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Jakob Locher

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Jakob (auch Jacobus) L o c h e r (genannt Philomosos, * Juli 1471 in Ehingen, † 4. Dezember 1528 in Ingolstadt) war ein humanistischer Dramatiker, Philologe und Übersetzer.

Jakob kam 1483 von Ehingen/Donau nach Ulm. Als Schüler der Ulmer Lateinschule wohnte er bei seinem Onkel dem damaligen Rat und Stadtamann Konrad Locher.

Kaiser Max I. verlieh am 12.5.1497 an Konrad zu Ulm und dessen Bruder Berchtold, kaiserl. Sekretär, dann auch an dem Sohn Konrads, Sigmund und auch Jakob, bereits Professor der Rethorik in Basel und Straßburg und an Bartolomäus Locher, Vettern Konrads, den Adelsstand, und bewilligte ihnen, ihr Wappen (ein nach links aufspringendes Einhorn auf dreifach,wolkengeteilter Decke) mit dem des erloschenen Geschlechts der Herren von Epfingen bei Ehingen zu vermehren. Kaspar und Baltasar Locher erhielten am 23.1.1534 den Wappenbrief. Am 24.1.1607 verbesserte Erzherzog Max III. dem Dr. jur. Georg von Locher das Wappen zum erblichen Adelsstand.

Jakob bekannte sich trotz seines hohen Gelehrtenansehens zu seiner Herkunft Schwaben und nannte sich selbst in seinen lateinischen Gedichten "POEMATIA" - IN HOC LIBELLO/IACOBI LOCHER/PHILOMUSI SUEVI INFRASCRIPTA

Jakob studierte dann in Basel bei Sebastian Brant, ab 1488 in Freiburg und ab 1489 in Ingolstadt. 1492-93 unternahm er eine Italienreise. Seit 1495 war er wieder in Freiburg, wo er 1497 von Kaiser Maximilian I. zum poeta laureatus gekrönt wurde. 1497 veröfftlicht die [Opuscula:] Panegyricus ad Maximilianum Tragoedia de Turcis et Soldano. Dialogus de heresiarchis. Strasbourg, Johann Grüninger, 1497 1498 und wurde als Nachfolger von Konrad Celtes Professor für Poesie und Rhetorik in Ingolstadt geführt, 1503 wechselte aber nach Auseinandersetzungen mit dem scholastischen Theologen und Gelehrten Georg Zingel nach Freiburg, wo er unter dem Titel "Apologia" ein Pamphlet gegen Zingel veröffentlichte. Wegen dieser und weiterer Auseinandersetzungen vom akademischen Senat Freiburgs entlassen kehrte er 1506 Ingolstadt zurück. Hier publizierte er seine dreibändige Streitschrift gegen die scholastische Theologie unter dem Titel "Vitiosa sterilis Mulae ad Musam roscida lepiditate praeditam comparatio". In den zwanzig Jahren seiner Lehrtätigkeit war die Universität von Ingolstadt ein Zentrum der humanistischen Bildung in Deutschland.

Neben seiner "Tragedia de Thurcis et Sudlano" von 1497 begründete sich Lochers Ruhm vor allem auf seiner Bearbeitung und Übersetzung von Brants "Narrenschiff" ins Lateinische ("Stultifera navis", 1497) und der von ihm besorgten ersten großen Horazausgabe in Deutschland 1498. Daneben verfasste er auch Lehrbücher für den Unterrichtsgebrauch wie die "Grammatica nova" von 1495, weitere Dramen, Hymnen, Elegien und lyrische Gedichte.