Benutzer:JEW/Kraggewölbe
Rustikale Gewölbe sind seit der Steinzeit in Europa verbreitete Gebäudemerkmale, die als relativ primitive Kraggewölbe in Trockenmauerwerkstechnik erbaut wurden. Dieser Gebäudetypus wurde bis in die jüngste Vergangenheit noch als Viehstall gebaut und genutzt. Die ältesten Beispiele finden sich rund um den Mittelmeerraum, aber auch die britischen Inseln und die Maya-Kultur nutzte diesen Bautyp. Zur Bauweise und Statik siehe den eigenständigen Artikel Kraggewölbe. Das älteste erhaltene Beispiel für als Kraggewölbe errichtete Bauten bieten tholosartige Kammern im Cairn (Steingrab) von Barnenez in der Bretagne (um 4000 v. Chr.). Auch die Anlagen des Newgrange Typs in Irland und Schottland sind frühe Beispiele dieser Technik (etwa 3150 v. Chr.). Kraggewölbe finden sich auch in iberischen Kuppelgräbern. Allesamt sind Megalithanlagen. Anwendungen der Kragsteintechnik findet man auch bei den älteren Pyramiden, z.B. in der Knickpyramide (ca. 2500 v. Chr.) und bei Kuppelgräbern auf Kreta oder im Schatzhaus des Atreus, das im 14. Jahrhundert v. Chr. in Mykene errichtet wurde. Die Navetas der Balearen und die sardischen Nuraghen (ca. 1800 - 500 v. Chr.) sind die letzten Anlagen bei denen die Kraggewölbetechnik mit Megalithen eingesetzt wurde. Noch älter, aber nicht erhalten, könnten die zypriotische Tholoi von Chirokitia sein.
Das technische Prinzip des trocken gemauerten Kraggewölbes überlebte in kleinformatiger Steingröße bis in die Neuzeit in den Clocháns, steinernen, meist in frühchristlicher Zeit entstandenen Rotunden, von denen die letzte noch 1960 auf der Dingle-Halbinsel als Stall errichtet wurde und die als Beehive-huts in die Literatur eingingen. Daneben gibt es eine ältere und weniger bekannte Variante in Irland, die Sweathouses genannt werden. Eine rechteckige Sonderform des trocken gemauerten Gewölbes ist das frühchristliche Gallarus Oratory auf der Dingle Halbinsel in Co. Kerry. Die ebenfalls agrarisch genutzte menorkinische Baracca, die spanische Casita, die sardische Pinnedda, der apulische Trullo, der Pagghiaru Siziliens, die Bories in Südfrankreich und die Giren auf Malta sind ebenso wie im bäuerlichen Umfeld genutzte Kuppelbauten an der östlichen Adriaküste (die Bunja und der Kazun), in Portugal, auf den Hebriden und auf den Orkney in Kragsteintechnik errichtet. Wie alt diese Architektur im Westen Europas ist, erkennt man auch am Cairn Er-Mané bei Carnac.
Das Maya-Gewölbe ist ein typisches Stilelement der Maya-Kultur und ein weiteres Beispiel für ein falsches Gewölbe. Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent blieb das Prinzip der Rundgewölbe bis zum Eintreffen der Spanier unbekannt. Die Innenwand des Gewölbes wird von dreikantigen behauenen Steinen gebildet, die auf der Innenseite glatt sind und ins Mauerinnere hin eine Art Hebel besitzen. Durch Auffüllen mit Geröll wirkt durch das Gewicht des Gerölls eine Kraft auf den Hebel und der Gewölbestein wird in Position gehalten. Auf diese Weise konnten die Maya Gewölbe bis etwa 4 Meter Breite und beliebiger Länge erbauen. Dies wurde dadurch erkauft, dass die Zimmerdecken steil und die Dachkonstruktionen sehr schwer und sehr hoch wurden.