Selbstorganisiertes Lernen
Beim selbstorganisierten Lernen (auch: Autonomes Lernen) organisiert der Lernende den Lernprozess vollständig oder teilweise selbst. Bei vollständiger Selbstorganisation setzt sich der Lernende selbstständig Lernziele und führt Lernaktivitäten durch, um die Lernziele zu erreichen. Welche Lernaktivitäten der Lernende wann, wo und in welcher Reihenfolge ausführt, bestimmt er selbst.
Ein Grund für die Aktualität des selbstorganisierten Lernens liegt im Wechsel der wissenschaftlichen Perspektive, weg vom Modell des behavioristischen Lernens hin zum kognitivistischen und konstruktivistischen Lernen, die die aktive Rolle der Lernenden betonen. Um selbstorganisiertes Lernen zu fördern sind selbstgesteuerte Lernprozesse zu initiieren. Z.B. können Lernaufgaben, die in der Gruppe oder in Einzelarbeit gelöst werden, zu Lernaktivitäten anregen und damit Lernprozesse in Gang setzen.
Ein weitere Grund liegt in der kurzen Halbwertszeit, die Wissen in vielen Teilen der heutigen Gesellschaft hat. So haben Braner und Lackmann (1993) heraus gefunden, dass die Halbwertszeit von Wissen im Bankgewerbe ca. fünf Jahre beträgt, die von Wissen im EDV-Bereich lediglich zwei Jahre.
Die Entwicklungen im EDV-Bereich erzwingen dabei jedoch nicht nur ein ständiges Lernen, sondern ermöglichen dies auch durch die Entwicklung neuer Techniken. So erleichtert beispielsweise das Internet das selbstständige Auffinden von Informationen. Und auf CD-ROM angebotene Lernprogramme ermöglichen dem Lernenden jederzeit und ortsunabhängig zu lernen.
Voraussetzungen für selbstorganisiertes Lernen
Um seinen Lernprozess erfolgreich zu organisieren, muss der Lerner über einige Kompetenzen verfügen. Diese wären Methoden-, Kooperations- und Kommunikationskompetenz. Nur wenn diese Kompetenzen vorhanden sind, kann der Lerner seine Lernstrategien verwenden. Zudem muss der Lerner über Reflektionsfähigkeit und Metakognition verfügen, damit er im Anschluss an seine Arbeit seinen Lernprozess auswerten und verbessern kann.
Aspekte selbstorganisierten Lernens
Kognitive Aspekte
Um erfolgreich selbstorganisiert zu lernen ist das Wissen um Lernstrategien erforderlich. Diese Strategien erleichtern es dem Lernenden Wissen zu verstehen, zu speichern und wieder abzurufen (Weinstein, Mayer 1986; Weinstein, Husman, Dierking 2000).
Wiederholungsstrategien Wiederholungsstrategien dienen dazu Wissen, das erlernt werden soll, in wörtlicher Form im Arbeitsgedächtnis aktiv zu halten und so die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die Informationen in das Langzeitgedächtnis überführt werden können. Beispiele dafür sind:
- Texte abschreiben
- wiederholtes Aufsagen.
Elaborationsstrategien Durch Elaboration soll versucht werden, bereits vorhandenes Vorwissen über einen Gegenstandsbereich zu aktivieren und neues Wissen mit diesem zu verknüpfen. Typische Elaborationsstrategien sind z. B.
- sich Beispiele zu überlegen
- gelerntes mit eigenen Worten formulieren.
Organisationsstrategien Diese sollen helfen innerhalb eines neuen Wissensbereiches Ordnungsbeziehungen heraus zu arbeiten und sich so eine koheräntes Bild vom Thema aufzubauen. Organisationsstrategien sind beispielsweise
- Zusammenfassungen von Texten schreiben
- Mindmaps zu einem Themenbereich zu erstellen.
Siehe auch: Informationskompetenz, Autodidakt
Literatur
- Braner, W./Lackmann, J.: Schlüsselqualifikationen - vom Beschäftigungssystem aus gesehen. In: Information zur Arbeit, Wirtschaft, Technik und vorberuflicher Bildung in der Schule, 12 (1), S. 17-20.
- Weinstein. C. E./Mayer, R. E.: The teaching of learning strategies. In: Wittrock, M. C. (Hrsg.): Handbook of research on teaching. 3rd Edition. New York 1986, S. 315-327.
- Weinstein, C. E./Husman, J./Dierking, D.R.: Self-regulation interventions with a focus on learning strategies. In: Boekaerts, M./Pintrich, P./Zeidner, M. (Hrsg.): Handbook of self-regulation. San Diego 2000, S. 727-747