Code (Semiotik)
In der Semiotik wird der Begriff Code für Kommunikationskonventionen verwendet. Es sind Regeln und Beschränkungen, ausgesprochen oder unausgesprochen, die die Bedeutung und Interpretation der im Text verwendeten Zeichen beeinflussen. Aufgabe der Semiotiker ist es u.A., diese zu identifizieren und ihre Entwicklung nachzuvollziehen.
Man kann Codes nach der Art des Wissens einteilen, die der Interpret benötigt, um den Text zu entziffern. Man kann unterscheiden zwischen sozialen Codes, Textcodes (auch: Repräsentationscodes; Codes bzgl. dem Medium und dem Genre) und Interpretationscodes (Codes bzgl. den Beziehungen zwischen sozialem und Textcodes). Diese Einteilung ist nicht unproblematisch, da letztlich alle Codes soziale Codes sind.
soziale Codes
- Sprachcodes (Aussprache, Satzbau, Wortschatz, Dialekt/Slang)
- Körper-Codes (Körperkontakt, Nähe, Auftreten, Gesichtsausdruck, Blick, Gesten, Haltung). Ein Beispiel: Das Blickverhalten. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede (Frauen dürfen nur kurz Männer ansehen, Männer dürfen Frauen länger ansehen); es gibt Unterschiede zwischen Kontakt-Kulturen (arabische Länder, Süd-Europa, Latein-Amerikaner), wo Blick-Ausweichen als nervös, angespannt, ohne Selbstbewußtsein, ja sogar als unehrlich und unhöflich interpretiert werden kann, und Nicht-Kontakt-Kulturen, wo Zu-langes-Anblicken ("Starren") als bedrohend und beleidigend aufgefaßt werden kann; in Kenia darf man seine Schwiegermutter nicht ansehen, in Japan sollte man den Nacken, nicht das Gesicht betrachten;
- Codes bzgl. dem Lebensstil (Mode, Kleidung, Auto, Wohnung)
- Verhaltencodes (Protokolle, Kleiderordnung, Rituale, Rollenspiele)
Textcodes
- Codes über die Fachsprache, z.B. Mathematik, Nachprüfbarkeit
- ästhetische Codes
- Code bzgl. Genre, Stil und Rhetorik: Erzählstruktur (Handlung, Charakter, Dialog, Umfeld, usw.), Gliederung, Argumentation
- technisches und formale Codes über Massenmedien (z.B. Formate)
Interpretations-Codes
- Wahrnehmungs-Codes: Leseverhalten und selbst Filmbetrachtung ist erlerntes Verhalten und wird deshalb eigens studiert.
- Ideologie-Codes: Manche Texte sind unter bestimmten gesellschaftlichen Einflüssen geschrieben worden bzw. werden unter bestimmten Gesichtspunkten interpretiert. Diese Einflüsse werden häufig mit Worten mit Endung "ismus" beschrieben, z.B. Individualismus, Liberalismus, Feminismus, Rassismus, Materialismus, Kapitalismus, Sozialismus, Objektivismus, Popularismus, Konsumismus, Konservatismus. (Im Grunde kann aber jedes Wissen als ideologisch betrachtet werden.)
Literatur
Daniel Chandler, [Semiotics for Beginners | http://www.aber.ac.uk/media/Documents/S4B/sem08.html]