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Geist

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Das Wort Geist wird in der deutschen Sprache in vier Bedeutungsbereichen benutzt:

  1. In manchen Religionen spricht man oft von Geistern, die als Wesen, die zwischen Menschen und Götter stehen, aufgefasst werden.
  2. Dem einzelnen Menschen wird ein Geist zugesprochen, der unterschiedlich verstanden wird.
  3. In Anlehnung an den dem Menschen zugesprochenen Geist wird das Wort im übertragenen Sinne, etwa für Eigenschaften des Menschen oder für Gruppen von Menschen, benutzt.
  4. Manche alkoholischen Getränke werden ebenfalls als Geist bezeichnet (z.B. Himbeergeist).

1. Geist in Religionen

Viele unverstandene Erscheinungen werden 'Geistern' zugeschrieben, die als wiederkehrende verstorbene Menschen (Gespenst), belebte Naturobjekte (Pantheismus) oder Götter verstanden werden.

Viele unverstandene Verhaltensformen, die wir auch heute noch als Geisteskrankheiten bezeichnen, obwohl sie organisch bedingt sind, wurde in der Vergangenheit als Besessenheit durch Geister aufgefaßt.

Die christlichen Kirchen sprechen vom Heiligen Geist.

2. Geist im Menschen

Das Wort 'Geist' hat eine Reihe von teilweise überlappenden, teilweise einander ausschließenden Bedeutungen. Die Ursache dafür ist in dem auch heute noch nicht verstandenen Ursprung von Bewusstsein, Verstand, Intelligenz, Intellekt zu suchen, die (neben anderen Phänomenen) unter den Begriff 'Geist' gefaßt wurden. Der Begriff 'Geist' ist eng mit der Idee des 'Lebens' verbunden, in dem Sinne, dass unbelebten Dingen kein Geist zugesprochen wurde.

Menschen haben seit Jahrtausenden versucht, den menschlichen Geist begrifflich zu fassen (siehe weiter unten die von Aritoteles, Descartes und Galilei stammenden Konzepte).

3. Geist im übertragenen Sinne

Von menschlichen Eigenschaften ausgehend, wird Geist dann in teilweise ineinander übergehen Bedeutungsebenen benutzt:

  • Geist im engeren Sinne = belebter Geist als biologische Information, wie sie im Erbgut oder in den Eiweißmolekülen verborgen ist oder auch als die Fähigkeit eines Lebewesens auf niedriger Ebene ohne Nervensystem auf Umweltreize zu reagieren.
  • Geist im menschlichen Sinne = bewusstes Denken, Inhalte des bewussten Denkens, sprachliches Denken.
  • Geist im kulturellen Sinne = Geist aller Menschen als Gesamtheit aller Informationen, die in unseren Köpfen und in all unseren Kulturspeichern existiert ( Bücher etc )

Diskussion

René Descartes bedeutete der Geist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet.

Eine heutige enge Definition ist: Geist ist nur die Information, die von einem menschlichen Nervensystem verarbeitet wird.

Man kommt aber mit diesen engen Definitionen schnell in Widersprüche mit dem allgemeinen Sprachgebrauch, der durchaus anerkennt, dass in einem gesprochenen Satz oder in einem Buch Geist stecken kann. Auch gibt es einen Zeitgeist.

Hier sind also mindestens die Ebenen 3 ( = Nervengeist) und die Ebene 4 ( = Leistungen und Produkte des menschlichen Geistes ) als zutreffend anerkannt.

Im Gegensatz zur reinen Informationsmenge wird unter Geist meistens nur sinnvolle Information verstanden. Reine Zufallsinformation wäre "geistlos". Geist hat also immer etwas mit Informationsqualität, mit Sinn und Bedeutung zu tun.

Menschlicher Geist äußert sich unter anderem in

  • zielgerichtetem Handeln,
  • in der Sprache und
  • in der nichtsprachlichen Kommunikation (z.B. Gesichtsmimik)

Geist und Denken

Begriffe wie Vernunft (folgerichtiges Denken, abgewogenes Denken), Verstand, Intelligenz, Gedächtnis etc., sind entweder Teilbereiche des menschlichen Geistes oder es sind Instrumente des menschlichen Geistes.

Es verfließen manchmal die Unterschiede zwischen dem verarbeitenden Organ (z.B. unserem Gehirn) und dem verarbeiteten Inhalt (der Information), da ja auch in der Struktur des Verarbeitungsorganes, d.h. der Nervenvernetzung im Gehirn, viel Information steckt. Software verfestigt sich zu Hardware und Hardware bringt wieder Software hervor, die Unterschiede von Soft- und Hardware verwischen sich im Gehirn. Auch in Computern kann Hardware teilweise durch Software ersetzt werden. Vollständig ist das aber nie möglich, d.h. ein reiner Softwarecomputer ist undenkbar.

Denken existiert nur auf der dritten Ebene des Geistbegriffes. Unter Denken versteht man hier die Umstrukturierung, die Änderung der Anordnung von Informationsinhalten in einem Nervensystem. Manche verstehen unter Denken nur bewusstes Denken. Dies ist meines Erachtens zu eng definiert.

Unterscheide Gehirn und Verstand, Software - Hardware , Unterscheide Geist in einem Lebewesen und Geist außerhalb eines Lebewesens


Kann man den Geist messen? Kann man Geist messen? z.B als IQ , EQ ,

Worte in anderen Sprachen für den Begriff Geist:

  • Englisch mind, spirit, ghost
  • Griechisch pneuma
  • Hebräisch ruach
  • Lateinisch spiritus
  • Französisch l'esprit

Falsche und kontroverse Ansichten über den Begriff Geist:

Galileo Galilei: Ich befand mich eines Tages im Hause eines in Venedig sehr angesehenen Arztes, wohin öfters Leute kamen, teils aus Neugier, um eine Leichensektion von der Hand eines ebenso wahrhaft gelehrten, wie sorgfältigen und geschickten Anatomen ausführen zu sehen. Diesen Tag nun geschah es, dass man den Ausgangspunkt der Nerven aufsuchte, welches eine berühmte Streitfrage zwischen den Ärzten aus der Schule des Galen und den Peripatetikern ist. Als nun der Anatom zeigte, wie der Hauptstamm der Nerven, vom Gehirn ausgehend, den Nacken entlang zieht, sich durch das Rückgrad erstreckt und durch den ganzen Körper verzweigt, und wie nur ein ganz feiner Faden von Zwirnsdicke zum Herzen gelangt, wendete er sich an einen Edelmann, der Ihm als Peripatetiker bekannt war und um dessentwillen er mit außerordentlicher Sorgfalt alles bloßgelegt und hatte, mit der Frage, ob er nun zufrieden sei und sich überzeugt habe, dass die Nerven im Gehirn ihren Ursprung nehmen und nicht im Herzen. Worauf unser Philosoph, nachdem er ein Weilchen in Gedanken dagestanden, erwiderte: Ihr habt mir das alles so klar, so augenfällig gezeigt - stünde nicht der Text des Aristoteles entgegen, der deutlich besagt, der Nervenursprung liege im Herzen, man sähe sich zu dem Zugeständnis gezwungen, dass Ihr Recht habt."

Descartes meinte die Schnittstelle zwischen Leib und Seele wäre in der Zirbeldrüse zu finden , dem einzigen unpaarigen Organ des Gehirns. Gegenthese: Entgegen der Vermutung Descartes', dass es irgendwo im Gehirn ein singuläres Zentrum geben müsse, in dem alle Informationen zusammenkommen und einer einheitlichen Interpretation zugeführt werden, - einen Ort an der Spitze der Verarbeitungspyramide, wo das innere Auge die Welt und sich selbst betrachtet, entgegen dieser plausiblen Annahme erbrachte die Hirnforschung den Beweis, dass ein solches Zentrum nicht existiert. Korbinian Brodmans Vermutung hat sich bestätigt. Er folgerte schon zu Beginn dieses Jahrhunderts aus seiner Entdeckung funktionell und anatomisch abgrenzbarer Hirnrindenareale, ich zitiere: "Wir müssen daher die Annahme, dass eine Verstandesleistung oder ein Gemütsvorgang ..... in einem einzelnen umschriebenen Rindenteile zustande komme, mag man diesen nun "Assoziationszentren" oder "Denkorgan" oder ähnlich nennen, als eine ganz unmögliche psychologische Vorstellung ablehnen." Uns stellt sich heute das Gehirn als extrem distributiv organisiertes System dar, in dem zahllose Teilaspekte der einlaufenden Signale parzelliert und parallel abgearbeitet werden.

Aristoteles Idee von den Nervenzellen: der Nervenursprung liege im Herzen , das Gehirn dient nur der Kühlung. In der Antike vermutete man auch in den Seitenventrikeln den Platz für unsere geistigen Zustände.

Empfehlenswerte Literatur:

  • Kleine Geschichte der Gehirnforschung von Peter Düweke Beck DM 19.90
  • Gehirn und Geist von Kenneth A.Klivington aus dem Spektrum Akademischer Verlag
  • Der Begriff des Geistes von Gilbert Ryle, Nr. 8331 Reclam Universalbibliothek
  • Neuronale Netze:Die nächste Computer-Revolution von Soeren Brunak und Benny Lautrup Hanser Verlag 1993. ( Ein dünnes, sehr lesenswertes und gut verständliches Buch über die Grundlagen des Geistes in unseren Gehirnen und in Computern.)
  • Das Gehirn und seine Wirklichkeit. von Gerhard Roth Taschenbuch - 383 Seiten - Suhrkamp, Ffm. Erscheinungsdatum: August 2000 ISBN 351828875X (alternative, suche)
  • Schnittstelle Gehirn. Zwischen Geist und Welt. ( in Deutsch und Englisch). von Gerhard Roth
  • Neurowissenschaften und Philosophie. Eine Einführung. von Michael Pauen, Gerhard Roth
  • Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. von Gerhard Roth
  • Russell, Bertrand: Die Analyse des Geistes.
    • Philosophische Bibliothek Bd.527. 2000. VII, 407 S.. Buchleinen (Gewebe). 416gr.
    • ISBN: 3-7873-1527-6, KNO-NR: 08 67 45 70 -MEINER- 42.00 EUR - 71.00 sFr
      • Was charakterisiert den Geist im Gegnsatz zur Materie? Wodurch unterscheidet sich die Psychologie von der Physik? "Ich werde Sie im Verlaufe dieser Vorlesungen zu überzeugen versuchen, dass der Geist nicht so geistig und die Materie nicht so materiell ist, wie man für gewöhnlich glaubt", beschreibt Bertrand Russell (1872-1970) das Anliegen dieses Buches. "Die Analyse des Geistes" ist aus Vorlesungen entstanden, die Russell in London und Peking gehalten hat. Die englische Originalfassung erschien 1921 in London.

Internetseiten zum Begriff

Siehe auch : http://home.t-online.de/home/0926161717-0001/2nkmdef2.htm