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Mephisto (Film)

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Filmdaten
Deutscher Titel: Mephisto
Originaltitel: Mephisto
Produktionsland: Deutschland, Ungarn, Österreich
Produktionsjahr: 1981
Länge (PAL-DVD): 144 Minuten
Originalsprache: Deutsch, Ungarisch
Altersfreigabe: FSK ab 12
Stab
Regie: István Szabó
Drehbuch: Péter Dobai, István Szabó
Musik: Zdenkó Tamássy
Kamera: Lajos Koltai
Produktion: Manfred Durniok
Darsteller
Hendrik Höfgen: Klaus Maria Brandauer
Barbara Bruckner: Krystyna Janda
Tabornagy: Rolf Hoppe
Nicoletta von Niebuhr: Ildikó Bánsági
Juliette Martens: Karin Boyd
Hans Miklas: György Cserhalmi

Mephisto ist ein Film von István Szabó aus dem Jahr 1981. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann.

Handlung

Hendrik Höfgen (Klaus Maria Brandauer) ist Schauspieler an einem Theater in Hamburg. Er ist ein sehr begabter Schauspieler und zugleich auch sehr exzentrisch.

Ende der Zwanziger Jahre begeistert er sich für die Idee, Theater für die breitesten Bevölkerungkreise zu entwickeln. Die tatsächlichen Versuche, mit Laienschauspielern "proletarisches Theater" auf die Bühne zu bringen, scheitern jedoch an seinen überzogenen Ansprüchen gegenüber den Mitwirkenden.

Er wendet sich mehrere Male sehr explizit gegen alle nationalsozialistischen Bestrebungen im Lande. So macht er in einer Szene seiner Frau Vorwürfe, weil diese sich einen ganzen Abend lang mit einem Schauspieler unterhalten hatte, der für seine nationalsozialistischen Ambitionen bekannt war. Er ist der Überzeugung, dass man sich schmutzig macht, wenn man sich mit Leuten abgibt, die sich der nationalsozialistischen Richtung verschrieben haben.

Höfgen heiratet die Großbürger-Tochter Barbara Bruckner (Krystyna Janda), verliert darüber aber seine frühere Geliebte, Juliette Martins, nicht aus den Augen. Er bekommt ein Gastengagement an einem Theater in Berlin vermittelt und kann sich dort dauerhaft etablieren. Er wird zu einem gefeierten Schauspieler.

Seine Frau überbringt ihm die Nachricht, dass Hitler Reichskanzler geworden ist. Sie hat den Plan gefasst, Deutschland den Rücken zu kehren und möchte auch ihn für ihre Emigrationspläne gewinnen. Höfgen jedoch verweist darauf, dass er als Schauspieler an die deutsche Sprache gebunden ist und daher anderswo keine Anstellung finden würde.

Spätestens hier tritt das Hauptmotiv des Films deutlich hervor. Der Film zeigt einen Menschen, der sich angesichts der Entwicklung in seinem Land vor Gewissensfragen gestellt sieht und sich dabei immer wieder zu der Idee zu retten versucht, dass seine Kunst abseits von aller Politik angesiedelt sei.

Als in Berlin der Reichstag brennt, befindet er sich bei Filmaufnahmen in Budapest. Er zögert mit der Rückkehr nach Deutschland, weil er darauf gefasst ist, dass ihm seine Vergangenheit als kommunistischer Agitator zum Verhängis werden könnte. Er bekommt jedoch einen Brief von einer Kollegin, die ihm versichert, dass seine Chancen für weitere Theater-Engagements gut sind.

Seine größten Erfolge erzielt er in der Rolle des Mephisto in Goethes Faust. Bei einer der Aufführungen ist der preußische Ministerpräsident (Rolf Hoppe) anwesend. Er ruft den "Mephisto" in der Aufführungspause zu sich und wird von da an zu seinem Gönner.

Wurde er zunächst einfach als ein sehr ehrgeiziger Mensch dargestellt, so wird er jetzt zu einem, der sich zu jeder Macht zu arrangieren bereit ist - sofern sie ihn seinen Beruf nachgehen lässt. Er nimmt es auch in Kauf, dass seine dunkelhäutige Geliebte von den Machthabern des Landes verwiesen wird.

Da er sich in das Kalkül der Nazis gut einfügt, wird ihm der Posten des Intendanten des Staatstheaters angeboten, und er nimmt an. Freiheit bei der Auswahl der Stücke gibt es jedoch schon lange nicht mehr. Wer in der Zeit des Nationalsozialismus Theater machen will, spürt zu jeder Zeit dass es Erwartungen der Herrschenden zu erfüllen gibt.

Die Schlussszenen des Films spielen im Berliner Olympiastadion. Der Ministerpräsendident schickt Höfgen in die Mitte des Stadions und lässt ihn dort von Scheinwerfern verfolgen. In einer Situation, in der sich Höfgen auf unangenehme Weise in den Mittelpunkt geschoben fühlt, spricht er die letzten Worte des Films: "Was wollen die von mir. Ich bin doch nur ein Schauspieler."

Interpretation

Ebenso wie der Roman von Klaus Mann kann auch der Film herangezogen werden, wenn es darum geht, Antworten auf die Frage zu finden, wie es möglich war, dass der Nationalsozialismus in Deutschland so viele Unterstützer gefunden hat. Der Zuschauer bekommt diesen Höfgen nicht als einen unsympathischen Menschen präsentiert. Schließlich zeigt er allerhand Schwächen, mit denen sich ein Zuschauer identifizieren kann. Zugleich kommt Höfgen jedoch zu Schlussfolgerungen, die es offensichtlich bei vielen Menschen der damaligen Zeit gegeben hat und die sich als verhängnisvoll ausgewirkt haben.

Welche Motive sind es, die Höfgen dazu bringen, sich mit der Diktatur zu arrangieren? Da gibt es zunächst den Wunsch, einen Bruch in seiner beruflichen Entwicklung zu vermeiden. Hinzu kommt, dass er ein Mensch ist, der durch einen großen Ehrgeiz getrieben wird. Er will den Leuten gefallen, und der Film führt vor, dass ihn dieses Bestreben dazu bringt, die Realität zu verleugnen. Vor der Tatsache, dass seine Person von den Machthabern in hohem Maße instrumentalisiert wird, will er die Augen verschließen.

Unterschiede zwischen Roman und Verfilmung

Obgleich der Film ohne weiteres auf den Roman Klaus Manns zurückzuführen ist, sind deutliche Unterschiede erkennbar. Der Film präsentiert die Figur Höfgen nicht als so widersprüchlich und nicht mit gleicher Häme wie der Roman. Höfgen hat eine schwarze Geliebte, was im Kontext mit dem Rassendenken der Nationalsozialisten widersprüchlich genug erscheint, im Roman jedoch ist sie unglaublich dominant und sexuell gewalttätig gegenüber Höfgen, der das ausdrücklich genießt. Diese zugespitzte Perversität, an der sich unter anderem Manns Mutter Katia stieß, ist synonym zu Gründgens (von seinem Adoptivsohn bestrittener aber damals schon allgemein bekannter) Homosexualität, die in der Priorität der Unarten aus Sicht der Nazis noch schlimmer zu bewerten war, als eine schwarze Geliebte. Diesen innersten Widerspruch Gründgens, versuchte Mann vermutlich verdichtet darzustellen. Durch diesen und andere analoge Kunstgriffe wirkt Höfgen dem Leser eher fremd und unsympathisch. Darin kommt wahrscheinlich Manns Verachtung für Gründgen zum Ausdruck. Höfgen im Film ist wie gesagt wesentlich sympathischer, wodurch das Grundthema in den Vordergrund rückt und sich nicht in skurrilen Nebenhandlungen verläuft. Die Schlussszenen im Berliner Olympia-Stadion gehen auf Ideen von István Szabó zurück. Diese Szene ist ein eindeutiges Fazit zum Film. Dazu gibt es auch im Roman eine analoge Schlussszene, ein kommunistischer Freischärler bricht in Höfgens Villa ein und macht ihm klar, dass er sich verkauft hat und im nächsten Staatssystem keine Chance bekommen soll. Höfgen bricht daraufhin zusammen und dem Leser wird unmissverständlich das begangene Unrecht vor Augen geführt. Zeitgenössische Literaten hatten Mann durchaus für diese Szene kritisiert, da sie ein unnötig eindeutiges und letztlich durch die Handlung auch so unwahrscheinliches Fazit ist, dass linksgerichtete Ideologien unübersehbar werden.

Auszeichnungen

  • Der Film gewann 1982 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
  • Bei den Filmfestspielen in Cannes 1981 erhielt der Film den Preis für das beste Drehbuch und den FIPRESCI-Preis.
  • Klaus Maria Brandauer erhielt 1982 den Italienischen Filmpreis als bester ausländischer Schauspieler