Chronik der Streckenelektrifizierung in Deutschland seit 1994
Chronologische Liste der Streckenelektrifizierung der Deutschen Bahn AG seit ihrer Gründung am 1. Januar 1994
Zusammenfassung
Nach Gründung der DB AG dominierten (Wieder-)Elektrifizierungen im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Nachdem diese zum Großteil abgeschlossen sind, werden hauptsächlich bestehende Strecken elektrifiziert, um sie in S-Bahn-Netze zu integrieren. Daneben finden Elektrifizierungen im Rahmen von Schnellfahrstreckenneubauten statt. In einzelnen Fällen werden auch zur betrieblichen Erleichterung kurze Anschlussstrecken elektrifiziert. Nur in einzelnen Fällen wurden Hauptstrecken neu elektrifiziert. Insbesondere Schleswig-Holstein profitierte von diesen Elektrifizierungen. So wurden die Bahnstrecken von Hamburg zu den drei größten Städten des Landes, Kiel (1995), Flensburg (1996) und Lübeck (2008), erst durch die DB AG elektrifiziert.
Die Gesamtlänge der elektrifizierten Strecken der DB AG betrug im Jahr 2000 insgesamt 19.079 km, was 52,22 % des gesamten Streckennetzes entsprach[1]. Binnen 10 Jahren vergrößerte sich das elektrifizierte Netz um insgesamt 729 km. Im Jahr 2010 betrug damit die elektrifizierte Streckenlänge insgesamt 19.808 km. Dies entsprach 58,74 % der Gesamtstreckenlänge[2]. Neu elektrifiziert wurde dabei mehr als diese absolute Zunahme, da auch vereinzelt elektrifizierte Strecken in diesem Zeitraum stillgelegt wurden. Siehe hierzu die Liste ehemals elektrifizierter Eisenbahnstrecken.
Chronik
| Strecke/Abschnitt | Tag der Inbetriebnahme |
Länge (km) | Bemerkungen |
|---|---|---|---|
| Erfurt–Sömmerda | 21. März 1994[3] | 24,8 km | |
| Neubrandenburg–Stralsund Sollstedt–Eichenberg |
29. Mai 1994[3] | 88,9 km 46,6 km |
Sollstedt–Eichenberg: VDE-Projekt Nr. 6 |
| Nantenbacher Kurve | Juni 1994 | 11,3 km | Verbindungskurve von Würzburg über die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg in Richtung Frankfurt |
| Camburg–Probstzella Bebra–Neudietendorf |
28. Mai 1995[3] | 91,6 km 89,5 km |
Bebra–Neudietendorf: VDE-Projekt Nr. 7 |
| Schönholz–Tegel (mit 750 V =) Priesterweg–Lichterfelde Ost (mit 750 V =) |
28. Mai 1995 | 6,9 km 4,0 km |
S-Bahn Berlin |
| Hamburg-Altona–Kiel | 24. September 1995[3] | 105,6 km | |
| Griebnitzsee–Biederitz | 17. Dezember 1995[3] | 111,9 km | |
| Neumünster–Flensburger Weiche–Abzw Friedensweg mit Anschlüssen Pbf | 3. März 1996[3] | 101,5 km | Planmäßiger Zugbetrieb erst seit 17. März 1996.[3] |
| Crailsheim–Schwäbisch Hall-Hessental | 31. Mai 1996[3] | 27,3 km | |
| Schwäbisch Hall-Hessental–Backnang | 31. Mai 1996[3] | 42,2 km | |
| Flensburg–Padborg | 2. Juni 1996[3] | ||
| Bühl (Baden)–Urloffen | 30. Juni 1996[3] | Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe–Basel | |
| Maschen Rbf–Hamburg-Harburg–Abzw Oberhafen–Hamburg-Rothenburgsort | 13. August 1996[3] | 61,1 km | Südliche Güterumgehungsbahn Hamburg |
| Ludwigslust–Hagenow Land–Hamburg Hbf Holthusen–Hagenow Land |
29. September 1996[3] | 19,0 km |
|
| Sömmerda–Oberröblingen | 1997 | 39,8 km | |
| Westend–Jungfernheide (mit 750 V =) | 15. April 1997 | 2,2 km | S-Bahn Berlin |
| Neukölln–Treptower Park (mit 750 V =) | 18. Dezember 1997 | 3,4 km | S-Bahn Berlin |
| Westkreuz–Pichelsberg (mit 750 V =) | 16. Januar 1998 | 4,8 km | S-Bahn Berlin |
| Elmshorn–Itzehoe | 29. Mai 1998 | 34,2 km | |
| Oebisfelde–Berlin Spandau | 15. September 1998 | 155,2 km | Schnellfahrstreckenneubau |
| Weddeler Schleife | 15. September 1998 | 24,8 km | Verbindung Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg mit Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin |
| Lichterfelde Ost–Lichterfelde Süd (mit 750 V =) | 25. September 1998 | 2,7 km | S-Bahn Berlin, Wiederaufbau |
| Neufahrn (b. Freising)–Flughafen München Franz Josef Strauß | 29. November 1998 | 7,3 km | S-Bahn München |
| Tegel–Hennigsdorf (mit 750 V =) | 15. Dezember 1998 | 8,3 km | S-Bahn Berlin, Wiederaufbau |
| Pichelsberg–Spandau (mit 750 V =) | 30. Dezember 1998 | 4,2 km | S-Bahn Berlin |
| Bahnstrecke Stendal–Uelzen | 1999 | 107,5 km | |
| Jungfernheide–Westhafen (mit 750 V =) | 19. Dezember 1999 | 3,2 km | S-Bahn Berlin |
| Pankow–Gesundbrunnen (mit 750 V =) | 17. September 2001 | 2,6 km | S-Bahn Berlin |
| Schönhauser Allee–Gesundbrunnen (mit 750 V =) | 17. September 2001 | 1,8 km | S-Bahn Berlin, Wiederaufbau |
| Schönhauser Allee–Bornholmer Straße (mit 750 V =) | 17. September 2001 | 1,7 km | S-Bahn Berlin |
| Westhafen–Gesundbrunnen (mit 750 V =) | 15. Juni 2002 | 3,5 km | S-Bahn Berlin |
| Bahnstrecke Siegburg/Bonn–Frankfurt Flughafen | 15. Juli 2002 | 143,3 km | Schnellfahrstreckenneubau |
| Bahnstrecke Abzweig Breckenheim–Wiesbaden | 15. Dezember 2002 | 13,2 km | Abzweig der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main |
| Dresden Neustadt–Dresden Flughafen | 15. Dezember 2002 | 10,5 km | S-Bahn Dresden |
| Bahnstrecke Altchemnitz-Stollberg (Sachsen) | 15. Dezember 2002 | 16,3 km | City-Bahn Chemnitz |
| Bahnstrecke Leipzig Hbf–Gröbers | 12. Juni 2004 | 22,3 km | Teil der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle |
| Flughafenschleife Köln | 12. Juni 2004 | 15,2 km | Abzweig von der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main |
| Lichterfelde Süd–Teltow Stadt (mit 750 V =) | 24. Februar 2005 | 2,9 km | S-Bahn Berlin, Neubaustrecke |
| Ferngleise der nördlichen Berliner Ringbahn Verbindungskurven in Richtung Schönholz/Pankow und Grunewald |
7. November 2005[4] | ca. 20 km | |
| Angermünde–Schwedt | November 2005 | 23,1 km | |
| Berlin-Südkreuz–Verbindung zum Außenring | 10. Dezember 2005[5] | 15 km | |
| Heilbronn Trappensee–Öhringen-Cappel | 10. Dezember 2005 | 24,3 km | Stadtbahn Heilbronn |
| Nord-Süd-Fernbahn Berlin | 2. Februar 2006[5] | 9,1 km | Neubaustrecke |
| Bahnstrecke Nürnberg–Ingolstadt | 13. Mai 2006 | 81,0 km | Schnellfahrstreckenneubau |
| Bahnstrecke Emden–Emden Außenhafen | 20. Juni 2006 | 3,1 km | |
| Flughafen-S-Bahn Hamburg (mit 1.200 V =) | 11. Dezember 2008 | 3,1 km | Neubaustrecke |
| Bahnstrecke Lübeck–Hamburg und Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemünde Strand | 14. Dezember 2008 | 83,4 km | |
| Gemmenicher Tunnel | 14. Dezember 2008 | 0,6 km | Deutscher Teil der Elektrifizierung der Montzenroute |
| Wendlingen (Neckar)–Kirchheim (Teck) | 13. Dezember 2009 | 6,5 km | S-Bahn Stuttgart |
| Heidelberg Hbf–Steinsfurt–Eppingen | 13. Dezember 2009 | 47,4 km | S-Bahn RheinNeckar |
| Meckesheim–Aglasterhausen | Juni 2010 | 19,1 km | S-Bahn RheinNeckar |
| Borna–Geithain | 1. Oktober 2010 | 17,8 km | S-Bahn Leipzig-Halle, Unter Strom, Elektrischer Betrieb mit Eröffnung des City-Tunnel Leipzig im Dezember 2013 |
| Verbindungskurve Weißig–Böhla | 4. Dezember 2010 | 7,5 km | |
| Lauf (links Pegnitz)–Hartmannshof | 12. Dezember 2010 | 20,2 km | S-Bahn Nürnberg |
| Regensburg Ost–Regensburg Hafen | 16. Februar 2011 | 3,1 km | |
| Abzw. Bamme–Rathenow | 29. März 2011 | 5,3 km | Ausweichstrecke während des Baubetriebs auf der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin |
| Kerosinbahn Flughafen Berlin Brandenburg | 31. März 2011 | 8,0 km | Erste Teileröffnung der Schienenanbindung des Flughafens. Gleichzeitige Ausserbetriebnahme der alten Kerosinbahn. |
Größere Elektrifizierungsprojekte in Planung und Bau bis 2020
Aktuell werden weitere Strecken elektrifiziert, bzw. es gibt Pläne dazu. Im Folgenden eine nach dem geplanten Inbetriebnahmedatum geordnete Auflistung der Projekte bis zum Jahr 2020 inklusive der bis dahin eröffneten elektrifizierten Neubaustrecken.
Die S-Bahn RheinNeckar soll im Dezember 2011 um die Strecke von Bruchsal über Graben-Neudorf nach Germersheim erweitert werden. Hierzu wird die Bruhrainbahn von Graben-Neudorf nach Germersheim auf einer Länge von 16,2 km elektrifiziert werden.
Im Rahmen des Neubaus des Flughafens Berlin Brandenburg entstehen bis zu dessen Eröffnung am 3. Juni 2012 insgesamt 18,5 km elektrifizierte Neubaustrecken. Davon entfallen 8,6 km auf die Verlängerung der S-Bahn, die mit 750 V Gleichstrom elektrifiziert werden und 9,9 km für den Fernbahnanschluss an den Berliner Außenring, die mit 15 kV 16,7 Hz Wechselspannung elektrifiziert werden. Dies geschieht in Etappen. So wird seit 31. März 2011 das Kerosin über die neuen Anschlussgleise an den Flughafen gefahren. Am 30. Oktober 2011 wird die Westanbindung des Flughafens eröffnet, und im Laufe des Jahres 2012 soll mit der Ostanbindung die letzte Anschlussstrecke eröffnet werden.
Die Bahnstrecke von Bremen-Vegesack nach Bremen-Farge (10,4 km) wird bis zum Dezember 2011 elektrifiziert und soll anschließend zum Fahrplanwechsel in die Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen integriert werden.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 soll die Bahnstrecke Dachau–Altomünster (29,9 km) elektrifiziert werden und als vollwertige Linie in das Netz der S-Bahn-München integriert werden.
Im Zuge der Eröffnung des Citytunnel-Leipzig (3,9 km) im Dezember 2013 wird neben der oben genannten Strecke Borna–Geithain auch die Bahnstrecke Leipzig–Hof auf dem Abschnitt Reichenbach (Vogtl.) ob. Bf.–Hof Hbf (73,8 km) elektrifiziert.
Die Bahnstrecke Węgliniec–Falkenberg/Elster soll bis Ende 2014 zwischen Knappenrode und der Staatsgrenze Deutschland/Polen bei Horka auf einer Länge von 54,4 km elektrifiziert werden. Dies soll insbesondere dem Güterverkehr zugute kommen.
Der Flughafen Hahn soll ebenfalls bis Ende 2014 durch die reaktivierte und elektrifizierte 62 km lange Hunsrückquerbahn an das Schienennetz angeschlossen werden.
Im Jahr 2015 soll die elektrifizierte Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle (100,7 km) eröffnet werden.
Die Hochrheinbahn soll auf einer Länge von 93,7 km zwischen Basel Bad Bf. und Schaffhausen bis zum Jahr 2016 elektrifiziert werden. Hiervon liegen 21,1 km auf schweizer und 72,6 km auf deutschem Staatsgebiet.
Im Anschluss an die 2015 eröffnete Neubaustrecke von Leipzig/Halle nach Erfurt soll im Jahr 2017 die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt eröffnet werden. Zwischen Ebensfeld und Erfurt entstehen hier 106,8 km elektrifizierte Neubaustrecke.
Die 52,4 km lange Bahnstrecke Wilhelmshaven–Oldenburg soll im Zuge des JadeWeserPorts ausgebaut und bis 2017 elektrifiziert werden.[6]
Von Lindau aus sollen die beiden Bahnstrecken nach Ulm (124,9 km) und nach München (über Memmingen (103,4 km bis 2017) elektrifiziert werden.
Bis 2018 ist geplant, das Netz der Breisgau-S-Bahn zu elektrifizieren. Dies betrifft die Kaiserstuhlbahn (10,8 km), die Münstertalbahn (11,0 km, im Besitz der SWEG), die Elztalbahn (19,3 km) und die Bahnstrecke Freiburg–Breisach (22,5 km).
Mit der geplanten Eröffnung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofes im Dezember 2019 sollen insgesamt 57 km elektrifizierte Neubaustrecke im Großraum Stuttgart in Betrieb gehen. Hinzu kommt noch die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm mit 58 km Streckenlänge, die ebenfalls im Dezember 2019 eröffnet werden soll.
Bis 2020 soll die Feste Fehmarnbelt-Querung erstellt werden. Diese 19 km lange elektrifizierte Neubaustrecke wird von Dänemark erstellt. Als Anschlussstrecke daran wird in Deutschland die Bahnstrecke Lübeck–Puttgarden (83,9 km) ausgebaut und elektrifiziert werden.[7]
Siehe auch
- Chronik der Streckenelektrifizierung der Deutschen Bundesbahn
- Chronik der Streckenelektrifizierung der Deutschen Reichsbahn der DDR
- Chronologische Liste der Streckenelektrifizierung der Deutschen Reichsbahn (bis 1945)
- Bahnstrom
Einzelnachweise
- ↑ DB AG Daten und Fakten 2000
- ↑ DB Netze Daten und Fakten 2010
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Erich Preuß: Züge unter Strom. Die Geschichte des elektrischen Zugbetriebs in Deutschland, 1. Auflage München 1998, ISBN 3-932785-30-4, S. 173–174.
- ↑ Bahn-Report 1/06, S. 44/45
- ↑ a b Bahn-Report 2/06, S. 46
- ↑ Radio Bremen:„Bahnstrecke zum Jade-Weser-Port Lärmschutz nicht ausreichend“
- ↑ Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verkehrsinvestitionsbericht 2010 für das Berichtsjahr 2009, Drucksache 17/4980 vom 1. März 2011.