Joseph Johlson
Joseph Johlson, auch Bar Amittai und Asher ben Joseph von Fulda (* 12. November 1777 in Fulda; † 13. Juni 1851 in Frankfurt am Main) war ein deutscher jüdischer Reformpädagoge.
Leben
Joseph Johlson (Joëlsohn) wurde als Sohn des Rabbiners Joseph Joel in Fulda geboren. Sein Vater nahm später den Namen Wiesbaden an.
Joseph Johlson war ein Philologe, aufgeklärter jüdischer Reformpädagoge und Übersetzer. 1808/09 bis 1813 wirkte er als Lehrer für Rechen-, Schreib- und lateinischen Unterricht am Collège de Creuznach. 1813 bis 1830 war er Religionslehrer an der Bürger- und Realschule der Israelitischen Gemeinde, dem Philanthropin, in Frankfurt am Main. Dr. Michael Creizenach (1789–1842) war dort seit 1825 sein Kollege.
Johlson predigte auf Deutsch und hielt zusammen regelmäßig deutsch-israelitische Gottesdienste ab, zunächst sonntags, dann am Sabbat. Neben Lehrbüchern für den Schulunterricht gab er ein rationalistisches Lehr- und Gesangbuch heraus. Das Gesangbuch enthält - ohne Namensnennung - auch zwölf Lieder von Friedrich Adolf Krummacher (1787–1845)[1].
Johlson war nach Moses Mendelssohn (1729–1789) einer der ersten jüdischen Gelehrten, der die Zwölf kleinen Propheten und die Geschichtsbücher der hebräischen Bibel wortgetreu neu in die deutsche Sprache übersetzte. Eine handschriftliche deutsche Übersetzung der Sprüche Salomo hatte 1787 bereits sein Vater Joseph Joel angefertigt[2].
Werke
- אלומי יוסף. Unterricht in der Mosaischen Religion für die Israelitische Jugend beiderlei Geschlechts, Bd. I. שרשי הדת. Nebst einem Anhange von den Ceremonialgesetzen und Gebräuchen, Bd. II. שירי ישורון. Lieder und Gesänge, Frankfurt am Main: Wolf Heidenheim / Jäger 1814/16[3]
- תולדותאבות. Kurzgefasste Biblische Geschichte in der Ursprache der heiligen Schrift, Frankfurt am Main: Gebrüder Wilmans 1820
- ספרי תרי עשר. Die Bücher der Zwölf [deutsche Übersetzung in hebräischen Buchstaben], Karlsruhe: Wolf Heidenheim / Großherzoglich-Badische Priviligierte Hebräische Buchdruckerey 1827
- Gebete und Psalmen für Israeliten, zum Gebrauche bei der oeffentlichen Andacht, Frankfurt am Main: D. Sauerländer 1830
- תורה נביאים וכתובים. Die Heiligen Schriften der Israeliten. Nach dem masoretischen Text neu übersetzt, Bd. I. Die fünf Bücher Mose, Bd. II. Die Bücher Josua, Richter, Samuels und der Könige, Frankfurt am Main: Andreä 1831/36
- ערך מלים. Biblisch-Hebräisches Wörterbuch mit Angabe der entsprechenden Synonyme, Frankfurt am Main: Andreä 1840
- Ueber die Beschneidung in Historischer und Dogmatischer Hinsicht. Ein Wort zu seiner Zeit, den Denkenden in Israel zur Prüfung vorgelegt, Frankfurt am Main: Hermann 1843
Literatur
- Hermann Bärwald / Salomon Adler: Festschrift zur Jahrhundertfeier der Realschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Frankfurt am Main, 1804-1904, Frankfurt am Main: Joseph Baer 1904
- Isidore Singer / Meyer Kayserling: Johlson, Joseph (Asher ben Joseph Fulda). In: Jewish Encyclopedia Bd. VII, New York / London 1904, S. 217f (Online-Ressource)
- Hans-Joachim Bechtoldt: Joseph Johlson, Jüdischer Reformer, Philologe und aufgeklärter Denker im Kreuznach des frühen 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 32 (2006), S. 345–366.
- Abigail Gillman: The Jewish Quest for a German Bible:The Nineteenth-Century Translations of Joseph Johlson and Leopold Zunz. in: SBL Forum 7.5 (2009) (Online-Ressource)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Christiane Grabt / Julia Husmann / Peter Marx: Des schonem Ruhrtals Krummung. Friedrich Adolf Krummacher in Kettwig 1807 - 1812, Essen: Hummelshain 2011, S. 114.
- ↑ Vgl. Franz Delitzsch: Salomonisches Spruchbuch (Biblischer Commentar über das Alte Testament IV/3), Leipzig: Dörffling und Franke 1873, S. 105.
- ↑ Ein erster Veröffentlichungsversuch scheiterte 1811 am Einspruch des Pariser Zentralkonsistoriums; vgl. Albert Marx: Die Geschichte der Juden im Saarland, Saarbrücken: Die Mitte 1992, S. 120.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Johlson, Joseph |
ALTERNATIVNAMEN | Johlsohn, Josef; Joelsohn, Joseph; Bar Amittai; Asher ben Joseph von Fulda |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher jüdischer Reformpädagoge |
GEBURTSDATUM | 12. November 1777 |
GEBURTSORT | Fulda |
STERBEDATUM | 13. Juni 1851 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |