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Königsmantel (Kleidung)

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Ein Königsmantel ist repräsentatives, meist ärmelloses Kleidungsstück von Königen, Stammesfürsten, Häuptlingen.

In vielen Kulturen trägt das Oberhaupt eines Stammes, einer Sippe, eines Volkes als Symbol der Herrschaft und obersten Gerichtsbarkeit ein besonderes Gewand, eine Robe.

Bereits aus Assyrien sind Abbildungen überliefert, auf denen der König eine karmesinrote Stola trägt, die mit Gold, als Symbol für Macht und Reichtum, eingefaßt und mit Edelsteinen besetzt ist.

Im Alten Testament trägt der Prophet Jona (8. Jahrhundert vor Christus) einen Königsmantel (Jona 3,6). Im Neuen Testament legen Soldaten Jesus nach seiner Verurteilung einen Königsmantel (= "Purpur") um (Mk.15,17 par).

Bei indianischen Völkern war zum Zeichen der Herrscherwürde zum Beispiel ein Umhang aus meist farbenprächtigen Vogelfedern oder ein Bären-Fischotter-Fell (Häuptlinge der Sauk und Fox) oder ein besonders eingefärbter Wollumhang üblich. Viele dieser Gewänder werden noch heute zu Festen getragen.

So kennen die Asante in Ghana und die Ewe in Ghana und Togo den Kente, der den Einheimischen vorbehalten ist. Fremde dürfen ihn nicht tragen; das wäre ein Sakrileg. Der Kente ist ein großes gemustertes Tuch, das wie die Toga der römischen Senatoren um den Leib gewickelt wird. Ein Ende wird über den Arm geschlagen.

In Europa trugen die Herrscher in der Regel den klassischen, weit geschnittenen Königsmantel aus Samt in Purpurrot. Der Farbstoff war teuer und musste importiert werden (siehe auch Purpurschnecke). Der Königsmantel war mit Hermelin gefüttert oder verbrämt. Ludwig XIV. (1638-1715) führte für Frankreich den leuchtend hellblauen (Himmelsfarbe) Königsmantel ein, der mit goldenen Lilien bestickt war. Die Lilien sind ein Symbol für Ehrenhaftigkeit und Treue.

Als Kaiser umhüllten sich die russischen Zaren mit einer Brokatrobe im Stile byzantinischer Herrscher. Auch diese Kleidungsstücke waren mit Hermelin gefüttert oder umsäumt. Der Hermelin ist ein Symbol Christi, des Satanüberwinders.

Auch in der Religiösen Kunst gibt es Darstellungen des Königsmantels. So gibt es beispielsweise in der Pfarrkirche Hl.Kreuz-St.Wilgefortis in Neufahrn bei Freising ein romanisches Kruzifix, das um 1100 entstand. Christus trägt dort einen Königsmantel. Maria, die Mutter Jesu, wird als Himmelskönigin bezeichnet. Ihr Gewand ist in Blau (Himmelsfarbe) oder Rot (Farbe der Liebe und der Passion) gehalten.

In Sagen erscheint ebenfalls das Motiv des Königsmantels. So trägt der Geist des Schneegebirges in Österreich einen Königsmantel aus Gold und Silber. Eine andere Sage befaßt sich mit der Burg Lauenstein im Frankenwald, die der fränkische König Konrad 915 als Bollwerk gegen die Sorben und Wenden errichtete: Ein Eremit riet Konrad, den böse Mächte immer wieder am Burgbau hinderten, seinen Königsmantel in Stücke zu reißen und ein Seil daraus zu knüpfen. Dieses Seil legte Konrad um den Gipfel eines Berges. Nun gelang der Bau der Burg. Im Volksmund heißt die Burg deshalb auch "Mantelburg".

Literatur

  • Andersen, Liselotte: Barock und Rokoko (Kunst im Bild). Baden-Baden 1969
  • Der große Bildatlas Indianer. Gütersloh/München 1992
  • Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Bd.4. Mannheim 1978
  • Elgklou, Lars: Das Rußland der Zaren. Augsburg 1999
  • Haag, Herbert u.a.: Maria. Die Gottesmutter in Glauben, Brauchtum und Kunst. Freiburg/Basel/Wien 1997/2004
  • Heinz-Mohr, Gerd: Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der christlichen Kunst. Düsseldorf/Köln 1981
  • Racinet, Albert: Weltgeschichte der Kostüme". Köln 1995
  • Stöhr, Waldemar: Lexikon der Völker und Kulturen, Bd.1. Braunschweig 1972