Zum Inhalt springen

Kampfschwimmer (Bundeswehr)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. September 2005 um 15:34 Uhr durch 212.43.75.153 (Diskussion) (Einsätze). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Kampfschwimmer (Offiziell Verwendungsgruppe 3402) sind die einzige Spezialeinheit der Deutschen Marine.

Geschichte

Die Gründe für die Aufstellung lagen vor allem in der Integration Deutschlands in die NATO und die Möglichkeit eines Konfliktes mit der Sowjetunion, sodass eine Einheit gebraucht wurde, die die Ostsee-Ausgänge sichern konnte. Am 1. August 1958 wurde die Verwendungsgruppe 3402, wie die Kampfschwimmer bei der Marine heißen, aufgestellt. Sie bestand aus Männern ohne Nazivergangenheit, die im Zweiten Weltkrieg in den Kleinkampfverbänden und den Marine-Einsatzkommandos gedient hatten.

Die Leistungen dieser Einheiten im Zweiten Weltkrieg konnte man nicht in versenkten Schiffstonnen messen, so dass sie in der Öffentlichkeit nicht beachtet wurden. Auch heute ist über die Kampfschwimmer in der Öffentlichkeit kaum etwas bekannt, was auch daran liegt, dass sie als Spezialeinheit (oder auch Elite-Einheit) einer gewissen Geheimhaltungsstufe unterliegt.

Der Aufstellungskader wurde zunächst bei den Nageurs de combat in Frankreich geschult. Die Franzosen hatten im Indochinakrieg die Rolle des Kampfschwimmers zum modernen Einzelkämpfer weiterentwickelt.

Die Kampfschwimmer sollten sowohl im Wasser als auch an Land Aufgaben erfüllen, wie schon die deutschen Kampfschwimmer im Zweiten Weltkrieg. Jetzt kam allerdings noch eine neue Dimension hinzu: Luft. Dieses triphibische Konzept der Franzosen wurde zur Grundlage der Kampfschwimmer der Deutschen Marine.

Am 1. April 1964 traten die Kampfschwimer erstmals als selbstständige Kompanie auf. In den nächsten Jahren erweiterten sie ihre Aufgaben, doch es mangelten an Geld. So fehlten z.B. die Kälteschutzanzüge wer nicht frieren wollte, musste sich selber einen Kaufen.

Einsätze

Anders als bei den Kampfschwimmer Einheiten anderer Länder sind bis heute keine spektakulären Einsätze bekanntgeworden.

Im Golfkrieg 1991 wurde die ganze Kompanie für Sicherungsaufgaben an Board der beteiligten Deutschen Schiffe im Persischen Golf eingesetzt.

Als Prisenkommando waren sie an der Embargo-Kontrolle gegen Restjugoslawien in den Gewässern der Adria beteiligt.

Gerüchten zufolge sollen sie auch an der Operation Enduring Freedom am Horn von Afrika zu Beginn als Prisenkommando beteiligt gewesen sein.

Sie bilden andere Marinesoldaten für die Bordingteams aus und führen selbst auch Bordings durch.

Bording = Das übernehmen eines Schiffes auf See, zwecks Überprüfung oder zur Gefahrenabwehr.

Gliederung

Die Kampfschwimmer sind seit 1974 auf dem Marinestützpunkt Eckernförde bei Kiel stationiert. Im Oktober 1994 wurden sie der Flotille der Minenstreitkräfte unterstellt. In Eckernförde wurde eine Waffentauchergruppe aufgestellt, sie besteht aus einer Minentaucherkompanie und einer Kampfschwimmerkompanie. Angeblich umfasst die Waffentauchergruppe inklusive Stab 250 Mann.Die Kampfschwimmerkompanie verfügt nach Stärke und Ausrüstungsnachweiss über 3 Züge mit je 16 Mann. Davon sind rund 30 Mann aktiv einsatzfähig.

Einstellungsvoraussetzungen

Folgende Mindestanforderungen müssen von allen Anwärtern erfüllt werden, um zur Ausbildung zugelassen zu werden:

  • 1000m Schwimmen unter 23 Minuten
  • 5000m-Lauf unter 24 Minuten
  • 30m Streckentauchen
  • Zeittauchen, mindestens 60 Sekunden
  • Sporttest mit mindestens 20 Punkten; mindestens 3 Punkte je Übung
  • Tauchtauglichkeit, wird im Schiffahrtsmedizinischen Institut der Marine untersucht.
  • Fallschirmsprungtauglichkeit, wird im Schiffahrtsmedizinischen Institut der Marine untersucht.

Bewerben können sich nur aktive Soldaten, die mindestens schon 6 Monate im Dienst sind Soldaten. Wehrpflichtige müssen sich zum Zeitsoldaten, min. 4 Jahre, weiterverpflichten.

Die Ausbildung betrag etwa ein Jahr und wird in Abschnitten durchgeführt.

Ausbildung

Während der Ausbildung sind es meistens weniger die physischen als die psychischen Belastungen, die viele Bewerber zum Aufgeben veranlassen. Die körperliche Leistung kann trainiert werden, herausfordender ist die Überwindung der Angst, die das wichtigste Ziel der Ausbildung ist.

Zur Ausbildung gehören unter anderem Schwimmen, Tauchen, Navigation, Nahkampf, Waffenkunde und Fallschirmspringen. Bei einer besonderen Abschlussübung wird den Soldaten gleichermaßen Können und Härte abverlangt, bevor sie in den Kreis der Kampfschwimmer aufgenommen werden. In weiteren Ausbildungsabschnitten werden sie zu Teamführern oder Spezialisten ausgebildet.

Hallenausbildung

Zuerst finden vier Wochen Hallenausbildung statt. In dieser Zeit werden die Bewerber durch festgelegte Übungen physisch und psychisch gefordert. Alle Übungen haben zum Ziel, die Angst vor dem Wasser zu nehmen und Sicherheit in diesem Element zu vermitteln. Eine der Übungen nennt sich das "gefesselte Schwimmen". Der Bewerber steht im vollem Kampfanzug auf dem Startblock, es werden seine Hände auf den Rücken gefesselt und seine Füße zusammengebunden und dann in das Becken gestossen. Dreißig Sekunden lang muss er alleine klar kommen, danach holen ihn Sicherheitstaucher zurück nach oben.

In der sogenannten "Hasswoche" wird den Bewerbern gezielt Schlaf entzogen. Zwischen den Nachtübungen werden noch Nachtläufe durchgeführt, währenddessen geht der normale Tagesablauf aber weiter: Schwimmen, Tauchen und Liegestütze.

Literatur

  • Probst, Wilhelm: Kampfschwimmer der Bundesmarine. Innenansichten einer Elitetruppe, Oktober 2001, ISBN 361302148X