Klettgau

Klettgau ist der Name einer Region, an der sowohl der Schweizer Kanton Schaffhausen als auch das deutsche Baden-Württemberg Anteil haben. Der Klettgau entspricht weitgehend der ehemaligen Herrschaft Schwarzenberg.
Geographie
Der Klettgau erstreckt sich westlich der Jura-Schichtstufen von Randen und Klettgaujura bis etwa zur Wutach. Die zutage tretenden Erdzeitformationen sind hier vielfältig.
Bis zum Ende der Riß-Eiszeit vor rund 200.000 Jahren floss der Rhein von Schaffhausen westlich durch den Klettgau. Das frühere Flussbett wurde mit Alpenschotter aufgefüllt. Ein weiteres Relikt davon ist die „Klettgaurinne“, ein großes Grundwasservorkommen, ein Grundwasserleiter ähnlich dem des Oberrhein-Aquifer, aus dem unter anderem die Kommunen Klettgau, Wutöschingen, Lauchringen und Waldshut-Tiengen ihr Trinkwasser beziehen (Naturpark Südschwarzwald).
Die Nagra führt zur Erforschung des Untergrundes im Südrandengebiet Erkundungsbohrungen durch.
Klima
Durch den Regenschatten von Schwarzwald und Randen gilt der Klettgau als trocken. Es fallen nur rund 900 Millimeter Regen pro Jahr.
Landwirtschaft / Wirtschaft

Der Klettgau ist landwirtschaftlich geprägt und eine der Kornkammern der Schweiz. Die Weinbauregion hat Zentren in Klettgau, Erzingen, Rechberg sowie Lottstetten-Nack (D), Wilchingen (CH), Hallau (CH), Trasadingen (CH) und Osterfingen (CH). Das Rebbaugebiet im eidgenössischen Klettgau ist das größte in der Ostschweiz und tritt als „Schaffhauser Blauburgunderland“ auf.
Nur in Beringen sind nennenswerte Industriebetriebe angesiedelt. Sonst ist die Wirtschaft im Klettgau durch Kleingewerbe geprägt.
In Wutöschingen, Lauchringen und Waldshut-Tiengen gibt es größere Industriebetriebe mit langer Tradition.
Bodenschätze
An Bodenschätzen war hier das Bohnerz, Gips und Kalkstein einst von Bedeutung. Heute ist die Kiesgewinnung für die Region noch wichtig. Schotter für die Bauwirtscheft und den Gleisbau wird aus dem Porphyr bei Krenkingen gewonnen. Steinsalzlager wurden durch Verpressen von Wasser erschlossen (Kadelburg). In Bad Zurzach findet man Thermalwasser. In der benachbarten ehemaligen Landgrafschaft Stühlingen, bei Fützen wurde in geringem Umfang einst Buntsandstein für verschiedene Anwendungen gebrochen, in der Nähe von Eggingen und Eberfingen fand man neben Gips auch Alabaster aus dem ein Altar im Salemer Münster erhalten ist. Tuffstein für viele Bauwerke brach man bei Dillendorf. Quarzsande sind erschlossen in Riedern am Sand. Lehm- oder Tongruben waren bei vielen Orten angelegt, die Letzte bestand zuletzt für die Ziegelei bei Erzingen.[1]
Wald- und Forstwirtschaft
Der Wald ist nach wie vor bedeutend für den Raum Klettgau. Von den einstigen Sägewerken steht jedoch nur noch ein größeres in Betrieb.
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Bereits in der Steinzeit zogen durch den Klettgau die Jäger des Jungpaläolithikum, zahlreiche Steinwerkzeuge, wurden gefunden (Funde in den Museen im Schloss Schönau in Bad Säckingen). Im angrenzenden Reiat die berühmte Fundstelle Kesslerloch, und im benachbarten Hegau der Petersfels. Des Weiteren der Menhir von Degernau und der Dolmen von Degernau. Später siedelten hier die Kelten.
Zur Zeit des Römischen Reiches war das Gebiet nach den Alpenfeldzügen und den Eroberungen unter Cäsar und Germanicus bis zur Varusschlacht als Germania superior (Obergermanien) Provinz . Danach zogen sich die Römer Schrittweise zurück, zuerst noch durch den Limes geschützt, später über den Rhein (Römerlager Dangstetten) der wie heute eine natürliche Grenze bildet. Römische Siedlungsfunde finden sich u. a. bei Schleitheim, Siblingen, Osterfingen, Beringen und Geißlingen. Durch den Klettgau verlief die Römerstraße vom Hochrhein zur Oberen Donau. Auch der Weinbau geht auf die Römer zurück.
Den Römern folgte der alamannische Stamm der Lentienser die den Klettgau sowie den Hegau und den Linzgau zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert besiedelten.
Mittelalter
Später wurde der Klettgau von den Franken beherrscht. Im Lauf der Zeit wurde der Klettgau in zwei Gaue geteilt, von denen der westliche Teil den Namen Albgau erhielt. Der Name ist erstmals urkundlich für das Jahr 792 belegt.
→ Hauptartikel: Landgrafschaft Klettgau im Mittelalter
Verkehr
Die E 54 führt als deutsche B 34 und als schweizerische Hauptstrasse 13 in Ost-West-Richtung von Schaffhausen nach Waldshut durch den Klettgau. Von Schaffhausen führt außerdem die Hauptstrasse 14 in Richtung Nordwesten durch den Klettgau.
Die Deutsche Bahn betreibt die Bahnlinie Basel – Schaffhausen – Singen – Friedrichshafen – Ulm. Sämtliche Dörfer im schweizerischen Klettgau sind per Bahn oder Bus gut mit der Kantonshauptstadt Schaffhausen verbunden. Die Kreisstadt Waldshut-Tiengen liegt zentral im Mittelpunkt der Hochrheinbahn.
Als Nachbar zum Kanton Aargau mit der Stadt Zürich und dem Flughafen Zürich ist der Klettgau angebunden. Der Luftverkehr über dem Klettgau wurde durch ein Nachtflugverbot eingeschränkt, um vor Fluglärm zu schützen.
Der Rhein ist nicht als Schifffahrtsstraße von Bedeutung innerhalb des Klettgaus, aber sehr beliebt bei Freizeitkapitänen und Touristen und an den Staustufen der Wasserkraftwerke in Hohentengen mit einer Schleuse, und Hebe- oder Zugvorrichtungen bei dem Kraftwerk Rheinau für kleinere Boote versehen. Personenfähren gibt es bei Waldshut und Kadelburg.
Von großer Bedeutung sind die Rheinbrücken, etwa die Rheinbrücke Schaffhausen–Feuerthalen und auch die Eisenbahnbrücken, zum Beispiel die Rheinbrücke Waldshut–Koblenz.
Behörden und Einrichtungen
Das DRK hat eine zenrale Einsatzstelle für das Gebiet unteres Wutachtal im Industriegebiet Lauchringen.
Bei Bergöschingen steht der weithin sichtbare und bei Sonntagsausflügen gern besuchte Sender Wannenberg.
Sprachen
Die Klettgauer Mundart ist nicht einheitlich, gemeinsam jedoch ist dem Klettgauer Idiom die Grundstruktur. Die Klettgauer Mundart zählt zu den Alemannische Dialekte.
Gebiet in der Schweiz
Im schweizerischen Teil des Klettgaus lagen bis 1999 die Bezirke Oberklettgau und Unterklettgau des Kantons Schaffhausen. Die folgenden Dörfer werden zum Klettgau gezählt: Beringen, Gächlingen, Guntmadingen, Hallau, Löhningen, Neunkirch, Oberhallau, Siblingen, Trasadingen, Wilchingen. Im Jahre 2005 wurden die Gemeinde Osterfingen und Wilchingen zur neuen Gemeinde Wilchingen fusioniert.
Gebiet in Deutschland
Die gesamte südöstliche Fläche des Landkreises Waldshut, von Tiengen im Westen über die Gemeinden Lauchringen, Küssaberg, Hohentengen, Klettgau, Dettighofen, Lottstetten und Jestetten im Osten sind geographischer und physischer Teil des Klettgaus.
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Metz: Geologische Landeskunde des Hotzenwaldes, 1980
Weblinks
- {{{Autor}}}: Klettgau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.