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Lynndie England

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Lynndie Rana England (* 8. November 1982 in Ashland, Kentucky, USA) ist eine Obergefreite der US-Armee. Sie wuchs als Tochter eines Bahnarbeiters in West Virginia in armen Verhältnissen auf. Ihre Familie lebt in einem Wohnwagenpark. Sie wurde einer weltweiten Öffentlichkeit im Zusammenhang mit demütigenden Folterungen und Misshandlungen von irakischen Kriegsgefangenen während des dritten Golfkriegs der USA und ihrer Alliierten gegen den Irak bekannt.

Verdacht auf Misshandlungen

Datei:Lynndie England.jpg
Lynndie England beim Misshandeln eines gefangenen Irakers

Im Mai 2004 gelangten Berichte und Fotos in die Medien, die belegten, dass US-amerikanische Militär- und Geheimdienst-Mitarbeiter Gefangene in dem Abu-Ghuraib-Gefängnis nahe Bagdad gefoltert hatten.

Dies rief weltweit bei Regierungen und in den Medien große Empörung gegen das Verhalten der US-amerikanischen Beteiligten und Verantwortlichen hervor.

Durch die Berichte kam auch Lynndie England in den Verdacht, Gefangene im irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis misshandelt zu haben und wurde wegen Häftlingsmisshandlung angeklagt.

England äußerte sich daraufhin in Fernsehinterviews. Dort bestritt sie die Echtheit der Fotos nicht, betonte aber, dass ihr die Handlungen auf den Fotos von Personen mit ranghöheren Dienstgraden befohlen worden seien.

Ein Foto zum Beispiel zeigt im Vordergrund Lynndie England lächelnd, eine Zigarette im Mundwinkel und ihre Hände in der Haltung, als wenn sie mit einem imaginären Gewehr auf die Geschlechtsteile eines nackten, mit einer Kapuze über dem Kopf bedeckten Mannes zielen oder schießen würde. Auf dem Bild sind weitere, mit Kapuzen über dem Kopf gezogene, nackte Männer zu sehen. Ein weiteres Foto zeigt Lynndie England mit einer Hunde-Leine in der Hand. Am anderen Ende der Leine ist ein nackter, auf dem Boden liegender Mann zu sehen.

Verhandlung

Die erste Anhörung fand am Dienstag, den 3. August 2004, vor der Militärkommission am Stützpunkt Fort Bragg (North Carolina) statt. Lynndie England wurde vertreten von den Anwälten Rose Mary Zapor und Roy Hardy, die eine Spendensammlung zur Deckung der Anwaltskosten eingerichtet hatten. Sollte die Kommission den Fall an ein Militärgericht verweisen, rechnen die Rechtsexperten mit einem Prozess frühestens im Herbst 2005.

England und ihren Komplizen, unter anderem dem Vater ihres Kindes, dem ebenfalls wegen Kriegsverbrechen angeklagten und im Januar 2005 verurteilten Charles Graner, drohen bei einem Schuldspruch mehr als 30 Jahre Haft.

In einer neuerlichen Verhandlung am 3. Mai 2005 vor dem Militärgericht in Fort Hood, Texas hat sie sich auf Anraten ihres Verteidigers in sieben von neun Anklagepunkten für schuldig bekannt. Die letzten beiden Anklagepunkte wurden daraufhin fallen gelassen. Durch die Einigung mit der Anwaltschaft sinkt die mögliche Höchststrafe damit von 16,5 auf 11 Jahre.

Das Gericht wies das Schuldeingeständnis Englands am 4. Mai 2005 zurück.

Am 26. September 2005 wurde England vom Militärgericht in sechs von sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen. Das Strafmaß liegt noch nicht fest, wird jedoch mit Sicherheit auch ihre unehrenhafte Entlassung aus dem US-Militär beinhalten.

Siehe auch

  • Absatz "Folter und Misshandlungen im Abu-Ghuraib-Gefängnis" bei Irak-Krieg