Zum Inhalt springen

Meänkieli

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. September 2005 um 13:51 Uhr durch 134.96.65.123 (Diskussion) (Meänkieli heute). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Tornedalfinnisch (Meänkieli)

Gesprochen in

Schweden
Sprecher 30.000-70.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2 (B) fiu (T)

Meänkieli (wortwörtlich "unsere Sprache") oder Tornedalfinnisch (schwed. Tornedalsfinska) ist ein finnischer Dialekt, der im Tal des schwedisch-finnischen Grenzflusses Torneälv (Tornedalen, daher der Name) in Lappland beheimatet ist.

Verbreitung

Meänkieli wird vor allem im Tal des Torneälv in und um Pajala, Haparanda, Övertorneå und in geringerem Umfang auch in Kiruna und Gällivare gesprochen. Weiterhin ist die Sprache in Städten vertreten, die verstärkt Zuzugsgebiet von Tornedalfinnen sind, wie z.B. Luleå und Stockholm. Die Anzahl der Sprecher des Tornedalfinnischen schwankt je nach Zählweise (aktive, passive Sprachbeherrschung, ...) zwischen 30.000 und 70.000 Menschen.

Sprache

Durch die Isolation der finnischsprachigen Bevölkerung Schwedens vom restlichen finnischen Sprachgebiet nach dem Verlust Finnlands an Russland im Jahre 1809 haben Entwicklungen der finnischen Sprache im 19. und 20. Jahrhundert kaum ihren Weg ins Tornedalfinnische gefunden. Dagegen wurde Meänkieli stark von der schwedischen Sprache beeinflusst, vor allem in Form von neuen Begriffen des modernen Alltags. Diese Entwicklung wurde auch duch Bestrebungen der schwedischen Regierung (zwischen 1888 und Anfang der 1960er) gefördert, die Tornedalfinnen zu assimilieren. Der Gebrauch ihrer Sprache wurde in den Schulen verboten, so daß viele Tornedalfinnen die Sprache heute nur noch passiv beherrschen.

Aus linguistischer Sicht ist Meänkieli nicht sehr verschieden von der finnischen Sprache und wird in Finnland auch als Subdialekt des nordfinnischen Dialekts verstanden. Aus sprachpolitischer Sicht und angesichts der daraus resultierenden Effekte kann Meänkieli heute aber durchaus als Sprache bezeichnet werden.

Meänkieli unterscheidet sich vom Standardfinnischen unter anderem in Phonologie, Morphologie, Syntax und Wortschatz.

Beispiel für Wortanleihen aus dem Schwedischen sind: fryysi (schwed. frys - Gefrierschrank), biili (bil - Auto), räkinki (räkning - Rechnung), muturisaha (motorsåg - Motorsäge).

Eine charakteristische Eigenheit des Tornedalfinnischen ist die sogenannte h-Metathese, bei der ein h um ein oder zwei Stellen im Wort verschoben wird. Aus dem urfinnischen talohon (ins Haus hinein, finn. taloon) wird in Meänkieli talhoon.

Ein weiterer Unterschied zum Standardfinnischen besteht im Fehlen zweier Fälle, dem Komitativ und dem Instruktiv.

Man unterscheidet vier Varianten: den Torneälvdalsdialekt, den Vittangidialekt, den Jukkasjärvidialekt, sowie den deutlicher von den übrigen abweichenden Gällivaredialekt (vor allem durch einen sehr hohen Anteil an schwedischen und samischen Lehnwörtern).

Meänkieli heute

Am 2. Dezember 1999 erkannte der Schwedische Reichstag die finnischsprachige Bevölkerung von Tornedalen als Minderheit und Meänkieli als Minderheitensprache an.

Vor allem junge Leute beherrschen Meänkieli heutzutage kaum noch aktiv. Unterstützung findet Meänkieli (diese Bezeichnung wurde erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt) durch Menschen wie den Schriftsteller Bengt Pohjanen, die an festen Regeln für Grammatik und Rechtschreibung des Tornedalfinnischen arbeiten. Für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Sprache setzt sich der Interessensverband Svenska tornedalingars riksförbund-Tornionlaaksolaiset (STR-T) ein. Meänkieli wird unter anderem an den Universitäten in Luleå und Umeå unterrichtet und erste Abschnitte der Bibel wurden übersetzt. Auch gibt es heute Fernsehsendungen auf Tornedalfinnisch.