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Arbeitswerttheorie

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Die Arbeitswerttheorie ist eine von Karl Marx herausgearbeitete ökonomische Theorie, die darlegt, dass der primäre, grundlegende Wertmaßstab für eine Ware (Warenwert) die in der Ware enthaltene zu ihrer Herstellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist.

Daraus lässt sich auch Ausbeutung ableiten. Wenn der Wert der Arbeitskraft, welche die Lohnarbeiter an die Kapitalisten wie eine Ware verkaufen müssen, niedriger ist als der Wert der Waren, die mit dieser Arbeitskraft produziert werden - die Differenz ist der Mehrwert, dann kann - zunächst durchaus "wertneutral" - von "Ausbeutung" (Exploitation) der Arbeiter gesprochen werden. Im Kapitalismus soll das nach Marx für jeden die Regel sein, da "Kapital" den Mehrwert sich aneignet und so durch Akkumulation (Ansammeln) des Mehrwerts immer größer wird. Würde man diese Strukturen abschaffen, ließe sich nach Marx der Kapitalismus beseitigen.

David Ricardo, Adam Smith und Karl Marx werden sehr oft mit dieser Theorie verbunden, aber auch schon bei John Locke oder gar noch früher finden sich Ursprünge, wobei das Verständnis der Theorie zwischen den Autoren sehr unterschiedlich sein kann.

Beschreibung

Herleitung

Wird ein Paar Schuhe gegen zehn Brote getauscht, entsteht die Gleichung 1 Paar Schuhe=20 Brote. Dass Brote und Schuhe aber keineswegs gleiche Dinge sind, liegt auf der Hand. Was aber diese Waren vergleichbar macht, ist die in ihnen enthaltene Arbeit. In diesem Beispiel hat ein Paar Schuhe den Wert von 20 Broten, d.h. zur Produktion von einem Paar Schuhe ist genau soviel Arbeit nötig, wie zur Produktion von 20 Broten.

Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit

Die Arbeitswerttheorie bezieht sich bei der wertschaffenden Arbeit nicht auf die tatsächliche, im Einzelfall geleistete, sondern auf die in einer Gesellschaft durchschnittliche Arbeitszeit, die zur Produktion einer Ware und damit die zur Wertschaffung gesellschaftlich notwendige Arbeit.

Der Wert von ein Paar Schuhen wird also nicht dadurch bestimmt, wieviel Arbeit ein konkreter Schumacher benötigt, sie herzustellen, sondern dadurch, wieviel Arbeit ein durchschnittlicher Schuhmacher der Gesellschaft benötigt, um ein vergleichbares Paar Schuhe herzustellen.

Deswegen haben die identischen Waren, egal ob vom faulen und ungeschickten langsam oder vom engagiert und rationellem Arbeiter schnell produziert, egal ob mit einer veralteten Technik langsam oder mit einer supermodernen Technik schnell produziert, den gleichen Wert, denn dieser bestimmt sich nach dem gesellschaftlichen Durchschnitt.

Abstrakte und konkrete Arbeit

Oben wurde auf das Paradoxon hingewiesen, dass unterschiedliche Güter (Schuhe oder Brote), was den Tauschwert anbelangt, einander gleichgesetzt werden im entsprechenden Tauschverhältnis. Damit werden auch die konkreten Arbeiten, die diese Güter hergestellt haben, einander gleich gesetzt, also soundsoviel Stunden Hemdennähen gleich soundsoviel Stunden Brot machen.

Das Paradoxon wiederholt sich also bei der Arbeit, indem verschiedene Tätigkeiten im Tausch - im richtigen Tauschverhältnis - einander gleich gesetzt werden. Marx führt deshalb den Begriff "abstrakte Arbeit" ein, also Arbeit, wenn man von allen besonderen Tätigkeitsmerkmalen der verschiedenen Arbeiten abstrahiert (absieht), und nur noch die nackte Arbeit, die abstrakte Arbeit übrigbleibt. Es ist die Zeitdauer dieser abstrakten Arbeit, die den Wert der produzierten Waren bestimmt.

Einfache und komplizierte Arbeit

Der Arbeitswert einer Ware lässt sich in Arbeitszeit ausdrücken. Ein Problem dabei ist allerdings, dass Arbeit verschieden Qualitäten haben kann. Die Arbeit eines Facharbeiter leistet mehr als die Arbeit eines einfachen Arbeiters. Wenn zum Beispiel ein Mikroskop den selben Wert hat wie hundert Brote, kann dies daran liegen, dass für ein Mikroskop 100 Stunden gearbeitet werden muss, für ein Brot aber nur eine Stunde. Es kann aber auch daran liegen, dass sowohl für ein Brot als auch für ein Mikroskop eine Stunde gearbeitet werden muss, dass aber, um ein Mikroskop herzustellen, eine hundertmal komliziertere Arbeit notwendig ist als die einfache Arbeit um ein Brot herzustellen. Marx meint aber, dass man komplizierte Arbeit auf einfache Arbeit umrechnen kann, indem man die Zeitdauern mit einem entsprechenden Faktor, der den Grad der Kompliziertheit wiedergibt, mulitpliziert. In unserem Beispiel also der Faktor 100.

Tauschwert

Der Wert einer Ware tritt als Tauschwert in Erscheinung. Da zum Tauschen immer mehrere Tauschpartner erforderlich sind, ist der Tauschwert einer Ware eine gesellschaftlich bestimmte Größe.


Verschleierung der Verhältnisse

Durch die Zwischenstufe des Geldes innerhalb der Warentauschprozesse sind die Arbeitswertverhältnisse weniger offensichtlich.

Siehe auch