überzeugt an ALS, MS oder Parkinson zu leiden, selbst nachdem diese Krankheiten durch einen Arzt ausgeschlossen wurden. Dieses zu Unrecht: eine Studie der renommierten Mayo-Klinik zeigte dass von 121 Patientien , die aufgrund ausführlicher Untersuchungen und eines normalen EMGs mit BFS diagnostiziert wurden, niemand später eine Motoneuronerkrankung entwickelte.
Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung von BFS sind noch nicht bekannt. Es gibt viele Überscheidungen mit Symptomen des essentiellen Tremors und denen der Fibromyalgie. Oftmals bricht diese Erkrankung in Anschluss an Viruserkrankungen aus, sodass dies als eine mögliche Ursache angesehen werden kann. Unter dem Überbegriff “ peripheral nerve hyperexcitability” wurden BFS- Patienten immunologisch untersucht und in vielen fand man Antikörper gegen spannungsgesteuerte Kaliumkanäle, welches die Entstehung dieser Erkrankung erklären kann (2). Auch eine übermäßige körperliche oder psychische Belastung scheint bei der Entstehung eine Rolle zu spielen, ebenso die Einnahme bestimmter Medikamente.
Diagnose
BFS ist eine Ausschlussdiagnose, nachdem alle anderen Krankheiten die mit Faszikulationen einhergehen können, ausgeschlossen wurden. In Deutschland wird diese Diagnose selten gestellt, weitaus häufiger wird der Patient als “kerngesund” entlassen oder mit Verdacht auf eine psychischen Erkrankung. Obwohl das alleinige Auftreten von Faszikulationen ohne klinische Schwäche grundsätzlich vom Vorliegen einer ernsthaften Erkrankung wegdeutet, gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die die benigne Diagnose bestätigen. Wichtigstes Mittel (neben Blutuntersuchungen und MRT) ist hierbei das EMG. Ist dieses unauffällig bis auf das Vorhandensein von Faszikulationen, kann von einem benignen Zustand ausgegangen werden, wie Eindrucksvoll durch die Mayo-Studie belegt. Aus ihren weitreichenden Erfahrungen mit dem Auftreten von gutartigen Faszikulationen werden manche Neurologen allerdings bei einer unauffälligen Voruntersuchung gegebenenfalls auf weitreichende Diagnostik verzichten. Vor allem da bei einem Großteil der Bevölkerung (77%) Faszikulationen auftreten (1) und erst das Auftreten weiterer Symptome des BFS oder -weitaus häufiger- Beunruhigung durch Internetrecherche die Patienten zum Arzt führt.
Behandlung
In vielen Fällen kann die Schwere der BFS-Symptome durch eine Stressreduktion verringert werden. Ausreichend Schlaf , Meditation und der Verzicht auf Koffein sind oftmals auch sehr hilfreich. In schweren Fällen kann man die Faszikulationen mit Beta-Blockern oder Antiepileptika unterdrücken, auch das “Ausschalten” von Hot-Spots mit Botulinumtoxin ist manchmal möglich. Eine Opiattherapie kann die Symptome häufig deutlich verbessern, muss allerdings gegen die Risiken einer Abhängigkeit abgewogen werden. Eine Psychotherapie kann hilfreich bei den Angstzuständen sein, die mit der Krankheit oftmals einhergehen, vor allem da viele Patienten schon in der Vorgeschichte an Angststörungen litten.
Quellen
(1) Fasciculation potentials in healthy people, Mitsikostas et al., muscles and nerves, 1998 Apr;21(4):533-5.
(2) Autoimmune disorders of neuronal potassium channels, Newsom-Davis et al., Annals of the New York Academy of Science, 2003 Sep;998:202-10
(3)Involvement of the esophagus in the cramp-fasciculation syndrome, Braune et al,.muscle and nerve, 1998 Jun;21(6):802-4.