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Psychologie

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Psychologie (aus griech. ψυχολογία, psychología „die Seelenkunde“) ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen, also seinem Selbsterleben - alltagspsychologisch: seinem Innenleben - und dem damit in Zusammenhang stehenden Tun und Reagieren.

Die Psychologie ist eine bereichsübergreifende Wissenschaft. Sie lässt sich nicht allein den Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften oder den Naturwissenschaften zuordnen. Im Lauf der historischen Entwicklung der Psychologie gab es Schwankungen in der Betonung dieser Bereiche.

Geschichtlicher Abriss

Grundlage aller Psychologie ist das Selbsterleben von uns Menschen und das daraus gewonnene Wissen von uns selbst, unser sog. Selbstbewusstsein. Das darauf gründende Nachdenken über sich selbst hat Tradition, die meist 'philosophisch' genannt wird. Die Wurzeln dieser Tradition reichen weit in prähistorische Zeit und sind von ihrer Art her nicht durchgehend auf Erfahrung begründet. Beides bedingt die Schwer- wenn nicht Unverständlichkeit nicht nur vieler philosopischer Behauptungen, sondern auch nicht weniger psychologischer Aussagen. Daher wird schon lange ihre 'wissenschaftliche' Begründung und Absicherung gefordert und versucht.

Erste Ansätze einer strikt erfahrungs-'wissenschaftlichen' Erforschung psychischer Leistungen wurden im 19. Jahrhundert von physiologisch forschenden Physikern wie Fechner und Helmholtz unternommen, die Wahrnehmungsvorgänge als Leistungen von Sinnesorganen auffassten und diese zu erforschen begannen. Dieses Vorgehen führt(e) allerdings nur zu einer Sinnesphysiologie und damit allein noch nicht zu einer genuinen Psychologie, die den Selbsterfahrungsaspekt einschließt. Dasselbe gilt für die ebenfalls schon im 19. Jahrhundert begonnene Hirnforschung, die methodisch bedingt Neurophysiologie ist und allein ebenfalls nicht darüber hinausreicht. Eigentlich psychologsiche Forschung begann mit der Lernforschung von Hermann Ebbinghaus, die im Behaviorismus methodisch ausformuliert wurde.

Gewöhnlich gilt die Einrichtung seines experimentalpsychologischen Laboratoriums in Leipzig durch den Helmholtz Schüler Wilhelm Wundt im Jahre 1879 als Lösung der Psychologie von der Philosophie und vor allem als Beginn der akademischen Psychologie als universitäres Fach und Forschungsfeld. Der Ansatz Wundts wird deshalb als Beginn der akademischen Psychologie angesehen, weil hier erstmals ein explizit empirisch-methodischer, an den experimentellen Naturwissenschaften orientierter und ausgerichteter Zugang methodologisch herausgearbeitet wurde, um psychologische Phänomene zu untersuchen.

Im Oktober 1875 begann Wilhelm Wundt seine Lehrtätigkeit als Professor in Leipzig denn auch mit der Vorlesung "Logik und Methodenlehre mit besonderer Rücksicht auf die Methoden der Naturforschung“. Er war auf diese Professur berufen worden, weil Leipzig diese neue "Idee", nämlich die, "dem Einfluss der Naturwissenschaft auf die Philosophie Geltung zu verschaffen", fördern wollte. Basierend auf einer methodologischen Auseinandersetzung, deren Ausgestaltung durch die sinnesphyiologischen Herangehensweisen geprägt worden war, die Methoden der Naturwissenschaften für die Philosophie allgemein zu nutzen, galt Wundts besonderes Interesse dabei psychologischen Fragestellungen. Von Beginn an hatte Wundt engen Kontakt zum Physiker Gustav Theodor Fechner, der selbst bis 1874 Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät zu Leipzig gehalten hatte. Mit ihm besprach er auch seinen Plan zur Gründung eines psychologischen Instituts, zu der es wie beschrieben 1879 kam; zunächst als Privatinstitut, ab 1883 als offizielles Universitätsinstitut.

Grundsätzlich folgte die Psychologie dem oben genannten Selbstverständnis, weshalb Wundt und seine Kollegen die Psychologie auch als neue Disziplin ansahen, die aus der Zusammenfügung von (Experimental-) Physik, Physiologie und Mathematik unter strenger Beibehaltung des naturwissenschaftlichen Ansatzes und durch Anwendung dieser methodischen Prinzipien zwecks Erforschung psychologischer Phänomene geboren worden war.

Dieser Ansatz war so revolutionär und vielfach wohl auch ersehnt, dass Wissenschaftler dieser Disziplinen aus aller Welt begeistert nach Leipzig pilgerten, um unter Wundt zu studieren. Leipzig wurde zum "Mekka" der neuen Naturwissenschaft Psychologie. In der Hochzeit hatte Wundt allein fast 40 (!) Wissenschafltiche Assistentenstellen. In diesen frühen Jahren entwicklten sich u.a. auch die psychologischen Disziplinen der Psychophysik und der Diagnostik, was wiederum für die Angewandte Mathematik und Statistik sehr fruchtbar war.

Missverständnisse entstehen immer wieder, weil Wundt seinerzeit zwar Professor für Psychologie, aber Philosophieprofessor war, was aber darin begründet liegt, dass es damals nur die Fakultäten für Medizin, Jurisprudenz, Theologie und Philosophie gab. Teilweise ist dieser Ursprung auch heute noch sichtbar. So werden z.B. in den meisten Ländern der Welt auch Naturwissenschaftler (z.B. Physiker, Chemiker oder Biologen) zum Doktor der Philosophie (Ph.D.) promoviert. Eine naturwissenschafliche und andere Fakultäten wurden nämlich erst viel später gebildet, wie auch das Studium einzelner Disziplinen als selbstständige Fächer. In Deutschland geht schließlich ein von der ursprünglichen Idee her primär berufsqualifiziernder Abschluss namens Diplom auf die Nazionalsozialisten zurück. Das Diplomstudium der Psychologie wurde in Deutschland 1941 eingerichtet, unter gleichzeitiger Primärbetonung einer berufspraktischen Qualifikation als Wehrpsychologe (mit Schwerpunkt Diagnostik).

Die neue Wissenschaft verbreitete sich wegen der äußerst zahlreichen Schüler Wundts weltweit rasend schnell. Viele Wundt-Schüler gründeten schon vor dem Ersten Weltkrieg eigene psychologische Institute weltweit, auch in den USA. In Deutschland auch durch Oswald Külpe und Karl Marbe 1896 in Würzburg. Dies war die Begründung der "Würzburger Schule", die sich vornehmlich mit der naturwissenschaftlichen Erforschung von Denk-, Urteils- und Willensprozessen beschäftigte, was der Psychologie einen bis dahin völlig neuen Forschungsgegenstand und eine neue Dimension bescherte.

Max Wertheimer (1880-1943) und Wolfgang Köhler (1887-1967) waren die maßgeblichen Begründer der Frankfurter und der Berliner Schule der Gestaltpsychologie bzw. Gestalttheorie. Zwar auch sehr streng mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichtet, stellten sie den elementaristischen Überlegungen Wundts aber einen ganzheitspsychologischen Ansatz gegenüber. Eine international wichtige Rolle spielte die Gestaltpsychologie in den 1920er und -30er Jahren. Die Gestaltpsychologie wurde jedoch bald durch den zunehmend dominanteren amerikanischen Behaviorismus in den Hintergrund gedrängt. Als ein wesentlicher Faktor dafür, muss hier ganz besonders der wissenschaftliche Kahlschlag der Nazionalsozialisten angesehen werden.

Wichtige Vertreter in den Anfangsjahren der wissenschaftlichen Psychologie waren neben Wundt und vielen anderen, v.a. Gustav Theodor Fechner, James McKeen Cattell (Wundt-Schüler der ersten Stunde und erster Psychologie-Professor in den USA), Alfred Binet, Charles Spearman, William Stern und William James. Zu nennen ist sicher auch der Physiologe Iwan Petrowitsch Pawlow, der zwar kein Psychologe war, aber mit seinen Tierexperimenten (Pawlowscher Hund) Grundlagen des dann klassisch genannten Vorgangs der Konditionierung klären konnte, welcher später Psychologen zur weiteren Forschungen zu Phänomenen des Lernens animierte. Hier ist v.a. John B. Watson 1915 zu nennen, der das Programm des Behaviorismus formulierte. Dieses hat in den USA eine jahrzehntelange Lernforschung zur Folge gehabt und zur Etablierung der Lernpsychologie geführt, deren bekanntester Vertreter Burrhus Frederic Skinner sein dürfte, der das Konzept der operanten Konditionierung entdeckte. Zu nennen ist dann auch noch Albert Bandura, der später die Theorie des Modell-Lernens entwickelte. Auf diesen Grundlagen, neben vielen weiteren Einflüssen, insbes. aus Forschungsergebnissen verschiedener Teilgebiete der Allgemeinen Psychologie, wurde innerhalb der Klinischen Psychologie die Verhaltenstherapie (i.S. der frühen Form Behavioraler Therapie) entwickelt.

In den 1970er Jahren löste der Informationsverarbeitungsansatz den Behaviorismus als führendes Paradigma ab (sog. "Kognitive Wende" der Psychologie). Dies liegt jedoch nicht in einer theoretischen Untauglichkeit des Behaviorismus begründet, sondern in einem Wechsel der Interessen der Scientific Community. Themen wie Aufmerksamkeit, Denken oder Kognition und Emotionaliät traten dabei in den Vordergrund. Im Gegensatz zum Behaviorismus, der die Funktionsweise des Gehirns methodisch unberücksichtigt ließ und deswegen oft als Blackbox-Psychologie (oder wegen der zahlreichen Tierversuche "Ratten-Psychologie" oder "Rats-and-Stats" -- "Ratten und Statistik"-Psychologie) bezeichnet wurde, ging man dazu über, auch Art und Funktion von Selbstwahrnehmungen, also bewusst gewordener Vorgänge zu erforschen. Der Computer wurde zur Metapher des menschlichen Geistes, wenngleich man sich der Beschränkungen des Computermodells schnell bewusst wurde, da beispielsweise die Parallelverarbeitungsleistungen des Gehirns damit nur schwer erklärbar sind. Neben diese Sichtweise trat in den 1980er Jahren der Konnektionismus, dessen zentrales Konstrukt Netzwerke sind. Statt des Computers dient hier das Gehirn als Metapher des Geistes, eine Entwicklung, der dadurch Vorschub geleistet wurde, dass sich unter Hirnforschern seit langem eine Art cerebraler Pseudopsychologie entwickelt hat, nach der Hirne denken, fühlen, überlegen, entscheiden, ja sogar "zukünftige Aktionen planen" - nach DAS MANIFEST elf "bedeutender Neurobiologen" vom Herbst 2004 -, ja sogar wissenschaftliche Theorien konstruieren, wenn nicht sogar die gesamte Wirklichkeit einschließlich des Wissenschaftlers, der diese Theorie entwickelt hat, gemäß der er sich selbst zum Konstrukt seines Gehirn erklärt hat (G. Roth in: Das Gehirn und seine Wirklichkeit).

Für die Psychologie bedeutet dies, dass sich einzelne Bereiche nebeneinander wieder stärker ausbilden konnten, neben der Kognitionspsychologie auch die Biopsychologie mit ihren Unterbereichen, die beide einen großen Bestandteil der Kognitiven Neurowissenschaften darstellen. Demgegenüber spielen aber gleichzeitig auch verhaltensorientierte Ansätze wieder eine sehr starke Rolle, so dass innerhalb der Disziplinen der Psychologie verschiedene Ansätze gleichberechtigt nebeneinander existieren und flexibel bezogen auf eine Fragestellung genutzt werden können, ohne gegen irgendeine "Konvention" zu verstoßen, was derzeit das Fach Psychologie allerdings auch äußerst komplex macht.

Die Psychoanalyse Freuds sowie die Theorien anderer Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Carl Gustav Jung oder Alfred Adler spielen in der heutigen akademisch-universitären Psychologie nur eine Nebenrolle, an den meisten Fakultäten wird die Psychoanalyse praktisch ausgeklammert (häufig nur als Stunde in der "Geschichte der Psychologie" vermittelt). Schon zu Zeiten Freuds verlief die Entwicklung unabhängig voneinander. Zwar rezipierte Freud zumindest Wundts Veröffentlichungen, wurde aber offenbar nicht von ihnen beeinflusst, was auch darin zu sehen ist, dass Freud (übrigens auch Schüler von Helmholtz) die Forschung verließ (und damit schlicht nicht mehr naturwissenschaftlich-experimentell arbeiten konnte) und schließlich später als praktizierender Arzt aus persönlichen, nicht mit (gängigen) Methoden durchgeführten Beobachtungen seiner Patienten und gedanklicher, deutender und interpretativer Verarbeitung seiner persönlichen Eindrücke, seine Theorie und Methode entwarf.

Der "Flirt" der Psychologie mit der Psychoanalyse fand erst viel später statt, insbes. im Rahmen einer Möglichkeit, stärker "praktische Anwendungen" im Repertoire zu haben, aber auch kurzzeitig als Forschungsparadigma. Einiges konnte, sofern wissenschaftlich untersuchbar, in Teilen belegt und später in weiterführende Modelle, z.B. der Kognitionspsychologie, integriert und weiter differenziert, oder eben auch schlicht besser erklärt werden. Gleichzeitig wurde auch sehr vieles empirisch widerlegt (so auch z.B. die Neurosenlehre). Insgesamt war die Psychoanalyse für die Psychologie wenig fruchtbar. Auf der Anwendungsseite wurden tiefenpsychologische Ansätze dann schnell mit wissenschaftlich abgesicherten und aus der empirisch-psychologischen Forschung entwickelten Verfahren, insbes. dem Klientenzentrierten Ansatz (wiss. Absicherung von Grundvariablen der professionellen Beziehungsgestaltung, sowie Prozess und Effekt von Interventionen (insbes. Beratung bei Anpassungsproblemen) und Psychotherapie) und später der Verhaltensanalyse und Verhaltenstherapie (zusätzlich Absicherung der theoretischen Grundlagen) ersetzt.

Bei der in der Öffentlichkeit häufig anzutreffenden Gleichsetzung von Psychologie und Psychoanalyse bzw. dem Verständnis von Psychoanalyse als Teildisziplin der Psychologie handelt es sich um einen populären Irrtum. Psychoanalytische Ideen spielen gleichwohl in der Entwicklungspsychologie, der Sozialpsychologie und der pädagogischen Psychologie sowie der klinischen Psychologie eine gewisse Rolle, aber wie erwähnt eher in historischem Kontext. Gleichwohl übt die "geheimnisvolle" Psychoanalyse auf Psychologen oft eine tiefe Faszination aus. So ist es auch nicht selten, dass einige Psychologen nach ihrem Studium eine Ausbildung in Tiefenpsychologie oder Psychoanalyse anschließen.

Der Ansatz einer evolutionären Psychologie ist noch unterentwickelt; das dazu wichtigste Werk zur Entstehung des Bewusstseins des verstorbenen Princeton-Psychologen Julian Jaynes ist akademisch bislang ohne Folgen geblieben.

Disziplinen

Im Allgemeinen unterscheidet man in der Psychologie zwischen den Grundlagendisziplinen und der Angewandten Psychologie.

Zu den Grundlagendisziplinen gehört zum einen die Allgemeine Psychologie, die sich mit den psychischen Funktionen (z. B. Denken und Bewusstsein, Wahrnehmung und Gedächtnis, sowie Emotion und Motivation) des durchnittlichen erwachsenen Menschen auf theoretischer Basis beschäftigt. Die Untersuchung der Sprache ist Aufgabe der Psycholinguistik.

Die Biopsychologie (auch: Physiologische Psychologie, Psychobiologie; Inkl. Neuropsychologie) widmet sich hingegen den Grundfunktionen unseres Körpers, die sich auf Verhalten und Erleben auswirken.

Die Entwicklungspsychologie untersucht die psychische Wandlung des Menschen von der Geburt bis zum Tod.

Die Sozialpsychologie versucht die Auswirkungen und Wechselwirkungen der Interaktion aufzuklären, bzw. beschäftigt sich allgemein mit dem Erleben und Verhalten von Individuen in Gruppen, während die Persönlichkeits- und Differenzielle Psychologie versucht die Einzigartigkeit des Individuums zu entschlüssen und in vergleichbare Maße (z.B. Intelligenz oder Kreativität) zu bringen.

Die Psychologische Methodenlehre umfasst einerseits verschiedene methodische Grundlagen ("Handwerkszeug") für die Psychologie, andererseits ist sie ihr eigenes Forschungsgebiet zur Verbesserung bestehender und Entwicklung neuer Methoden. Zu nennen sind hier vor allem Grundlagen über die Durchführung des Erkenntnisgewinns, insbes. der Theorie und Praxis der Forschungsmethoden, v.a. der Experimentalmethodik und der anderen, sehr vielfältigen Forschungsdesigns, sowie der Evaluationsforschung. Hinzu kommen Hilfswissenschaften, die in der modernen akademischen Psychologie von sehr grundlegender Bedeutung sind, v.a. Grundlagen der Mathematik und insbes. Statistik. Ein Spezialfall der Psychologischen Methodenlehre stellt dazu dann schließlich die Mathematische Psychologie dar. Auch die Psychologische Diagnostik ist streng genommen ein Teilbereich der Methodenlehre.

Wichtigstes Anwendungsgebiet ist und bleibt die Klinische Psychologie, die von psychologischer Seite die Grundlagen der Psychotherapie bildet. Die Psychotherapie ist allerdings nur eine Methode der Klinischen Psychologie. Primär ist die Klinische Psychologie auch Grundlagenforschung, in dem sie aus der Erforschng von "gestörtem" Erleben und Verhalten Rückschlüsse auf "normale" psychische Funktionsbereiche liefert. Daher ist auch hier oft das Experiment die bevorzugte Methode des Erkenntnisgewinns. Gleichzeitig sucht sie aber auch nach Ursachen und Wirkungszusammenhängen von gestörten Funktionsbereichen (z.B. gestörter Informationsverarbeitung) und erforscht Grundlagen zur Entstehung, Symptomatik und Aufrechterhaltung von psychiatrischen Störungen (z.B. Depressionen). Hierzu gehört auch die Einbeziehung von externen Faktoren. Aus den Forschungsergebnissen ergeben sich Möglichkeiten, Methoden zur Veränderung zu entwickeln, die dann wiederum Forschungsgegenstand der Klinischen Psychologie sind. Insofern kann die Klinische Psychologie neben der Psychotherapie auch in Form von Trainings (z.B. zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten), Beratung und Training von Angehörigen usw. psychologische Hilfestellungen leisten. Sie überschneidet sich hier mit Diagnostik und Intervention, bzw. wird durch diese ergänzt. Dabei gehört die klinisch-psychologische Diagnostik einschließlich Befundung und Begutachtung ebenso zum Aufgabenfeld der Klinischen Psychologie, wie die evidenz-basierte Therapieplanung, die Therapieevaluation und das Qualitätsmanagement. In der Berufspraxis, bzw. -realität muss aber davon ausgegangen werden, dass für alle diese Tätigkeiten eine Zulassung als Psychotherapeut unabdingbar ist. Ein neues, sich evtl. verselbständigendes Teilgebiet der Klinischen Psychologie ist die Gesundheitspsychologie die sich mit gesellschaftlichen Frage nach wirksamer Prävention, gesundheitsförderlichem Verhalten (auch in Bezug auf die psychische Gesundheit) und den sozialen Faktoren von Krankheit, sowie Stress beschäftigt.

Ein weiteres Hauptstandbein der Angewandten Psychologie ist schließlich die Arbeits- und Organisationspsychologie (auch Wirtschaftspsychologie). In Deutschland entwickelten sich deren Vorläufer während der Transformation der strukturell veralteten deutschen Armee nach dem ersten Weltkrieg. Hauptthema war die Eignungsdiagnostik, insbesondere die Eignung zur Führung.

Dieses erstmalig von anderen Wissenschaftsbereichen (wie der Medizin oder der Pädagogik) unabhängige Anwendungsgebiet der Psychologie führte in Deutschland 1941 zur Etablierung der Psychologie als eigenständiger Diplomstudiengang.

Ebenfalls zum weiteren Kontext der psychologischen Unternehmensberatung, aber methodisch auf einem anderem Standbein stehend, gehören die Anwendungsbereiche der Werbe-, Verkaufs- und der Marktpsychologie, sowie im weiteren Kontext die Kommunikationspsychologie.

Im Zuge der Technisierung des modernen Lebens, gelangt derzeit die angewandte Experimentalpsychologie, zumindest in den USA, zu einer neuen und eigenständigen Blüte und erlebt gleichsam eine Renaissance. In Deutschland wird dies primär als Teilbereich der Arbeitspsychologie (Bereich Human Factors) gesehen. Direkt aus der Allgemeinen Psychologie heraus, sind entsprechende Emanzipierungen neben der Arbeitspsychologie (noch) nicht zu erkennen.

Ursprünglich bedeutsames Beschäftigungsfeld von Psychologen war die Erziehungsberatung, deren Weiterenwicklungen sich in der Pädagogischen Psychologie wiederfanden, aus der sich auch die Schulpsychologie entwickelte. Wobei sich heute die psychologische Erziehungsberatung kaum aus der Pädagogischen Psychologie, sondern vielmehr aus der Diagnostik und Intervention ableitet. Die Schulpsychologen sehen sich auch nicht als Pädagogische Psychologen, sondern ihren Beruf vielmehr gleichzeitig als Teilbereich sowohl der Diagnostik und Intervention und der Klinischen Psychologie (Diagnostik, Beratung, Training und Therapie von Schülern, Eltern und Lehrern, sowie Lehrersupervision), als auch der Organisationspsychologie (Evaluation, Leistungsdiagnostik, Organisationsentwicklung, Schulentwicklung, Mediation). Beide Disziplinen, v.a. aber die Schulpsychologie, stellen heute für Psychologen in Deutschland (anders als z.B. in den USA) eine äußerst geringe (und weiter schwindende) Bedeutung und Randexistenz dar.

Kleinere Anwendungsbereiche der Psychologie bilden die Verkehrs-, Rechts-, Sport-, Umwelt- und die politische Psychologie.

Grundbegriffe der Psychologie

Siehe auch

Literatur

Für Einsteiger

  • Schwartz, Steven: Wie Pawlow auf den Hund kam.
  • Heiner Keupp u. Klaus Weber (Hrsg.): Psychologie. Ein Grundkurs. ISBN 3-499-55640-5
  • Mietzel, Gerd: Wege in die Psychologie. 12. Aufl. 2005. ISBN 3-608-94159-2

Für Fortgeschrittene

  • Zimbardo, Philip G.: Psychologie, Pearson 2004. ISBN 3-827-37056-6. Der Zimbardo ist das Einstiegsbuch für alle angehenden Psychologen.
  • Metzger, Wolfgang: Psychologie - Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit Einführung des Experiments. 6. Auflage 2001, Krammer: Wien. Zugleich ein Klassiker der Gestaltpsychologie.
  • Joachim Grabowski u. Elke von der Meer (Hrsg.): Hilgards Einführung in die Psychologie, Von Rita L. Atkinson, Richard C. Atkinson, Edward E. Smith u. a. Spektrum Lehrbuch. 2001. ISBN 3-8274-0489-4
  • J. Müsseler & W. Prinz (Hrsg.): Allgemeine Psychologie, Heidelberg, Berlin 2002: Spektrum Akademischer Verlag.

Für Leute, die unterhalten werden wollen

  • Dörner, Dietrich: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt. 1989. ISBN 3-499-19314-0
  • Gigerenzer, Gerd: Das Einmaleins der Skepsis. Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken. Berliner Taschenbuch Verlag (BTV). 2004. ISBN 3-8333-0041-8
  • Sacks, Oliver: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Rowohlt. 1987. ISBN 3-498-06206-9 (Original: The Man Who Mistook His Wife For A Hat: And Other Clinical Tales)
  • Underhill, Paco: Warum kaufen wir? Die Psychologie des Konsums. Econ. 2000. ISBN 3-430-19250-1 (Original: Why We Buy: The Science Of Shopping)
  • Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein. Piper. 1988. ISBN 3-492-22100-9 (Original: The Situation is Hopeless but Not Serious)

Psychologie kritisch betrachtet

  • Jervis, Giovanni: Grundfragen der Psychologie. 2001. ISBN 3-8031-2415-8
  • Devereux, Georges: Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998. ISBN 3518280619
  • Holzkamp, Klaus: Grundlegung der Psychologie. 1985. ISBN 3593335727

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Fachzeitschriften