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Yang-Stil

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Der Yang Stil ist heute in seinen verschiedenen Ausprägungen der Taijiquan Stil mit der weltweit größten Verbreitung. Der Name dieses Stils bezieht sich auf die Familie Yang, die diesen Stil über Generationen entwickelt hat. Der Yang Stil ist nach dem Chen Stil der zweitälteste der fünf klassischen Familienstile. Seine Formen zeichnen sich im Vergleich zu anderen Stilen des Taijiquan durch besonders weiche und gleichmäßig fließende Bewegungen aus.

Geschichte der Familie Yang

Der Begründer des Yang-Stils, Yang Luchan (1799-1872), wurde von Chen Changxing im Chen-Stil unterrichtet, der bis dahin nur an Familienmitglieder weitergegeben worden war. Er verbrachte in seiner Kindheit und Jugend viele Jahre in dessen Haus und Familie. Später unterrichtete Yang Luchan selbst, und einige seiner Schüler bzw. deren Schüler entwickelten andere klassischen Taijiquan-Familienstile.

Nachdem Yang Luchan sein Taijiquan perfektioniert hatte und selbst ein Meister geworden war, zog er 13 Jahre lang in China umher. Man sagt, er habe in dieser Zeit verschiedene taostische Klöster besucht und in unterschiedlichen Berufen gearbeitet. In dieser Zeit entwickelte er das gelernte zum Yang Stil Taijiquan weiter. Auf seinen Reisen wurde er immer wieder aus dem Hinterhalt angegriffen, doch er ließ jeden Gegner mit einer kleinen Bewegung von sich abprallen.

Es gibt zahlreiche Geschichten von solchen Begegnungen und oft findet sich darin der Angreifer auf einem Baum oder Hausdach wieder. So eilte ihm sein legendärer Ruf voraus und er mußte sich immer häufiger Herausforderungen stellen. Den Namen 'Yang, der nicht kämpft' erwarb er sich, weil jeder Kampf bei der ersten Berührung mit der Niederlage des unverletzten Gegners endete. Yang Luchan wurde 1850 von der chinesischen Kaiserfamilie zum obersten Leibwächter des Kaisers, zum Ausbilder der kaiserlichen Leibgarde und zum Lehrer des Kaisers und der Prinzen berufen. Diese Position hielt er bis zu seinem Tode inne.

Zweite Generation

Yang Luchan hatte zwei Söhne, die bereits als Kinder eine sehr intensive Taijiquan-Ausbildung bei ihrem Vater begannen:

  • Yang Panhou (1837-1892) erhielt als berühmter Meister und ältester Sohn Yang Luchans die Position seines Vaters am kaiserlichen Hof.
  • Yang Chienhou (1839-1917) wurde ebenfalls ein berühmter Meister.

Beide Söhne Yang Luchans waren für ihre Fähigkeiten in ganz China berühmt und wurden - genau wie ihr Vater - voll Ehrerbietung 'Yang, der nicht kämpft' genannt. Man sagt, Yang Panhou sei temperamentvoll gewesen während Yang Chienhou einen ruhigen und sanften Charakter gehabt haben soll. Entsprechend schufen sie verschiedene Formen: schnelle, langsame, mit großen oder kleinen Bewegungen.

Dritte Generation

Yang Panou hatte keine Söhne, sein Bruder Yang Chienhou hingegen hatte zwei Söhne:

  • Yang Shaohou (1862-1930) trainierte von klein auf mit viel Ausdauer und Hingabe und entwickelte bald große Fertigkeiten. Er lebte später als Asket und hatte keine Kinder.
  • Sein Bruder Yang Chengfu (1883-1936) war als Kind weniger fleißig. Erst als junger Erwachsener begriff er, was er sich hatte entgehen lassen und trainierte Tag und Nacht, um das Verpasste nachzuholen.

Yang Chengfu war es, der den Yang-Stil in seiner heutigen Form standardisiert und durch öffentlichen Unterricht in China verbreitet hat. Er entfernte aus der Form die schnellen Bewegungen. Seine Form ist durch langsame, fließende und sanfte Bewegungen geprägt.

Vierte Generation

Yang Chengfu hatte drei Söhne:

  • Yang Zhenming (1910-1985, chin. 楊守中, auch bekannt als Yang Shouchung) begann bereits als kleines Kind eine intensive Ausbildung bei seinem Vater und seinem Onkel. Es wird berichtet, dass er täglich 30 mal die Form machen mußte, was zwischen sieben und acht Stunden in Anspruch nahm. Er begleitete seinen Vater auf seinen Unterrichtsreisen und assistierte ihm. Mit 18 Jahren war er bereits Meister, bekam aber weiter Unterricht von seinem Vater und Onkel bis zu deren Tod. 1945 floh er nach Hongkong, wo er bis zu seinem Lebensende unterrichtete.
  • Yang Zhendou (*1925) wurde bis zum Alter von 10 Jahren von seinem Vater unterrichtet. Nach dessen Tod lernte er von Schülern seines Vaters, die außerhalb der Familie standen.

Entwicklungen außerhalb der Familie

Der Tradition der chinesischen Kampfkünste (Wushu) folgend wurde die Kunst des Taijiquan nur an die männlichen Nachkommen innerhalb der eigenen Familie weitergegeben. Damit sollte verhindert werden, dass eine Kampfkunst mit destrukivem Potential aus dem Einflußbereich der eigenen Familie und damit außer Kontrolle gerät. Zu Lebzeiten Yang Luchans gab es in China über hundert verschiedene Kampfkünste und es gab unter diesen nur wenige, die nicht strengster Geheimhaltung unterlagen.

Dass Yang Luchan zum Lehrer des Kaisers und der Prinzen und zum obersten Ausbilder der kaiserliche Leibgarde berufen wurde, stand in Konflikt mit dieser Tradition. So trainierten er und seine Nachkommen zwar Formen und Anwendungen mit ihren Schülern, hielten aber viele Geheimnisse zurück: sie gaben nicht die nur unter großer Mühe erlernbaren inneren Bewegungsprinzipien weiter. Nur sehr wenige "besondere Schüler" wurden in Teile der Familiengeheimnisse eingeweiht.

Anstöße zur Ausbildung anderer Familien-Stile

Yang Luchan bildete Wu Yuhsiang (1813-1880) aus, der später zum Begründer des Wu/Hao-Stils wurde.

Wu Chuanyü (1834-1902) wurde von Yang Panhou ausgebildet und gründete später das Wu Stil Taijiquan.

Verbreitung des Yang Stils außerhalb der Familie

Da Yang Chengfu begann Taijiquan öffentlich zu unterrichten, hatte er viele Schüler, die nicht zur Familie gehörten. Einige von ihnen wurden später sehr bekannt und trugen zur weiteren Verbreitung des Yang-Stils bei.

Der in der westlichen Welt bekannteste und zugleich umstrittenste Schüler von Yang Chengfu ist vermutlich Cheng Manching. Dieser emigrierte in die USA und entwickelte eine kurze, vereinfachte Form, um Taijiquan für Schüler in der westlichen Welt leichter zugänglich zu machen. Wenngleich die von Cheng Manching vorgenommenen Veränderungen von den meisten anderen Schulen kontrovers diskutiert und von der Yang-Familie nicht anerkannt werden, gilt Cheng Manching als der erste, der Taijiquan in der westlichen Welt verbreitet hat.

Eine besondere Stellung bei der Verbreitung des Yang Stils nimmt Yang Chengfus ältester Sohn Yang Zhenming (Yang Shouchung) ein: Da er keine Söhne hatte, entschloß er sich dazu, in seiner Hongkonger Schule die Familiengeheimnisse systematisch weiterzugeben, um sie für zukünftige Generationen zu erhalten.