Sexbombe
Als Sexbombe wird eine Frau mit großer sexueller Ausstrahlung bezeichnet, wobei diese Ausstrahlung weniger durch verhaltene Erotik, sondern durch bestimmte Körperformen hervorgerufen wird, an denen sich der überwiegend männliche Betrachter voyeuristisch ergötzen kann. Nicht selten wurden weibliche Filmschauspielerinnen mit den genannten Merkmalen von der einschlägigen Filmindustrie zum Sexstar aufgebaut.
Der Begriff Sexbombe ist übrigens ein deutscher Euphemismus. Die Amerikaner sagen "bombshell", was eigentlich "Bombenhülle" heißt und auf die sexuelle Sprengkraft hindeutet, die Männer in der betreffenden weiblichen Hülle vermuten. Bombshell hieß auch der Film, in dem die erste offizielle Hollywood-Sexbombe Jean Harlow mitwirkte.
Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass eine Frau nur zwei dralle Brüste, lange, wohlgeformte Beine, eine Wespentaille und einen sexy Po besitzen muss, um als Sexbombe zu gelten. Die Weiblichkeit würde so auf das rein Sexuelle, die "Fleischbeschau", reduziert. Allerdings hat der Begriff auch einen reichlich negativen Beigeschmack, wird er doch meistens abwertend benutzt. So denkt man bei einer Sexbombe zuallererst an eine naive, nicht sonderlich intelligente Blondine, die allein durch ihre sexuellen Reize antörnend wirkt und (zumindest in der Phantasie) für den Mann leicht zu haben ist. (Leichter jedenfalls als eine intelligente Frau mit subtiler erotischer Ausstrahlung, um die sich ein Mann auf ebenso intelligente Weise länger bemühen muss.) Bestimmte TV-Serien spielen unverhohlen mit dem Klischee des allzeit bereiten, spärlich bekleideten Busenwunders, so die US-Kult-Serie Baywatch mit Pamela Anderson.
Noch ein anderer Gesichtspunkt spielt eine Rolle: Welche körperlichen Merkmale bei einer Frau als besonders sexy empfunden werden, ist nicht ein für allemal festgelegt. Vorlieben wandeln sich mit der Zeit und auch von Kulturkreis zu Kulturkreis - ähnlich wie bei der Mode. Grob lassen sich folgende Tendenzen feststellen:
Bis 1920 mussten Frauen reif wirken und ausgeprägte weibliche Rundungen besitzen. Besonders wichtig war die enge Taille. In den 20er Jahren dagegen wurden dünne und androgyne, knabenhafte Frauentypen bevorzugt. Während in den 30er und 40er Jahren eher die asexuell wirkende, natürliche Kameradin gefragt war, durfte in den 50er Jahren sich erstmals ein fülliger, weiblicher Körper in figurbetontem Kleid deutlich sichtbar präsentieren. Sexstars wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot prägten mit ihren betont weiblichen Formen mehr als ein Jahrzehnt und dürften als typische Sexbomben gelten. In den 60er und 70er Jahren lässt sich wieder ein Trend zu immer dünneren und androgyneren Frauen erkennen. Minirock sowie enganliegende Hosen und Tops zeigten die Vorzüge des weiblichen Körpers relativ unkaschiert. In den 80er Jahren setzte sich der Trend zur jugendlichen, flachbrüstigeren Schlankheit fort, doch sollte die sexuell attraktive Frau jetzt zusätzlich einen körperlich fitten, durchtrainierten Eindruck machen. Transparente Blusen, enganliegende Seidenstoffe, offen zur Schau gestellte nackte Haut machten in der Folge den weiblichen Körper immer sichtbarer. Die Schönheitskönigin der 90er Jahre musste groß, schlank, langbeinig, sportlich und selbstbewusst wie Sharon Stone sein, gleichzeitig aber einen vollen und straffen Busen besitzen. Frauen wie Dolly Buster oder Gina Wild prägten das Bild der nunmehr gesellschaftlich fast anerkannten Pornoqueen. Bis heute lassen sich viele der jungen weiblichen Sexstars regelmäßig ihre Traumfiguren von einem Schönheitschirurgen zurechtmodellieren. Der Silikonbusen gehört damit wohl zur Standardausstattung einer modernen Sexbombe.
Manche der weiblichen Sexstars mussten die massive Vergrößerung ihrer Oberweite sogar mit einem verkürzten Leben bezahlen. So hatte sich Lolo Ferrari ihre Brüste auf 130 cm Umfang aufblasen lassen, was ihr den Beinamen "Miss Airbag" einbrachte. Das Busenwunder starb Anfang März 2000. In seinen überdimensionierten Proportionen stand ihr künstlich veränderter Körper für eine Grenzüberschreitung, die den verfrühten Tod von Anfang an in sich einschloss. Ihr kurzes Leben sollte als Warnung für all jene dienen, die vorhaben, auf ähnliche Weise ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu treten.
Womit wir bei einem weiteren Punkt angelangt sind, der zu einer Sexbombe unabdingbar dazugehört: der Kommerz und die moderne Medienwelt, die gemeinschaftlich in der Lage sind, das Image eines Sexstars in Form von Fotos und Filmen gewinnbringend zu vermarkten. Nicht nur Männermagazine wie der Playboy, auch jedes Boulevardblatt, jeder Sexshop und jeder Pornofilm lebt von der Zuschaustellung von Sexbomben. Nicht umsonst präsentiert die Bildzeitung jeden Tag ein neues knackiges Girl auf Seite 1. Sex sells. Solche Blätter sind es, die überhaupt erst dafür sorgen, das Image einer Sexbombe aufzubauen. Einige weibliche Sexstars selbst feilen auch kräftig am eigenen Image mit: So trägt Jennifer Lopez auf fast allen Fotos Klarsicht-Oberteile oder Dessous sowie ihren wohlgeformten hispanischen Hintern umfänglich zur Schau, was ihr den Spitznamen "The Butt" eingebracht hat. Die Nachricht, dass sie ihren Po und ihre Hüften für 300 Millionen Dollar sowie ihre Brüste für 200 Millionen Dollar versichern ließ, scheint aber wohl eine Zeitungsente gewesen zu sein.
Wie gefragt junge Sexbomben auch noch beim greisen männlichen Geschlecht sind, zeigte das Beispiel der Ex-Stripperin Anna Nicole Smith, die durch Dessous-Werbung weltberühmt geworden war. Ihr zweiter Gatte, der amerikanische Ölmilliardär Howard Marshall, nannte sie die "Liebe seines Lebens". Er war beim Jawort 89 Jahre alt, starb jedoch 14 Monate nach der Hochzeit.
Im Jahr 2000 hatte der walisische Sänger Tom Jones ein großes Comeback mit dem Lied "Sexbomb": Sexbombe, Sexbombe. Du bist meine Sexbombe. Sexbombe, Sexbombe. Was du sagst macht mich heiß. Sexbombe, Sexbombe. Du bist meine Sexbombe. Und Baby du verstehst es mich anzumachen.
Der neueste Trend aber ist die künstliche Sexbombe aus der Cyberwelt, die, wenn sie perfekt genug gestaltet wurde, ebenso wie reale Sexbomben die Herzen der Männer höher schlagen lässt. Die ersten interaktiven 3D-Sexbots wurden bereits geschaffen: "Laura" von Dennis Franken und Jochen Wilhelmy besteht aus rund 50.000 Polygonen. Das Skelettmodell, mit denen die Geometrie verformt wird, hat rund 190 Knochen. Die Texturauflösung liegt derzeit bei sechs Pixel pro Millimeter. Selbst eine "Inverse Kinematik Engine", die die ständig sexhungrige "Laura" in laszive Posen bringt, wurde entwickelt. - Es bleibt abzuwarten, ob hiermit das Ende der realen Sexbombe eingeleitet wird oder nicht.
Sinnverwandte Begriffe: Busenwunder; Sexappeal; Sexsymbol; Sexualität; Vamp; Femme fatale; Pin-up Girl; Sexstar; Pornostar; Pornoqueen; Pornofilm; Striptease; Männermagazin; Busenfetischist; Schönheitskönigin; Blondine; Cyborg; Cybersex.
Literatur
- Elke Müller-Mees: Die aggressive Frau. Von Mannweibern, Sexbomben und Hausdrachen (1996)
- Jürgen Trimborn: Die Pose als Inszenierungsmittel der Sexbombe im amerikanischen Film (1997)
Externe Links
- http://www.swo.de/dfacto10_2001_10a.html Die Legende Marilyn Monroe
- http://www.prisma-online.de/tv/film.html?mid=1933_sexbombe Sexbombe (Film mit Jean Harlow)
- http://www.fh-erfurt.de/so/wagner/koerper15.html Wolf Wagner: Gesellschaftlicher Wandel und Körperideal
- http://www.uni-kiel.de/medien/killer.html Der Spiegel 43/1991: Killerweiber unterwegs
- http://www.morgenwelt.de/kultur/000417-sexbombe.htm Wie aus einer Kunstfigur ein obszönes Geschöpf wird: Zum Tode Lolo Ferraris
- http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/1211/magazin/0183/ Beine der Woche: Madonna aus Puerto Rico
- http://www.flirt-lehrer.de/Fotos/Vollweib/coolflirten.html Sexbombe gesichtet? Cool Rangehen + Dranbleiben
- http://www.elektrolurch.com/news/2650.html Berliner Startup schickt Sexybots in's Web