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Groß-Wien

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Groß-Wien ist ein teilweise realisiertes Projekt der Nationalsozialisten zur Zeit der Ostmark, das den Ausbau Wiens zur "flächenmäßig größten Stadt des Reiches" vorsah. Die zahlreichen Eingemeindungen, die im Zusammenhang mit dem Projekt Groß-Wien vorgenommen wurden, wurden zwar großenteils noch innerhalb der Besatzungszeit wieder rückgängig gemacht, dennoch haben diese bis heute einen Einfluss auf die Infrastruktur der Region.

Allerdings gab es diese Ideen auch schon früher.

"Groß-Wien" im Kaiserreich

Datei:FranzJoseph1gr.jpg
Kaiser Franz Joseph I. vergrößerte Wien von einem auf 21 Bezirke und förderte maßgeblich den Ausbau zu Groß-Wien

Der Idee von "Groß-Wien" tauchte erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Im Jahre 1850 kam es zur ersten großen Stadterweiterung Wiens. Die Wiener Vorstädte, die innerhalb des Linienwalls lagen, wurden eingemeindet und in Bezirke unterteilt. Auf diese Weise wurde die bisherige Stadt zum ersten Bezirk, alle bisherigen Vorstädte zu den Bezirken zwei bis acht. In der Folgezeit entstand Diskussionen, ob Wien nicht auch mit seinen Vororten zu einer Millionenstadt vereint werden sollte. Der Rechtsanwalt Dr. Leopold Florian Meißner richtete im Namen des Vorortes Währing eine Petition an den niederösterreichischen Landesausschuss, in dem er die Bildung von "Groß-Wien" anregte. Diese Vorschläge stießen beim Wiener Gemeinderat jedoch auf Ablehnung. Man hatte im Falle einer weiteren Stadtvergrößerung Angst vor hohen Kosten, da dies beispielsweise einen Ausbau der Wiener Wasserversorgung bedeutet hätte, und man das unruhige Industrieproletariat der Vororte nur ungern als neue Wiener gesehen hätte. Auch einige Vororte traten für ihre Selbständigkeit ein.

Nach dem Wunsch Kaiser Franz Josephs I. in einer Rede am 30. September 1888 beschloss der niederösterreichische Landesausschuss trotzdem die Vereinigung Wiens mit den Vororten. Das Gesetz trat am 1. Jänner 1892 in Kraft. Kaiser Franz Joseph hielt seine Aufsehen erregende Rede anlässlich der Eröffnung des Türkenschanzparks in Währing und ging so auf die Wünsche des Ortes einer Eingemeindung nach. Zu dieser Zeit gab es in Wien eine rege Bautätigkeit sowie eine starke Zuwanderung. Die freien Flächen zwischen den noch unverstädterten Vororten wurden bald aufgefüllt, des Zentrum der Stadt erhielt durch neue Palastbauten einen neuen Glanz. Im Jahre 1898 schrieb hierzu die Österreichische Illustrierte Zeitung

Groß-Wien hat sich in wenigen Dezennien ganz gewaltig verändert. An Stelle enger und winkeliger Gassen sind breite Straßenzüge mit prunkvollen Palästen getreten, noch vor wenigen Jahren unbebaute Flächen weisen heute gewaltige Hauskomplexe auf. Die Bautätigkeit ist eine ganz enorme und kaum eine Straße wird man finden, in der nicht die Haue des Demolierers irgend ein Stück Alt-Wien niedermacht, um Platz zu schaffen für ein modernes Prunkgebäude. In den sogenannten alten Bezirken ist dieses Schwinden uns liebgewordener Häuser besonders auffällig...

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte Wien erstmals die 2-Millionen-Einwohner-Marke. Mit der Bildung des neuen Bezirkes Floridsdorf begann man seit dem Jahre 1904 auch mit der Erschließung des Gebietes nördlich der Donau. In dieser Zeit entstanden die Pläne des Wiener Gemeinderates die den Ausbau der Stadt zu einem Groß-Wien mit vier Millionen Einwohner vorsah. In diesem Zusammenhang gründete man das Städtische Regulierungsbüro. Als Zeitraum für den städtebaulichen Ausbau wurde etwa ein halbes Jahrhundert veranschlagt. Man begann mit der Umsetzung der ersten Projekte, wie die Verbauung des Stubenviertels, musste die Arbeit jedoch zur Zeit des Ersten Weltkriegs unterbrechen und schließlich nach dem Untergang des Kaiserreiches beenden. Wien verlor große Teile seiner Einwohner, jegliche Ideen von Groß-Wien mussten wieder aufgegeben werden.

Das nationalsozialistische Groß-Wien

Die Bildung des neuen Groß-Wien

Nach dem am 13. März 1938 erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich war vor allem die neue Stadtverwaltung in Sorge geraten, dass man auf Grund der Randlage Wiens im Deutschen Reich ins Abseits geraten könnte. Die nationalsozialistische Führung beschloss deshalb durch eine umfangreiche Propagandakampagne für die geplante Volksabstimmung über den bereits vollzogenen Anschluss am 10. April 1938 "die zweitgrößte deutsche Stadt" Wien in die "flächenmäßig größte" des Landes unter dem Namen Groß-Wien auszubauen. Hinzu kam ein "Aufbauprogramm", dass umfangreiche bauliche Umgestaltungen in Wien vorsah. Als treibende Kraft hinter den Projekt "Groß-Wien" galt der damalige Wiener Bürgermeister Hermann Neubacher.

Nach der Rede Adolfs Hitler am Wiener Rathausplatz am 9. April 1938 befasste man sich in der nationalsozialistischen Führung mit den Umsetzungsplänen der groß angelegten Gebietserweiterung Wiens. Sie sollte nach dem Vorbild Groß-Hamburgs erfolgen und wurde am 1. Oktober im Gesetz über Gebietsveränderungen im Lande Österreich beschlossen. Diese Bildung erfolgte teilweise nach wirtschaftlichen, aber auch militärischen Gesichtspunkten. Das Gesetz trat am 15. Oktober 1938 in Kraft. Der so neu gebildete Reichsgau Wien wurde hierdurch um fünf neue Bezirke auf 26 erweitert. Des Weiteren wurden mehrere Randbezirke auf Kosten der Umlandgemeindern erweitert, sowie kleine Bezirke zusammengelegt. Der Reichsgau Groß-Wien war mit 1215 km² fast fünf Mal so groß wie das frühere Wien und bekam rund 200 000 neue Einwohner an einem Tag. Wien wurde damit zur sechstgrößten Stadt der Welt.

Am Tag der Erweiterung wurde eine Triumphfahrt vom Gauleiter Odilo Globocnik und Bürgermeister Hermann Neubacher durch die 97 eingemeindeteten Orte organisiert. Diese endete in Mödling wo die 97 Bürgermeister der betroffenen Gemeinden ihre Amtsgeschäfte symbolisch an den Wiener Bürgermeister übergaben.

Die neuen Bezirke Groß-Wiens

Datei:Karte von Groß Wien.png
Karte von Groß Wien (alte Grenzen hellrot, neue Grenzen schwarz, heutige Grenzen dunkelrot)

Der Westen und Norden

Im Westen und Norden Wiens gab es eine vergleichsweise kleinere Erweiterung des Stadtgebietes. Hier grenzte die Stadt an den gebirgigen Wienerwald, so dass eine möglichst schnelle Verstädterung der eingemeindeten Bezirke bei eine größeren Fläche kaum durchführbar wäre. So wurden nur einige an bereits bestehenden beziehungsweise neu angeordneten Bezirken angeschlossen. Die nördlichen Eingemeindungen wurde um die Stadt Klosterneuburg zum gleichnamigen neunen Stadtbezirk zusammengeschlossen.

Vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich fanden sich im Osten Wiens die kleinen Randbezirke Rudolfsheim und Fünfhaus. Rudolfsheim trug die Bezirksnummer 14, Fünfhaus die 15. Diese beiden kleinen Bezirke widersprachen jedoch dem Konzept von Groß-Wien und so wurde Rudolfsheim, das damals auch Sechshaus umfasste, dem 15. Bezirk Fünfhaus angegliedert. An Stelle von Rudolfsheim als 14. Bezirk trat unter dem Namen Penzig in völlig neu gebildeter Stadtbezirk im Osten Wiens.

Penzing war ursprünglich ein Stadtteil des 13. Bezirkes Hietzing und wurde von diesem gemeisam mit allen weiteren Bezirksteilen nördlich des Wienflusses, Breitensee, Baumgartenund Hütteldorf abgtrennt. Hinzu kamen die an der Stadgrenze gelegnene niederösterreichischen Gemeinden im Wienerwald Hadersdorf-Weidlingau und der Marktort Purkersdorf. Hadersdorf-Weidlingau war eine Zusammensetzung der Gemienden Auhof, Mariabrunn, Weidlingau und Hadersdorf, die in dieser Form seit 1848 bestand. Hier wurden vor allem die dichter besiedelten Vororte im Osten Wiens einverleibt.

Hietzing selbst erhielet für den Verlust der nördlichen Gemeinden den Lainzer Tiergarten zugesprochen, der bislang zu Niederösterreich gehörte. Neben diesen größeren Erweiterungen der Randbezirk gab es auch zahlreiche kleiner Gebietserweiterung großteils unbewohnter Gebiete. So fiel der ehemals niederösterreichische Exelberg 1938 an Hernals.

Im Norden wurde die heutigen drittgrößte Stadt Niederösterreichs mit ihrer Umgebung an Wien angeschlossen. Klosterneuburg wurde mit ihren Umlandgemeinden Weidling, Weidlingbach, Scheiblingstein, Kritzendorf, Höflein an der Donau, Kierling und Maria Gugging zum neuen 26. Wiener Gemeindebezirk Klosterneuburg zusammengefasst. Man beschränkte sich vorerst um das Gebiet der Wiener Pforte und sah vorerst von einer Erweiterung bis nach Tulln ab.

Der Osten

Im Osteben Wiens, auf der nördlichen seite der Donau wurden beriets im jahre 1904 durch die Bilödung Floridsdorf aus mehreren ländwirtschaftlich geprägten Geimeinden eine gro0e Erweiterung Wiens durchgeführt. Obwohl dieser Bezirk um 1938 noch kaum eine Verstäterung aufwies entschloss man sie ihn zu teilne und die neu entstandenen Bezirke unter den Namen Floridsdorf und Groß-Enzersdorf, nach der gleichnamigen neu eingemindeten größeren Gemeinde, durch mehrere Marchfeldgemeinden zu erweitern.

Floridsdorf wurde 1904 mit den Orten Jedlesee, Großjedlersdorf, Donaufeld, Leopoldau, Kagran, Hirschstetten, Stadlau und Aspern zu Wien eingemeindet, wozu 1910 noch Strebersdorf kam. 1938 verlor Floridsdorf Kagran, Stadlau, Hirschstetten, Aspern und die Lobau an den neu gebildeten 22. Bezirk Groß-Enzersdorf. Hinzu kamen die niederösterreichuischen Gemeinden Flandorf, Hagenbrunn, Langenzersdorf, Bisamberg, Kleinengersdorf, Enzersfeld, Königsbrunn, Gerasdorf, Kapellerfeld und Seyring sowie die Siedlungen Oberlisse und Föhrenhain.

Der Süden

Bei der ersten großen Erwitertung Wiens loegte man vor allem auf die Eingemeindung zahltreicher Gemeinden im industriell hoch eintwickelten und dicht besiedelten Süden Wiens wert. So wurde hier besepilsweise Ort wei Gumpoldskirchen einverleibtr, die ursprünglich 20km von der Stadgrenze entfernt lagen. Alsw Zentralgemeinden dieser Entwicklung im Wiener Becken wählte man die drei Städte Liesing, Mödling und Schwecht um die man drei völlig neue Bezirke Wiens bildetet.

Der Ausbau der neuen Stadt

Die nationalsozialistischen Stadbaupläne für Groß-Wien

Trotz der anfänglichen nationalsozialistischen Propaganda war eine großzügige Umgestaltung für Wien nicht von der NS-Führung vorgesehen. Hitler selbst widmete sich lieber anderen Städten in der Ostmark wie der neuen Führerstadt Linz. Wien wurde nur als Binnenhafen und Stützpunkt der Wehrmacht und Luftwaffe im Wehrkreis XVII angesehen, die als eine Basis für die Eroberung der Ost- und Südostgebiete dienen konnte. Aus diesen Gründen kam die NS-Führung und der Gauleiter Wiens Josef Bürckel zu dem Schluss Wien städtebaulich zu konservieren.

Trotz dieser Vorgabe von Adolf Hitler entstanden mehrere Pläne nach einer Umgestaltung der Stadt. Diese wurden vor allem von der Stadtverwaltung selbst in Auftrag gegeben. Erste Pläne zum Umbau Wien entsanden bereist vor dem Anschluss im Büro Albrecht Speer, wenn auch ohne dessen Beteiligung. Diese Pläne wurden von beamteten Architekten im Wiener Stadtplanungsamt aufgegriffen. Es wurden zahlreiche Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Vor allem unter Wiens zweiten Gauleiter Baldur von Schirach entstand eine rege Bauphantasie und Planungsaktivität. Die Ausarbeitung von Pläne für Groß-Wien wurde jedoch mit fortschreitendem Kriegsverlauf wieder eingestellt.

Die nicht verwirklichten Pläne für die Umgestaltung des neuen Groß-Wiens sahen unter anderem vor das Zentrum Wiens "näher an die Donau zu rücken". Dies sollte durch zwei monumentale, parallel verlaufende Straßenachsen, die vom jeweiligen Endpunkt der Ringstraße, dem Schottenring beziehungsweise der Urania, beginnen und über die Donau bis zu einem neuen "Donauforum" im Bereich der Alten Donau führen hätten sollen. Dort sollte am Donauufer unter anderem ein 350 m hoher steinerner Kuppelbau, ähnlich wie in Berlin, entstehen. Des Weiteren sollte eine in über 100 m Höhe auf riesigen Viaduktbögen verlaufenden "Via triumphalis" entstehen, die von der Votivkirche am Ring über den Gaußplatz in der Brigittenau bis auf den Kahlenberg zu einem NS-Ehrenmal führen und die Weinhänge von Sievering und Grinzing überspannen sollte. Als Vorbild dieser Umbaupläne dienten meist historische Vorlage aus der Zeit des Barock beziehungsweise gründerzeitliche Vorstellungen.

Wohnungsbau und Infrastruktur

Nach der vollzogenen Gebietserweiterung Wiens sollten die neu erschlossenen Gebiete rasch infrastrukturell erschlossen, sowie die zahlreichen Baulücken nach und nach geschlossen werden. Bereist im Herbst 1938 feirtete man die Fertigstellung der "Erste nationalsozialistische Siedlung der Ostmark", der "SA- Dankopfersiedlung Leopoldau", die jedoch bereits vor dem Anschluss nahezu vollendet war. Im Jahre 1939 wurde schließlich ein umfangreiches Wohnbauprogramm vorgestellt, dass eine Errichtung von 60 000 neuen Wohnungen beinhaltete. 12 000 dieser geplanten Wohnungen waren Teil einse besonderen Sofort-Wohnprogramm, die besonders schnell realistiert werden sollten. Diese Programme sollten die Leistungen der sozialdemokratischen Stadtverwaltung im Bereich des kommunalen Wohnbau vor dem Anschluss in den Schatten stellen. Dennoch kam es in der Besatzungszeit nur zur Errichtung von etwa 3 000 neunen Wohnungen. Die größte neu errichtetet Siedlung war die Wienerfeld-Siedlung West und Ost im Süden Groß-Wiens mit 500 Wohnungen. Die meisten der neuen Wohnungen wurden jedoch auf der Stelle kleinerer Baulücken im dichter besiedelten Gebiet Wiens errichtet.

Der Wohnungsbaupläne der Nationalsozialisten waren gescheitert, in den letzten Kriegsjahren ab 1942 konnten gar keine neue Wohnungen mehr fertig gestellt werden. Die zunehmende kriegsbedingte Zuwanderung konnte in den Anfangsjahren durch frei gewordene, ehemals jüdische, Wohnungen gedeckt werden. Vor dem Anschluss lebten rund 170 000 Personen jüdischen Glaubens in Wien, durch Vertreibung und Deportation kamen rund 78 000 Wohnungen in den Hände der nationalsozialistischen Stadtverwaltung und wurden "ariesiert". Mit fortschreiten des Krieges stellte sich jedoch eine zunehmende Wohnungsknappheit sowie Versorgungsengpässe ein. In Wien kam es auf Grund dessen zu einer häufigen Anlage neuer Schrebergärten. Die Stadtverwaltung beschloss schließlich die Zwangsbewirtschaftung des Wohnungsbestandes sowie ab Ende 1943 eine Zuzugssperre auszusprechen.

Der infastruktuerelle Ausbau der Stadt beschäftigte sich vor allem mit dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, dem Bau einer Stadtautobahnen und eines Autobahnringes sowie der Errichtung hochseetüchtiger Häfen bei Großenzersdorf und Schwechat. werden.

Militärische Aufrüstung

Zur militärische Aufrüstung der Stadt gehörte die Errichtung der Flaktürme in der Innenstadt sowie die Einrichtung eines Luftwaffenstützpunkt der deutschen Luftwaffe sowie eine Luftkampfschule bei Wien-Seyring.

Der Zerfall von Groß-Wien

Auswirkungen nach Ende des Zweiten Weltkrieges

Literatur

  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz: Architektur des Untergangs, Promedia, Wien 1998 ISBN 3-85371-113-8