Nikolaus von Myra

Der heilige Nikolaus von Myra, Patron der Seefahrer, Händler und Ministranten, wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in Kleinasien (heute Türkei) und war der Christenverfolgung ausgesetzt. Er ist als einer der 318 Teilnehmer des Ersten Konzils von Nicäa aufgeführt.
Verehrung und Legenden

Nikolaus ist seither einer der populärsten christlichen Heiligen. In der Russisch-Orthodoxen Kirche wird Nikolaus neben Christus und Maria mit Kind die dritte große Ikone auf der Ikonostase der Kirchen gewidmet. (Andere orthodoxe Kirchen zeigen dort meist Johannes den Täufer.)
Seine Tätigkeit hat zu vielfältiger Legendenbildung beigetragen. Einmal soll er den hungernden Bewohnern der Stadt Myra Getreide aus einer für die Stadt Rom bestimmten Lieferung beschafft haben, ohne dass bei der Nachzählung in Rom das Fehlen der entnommenen Menge bemerkt worden sei, einmal soll er die Kinder der gleichen Stadt vor der Entführung durch Seeräuber gerettet haben, und ein anderes Mal soll er drei armen Mädchen zur Mitgift verholfen haben, um sie vor der Prostitution zu bewahren.
Weitere Legenden siehe Nikolauskirche Gimmeldingen, wo fünf Episoden auf den Buntglasfenstern des Chors in prächtigen Farben gezeigt werden.
Italienische Piraten raubten 1087 einen Teil der angeblichen Gebeine und brachten sie als Reliquien nach Bari. Von dort fordert sie die türkische Nikolaus-Stiftung heute zurück.
Feiertag
Geschenke für Kinder
Der Festtag des heiligen Nikolaus, der 6. Dezember, ist ein kirchlicher Feiertag mit vielen Bräuchen (z. B. Klobesabend). Es ist vor allem ein Tag der Kinder. Seit dem 17. Jahrhundert wird Nikolaus als Wohltäter der Kinder verehrt, und so stellen auch heute noch Kinder am Vorabend des Nikolaustages ihre Schuhe und Stiefel vor die Tür, damit er sie auf seinem Weg durch die Nacht mit Erdnüssen, Mandarinen, Schokolade, Lebkuchen usw. füllen kann. Der Nikolaus kommt auch als Saint Nicolas (Nordost-Frankreich), Klass, Sint Nicolaas, Sinterklaas (Niederlande), Samichlaus (Schweiz) oder Kleeschen (Luxemburg) daher. Father Christmas (England), Père Noël (Frankreich), Santa Claus (Amerika), Sinta haben ihren Ursprung im heiligen Nikolaus, werden aber an Weihnachten gefeiert.
Äußere Erscheinung
Zunächst wurde die Figur des Nikolaus im Gewand eines Bischofs dargestellt, wie es in katholischen Gebieten noch bewahrt wurde. Dass die Vermischung mit der Figur des Weihnachtsmanns und die Darstellung mit roter Kutte und weißem Pelzkragen 1931 aus einer Coca-Cola-Werbekampagne in den USA entstand, ist hingegen eine zwar gern verbreitete, aber unzutreffende Urban legend (Hintergrund in DIE ZEIT). Zwar dürfte diese Kampagne zur weiteren Verbreitung der Figur beigetragen haben, doch waren Darstellungen des Weihnachtsmanns in seiner heute üblichen Kleidung schon Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet, und spätestens in den 1920er Jahren hatte der rot-weiße Mantel alle anderen Alternativen verdrängt.
Festtermin
Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung und ist es in einigen Ländern auch heute noch; erst durch die Haltung der Reformatoren gegen die Heiligenverehrung wurde die Bescherung in vielen Ländern auf den Weihnachtstag verlegt. Indessen bringt der Nikolaus nicht nur Geschenke: In vielen Erzählvarianten beschenkt und lobt er die guten Kinder, während er die bösen Kinder tadelt und durch Schläge mit einer Rute bestraft. Welche Kinder im letzten Jahr gut und böse waren, liest er in seinem "goldenen Buch". Als Furcht einflößenden Gehilfen bekam der heilige Nikolaus in verschiedenen Ländern Begleiter zur Seite gestellt, in Deutschland Knecht Ruprecht, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich und Bayern Krampus, in den Niederlanden Zwarte Piet, der einen gezähmten Teufel darstellen soll. Auch hier fand teilweise eine Aufgabenübertragung statt; so ist in dem Gedicht von Theodor Storm letzterer der Gabenbringer.
Wunschzettel
Üblicherweise werden Kinder angehalten, ihre Geschenkwünsche auf einem Wunschzettel festzuhalten. Viele Kinder schicken in der Vorweihnachtszeit Briefe an St. Nikolaus. Diese werden in extra eingerichteten Weihnachtspostämtern gesammelt und zumeist auch beantwortet, unter anderem in Nikolausdorf (Garrel/Niedersachsen) und St. Nikolaus (Großrosseln/Saarland).
Nikolausschiffchen
Schiffchensetzen nennt man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei welchem aus Papier oder anderem Material Nikolaus-Schiffe gebastelt werden, in die der Heilige seine Gaben legen soll. Hintergrund für diesen Brauch dürfte das Schifferpatronat sein. Das Nikolaus-Schiffchen wurde später durch den Stiefel, Schuh oder Strumpf, dann durch den Gabenteller abgelöst.
St. Nikolaus in der Musik
Benjamin Britten vertonte die Geschichte von Nikolaus in seiner Kantate Saint Nicolas.
Siehe auch
Portal Weihnachten | Nikolaus | Nikolaikirche | Nikolausphysik
Weblinks
- Geschichte und Entwicklung des Nikolaus von Myra
- Kirchengeschichtliche Bedeutung von St. Nikolaus
- Nikolaus von Myra im Ökumenischen Heiligenlexikon
- Knecht Ruprecht
- Niederländische Nikolaus-Tradition in Deutschland
- St. Nikolaus in Rovaniemi (Finnland) (Menü: >>in English >>Santa Claus)
- Santa Claus Village
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Nikolaus von Myra |
| KURZBESCHREIBUNG | Bischof von Myra, Patron der Seefahrer, Händler und Ministranten |