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Mata Hari

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Mata Hari

Mata Hari (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes), eigentlich Marguerite Campbell oder Margaret(h)a Geertruida Zelle, war eine niederländische Tänzerin, Kurtisane und Doppel-Spionin während des ersten Weltkrieges.

Kindheit und Jugend

Die Berichte über das Leben und den Werdegang Mata Haris sind so zahlreich wie widersprüchlich und viele der Details aus ihrem Lebenslauf sind umstritten und werden von einigen Biographen angezweifelt. Der Grund für die vielen Versionen ihres Lebenslaufes sind die zahlreichen Versionen, die Mata Hari zu ihren Lebzeiten selbst "erfand" und veränderte.

Margaretha Geertruida Zelle wurde 1876 als einzige Tochter des Bauern und / oder Hutmachers Zelle in der niederländischen Stadt Leeuwarden geboren.

Legendenbildung

Nach einigen Berichten lebte sie dann mit ihrem Vater auf Java und wurde dort europäisch erzogen. Als ihr Vater starb, wurden ihre javanesische Mutter und sie verbannt und mussten in einem buddhistischen Tempel leben, wo sie auch angeblich das Tanzen lernte.

"In Malabar, an der Küste Südindiens, kam ich als Tochter einer Brahmanenfamilie zur Welt. Meine Mutter war eine berühmte und gefeierte Bayadere im Tempel Kanda Swany; mit vierzehn Jahren, als sie mich gebar, starb sie. Als ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, zogen mich die Priester auf und gaben mir den Namen Mata Hari. Schon als kleines Kind wurde ich in der unterirdischen Grotte der Pagode Schiwas in die heiligen Tänze des Gottes eingeweiht, da ich die Nachfolgerin meiner Mutter werden sollte. (...) So reifte ich allmählich zur Jungfrau heran, und in eiuner warmen Frühlingsnacht, als die silberne Mondscheibe am Himmel hing, wurde ich in die Geheimnisse der heiligen Liebe der Göttin Sakryjuda eingeweiht...Als Bayadere durfte ich nie irdische Liebe empfinden. Mein Leben war dem Gott geweiht. Da lernte ich einen britischen Kolonialoffizier kennen, der entführte mich aus dem Heiligtim Schiwas und macht mich zu seiner Gattin. So bin ich Lady Gretha Mac Leoad geworden..." Diese und andere Legenden wurde von Mata Hari selbst "erfunden", um sie in einer Orientalin zu verwandeln und um ihrem Phantasietanz eine uralte Geschichte und Authentizität zu geben. Laut Ausweispapieren wurde sie in Leeuwarden geboren.


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Postkarte von Mata Hari

Mata Hari

Ab 1905 fing sie unter dem Namen Lady MacLeod und mit dem Pseudonym Mata Hari in Paris ihre Karriere als Tänzerin an. Auf Einladung des Industriellen Emile Guimet tanzte sie am 13. März 1905 in seinem Museum vor einem ausgesuchten Publikum. Unter ihrem Künstlernamen Mata Hari präsentierte sie Nachempfindungen indischer Tempeltänze. Der Name Mata Hari bedeutet auf malaiisch Auge der Morgenröte, oder Auge des Morgens bzw. Auge des Tages und wird als Synonym für die Sonne benutzt.

Die Szene in der sie zuletzt "nackt" zu sehen war, wurde eine Sensation. Es folgten Auftritte in den Salons von Baron von Rothschild, Cécile Sorel, Gaston Menier, Natalie Clifford Barney. Der legendäre Impressario der Ballets Russes, Gabriel Astruc, wurde ihr Manager. Im Pariser Theater Olympia erschien sie 1906 erstmals vor großem Publkium im Rahmen eines Variéteprogramms. In Monte Carlo sah man sie im dritten Akt von Massenets Oper "Le Roi de Lahore" neben der Ballerina Carlotta Zambelli.

Mata Hari feierte Erfolge in Wien und gab in Berlin eine Vorstellung für die kaiserliche Familie. Sie kehrte 1907 nach Paris zurück. 1910 übernahm sie die Rolle der Kleopatra in "Antar" von Rimskij-Korsakov in Monte Carlo. Während der Theatersaison 1911/12 präsentierte Mata Hari in der Mailänder Scala ihren Tanz "Die Prinzessin und die Zauberblume" im fünften Akt von Glucks Oper "Armide" und verkörperte die Venus in Marcenos Ballett "Bacchus und Gambrinus".

Unvermutet erschien sie als spanische Tänzerin in "La Revue en Chemise" am 28. Juni 1913 in den Folies-Bergères. Bei Ausbruch des Krieges hielt sie sich in Berlin auf. Ein Engagement ans Metropol-Theater für das Stück "Der Millionendieb" kam nicht mehr zustande. Sie kehrte nach Holland zurück. Noch einmal war sie im Königlichen Theater von Den Haag im Ballett "Les Folies Francaises" zu sehen.

Spionage

Es kam mit der Zeit zu Kontakten mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Während des Krieges soll Mata Hari mehrere Affären mit höheren Offizieren gehabt haben. Nach der Flucht 1916 in die Niederlande soll ihr der deutsche Konsul zur Spionage ca. 20.000 RM geboten haben. Aus Geldnot nahm Mata Hari das Angebot an und spionierte fortan für Deutschland unter dem Decknamen H21.

Ab dem Sommer 1916 arbeitete sie freiwillig in einem französischen Militärlazarett in Vittel als Krankenpflegerin. Dadurch geriet sie in das Visier des französischen Geheimdiensts. Nach einem Aufenthalt in Frankreich wurde sie wegen Spionageverdachts verhaftet. Daraufhin ließ sie sich auf Spionage für den französischen Geheimdienst ein.

Nach der Beobachtung von Mata Hari bei einem Treffen mit dem deutschen Militärattache von Kalle in Madrid kam es am 13. Februar 1917 zur Festnahme.

Hinrichtung

Am 25. Juli wurde Mata Hari wegen Doppelspionage und Hochverrats von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Am 15. Oktober 1917 wurde sie in Vincennes nahe Paris von einem Exekutionskommando erschossen. Von der auf sie abgefeuerten Salve traf angeblich nur ein einziger Schuss, dieser allerdings direkt ins Herz.

Trivia

Literatur

  • Feix, Gerhard: Das Große Ohr von Paris - Fälle der Sûreté, Verlag Das Neue Berlin, Berlin, 1975, S. 202 - 212
  • B. Ochaim/C. Balk: Variéte-Tänzerinnen um 1900, Verlag Stroemfeld, Frankfurt am Main, 1998
  • Wenecker-Wildberg, Friedrich: Mata Hari, Roman ihres Lebens. Leipzig (Kiepenheuer) 1994