Naturräumliche Großregionen Deutschlands

Eine Gliederung Deutschlands in Naturräumliche Großregionen, Haupteinheiten und Untereinheiten berücksichtigt in erster Linie geomorphologische, geologische, hydrologische, biogeographische und bodenkundliche Kriterien, um die Landschaft in größere einheitliche Gebiete aufzuteilen. Politische Grenzen spielen dabei, abgesehen von den nationalen Außengrenzen, keine Rolle.
Neben der naturräumlichen Aufteilung gibt es inzwischen auch von offizieller Seite eine Aufteilung in sogenannte Landschaftsräume, die sich stärker an der Nutzung der Regionen durch den Menschen richtet und entsprechend z.T. deutlich andere Grenzen zieht.
Grundlagen durch die Bundesanstalt für Landeskunde
Die naturräumliche Gliederung Deutschlands, wie sie heute sowohl vom Bundesamt für Naturschutz als auch von den meisten Landesinstituten benutzt wird, basiert in der Hauptsache auf den Arbeiten des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands der Jahre 1953 bis 1962. Dieses teilte das heutige Bundesgebiet (damals: BRD und DDR) in 90 sogenannte Haupteinheitengruppen mit zweistelligen Kennziffern ein, die wiederum in bis zu 10 Haupteinheiten (dreistellig) aufgespalten wurden. In der zum Handbuch gehörigen Kartierung im Maßstab 1:1.000.000. wurden die Haupteinheiten nochmals in übergeordnete Großregionen zusammengefasst.[1]
Im Ergebnis entstand eine Gliederung Deutschlands in fünf naturräumliche Großregionen (Großlandschaften) 1. Ordnung, die sich in insgesamt 18 Großregionen 2. Ordnung aufspalten. Die Haupteinheitengruppen stellen darin in der Hauptsache Großregionen 3. Ordnung dar[2], die Haupteinheiten Regionen 4. Ordnung. Manche Großregionen 2. Ordnung enthalten nur eine Haupteinheitengruppe (Mecklenburgisch-Vorpommersches Küstengebiet, Harz, Thüringer Becken, Südliches Alpenvorland), andere fassen namentlich bekannte Großlandschaften zusammen (Rheinisches Schiefergebirge, Südwestdeutsches Stufenland), wieder andere gruppieren völlig neu.
In den bis in die 1990er Jahre gehenden Nachfolgearbeiten in Einzelblättern 1:200.000, die der Erarbeitung von Regionen 5. und niedrigerer Ordnung (Nachkommastellen hinter der dreistelligen Haupteinheitenkennzahl) dienten, stellte sich heraus, dass einige Grenzen der Großregionen 2. und 3. Ordnung korrigiert werden mussten und in Einzelfällen damit nicht mehr mit den Grenzen der Haupteinheitengruppen kompatibel waren.[3] Dieses spielt indes in der dem dekadischen System folgenden Nummerierung, die ja erst ab der 3. Ordnung beginnt, keine Rolle.
Neuordnung durch das BfN
In den Jahren 1992 bis 1994 überarbeiteten Axel Ssymank et al im Auftrage des BfN die Haupteinheitengruppen 01-90. Hierbei blieben diese meisten in ihren Grenzen erhalten, indes wurden im Einzelfalle 2 bis 4 Haupteinheitengruppen nach Handbuch zusammengefasst, während in Nord- und Ostsee eine alte Gruppe in vier neue aufgespalten wurde.
Die Nummerierung der neuen Einheiten D01 bis D73 erfolgte völlig neu von Norden nach Süden und nicht, wie im Handbuch, in umgekehrter Richtung. Daher ist sie nicht mit der Nummerierung der Haupteinheiten und Untereinheiten kompatibel, weshalb sie sich in den Landesämtern nicht durchgesetzt hat. Sogar das BfN selber folgt in der Systematik seiner Landschaftssteckbriefe weitgehend der – älteren – Systematik des Handbuchs.[4]
Die Naturräume fasst Ssymiak zu 8 sogenannten Großlandschaften zusammen, die etwas weniger fein untergliedern als die Großregionen 2. Ordnung der Bundesanstalt für Landeskunde. Einzige Diskrepanz zwischen beiden Systemen ist die Aufspaltung des Norddeutschen Tieflandes in einen Ost- und einen Westteil, was mit der klimatischen Aufteilung in atlantisch und kontinental begründet wird. Die Grenze wird willkürlich unmittelbar östlich der Einheiten D22, D24, D28, D31 und D33 gezogen.
In der Literatur werden diese Großlandschaften bislang nicht zitiert.
Landschaftssteckbriefe des BfN
Das BfN hat auch bundesweit eine Untergliederung in sogenannte Landschaften in Auftrag gegeben, für die je sogenannte Landschaftssteckbriefe erstellt wurden. Diese dienten in erster Linie einer Bestandsaufnahme über Schutzgebiete und Landnutzung und stellen keine naturräumliche Gliederung dar. Sie wurden auch mit relativ geringem Aufwand erstellt; insbesondere wurden Landschaften nur in seltenen Fällen vor Ort analysiert, sondern in der Hauptsache durch Satellitenbilder und vorhandene Listen beurteilt. Zusätzlich werden einzelne Infos aus den Einzelblättern 1:200.000 zusammengefasst, so diese existieren.
Die Landschaftssteckbriefe haben fünfstellige Kennziffern, deren erste drei meistens der naturräumlichen Haupteinheit nach dem Handbuch entsprechen; Ballungsräume werden davon getrennt sortiert.[5]
Liste der Großregionen 1. bis 3. Ordnung
Die Haupteinheitengruppen, die mehr oder weniger Großregionen 3. Ordnung[2] entsprechen, werden nachfolgend Großregionen 2. Ordnung und diese wiederum Großregionen 1. Ordnung zugeordnet. Diese Unterteilung entstammt in der Hauptsache der bereits für das Handbuch verantwortlichen ehemaligen Bundesanstalt für Landeskunde und wurde von dieser in den Jahren bis 1969 noch verändert mit der Folge, dass einige wenige Haupteinheitengruppen geteilt werden.[6] In Sachsen entspricht die Aufteilung der neueren Gliederung Naturräume in Sachsen.
Zur besseren Übersicht werden die Großregionen 1. und 2. Ordnung von Norden nach Süden, in zweiter Linie von Westen nach Osten geordnet aufgeführt. Innerhalb einer Region 2. Ordnung folgt die Listung dann den vorangestellten Nummern nach BfN, eine Ebene tiefer erfolgt gegebenenfalls eine Aufteilung in Haupteinheitengruppen nach dem Handbuch (in Klammern hintenan gestellt).
Zur besseren Orientierung stehen rechts der Listen Ausschnittskarten, die alle im selben Maßstab gehalten sind.
Nord- und Ostsee
Nordsee

- D70 Deutsche Bucht (ohne Felssockel Helgoland) (900 - zu 90)
- D71 Doggerbank und angrenzende zentrale Nordsee (901 - zu 90)
Ostsee
- D72 Westliche Ostsee (902 - zu 90)
- D73 Östliche Ostsee (903 - zu 90)
Marschen[7]
- D21 Schleswig-Holsteinische Marschen (68)
- D24 Untere Elbeniederung (Elbmarsch) (67)
- D25 Ems- und Wesermarschen (61)
- D26 Ostfriesisch-Oldenburgische Geest (60)
Mecklenburgisch-Vorpommersches Küstengebiet

Norddeutsche Seenplatte[7]
- D02 Nordostmecklenburgisches Flachland mit Oderhaffgebiet (72-73)
- Nordostmecklenburgisches Flachland (72, Nordwesten und Mitte)
- Oderhaffgebiet (73 Osten)
- D03 Rückland der Mecklenburg-Brandenburger Seenplatte (74)
- D04 Mecklenburgische Seenplatte (75)
- (zu D07 Odertal (80))
- Haupteinheiten 800 und 801
- D23 Schleswig-Holsteinisches Hügelland (70)


Zentrales Norddeutsches Tiefland[7]
- D05 Mecklenburg-Brandenburgisches Platten- und Hügelland (76-78)
- Südwestliches Vorland der Mecklenburgischen Seenplatte (76, Nordwesten)
- Nordbrandenburgisches Platten- und Hügelland (77, Mitte)
- Luchland (78, Südosten)
- D06 Ostbrandenburgische Platte (79)
- (zu D07 Odertal (80))
- Haupteinheiten 802 und 803
- D08 Lausitzer Becken und Spreewald (83-84)
- Spreewald (83, Nordosten)
- Lausitzer Becken- und Heideland (84, Mitte, Westen und Süden)
- D09 Elbtalniederung (87)
- D10 Elbe-Mulde-Tiefland (88)
- D11 Fläming (85)
- D12 Brandenburgisches Heide- und Seengebiet (81-82)
- Mittelbrandenburgische Platten und Niederungen (81, Westen)
- Ostbrandenburgisches Heide- und Seengebiet (82, Osten)
- D13 Oberlausitzer Heidelandschaft (89)
- D22 Schleswig-Holsteinische Geest (69)
- D29 Wendland und Altmark (86)
- D27 Stader Geest (63)
- D28 Lüneburger Heide (64)
- D30 Dümmer-Geestniederung und Ems-Hunte-Geest (58-59)
- Dümmer-Geestniederung (58, Süden)
- Ems-Hunte-Geest (59, Norden)
- D31 Weser-Aller-Flachland (62)
- D34 Westfälische Bucht (Münsterländische Tieflandsbucht) (54)
- D35 Niederrheinisches Tiefland und Kölner Bucht (55, 57)
- Kölner Bucht (55, Süden)
- Niederrheinisches Tiefland (57, Norden)
Lössbörden[7]

- (zu D14 Oberlausitz (44))
- Haupteinheiten 440 und 442 bis 444
- D19 Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland (45-46)
- Erzgebirgsvorland (45, Süden)
- Sächsisches Hügelland (einschl. Leipziger Land; 46; Westen, Norden und Osten)
- D20 Mitteldeutsches Schwarzerdegebiet (auch: Östliches Harzvorland und Börden; 50)
- (zu D30 Dümmer-Geestniederung und Ems-Hunte-Geest (58-59))
- (zu Dümmer-Geestniederung (58, Süden))
- Haupteinheit 582, Süden von 583
- (zu Dümmer-Geestniederung (58, Süden))
- (zu D31 Weser-Aller-Flachland (62))
- Haupteinheit 628
- D32 Niedersächsische Börden (52)
- D33 Nördliches Harzvorland (51)

- D38 Süderbergland (33)
- D39 Westerwald (32)
- D40 Gießen-Koblenzer Lahntal (31)
- D41 Taunus (30)
- D42 Hunsrück (24)
- D43 Moseltal (25)
- D44 Mittelrheingebiet (29)
- D45 Eifel (mit Vennvorland) (27-28, 56)
- Osteifel (27, Osten und Mitte)
- Westeifel (28, Westen)
- Vennvorland (56, äußerster Nordwesten)

Niedersächsisch-Hessisches Bergland[7]
- D36 Niedersächsisches Bergland (mit Weser- und Leine-Bergland) (36-37, 53)
- Unteres Weserbergland (53, Nordwesten)
- Oberes Weserbergland (36, Mitte)
- Weser-Leine-Bergland (37, Osten)
- D46 Westhessisches Bergland (34)
- D47 Osthessisches Bergland (35)
Harz
- D37 Harz (38)
Thüringer Becken
- D18 Thüringer Becken (mit Randplatten) (47-48)

Östliche Mittelgebirge[7]
- (zu D14 Oberlausitz (44))
- Haupteinheit 441 Lausitzer Bergland
- D15 Sächsisch-Böhmisches Kreidesandsteingebiet (43)
- D16 Erzgebirge (42)
- D17 Vogtland (41)
- D48 Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge (39)
- D63 Oberpfälzisch-Bayerischer Wald (40)

- D49 Gutland (Bitburger Land) (26)
- D50 Pfälzisch-Saarländisches Muschelkalkgebiet (18)
- D51 Pfälzerwald (Haardtgebirge) (17)
- D52 Saar-Nahe-Bergland (19)
Oberrheinisches Tiefland

- D53 Oberrheinisches Tiefland (20-23)
- Südliches Oberrheintiefland (20, äußerster Süden)
- Mittleres Oberrheintiefland (21, südlich der Mitte)
- Nördliches Oberrheintiefland (22, Mitte und Norden)
- Rhein-Main-Tiefland (23, Nordosten)
- D54 Schwarzwald (15)
- D55 Odenwald, Spessart und Südrhön (14)
- D56 Mainfränkische Platten (13)
- D57 Neckar- und Tauber-Gäuplatten (12)
- D58 Schwäbisches Keuper-Lias-Land (10)
- D59 Fränkisches Keuper-Lias-Land (11)
- D60 Schwäbische Alb (09)
- D61 Fränkische Alb (08)
- D62 Oberpfälzisch-Obermainisches Hügelland (07)[8]
- D69 Dinkelberg und Hochrheintal (16)
Nördliches Alpenvorland

- D64 Donau-Iller-Lech-Platte (04)
- D65 Unterbayerisches Hügelland und Isar-Inn-Schotterplatten (05-06)
- Isar-Inn-Schotterplatten (05, Süden)
- Unterbayerisches Hügelland (06, Mitte und Norden)
Südliches Alpenvorland
- D66 Südliches Alpenvorland (03)
- D67 Schwäbisch-bayerische Voralpen (02)
- D68 Nördliche Kalkalpen (01)
Einzelnachweise
- ↑ E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands – Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953-1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
- ↑ a b Indes fassen die Großregionen 3. Ordnung z.T. mehrere Gruppen zusammen.
- ↑ Aufteilung seit 1969, wie sie noch bis zur Auflösung der Bundesanstalt Anfang der 1990er Jahre publiziert wurde.
- ↑ Biogeografische Regionen und naturräumliche Deutschlands (PDF, 216 kB) nach Ssymiak (1994), Übersicht und Kommentar; Bundesamt für Naturschutz. Achtung: Im Dokument wird fälschlicherweise der Begriff Haupteinheiten verwendet!
- ↑ Landschaftssteckbriefe des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Aufteilung seit 1969, wie sie noch bis zur Auflösung der Bundesanstalt Anfang der 1990er Jahre publiziert wurde.
- ↑ a b c d e f Genauer Name der Großregion 2. Ordnung unbekannt!
- ↑ Das Oberpfälzisch-Obermainische Hügelland wird in jüngerer Zeit auch als eigene Großregion 2. Ordnung aufgefasst!
Siehe auch
- Liste der naturräumlichen Einheiten in Baden-Württemberg
- Liste der naturräumlichen Einheiten in Hessen
- Liste der naturräumlichen Einheiten in Nordrhein-Westfalen
- Liste der naturräumlichen Einheiten in Rheinland-Pfalz
- Liste der naturräumlichen Einheiten im Saarland
- Liste der naturräumlichen Einheiten in Schleswig-Holstein
- Naturräume in Sachsen
- Die Naturräume Thüringens
- Geomorphologische Einteilung Polens
- Geomorphologische Einteilung Tschechiens
Literatur
- Emil Meynen, Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
- A. Ssymank: Neue Anforderungen im europäischen Naturschutz. Das Schutzgebietssystem Natura 2000 und die "FFH-Richtlinie der EU". – Zeitschrift „Natur und Landschaft“ Jg. 69. 1994, Heft 9: S. 395-406. Bonn-Bad Godesberg. ISSN 0028-0615
Weblinks
- Biogeografische Regionen und naturräumliche Deutschlands (PDF, 216 kB) nach Ssymiak (1994), Übersicht und Kommentar; Bundesamt für Naturschutz. Achtung: Im Dokument wird fälschlicherweise der Begriff Haupteinheiten verwendet!
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Landschaftssteckbriefe des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Einordnung der alten Haupteinheiten 010–903 und -gruppen 01–90 in die neuen Obereinheiten D01-D73 nach BfN