Zum Inhalt springen

Papua-Neuguinea

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. September 2005 um 17:47 Uhr durch 84.185.213.34 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
---Sidenote START---
Independant State of Papua New Guinea
Unabhängiger Staat Papua-Neuguinea
Flagge Papua-Neuguineas Papua-Neuguinea_Wappen_kl2.JPG
(Details) (Details)
Amtssprache Englisch, Tok Pisin, Hiri Motu
Hauptstadt Port Moresby
Staatsform Parlamentarische Monarchie im Commonwealth
Staatsoberhaupt Elizabeth II. vertreten durch Sir Paulias Matane
Regierungschef Sir Michael Somare
Fläche 462.840 km²
Einwohnerzahl 5.545.268 (Stand Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 11,9 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 16. September 1975
Währung
Komplementärwährung
Kina
1 fathom = 4 Kina
Zeitzone UTC+10
Nationalhymne O arise all you sons of this land
Nationalitätskennzeichen PNG
Internet-TLD .pg
Vorwahl +675
Karte Ozeaniens, Papua-Neuguinea hervorgehoben
Karte Papua-Neuguineas

Papua-Neuguinea ist nach Indonesien und Madagaskar der drittgrößte Inselstaat der Welt. Er liegt im Pazifik, wird zum australischen Kontinent gerechnet und umfasst den Osten der Insel Neuguinea (der westliche Teil
(Irian Jaya) gehört zu Indonesien) sowie mehrere vorgelagerte Inseln.

Geographie

Etwa 80 Prozent der Landesfläche wird von der gebirgigen Insel Neuguinea eingenommen. Daneben gibt es eine Reihe Inselgruppen. Papua-Neuguinea ist Teil des pazifischen Großraums Melanesien, der von Neuguinea bis zu den Fidschi-Inseln im Osten reicht. Geographisch liegt Neuguinea am Rande des tiefen Ozeanbeckens auf einem stark verformten, bis heute vulkanisch aktiven Teil der Erdkruste. Vom Miozän bis zum Pleistozän faltete sich die Erdoberfläche hier stark und schuf die Buchten, Gebirge und Inselketten des Landes.

Die ganze Insel wird durchzogen von einem etwa 200 km breiten, verästelten Gebirge, das von steilen Tälern und wenig zugänglichen Ebenen geprägt ist. Diese Landesnatur begünstigt die isolierte Stammesbildung, wie sie in Neuguinea stattgefunden hat. Höchster Berg in Papua-Neuguinea ist der Mount Wilhelm mit 4.509 Meter, knapp unterhalb der ganzjährigen Schneegrenze.

Die Landschaften sind äußerst vielfältig und abwechslungsreich. In den durch starke Höhenunterschiede gekennzeichneten Gebirgen befinden sich spitze Bergkuppen, breite Täler, Gletscher, Regenwald, Vulkane, Grasflächen, Hochgebirgswald und alpine Ebenen. Zwischen Gebirge und Küstenland befinden sich Mangrovensümpfe, Savannen, fruchtbares Schwemmgebiet von Flüssen und Regenwald. Der längste Fluss Papua Neuguineas ist der Sepik. Vor der Nordküste liegen ausgedehnte Korallenriffe.

Datei:Klima madang.png
Klimadiagramm Madang

Im Hochland kann es nachts Frost geben, während es an den Küsten ganzjährig Tag und Nacht um die 30 Grad warm ist. Während es im benachbarten Nordaustralien meist heißer, aber trockener ist, gibt es an den Küsten Neuguineas oft eine tropisch hohe Luftfeuchtigkeit. An einigen Küstenstrichen ist die Feuchtigkeit extrem hoch. Die vom Gebirge geleiteten Passat- und Monsunwinde bringen dem ganzen Land regelmäßig tropische Regenschauer.

Neuguinea selbst ist die zweitgrößte Insel der Erde und wird weiträumig von zahlreichen Inselgruppen umgeben, die geographisch in vier Hauptgruppen unterteilt werden können (wobei die ersten beiden den Bismarck-Archipel bilden):

  • Der Inselbogen der südlichen Bismarck-See verläuft in Ost-West-Richtung, umfasst Neubritannien und die Inseln vor der nördlichen Küste, und ist durch aktive Vulkane und Korallenriffe gekennzeichnet.
  • Der Bougainville-Neuirland-Inselbogen stößt in Nord-Süd-Richtung an den ersten Inselbogen an und umfasst neben Bougainville, Neuirland, Neuhannover und den Admiralitäts-Inseln auch noch Teile von Neubritannien. Auch hier gibt es Korallenriffe und hohe Gebirge.
  • Die D’Entrecasteaux-Inseln und der Louisiaden-Archipel sind geologisch eine Fortsetzung des Festlandes von Neuguinea, mit Gebirgen aus metamorphem Gestein.
  • Die Trobriand-Inseln bestehen vollständig aus Kalkstein.

Bevölkerung

Sprachen

Hauptartikel: Sprachen in Papua-Neuguinea

Papua-Neuguinea ist ein Land mit extremer sprachlicher Vielfalt. Unter den rund 5,3 Millionen Einwohnern werden Schätzungen zufolge etwa 700 bis 800 Sprachen gesprochen (je nach Angabe zwischen 11 Prozent und 25 Prozent der lebenden Sprachen der Welt). Die Zahl der mehrheitlich melanesischen ethnischen Gruppen ist noch größer. Vor dem Hintergrund spielt die wachsende Bedeutung der Pidginsprache Tok Pisin, die sich auf gutem Wege zu einer ausgewachsenen Kreolsprache befindet, eine große Rolle für die nationale Einigung. Sie wird von immer mehr Menschen als Muttersprache beherrscht und gilt als bedeutende Verkehrssprache. Eine weitere, von Teilen der Bevölkerung gesprochene Sprache ist das auf der Motu-Sprache basierende Hiri Motu oder Police Motu.

Siehe auch zu einzelnen ethnischen Gruppen die Abschnitte zur Bevölkerung in den einzelnen Provinzen.

Religion

Die Mehrzahl der Einwohner Papua-Neuguineas gehören christlichen Konfessionen an. Missionare sind bis heute sehr aktiv. Die größte Mission in Papua-Neuguinea ist die schweizer Mission EBC (Evangelical Brotherhood Church). Zur EBC zählen weit über 600 Gemeinden mit über 1000 Pastoren.

Etwa 60 Prozent der Neuguinesen sind Protestanten, 35 Prozent Katholiken, 5 Prozent Anglikaner. Indigene Religionen und Cargo-Kulte sind ebenfalls verbreitet.

Migrationsbewegungen

Es besteht ein erheblicher Migrationsdruck vom Land in die Ballungszentren. Gleichwohl lebt noch immer die große Mehrheit der Bevölkerung in ländlichen Gebieten von der Subsistenzwirtschaft.

Städte

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Port Moresby 283.733 Einwohner, Lae 76.254 Einwohner, Arawa 40.266 Einwohner und Mount Hagen 33.622 Einwohner. Die Bevölkerung von Port Moresby und Mount Hagen hat sich seit 1980 verdoppelt. Die Einwohnerzahl von Lae stieg um 30 Prozent, die von Arawa um über 200 Prozent.

Einen Sonderfall bilden die Städte Kokopo und Rabaul. Während sich die Bevölkerung in Kokopo seit 1980 von 2.200 auf 26.334 im Jahre 2005 verzwölffacht hat, ist sie in Rabaul im gleichen Zeitraum von 14.954 auf 2.916 zurückgegangen. Aufgrund des Vulkanausbruchs von 1994 waren viele Einwohner von Rabaul in das benachbarte Kokopo geflohen und haben sich dort auf Dauer angesiedelt.

Siehe auch: Liste der Städte in Papua-Neuguinea.

Geschichte

Schriftlose Zeit

Die Insel Neuguinea wurde etwa vor 60.000 bis 50.000 Jahren von Südostasien aus besiedelt. Eine Eiszeit senkte den Meeresspiegel und erleichterte das Überqueren der See. Dennoch müssen diese frühen Papua kühne Seefahrer gewesen sein.

Vor etwa 30.000 Jahren wurden das Hochland und einige Inseln besiedelt. Seit etwa 9.000 Jahren wird Ackerbau betrieben. Vor etwa 6.000 Jahren wurden weite Küstengebiete überflutet, was unser Wissen über frühe Küstenkulturen stark einschränkt.

Die Küstenbewohner bauten auch weiter Schiffe und lebten vom Meer, während die in den rauen Bergen lebenden Papuas neue Überlebensquellen finden mussten. Es kam zu einer starken Diversifizierung mit unzähligen kleinen, voneinander isolierten Stämmen, so dass es noch heute auf der Insel ungefähr 860 Sprachen gibt.

Bei vielen Stämmen verbreitet ist die Körperbemalung, die oft extreme Formen annimmt und auch der Abschreckung von Feinden dient.

Die Nutzung von Metall war nicht bekannt, und so waren die Einheimischen den auftauchenden Europäern unterlegen.

"Entdeckung" für Europa

Als erste erblickten spanische und portugiesische Seefahrer zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Insel. 1526 landete Don Jorge de Meneses zufällig auf Neuguinea. Er soll das Land "Papua" benannt haben – nach einem malaiischen Wort für "kraus" – um das krause Haar der melanesischen Eingeborenen zu bezeichnen.

1545 landete der Spanier Íñigo Ortiz de Retez und nannte die Insel Neuguinea, weil ihn die Küste an die des afrikanischen Guinea erinnerte, wo er zuvor vorbeigesegelt war. Spanische Kaufleute begannen wenig später mit der Ausfuhr von Edelhölzern, Gold, Silber, Kokosnüssen und Kautschuk.

Kolonialzeit

Die Holländer nahmen den Westteil der Insel 1828 in Besitz, während der Ostteil von kolonialen Bestrebungen noch unberührt blieb. Um 1860 begann die Firma Johann Cesar Godeffroy & Sohn aus Hamburg an der Nordküste mit Kopra und anderen Kokosprodukten Handel zu treiben, um den enormen europäischen Bedarf an Kopra zu decken. Von Valparaíso aus gründete die Firma 1855 eine Faktorei auf den benachbarten Salomonen und überzog die Südsee mit einem Netz von 45 Niederlassungen und Agenturen.

Das Deutsche Reich und Großbritannien lieferten sich bald ein Wettrennen, wer den noch freien Ostteil der Insel zuerst zu eigenem Besitz erklären würde. Nachdem deutsche Kapitäne und der Ornithologe Otto Finsch an der Nordküste mit der Hissung von Flaggen Fakten geschaffen hatten, einigten sich die beiden Staaten 1885, den Ostteil noch einmal in der Mitte zu teilen. Der Norden wurde Kaiser-Wilhelms-Land (KWL) getauft und Schutzgebiet einer deutschen Kolonialgesellschaft, der Neuguinea-Kompagnie.

Die Kompagnie machte schlechte Geschäfte und 1899 übernahm das Deutsche Reich das Prestigeobjekt als reguläre Kolonie. Der Name der Kolonie war Deutsch-Neu-Guinea, und sie umfasste außer Kaiser-Wilhelms-Land noch die Inselgruppen der Marianen, der Karolinen, von Palau, Nauru, und die Marshallinseln. 1914 besetzten australische Truppen gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs das deutsche Gebiet, und nach dem Krieg wurde die verlorene Kolonie vom Völkerbund als treuhänderisch zu verwaltendes Mandat an Großbritannien übergeben.

Der Süden wurde am 6. November 1884 zum Protektorat British New Guinea erklärt und am 4. September 1888 annektiert. Der Besitz wurde nach der Unabhängigkeit Australiens 1902 an dieses übertragen. Ab 1905 hieß der Südteil dann Territory of Papua und die faktische Herrschaft der australischen Verwaltung begann.

Der Westteil der Insel blieb holländisch. 1963 erfolgte die Annektion der nun Irian Jaya genannten Provinz durch Indonesien.

Zweiter Weltkrieg

Im Dezember 1941 eroberten japanische Truppen den Nordteil der Insel und die Zivilverwaltung wurde suspendiert. Die Hauptstadt Port Moresby wurde zeitweise Hauptquartier des US-amerikanischen Generals Douglas MacArthur. Die Kämpfe zwischen Japanern und Alliierten dauerten drei Jahre und verliefen an einigen Orten sehr erbittert. An vielen Küstenorten liegen immer noch versunkene Kriegsschiffe aus jener Zeit.

Von Australien verwaltetes Treuhandgebiet

Seit dem Jahr 1949 erfolgte die gemeinsame australische Verwaltung der Kolonie Papua und des in das Treuhandsystem der Vereinten Nationen überführten Territoriums Neu-Guinea als Territorium von Papua und Neu-Guinea in Port Moresby.

Unabhängigkeit

1972 wurden Wahlen abgehalten und die Bevölkerung stimmte für die Unabhängigkeit. Im Dezember 1973 wurde „Papua-Neuguinea“ autonom und erhielt am 16. September 1975 die volle Souveränität.

Das Land wechselte häufig seine Premierminister – zu nennen wären vor allem Michael Somare und Julius Chan. Unter der Regierung des letzteren kam es 1989 zu einem blutigen Bürgerkrieg um die Insel Bougainville, der erst 1998 unter australischer und neuseeländischer Vermittlung beigelegt werden konnte.

Vom 18. auf den 19. September 1994 kam es zu heftigen Vulkanausbrüchen auf der Insel Neubritannien, die die Stadt Rabaul fast gänzlich zerstörten.

Papua-Neuguinea ist seit der Unabhängigkeit Mitglied des Commonwealth of Nations. Das offizielle Staatsoberhaupt ist Elizabeth II..

Provinzen

Das Land, dessen Nationalitätskennzeichen PNG lautet, was auch als gebräuchliches Akronym für Papua-Neuguinea verwendet wird, ist in neunzehn Provinzen und den Hauptstadt-Distrikt National Capital District eingeteilt.

Im allgemeinen werden Küstenprovinzen, Hochlandprovinzen und Inselprovinzen unterschieden. Außerdem kann man die Provinzen, die im ehemaligen Mandatsgebiet der früheren deutschen Kolonie Neu-Guinea liegen, von denen des australischen Papua trennen.

Auf dem Gebiet des ursprünglichen Deutsch-Neu-Guinea liegen (von West nach Ost)

die Hochlandprovinzen Enga, Western Highlands, Simbu (früherer Name: Chimbu), und Eastern Highlands;
die Inselprovinzen Bougainville (früher: North Solomons), West New Britain, East New Britain, New Ireland und Manus;
die Nordküstenprovinzen Sandaun (früher: West Sepik), East Sepik, Madang und Morobe.

Auf dem Gebiet des ursprünglich australischen Territory of Papua liegen (von West nach Ost)

die Hochlandprovinz Southern Highlands;
die Südküstenprovinzen Western, Gulf und Central (mit dem National Capitol District um Port Moresby);
die Provinzen an der Ostküste Oro (früher: Northern) und Milne Bay (mit östlichen kleinen Inseln).

Siehe auch: Liste der Provinzen von Papua-Neuguinea

Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt betrug 2001 2,466 Milliarden Euro, das entspricht pro Einwohner 469 Euro.

Traditionell ist der landwirtschaftliche informelle Sektor Papua-Neuguineas sehr stark ausgeprägt. 73,7 % der Bevölkerung finden dort, auch aufgrund hoher Arbeitslosigkeit, ihr Auskommen. Ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Tätigkeit beschränkt sich auf Subsistenzwirtschaft. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP beträgt demnach auch nur 26 %, während die Industrie 42 % und der Dienstleistungssektor 32 % erwirtschaften.

Im formellen Sektor dominiert der primäre Sektor: Bergbau, Plantagenwirtschaft (Kaffee, Kopra, Kakao und Palmöl) sowie die Holzindustrie. Papua-Neuguinea hat noch auf weiten Flächen unerschlossene Wälder. Weitgehend ist das Land daher von im Rohstoffbereich oft stark schwankenden Weltmarktpreisen abhängig, da die Verarbeitung meist im Ausland stattfindet.

Der Außenhandel ist sehr unausgeglichen: Während 2001 für 4,655 Mrd. Euro Waren exportiert wurden, beliefen sich die Importe auf 2,316 Mrd. Euro. Hauptexportgüter sind Gold (35 %), Erdöl (31 %), Kupfer (11 %) und Kaffee (5 %). Importiert werden vor allem Maschinen, Transportausrüstungen und Industriegüter.

Da Papua-Neuguinea ein Entwicklungsland ist, unterstützt die internationale Gebergemeinschaft, hier insbesondere Australien, das Land. Diese Zahlungen machen einen erheblichen Teil des Staatshaushaltes aus.

Zur Stabilisierung der internen Wirtschaftskreisläufe, die durch den Globalisierungsdruck zunehmend geschwächt werden, wird seit 2002 der Gebrauch des traditionellen Muschelgeldes der Tolai als Komplementärwährung offiziell gefördert. Im Februar 2002 wurde in der Nähe von Rabaul auf der Insel Neubritannien die weltweit erste Muschel-Bank eröffnet. Die "Tolai Exchange Bank" wechselt das Muschelgeld in harte Währung, den Kina. Der aktuelle Wechselkurs beträgt vier Kina für ein "fathom" (eine Kette mit Muscheln). Allein auf der Gazelle-Halbinsel schätzt man einen Umlauf an Muschelgeld in Höhe von acht Millionen Kina.