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Burggrafschaft Friedberg

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Die Burggrafschaft Friedberg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reichs. Sie entstand im späten Mittelalter aus der Burgmannschaft der Reichsburg Friedberg in Hessen. Einzigartig innerhalb des Reichs war das Verfassungsgebilde der Burggrafschaft und die Ausstattung mit herrschaftlichen Privilegien durch den Kaiser, die bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1806 mehrfach bestätigt wurden.[1]

Stadt und Burg Friedberg im 17. Jahrhundert. Stich von Matthäus Merian.

Geschichte

Die Burgmannschaft der Reichsburg Friedberg war als einzige Burgmannschaft formal reichsunmittelbar. Sie versammelte in ihren Reihen den umliegend begüterten niederen Adel der Region. Im Mittelalter war dies zunächst der Ritteradel der Wetterau. Er hatte so über diesen genossenschaftlichen Verbund eine Kuriatsstimme im Grafenkollegium des Reichstag inne.

Die Burggrafschaft Friedberg erwarb in der Wetterau seit dem 15. Jahrhundert eine eigene Herrschaft. Als im 18. Jahrhundert zunehmend ständisch andersartige Anteilseigner in die Burggrafschaft eindrangen, etwa die Landgrafschaft Hessen-Kassel oder durch Kurmainz geförderte Römisch-katholische Mitglieder, paralysierte das die hergebrachte Struktur und die Burggrafschaft versank in politischer Bedeutungslosigkeit. 1806 wurde sie aufgelöst und ihr Territorium dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen.

Gründung und Staufische Zeit

Die Burg Friedberg wird erstmals 1216 urkundlich erwähnt.[2] Wahrscheinlich handelte es sich um eine planmäßige staufische Gründung, die auch schon einige Jahre zuvor erfolgt sein mag. Darauf deuten Reste einer romanischen Vorgängerkirche unter der Stadtkirche hin. Die Anlage von Stadt und Burg ist im Rahmen der staufischen Politik zum Ausbau der Wetterau zum staufischen Hausgut als Folge des Aussterbens der Grafen von Nürings 1171 zu sehen. Sie findet regionale Parallelen in der Gründungen und dem Ausbau der Burgen und Reichsstädte Gelnhausen und Wetzlar.[3]

Interregnum

In der Zeit des Interregnums blieben Burg und Stadt Friedberg lange auf staufischer Seite. Erst mit dem Aufbruch Konrads IV. nach Italien 1252 wechselte Friedberg die Seiten. Erstmals am 17. September 1252 urkundete der Gegenkönig Wilhelm von Holland in Friedberg.[4] Der Seitenwechsel und die Beendigung des staufischen Loyalitätsverhältnisses zahlten sich bereits wenige Tage später aus, als Wilhelm die Burgmannen am 20. Septemper 1252 von der Verpflichtung zur Reichsheerfahrt entband, ihnen aber eine freiwillige persönliche und finanzielle Beteiligung anheim stellte.[5]

Spätes Mittelalter

Die Burggrafschaft in der Neuzeit

Auflösung

Territorium

Das Territorium der Burggrafschaft Friedberg umfasste zunächst die Burg Friedberg, die so – auch gegenüber der Stadt Friedberg – eine eigene rechtliche Einheit und später dann ein gesondertes Territorium bildete.

1455 gelang es ihr, die Pfandschaft über die Stadt Friedberg zu erwerben. 1475 gelangte sie in den Besitz des Freigerichts Kaichen.

Institutionen

Burggrafen

Portraits Friedberger Burggrafen im Wetterau-Museum.

Burggrafen seit 1483[6]:

Baumeister

Regiment und Verwaltung

Burgmannschaft

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kristallisierte sich eine Gruppe regionaler Adliger heraus, die häufiger Mitglieder der Burgmannschaft stellten. 1400 gab es 99 Burgleute aus 49 verschiedenen Familien, so dass einige Familien gleichzeitig mehr als zwei Burgmannen stellten.[7]

Literatur

  • Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel, 1972, ISBN 3-7618-0404-0, S. 470f.
  • Albrecht Eckhard: Die Burgmannenaufschwörungen und Ahnenproben der Reichsburg Friedberg in der Wetterau 1473-1805. In: Wetterauer Geschichtsblätter 19, 1970, S. 133–167.
  • Friedberg (Burggrafschaft). In: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. 4. Auflage 1992, S. 179.
  • Friedrich Karl Mader: Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg und der darzu gehörigen Grafschaft und freyen Gericht zu Kaichen, aus zuverläßigen Archival-Urkunden und beglaubten Geschicht-Büchern zusammen getragen auch hin und wieder erläutert, 1. Teil Lauterbach 1766 (Digitalisat); 2. Teil Lauterbach 1767 (Digitalisat); 3. Teil Lauterbach 1774 (Digitalisat)
  • Klaus-Dieter Rack: Die Burg Friedberg im Alten Reich: Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. Selbstverl. d. Hess. Historischen Kommission, Darmstadt 1988, ISBN 3-88443-161-7 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 72)
  • Thomas Schilp: Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik. Bindernagel, Friedberg 1982, ISBN 3-87076-035-4 (Wetterauer Geschichtsblätter 31, zugleich Dissertation Uni Marburg).

Einzelnachweise

  1. Klaus-Dieter Rack: Die Burg Friedberg im Alten Reich: Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. Darmstadt 1988, S. 264.
  2. Johann Friedrich Böhmer, Friedrich Lau: Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus = Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt Bd. 1. 794 - 1314. Unveränd. Nachdr. der Ausg. Frankfurt 1901, Baer, Frankfurt am Main 1970, S. 21f. Nr. 44.
  3. Klaus-Dieter Rack: Die Burg Friedberg im Alten Reich: Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. Darmstadt 1988, S. 15.
  4. Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau. Verlag des historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen, Darmstadt 1851, Nr. 60.
  5. Regesta Imperii V.1 Nr. 5124.
  6. Rack, S. 401, Tabelle 16.
  7. Rack, S. 120f.; weitere S. 393, Tab. 9.
  8. Schilp, S. 76, 120.