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Carlo Schmid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Carlo Schmid (* 3. Dezember 1896 in Perpignan/Südfrankreich; † 11. Dezember 1979 in Bonn) war ein deutscher Politiker und gilt als einer der "Väter der Bundesrepublik".

Seine Kindheit verbrachte er in Südfrankreich bevor seine Eltern 1908 nach Stuttgart übersiedelten. Carlo Schmid besuchte das humanistische Karls-Gymnasium und legte im Frühjahr 1914 das Abitur ab. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger und erlebte den Krieg an verschiedenen Fronten.

Im Frühjahr 1919 begann Schmid mit dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen, wo er 1923 promovierte und nach seinem 2. Staatsexamen 1925 in den württembergischen Justizdienst eintrat. Er war zunächst Amtsrichter und dann Landgerichtsrat in Tübingen. 1927 wurde er für eine Tätigkeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin beurlaubt. Er habilitierte sich 1928 als Privatdozent für Völkerrecht und internationales Privatrecht an der Universität Tübingen. Eine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor wurde 1942 aus politischen Gründen abgelehnt. Nachdem er 1940 dienstverpflichtet wurde, wurde er als juristischer Berater der deutschen Oberfeldkommandantur in Lille zugeteilt.

Die Erfahrungen mit dem NS-Regime bewogen Carlo Schmid, sich nach 1945 politisch aktiv zu betätigen. Im Juni 1945 übernahm er das Amt des Landesdirektors für das Unterrichtswesen und die kulturellen Angelegenheiten in der von der französischen Militärregierung eingesetzten Landesverwaltung. Bis zu den Landtagswahlen 1947 war Carlo Schmid Präsident der provisorischen Regierung von Württemberg-Hohenzollern. Er übernahm das Amt des Justizministers und die Funktion des stellvertretenden Staatspräsidenten unter der Führung des neuen Staatspräsidenten Lorenz Bock CDU bzw. seit 1948 unter dessen Nachfolger Gebhard Müller. Am 1. Mai 1950 trat er von seinem Ministerposten zurück.

1946 wurde Carlo Schmid in Reutlingen zum Landesvorsitzenden der SPD gewählt. Schmid, der bereits maßgeblich an der Verfassung von Württemberg-Baden mitgearbeitet und dem Verfassungskonvent von Herrenchiemsee angehört hatte, trat im Parlamentarischen Rat am 8. September 1948 durch eine Grundsatzrede und das auf seine Initiative ins Grundgesetz übernommene konstruktive Misstrauensvotum hervor. 1949 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt und vertrat über 6 Legislaturperioden bis 1972 den Wahlkreis Mannheim I im Parlament. Als einer der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages zählte Carlo Schmid zu der profiliertesten Politikern der Nachkriegszeit. Seine Bemühungen um Verständigung mit Polen und Frankreich, seine Kontakte zu Israel, sein Wirken in der beratenden Versammlung des Europarates und in der Westeuropäischen Union, und nicht zuletzt seine glänzende rhetorische Begabung verschafften ihm Ansehen über den parteipolitischen Rahmen hinaus.

Obgleich immer wieder im Gespräch für Regierungs- und Staatsämter (1959 anlässlich der Wahl zum Bundespräsidenten und zu Beginn der 60er Jahre als SPD-Kanzlerkandidat) übernahm Carlo Schmid nach dem Zustandekommen der Großen Koalition das eher unbedeutende Amt des Bundesministers für Angelegenheiten des Bundesrates. 1972 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. Carlo Schmid verstarb am 11. Dezember 1979 in Bonn.

Literatur

  • Petra Weber, Carlo Schmid (1896-1979). Eine Biographie. München 1996
  • Petra Weber, Carlo Schmid. Demokrat und Europäer. Mannheim 1996 (= Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim Nr. 4)
  • Udo Rauch/Antje Zacharias: Sieben Jahre Landeshauptstadt. 1945-1952 Tübingen und Württemberg-Hohenzollern. Tübingen 2002

Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates der Bundesrepublik Deutschland:
Heinrich Hellwege | Hans-Joachim von Merkatz | Alois Niederalt | Carlo Schmid