Laconia (Schiff, 1922)
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Die RMS Laconia (II) war ein 1921 in Dienst gestelltes Dampfschiff der britischen Reederei Cunard Line, das im Passagier- und Postverkehr zwischen Großbritannien und den USA eingesetzt wurde. Es war eines der größten kurz nach dem Ersten Weltkrieg gebauten britischen Passagierschiffe. Im Zweiten Weltkrieg diente der ehemalige Luxusdampfer als Truppentransporter für Soldaten und Kriegsgefangene.
Am 12. September 1942 wurde die Laconia im Südatlantik von einem deutschen U-Boot versenkt. Das U-Boot rief per Funk weitere U-Boote herbei, um so viele Schiffbrüchige wie möglich aufzunehmen. Obwohl es sich um eine Rettungsaktion handelte, wurde der U-Boot-Verband von einem US-amerikanischen Bomber angegriffen. Insgesamt kamen durch die Versenkung des Schiffs und die Bombardierung der Rettungsflotte 1658 Menschen ums Leben. Dieser Vorfall führte zum Erlass des „Laconia-Befehls“ durch den Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, Karl Dönitz. Dieser Befehl ordnete das Unterlassen von Hilfeleistung gegenüber Überlebenden versenkter, feindlicher Schiffe an.
Dienstzeit als Passagierschiff


Das 19.680 BRT große Dampfschiff Laconia wurde auf der Werft Swan Hunter & Wigham Richardson in Wallsend gebaut und war 190,19 Meter lang und 22,46 Meter breit. Sie war der Nachfolger der 1911 in Dienst gestellten ersten RMS Laconia, die 1917 von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. Ihre Schwesterschiffe waren die RMS Scythia (II) und die RMS Samaria (II).
Der Dampfer hatte einen Schornstein, zwei Masten, einen Doppelpropeller und wurde von Dampfturbinen der Wallsend Slipway Co. Ltd. angetrieben, die 12.500 Wellen-PS leisteten und das Schiff auf bis zu 16 Knoten (29,6 km/h) beschleunigten. Das Schiff war für die Beförderung von 350 Passagieren in der Ersten, 350 in der Zweiten und 1500 in der Dritten Klasse ausgelegt.
Die Laconia lief am 9. April 1921 vom Stapel und am 25. Mai 1922 von Liverpool zu ihrer Jungfernfahrt über Queenstown nach New York aus.
Am 22. Juni 1922 begann die ersten Fahrt auf der geänderten Strecke Liverpool – Queenstown – Boston – New York.
Im Januar 1923 unternahm die Laconia ihre erste Weltumrundung, bei der sie in 130 Tagen 22 Häfen anlief.
Am 26. Juni 1923 begann die erste Überfahrt auf der Route Hamburg–Southampton–Cherbourg–New York und ab dem 1. Dezember 1923 wurde sie wieder auf der ursprünglichen Strecke Liverpool-New York-eingesetzt.
Ab April 1928 gab es neue Passagierklassen, die Kabinenklasse, Touristenklasse und die Dritte Klasse. Am 24. September 1934 kollidierte die Laconia während einer Fahrt von Boston nach New York im Nebel mit dem kleinen Frachtdampfer Pan Royal der Pan Atlantic Steamship Company. Der Bug des Passagierschiffs bohrte sich dabei tief in die Backbordseite des Frachters. Beide Schiffe konnten aber ihre jeweiligen Fahrten aus eigener Kraft fortsetzen. Die Laconia wurde in New York repariert und nahm 1935 ihre Tätigkeit wieder auf. Am 12. August 1939 begann in Liverpool die letzte Fahrt in Friedenszeiten nach New York.
Einsatz im Zweiten Weltkrieg
Am 4. September 1939 wurde die Laconia für die Dienste der Royal Navy angefordert und fuhr anschließend nach Portsmouth, wo sie in einen bewaffneten Hilfskreuzer für die Royal Navy umgewandelt wurde. Sie wurde mit acht 152-mm-Kanonen und zwei 76-mm-Kanonen ausgerüstet. Nach den Probefahrten bei der Isle of Wight wurden Goldbarren auf das Schiff verladen und am 23. Januar 1940 brach sie zu einer Fahrt nach Portland (US-Bundesstaat Maine) und Halifax (Kanada) auf. In den folgenden Monaten diente die Laconia als Geleitschutz für Schiffskonvois nach Bermuda, wo diese sich mit anderen Konvois vereinigten.
Am 9. Juni 1940 lief die Laconia in der Bucht Bedford Basin vor Halifax auf Grund und wurde dadurch beschädigt. Erste Ende Juli war sie wieder vollkommen in Stand gesetzt. Im Oktober wurden die Passagierunterkünfte demontiert und teilweise mit leeren Ölfässern gefüllt, um eine bessere Schwimmfähigkeit nach einer etwaigen Torpedierung zu ermöglichen.
Zwischen Juni und August 1941 erfolgte in Saint John eine weitere Ausbesserung, nach der die Laconia nach Großbritannien geschickt wurde, um für den weiteren Kriegsverlauf als Truppentransporter verwendet werden zu können. Am 12. September 1941 legte sie am Bidstock Dock im Hafen von Birkenhead an. Bei der Werft Cammell, Laird & Company in Birkenhead wurde das Schiff in den folgenden Monaten in einen Truppentransporter umgewandelt. Ab dem 1. Oktober 1941 war das Schiff offiziell dem Ministry of War Transport (MoWT) überstellt. Anfang 1942 waren die Arbeiten abgeschlossen. Fortan führte die Laconia Truppenfahrten nach Kapstadt und Freetown durch, wobei oft im Zickzackkurs gefahren und andere Vorsichtmaßnahmen getroffen wurden.
Versenkung
- →Hauptartikel: Laconia-Befehl
Im September 1942 befand sich die Laconia auf einer Fahrt von Sues (Ägypten) über Aden (Jemen), Mombasa (Kenia), Durban (Südafrika) und Kapstadt nach Kanada. Das Kommando hatte Kapitän Rudolph Sharp, ein Träger des Order of the British Empire und langjähriger Cunard-Kapitän, der schon auf der Brücke der RMS Queen Mary gestanden und im Juni 1940 Kommandant der RMS Lancastria gewesen war, als diese mit einem hohen Verlust von Menschenleben bei einem deutschen Luftangriff versenkt worden war. Nach dem letzten Halt in Kapstadt am 1. September dampfte die Laconia in nordwestlicher Richtung durch den Südatlantik. An Bord waren 2741 Menschen, darunter die Besatzung, 366 Passagiere, unter ihnen viele Frauen und Kinder, aber auch Offiziere und Soldaten, 1809 italienische Kriegsgefangene und 103 Mitglieder der Free Polish Army zu deren Bewachung. Auch waren 200 Tonnen gewöhnliche Fracht an Bord. Am Sonnabend, dem 12. September 1942 um 22.07 Uhr wurde die Laconia etwa 360 Seemeilen nordöstlich der Atlantikinsel Ascension von einem Torpedo des deutschen U-Boots U 156 getroffen, das sich unter dem Kommando von Korvettenkapitän Werner Hartenstein auf seiner vierten Feindfahrt befand.
Das Schiff wurde an Steuerbord getroffen und nahm augenblicklich eine schwere Schlagseite an. In der Abteilung, die getroffen wurde, wurden die etwa 450 dort untergebrachten italienischen Gefangenen sofort getötet. Kapitän Sharp befahl das Ausbooten der Frauen, Kinder und der Verletzten, als im Frachtraum Nr. 2 ein zweiter Torpedo einschlug. Einige der 32 Rettungsboote wurden durch die Explosionen zerstört und die italienischen Kriegsgefangenen versuchten, die übrigen zu stürmen. U 156 blieb derweil in der Nähe, um die leitenden Schiffsoffiziere gefangen nehmen zu können. Beim Auftauchen sah Kapitän Hartenstein dann hunderte Menschen an Bord des Schiffs und im Wasser um ihr Überleben kämpfen. Um 23.23 Uhr ging die Laconia unter. Als Hartenstein realisierte, dass sich Zivilisten und Kriegsgefangene unter den Schiffbrüchigen befanden, begann er sofort mit der Rettung der Überlebenden. Um 01.25 Uhr am 13. September ließ er einen Funkspruch an den Befehlshaber der U-Boote (BdU) absetzen, in dem er um Hilfe bat.
Am 15. September trafen die deutschen U-Boote U 506 (Kapitänleutnant Erich Würdemann) und U 507 (Korvettenkapitän Harro Schacht) sowie das italienische U-Boot Cappellini (Kommandant Marco Revedin) am Unglücksort ein. Die vier U-Boote nahmen mehrere Rettungsboote in Schlepp und fuhren unter der Flagge des Roten Kreuzes den entgegen kommenden Kriegsschiffen der Vichy-Flotte entgegen. Über Funk ließen sie verbreiten, dass sie an einer Rettungsaktion teilnahmen. Am 16. September wurde die Flotte von einem amerikanischen Bomber des Typs B-24 Liberator angegriffen, der von Ascension aus gestartet war. Die abgeworfenen Bomben trafen Rettungsboote und streiften U 156, so dass Hartenstein die Leinen zu den Booten kappen ließ. In der Nacht zum 17. September wurde U 156 durch den BdU aus der Rettungsaktion entlassen und die anderen U-Boote bekamen den Befehl zum Abtauchen.
Kapitän Sharp, 97 Besatzungsmitglieder, 133 Passagiere, 33 polnische Wachleute und 1394 Kriegsgefangene, insgesamt 1658 Menschen, kamen durch die Versenkung der Laconia und die Bombardierung durch die Amerikaner ums Leben. Zwischen dem 17. und 20. September wurden 1083 Überlebende von dem Leichten Kreuzer Gloire, der Sloop Dumont d’Urville und dem Minenräumer Annamite aufgenommen und nach Dakar gebracht. Darunter waren 425 italienische Kriegsgefangene, 179 Angehörige der Royal Navy, 104 Angehörige der British Army, 79 Angehörige der Royal Air Force, 186 Mitglieder der britischen Handelsmarine, 70 polnische Soldaten und 50 Frauen und Kinder. Die 668 alliierten Überlebenden wurden anschließend von der Gloire nach Casablanca gebracht.
Das als „Laconia-Zwischenfall“ bekannt gewordene Ereignis hatte den von Admiral Karl Dönitz erteilten Laconia-Befehl zur Folge, der es deutschen U-Boot-Mannschaften untersagte, den Überlebenden eines versenkten Schiffes einer feindlichen Nation zu Hilfe zu kommen.
Sonstiges
Die Ereignisse um die Versenkung der Laconia wurden 2010 in einer deutsch-britischen Gemeinschaftsproduktion für das Fernsehen verfilmt (Regie Uwe Janson).[1]
Weblinks
- Kurzfassung über die Historie der Laconia
- Schiffsbeschreibung in The Ships List (oberes Drittel)
- Details zur letzten Fahrt der Laconia und zum Laconia-Befehl in der U-Boot-Datenbank
- Die Laconia in der Wrackdatenbank