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Lagerhaltung

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Hochregallager

Ein Warenlager oder kurz Lager ist ein Raum, Gebäude oder Areal, in dem ein Unternehmen Waren oder Güter aufbewahrt. Bei der Lagerung in Archiven, Museen und Bibliotheken spricht man statt einem Lager von Archiv oder Bibliotheksmagazin.

Funktionen

Je nach ihrer Bedeutung im Betriebsablauf können Lager verschiedene Funktionen einnehmen.

Umformung

Waren oder Rohstoffe müssen vor dem Verkauf bzw. der Verarbeitung andersartig verpackt, zusammengestellt oder gepflegt werden. Eventuell muss eine Ware auch erst reifen, bevor sie verkauft werden kann. Dies ist zum Beispiel bei Käse, Whiskey oder Wein der Fall.

Überbrückung

Ein Lager kann als Puffer benutzt werden, um Schwankungen des Einkaufs- bzw. Verkaufsmarktes zu kompensieren. Dies kann zum Beispiel durch Saisonprodukte, Absatzstockungen, Nachfrageanstieg oder Lieferengpässe geschehen. Auch Artikel die auf den Versand warten, fallen unter diese Rubrik.

Spekulation

Außerdem kann durch die Bestellung großer Mengen und den dadurch erhaltenen Rabatten mit Lagerware spekuliert werden. Allerdings kann sich dies bei einem Preisverfall des Gutes auch negativ auswirken, z.B. bei Hardware.

Vorhaltung

Schließlich können Lager auch schlicht dazu dienen, Güter aufzubewahren, die nicht andauernd oder nicht mehr benötigt werden. Wie auch bei anderen Funktionen ist es wichtig, dass die Güter durch die Lagerung nicht beschädigt werden, verloren gehen (wichtig vor allem bei einem Archiv) oder austreten können (wichtig vor allem bei einem Endlager).

Lagerarten

Man unterscheidet Lagerarten nach ihrer Bedeutung im Betriebsablauf wie Beschaffung (z.B. Wareneingangslager, Hauptlager, Kommissionslager), Produktion (z.B. Bereitstellungslager, Handlager, Zwischenlager, Vorrichtungslager,) und Vertrieb (Versandlager, Ersatzteillager).

Technisch können unterschieden werden Flächenlager, Regallager, Palettenlager, Hochregallager, Silolager und viele andere.

Hinsichtlich der Ordnung der Güter in einem Lager lassen sich verschiedene Ordnungssysteme unterscheiden. Ein automatisches Lager ermöglicht auch eine ungeordnete Lagerung, die als Chaotische Lagerung bezeichnet wird.

Lagerkosten

Ein Lager verursacht fixe und variable Kosten. Die variablen Kosten entstehen z.B. durch den Energieverbrauch der Flurförderfahrzeuge und eventuelle Versicherungen für das Lagergut. Zu den Fixkosten zählt neben Miete, Abschreibungen, Grundsteuer und dergleichen hauptsächlich im Lagergut gebundenes Kapital bzw. dessen Zinsen.

Um besonders letztere möglichst niedrig halten zu können, muss die Losgröße der optimalen Bestellmenge berechnet werden. Dabei handelt es sich um die Bestellmenge, bei welcher die Summe von Lagerkosten und Bezugskosten abzüglich Rabatten minimal ist. Diese Berechnung erfolgt innerhalb der Beschaffungslogistik.

Lagerbestände

Ein Lagerbestand als solcher ist die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lager befindliche Menge eines Gutes. Folgende besondere Bestände sind von Bedeutung:

Mindestbestand

Der 'Mindestbestand (auch Sicherheitsbestand oder eiserner Bestand) ist der Lagerbestand, der nie unterschritten werden darf, um die Produktion auch in Notfällen aufrecht erhalten zu können. Er muss immer auf Lager sein und ist durch die Betriebsleitung definiert. Er darf ohne ausdrückliche Anordnung der Betriebsleitung nicht unterschritten werden.

Maximalbestand

Der Höchstbestand ist auch der Bestand, der maximal im Lager vorhanden sein darf, um hohe Kosten und eine hohe Kapitalbindung zu verhindern und er ist auch der Bestand im Lager, der maximal erreicht werden kann.

Höchstbestand= Eisernerbestand(Mindestbestand)+Bestellmenge

Meldebestand

Bei Erreichen des Meldebestandes durch Entnahmen aus dem Lagerbestand wird eine Meldung an den Einkauf zwecks Auffüllung des Lagers - durch eine Nachschub-Bestellung - ausgelöst. Der Meldebstand bestimmt somit den fälligen Bestellzeitpunkt. Ziel ist es, ständig genug Waren für einen reibungslosen Produktionsprozess verfügbar zu haben, um damit den Beschaffungszeitraum überbrücken zu können.

Der Meldebestand ergibt sich aus: Tagesverbrauch x Lieferzeit+ Mindestbestand

Durchschnittlicher Lagerbestand

Der durchschnittliche Lagerbestand wird für Vergleichs- und Planungszwecke ermittelt. Seine Berechnung kann auf mehrere Arten erfolgen, z.B.:



Inventurbestand

Der Inventurbestand ist der tatsächliche Bestand, er wird ermittelt durch:

  • Stichtagsinventur
  • vom Bilanzstichtag abweichende Inventur
  • Permanente Inventur
  • Stichprobeninventur

Lagerbestand

Der Bestand kann identisch mit dem Inventurbestand sein oder als Buchbestand infolge von Diebstahl, Schwund, Verderb und Erfassungsfehlern von ihm abweichen.

Bei der Produktionsplanung und -steuerung dient der Lagerbestand der Deckung des Bedarfs. Bei der Bedarfsermittlung wird auch zukünftiger, geplanter Lagerbestand berücksichtigt, der auf Grund offener oder geplanter Aufträge bzw. geplanter Abgänge zu erwarten ist. Der Abgleich von Bestand und Bedarf ist die Grundproblematik der Produktionsplanung und -steuerung.

Bewerteter Lagerbestand (im Gegensatz zu unbewertetem Lagerbestand) ist der in Geldeinheiten ausgedrückte Wert des Lagerbestandes. Lagerbestandsbewertung ist der Vorgang des Bewertens von Lagerbeständen und Lagerbewegungen.

Verfügbarer Bestand

Ist der verfügbare Bestand zu einem bestimmten Zeitpunkt(t). Genaue Bezeichnung "Available-to Promise"-Menge(ATP-Menge) Er wird wie folgt ermittelt:

  aktueller Lagerbestand
+ disponierter Bestand bis zum Zeitpunkt t
- Summe reservierte Bestände
- Rückstände
----------------------- 
= verfügbarer Bestand

Reservierter Bestand

Ist ein für Kundenaufträge oder Fertigungsaufträge reservierter Bestand, der bereits vorliegt oder erst geplant werden muss.

Disponierter Bestand

Unter disponierter Bestand wird entweder der reservierte Bestand verstanden, oder es handelt sich um bestellte Artikel und Teile, die sich noch nicht im Lager befinden.

Sperrbestand

Der Sperrbestand ist der im Lager vorhandene Bestand, der nicht entnommen werden darf. Zum Beispiel wegen einer noch erforderlichen Überprüfung.

Lagerkennzahlen

Zur Produktionsplanung werden folgende Lagerkennzahlen unterschieden:

Lagerumschlagshäufigkeit

Die Umschlagshäufigkeit gibt an, wie oft ein Lager innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit komplett gefüllt und geleert wurde. Es bestehen zwei Möglichkeiten der Berechnung.

  • Man bildet den Quotienten aus dem Wareneinsatz zu Einstandspreisen der verkauften bzw. benutzten Ware und dem durchschnittlichen Lagerbestand. Umschlagshäufigkeit = (Umsatz [€] pro Jahr)/(durchschnittlichen Lagerbestand [€])
  • Alternativ kann der Warenabgang zu Einstandpreisen durch den durchschnittlichen Lagerbestand dividiert werden. Der Warenabgang zu Einstandspreisen berechnet sich aus der Differenz von Anfangsbestand und Endbestand, zu der Zukäufe addiert und von der Verkäufe substrahiert wurden.
  • Umschlagshäufigkeit = Absatz / Durchschnittlichen Lagerbestand

Durchschnittliche Lagerdauer

Sie sagt aus, wie lange eine Ware bis zu Verkauf oder Verarbeitung durchschnittlich gelagert wird. Sie berechnet sich aus dem Quotienten von 360 und der Umschlagshäufigkeit und wird in Tagen angegeben.

Durchschnittliche Lagerdauer = 360 Tage / Umschlagshäufigkeit

Lagerzinskosten

Die bereits oben erwähnten Lagerzinskosten berechnen sich wie folgt:

Lagerumschlagsgeschwindigkeit (LUG)

ist eine Kennzahl zur Planung der Bestandshöhe. Ermittlung:

Sonstiges

Die Betriebswirtschaftslehre verwendet den Begriff als abstraktes System von Zugängen und Abgängen.