Morbus Bechterew
Der Morbus Bechterew (Synonyme: M. Bechterew, Bechterewsche Krankheit, Spondylitis ankylosans, ankylosierende Spondylitis, rheumatoide Spondylitis, Spondylarthritis ankylopoetica) ist eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken. Sie betrifft vorwiegend die Wirbelsäule (besonders im Lenden- Brustbereich) und die Darm-Kreuzbeingelenke (Iliosakralgelenke), kann aber auch andere Gelenke betreffen. Im Verlauf des Morbus Bechterew kann es auch zu Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges (Iritis) kommen, selten anderer Organe.
Darstellung im Schnittbild, hier Kernspintomogramm

Bedeutung
Die Krankheit betrifft ca. 1 % der Bevölkerung. Früher wurde angenommen, dass Männer etwa dreimal häufiger an Morbus Bechterew erkranken würden als Frauen. Auf Grund verbesserter Diagnoseverfahren ist diese Feststellung heute nicht mehr haltbar. Bei Frauen wurde Morbus Bechterew oft nicht erkannt. Dieses lag nicht zuletzt daran, dass die Krankheit bei Frauen meist sehr viel milder verläuft. Milder in Bezug auf den Verlauf der Verknöcherung der Wirbelsäule, nicht aber in Bezug auf die durch die Krankheit verursachten Schmerzen.
Der Verlauf ist schubförmig. Im Endstadium zeigt die Wirbelsäule meist eine Kyphose. Die Lebenserwartung ist nicht beeinträchtigt.
Diagnostik
Mit der Erkrankung einhergehende Bewegungseinschränkungen können durch bestimmte einfache Untersuchungen genauer bestimmt werden (Schober-Maß, Ott-Maß, Kinn-Brustbein-Abstand, Hinterkopf-Wand-Abstand, Atemabhängige Änderung des Brustumfangs). Des Weiteren kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, am geeignetsten ist die Magnetresonanztomographie.
Der Rheumafaktor ist beim M. Bechterew negativ. 90% der Betroffenen haben das HLAB27-Gen. Entzündungsparameter wie CRP und BSG zeigen eine momentane Aktivität der Entzündung an.
Therapie
Da die eigentlichen Ursachen des M. Bechterew bisher nicht bekannt sind, kann eine Therapie nur darauf abzielen, die Symptome zu lindern. Dies sind einerseits die entzündungsbedingten Schmerzen, andererseits die Bewegungseinschränkungen, die sich aus der zunehmenden Versteifung der Gelenke ergeben.
Beim M. Bechterew ist es sehr wichtig, sich regelmäßig zu bewegen, auch systematisch Krankengymnastik zu machen, um die Gelenke beweglich zu halten und eine Kyphose zu vermeiden. Das ist oft schmerzhaft, der Schmerz ist aber harmlos. Damit kann die Beweglichkeit des Körpers i.a. ausreichend erhalten werden.
Gegen die Schmerzen werden häufig entzündungshemmende Medikamente (NSAR, notfalls Cortison) eingesetzt. Gute Erfolge erzielt man in vielen Fällen auch durch eine Behandlung mit dem Edelgas Radon, das in verschiedenen Kurorten (z. B. Bad Kreuznach, Bad Gastein im Gasteiner Heilstollen) natürlich vorkommt und in unterschiedlichen Formen zur Therapie dient. Da Radon radioaktiv ist, ist diese Therapieform nicht unumstritten. Der Nachweis, dass die therapeutisch aufgenommenen, äußerst geringen Dosen gesundheitsschädlich wirken können, wurde bisher jedoch nicht erbracht. Dagegen ist die entzündungshemmende Wirkung beim M. Bechterew gut belegt.
Seit 2003 ist auch das Medikament Enbrel (Etanercept) zugelassen. Es handelt sich dabei um einen TNFalpha Blocker (TNF = Tumor Nekrose Faktor), der die durch TNFalpha ausgelösten Entzündungsprozesse hemmt. Mit diesem "sehr teuren" Präparat werden in 80% der Fälle sehr gute Ergebnisse erzielt.
Alternative Therapien sind:
- Diät - Stärkefreie Diät (Ebringer et al 1996), London Diät, Steinzeiternährung schlafen
- Dehnübungen - Yoga, Pilates
- Sport - Schwimmen, Jogging, usw.
Entdecker
Als Pioniere der Spondylitis-ankylosans-Forschung gelten Wladimir Bechterew, Pierre Marie, André Leri und A. Strümpell.