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Hrabischitz

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Die Hrabischitz waren ein bedeutendes böhmisches Adelsgeschlecht.

Kojata

In der Mitte des 11. Jahrhundert gehörte Kojata zu den bedeutenden Mitgliedern des Königshofes Vratislavs II. Er war Verwalter der Přemyslidenburg Bílina (Bilin). 12. Jahrhundert - Kojatas Nachkommmen verfechten weiterhin die Interessen der Přemysliden im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet als Vertreter der Prager Fürsten. Obwohl er ein gutes Verhältnis zum Königshof hatte, zerstritt er sich 1068 mit Vratislav, da er die Wahl seines Bruders Jaromír zum Prager Bischof unterstützte. Jaroslav wurde trotz Widerstände des Königs gewählt. Kojata flüchtete daraufhin nachts aus dem Machtbereich Vratislavs. Ein Teil seines Vermögens bei der Stadt Chotzen vermacht er 1277 den Brüdern Sezima und Milota, genannt Hocen.

Hrabiš II. (dt. Grabissa II.) 1180-1207

Kojatovs Nachfahren vertreten weiterhin die Interessen des Přemysliden im böhmisch-sächsischen Bereich als Kastellan in Bílina. Gründer der Machtzweigs war Hrabiš, der in den Jahren 1189-1197 die Funktion des höchsten Kämmerers inne hatte. Er vertrat den Herrscher während seiner Abwesenheit im Lande.

Slavko (dt.: Slauko I.) 1188-1226

Sein Bruder Slavko bekleidet dieses Amt auch unter König Přemysl Ottokar I.. Seinen Aufstieg zeigte er nach außen, indem er eigenen Hof anheuerte. Ganz oben der villicus, weiter Essensträger, Kellner und Zöllner. Seinen Herren ahmte er auch in anderen Dingen nach, 1196 entsteht unter dem Patronat der Abtei in Waldsassen ein Zisterzienserkonvent und Slavko siedelte ihn auf seinem Dominium an. König Přemysl Ottokar I., der Prager Bischof Daniel und der Papst Innozenz III. nahmen das Kloster unter ihren Schutz. 1206 legte er den Grundstein für das Kloster der Jungfrau Maria in Ossegg. Das Kloster wurde unter seinem Enkel Slavko II. 1238-1239 fertiggebaut und bot Reisenden und Kranken Unterkunft. Nach langen Jahren im Kloster ging er nach Preußen, wo er bei der Katholisierung half und später Bischof wurde. Unter ihm verbreiteten die Mönche im Kloster Ossegg Bildung und Wissen.

Boresch I. (dt. Borso I.) 1188-1209

Unter dem dritten Bruder Borso I. wurde die unweit von Sayda liegende Burg Purschenstein gegründet. Die tschechische Forschung ging lange Zeit von einer Entstehung der Burg erst im zweiten Viertel des 13. Jh. unter Borso II. aus, tendiert inzwischen aber angesichts neuerer archäologischen Funde zunehmend ebenfalls zu einem Baubeginn in der Zeit um 1200.

Bohuslav

Der Sohn von Slavko I., Bohuslav gehörte zu Lieblingen des Königs Wenzel I.. und war ebenfalls der höchste Kämmerer. 1240-1250 baute er nordöstlich von Alt Ossegg eine neue Burg Riesenburg. Das Aufblühen der neuen Herrschaft war Grund für die Ausweitung um eine weitere Burg Rýzmburk, heute Hrad Osek. Er diente treu Wenzel I. auch in Zeiten als die anderen Adeligen unter Přemysl einen Aufstand probten. 1248 besiegte Hrabiš die Aufständischen und zwang sie mit dem König zu verhandeln. Er wurde reich belohnt, aber Přemysl rächte sich ein Jahr später mit der Plünderung seines Klosters. Nach dem Tod Wenzels I. ließ Přemysl Ottokar II. Boresch einsperren und beschlagnahmte Teile seines Vermögens. Später wurde er begnadigt. Als Boresch 1260 in der Schlacht bei Kressenbrunn das ungarische Heer besiegte, wurde er vollends rehabilitiert. Boresch vergaß jedoch nicht die Erniedrigung. 1276 nach Auseinandersetzungen des Přemysl Ottokar II. mit dem deutschen Kaiser Rudolf stellte er sich auf die Seite der Habsburger.

Slavko III.

1238 Zum Abt des neuen Klosterbaus wird der Slavko III. von Hrabischitz. Unter seiner Regemnschaft wurde der Aufbau der Klostergebäude beendet. Nach einigen Jahren ging Slavko III. nach Preußen, um die dortigen Heiden zum Christentum zu bekehren, und wurde in dieser Diözese Bischof.

Boresch II.

Noch berühmter wurde Bohuslavs Sohn Boresch II., der in Jahren 1240-1250 etwa 2 km nordöstlich von Ossegg eine neue Burg Riesenburg (Rýzmburk), heute Hrad (Burg) Osek, erbaute. Er diente treu dem König auch zur Zeit, als es zum Aufstand des Adels kam, angeführt vom Thronfolger Přemysl. 1248 besiegte Hrabischitz den Königsohn und zwang ihn mit dem König zu verhandeln. Boresch II. wurde reich belohnt. Nach dem Tod von Wenzel I. ließ Přemysl Ottokar II. Boresch einkerkern und beschlagnahmte einen Teil seiner Güter. Später begnadigte er ihn jedoch. Als Boreš 1256 in der Schlacht bei Kressenbrunn die Ungarn besiegte, versöhnte sich der König mit ihm. Im Jahre 1276 stellte sich Boresch nach einem Streit des Přemysl Ottokar II. und des deutschen Kaiser Rudolf auf die Seite des Habsburg.

Bohuslav II.

Sein Sohn Bohuslav II. benutzte als erster die Bezeichnung von Riesenburg. Auf Bohuslavs Urkunde vom 10. Februar 1315 hängt ein Siegel, auf dem Boreschs Wappen abgebildet ist. Auf dem schief geneigten Schild hält eine Hand einem Rechen mit sieben Zinken (deshalb Hrabischitz). Den Rittershelm über dem Schild schmücken als Kleinod Adlerflügel, an beiden Seiten dann Zweige und ein Kreuz mit der Aufschrift Secretum Borsonis Risembori.

Boresch III.

Boresch III. von Riesenburg schloss am 22. März 1302 mit dem Klostervorsteher einen Vertrag, nachdem die Hälfte des gewonnen Erzes Eigentum des Klosters Ossegg wurde. Die andere Hälfte erhielten die Herren von Riesenburg.

Während das Kloster im 14. Jahrhundert aufblühte, verfiel langsam der Besitz des Hrabischitz Geschlechtes, welches in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausstarb.

Literaturhinweise

  • Hans Beschorner: Die Herrschaft Riesenburg und ihre Besitzer bis zum Übergang in wettinischen Besitz i. J. 1398. In: Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens. Dresden 1937. S. 92-128.
  • Volkmar Geupel: Der mittelalterliche Landesausbau der Hrabischitz im sächsischen Erzgebirge. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 8, 1997 online Fassung
  • Volkmar Geupel/Yves Höffmänn: Archäologische Funde aus Sayda im Erzgebirge. In: Jana Kubková/Jan Klápště/Martin Ježek/Petr Meduna unter anderem (Hrsg.): ^Zivot v archeologii středověku. Das Leben in der Archäologie des Mittelalters. Festschrift für Miroslav Richter und Zdeněk. Praha 1997. S. 185-191. ISBN 8090246508. [Am Schluss des Artikels Einordnung der Stadtentstehung von Sayda in den Landesausbau der Hrabischitze mit aktueller Zusammenfassung der Kontroversen zwischen deutschen und tschechischen Archäologen und Historikern bezüglich der Datierung.]