Benutzer:Ticketautomat/Westerplatte
Danzig – Westerplatte – Tucheler Heide – Krojanten – Mlawa – Radom – Wizna – Bzura – Brześć – Lemberg – Rawa Ruska – Lublin – Kampinos-Heide – Warschau – Szack – Modlin – Halbinsel Hel – Kock
Die Westerplatte bei Danzig ist eine größtenteils bewaldete, sandige, langgestreckte Halbinsel ohne nennenswerte Bodenerhebungen an der Ostseeküste. Bekannt wurde sie durch den Beschuss des dortigen polnischen Munitionslagers am 1. September 1939, was als Beginn des Zweiten Weltkrieges gilt.

Entstehung
Die Westerplatte ist durch Sandablagerungen an der Weichselmündung entstanden. Der Hauptstrom der Weichsel, der vorher bei Danzig in die Ostsee mündete, brach am 1. Februar 1840 etwa 20 Kilometer ostwärts von Danzig beim Dorfe Neufähr durch den Dünengürtel (lokale Bezeichnung: die Nehrung), der das tief liegende Werder (ehemals ein Teil des Frischen Haffs) von der Ostsee trennte, und machte dadurch den Unterlauf der Weichsel stromlos, zur „Toten Weichsel“. Durch Regulierungsarbeiten wurde die „Tote Weichsel“ zum Hafenkanal ausgebaut, an dessen rechtem Ufer die dann zur Halbinsel gewordene Westerplatte liegt. Sie ist im Süden vom Hafenkanal und im Westen und Norden von der Ostsee umgeben und im Osten an der Verbindung zum Land etwa 60 Meter breit. Die Länge beträgt etwa zwei Kilometer, die größte Breite etwa 600 Meter. Der Hafenkanal ist die Verbindung des Danziger Hafens und der seinerzeit drei Danziger Werften zur Ostsee.
Geschichte
Polnisches Munitionsdepot


Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges von 1920, infolgedessen Polen große Gebiete im Osten eroberte, weigerten sich die Hafenarbeiter der von Deutschland abgetrennten Freien Stadt Danzig, für die polnische Armee bestimmtes Kriegsmaterial zu löschen. Englische Truppen entluden die Munition, die auf französischen Schiffen eingetroffen war. Die Polen machten die Danziger Verwaltung für diesen Vorfall verantwortlich und forderten ein Gelände zur Anlegung eines Munitionsdepots von der Freien Stadt Danzig. Dieser Forderung gab der Völkerbund mit Beschluss vom 14. März 1924 statt. Polen wurde die Westerplatte zugestanden „als Platz zum Löschen, Lagern und Transport von Sprengstoffen und Kriegsgerät“, obwohl der Danziger Senat unter Senatspräsident Heinrich Sahm von Anfang an dagegen protestiert hatte. Mit großen Kosten, an denen sich Danzig wider Willen beteiligen musste, wurde unmittelbar neben dem Hafeneingang an der Stelle eines vielbesuchten Badeortes ein Hafenbecken ausgehoben. Dazu wurden entsprechende Lagerschuppen errichtet und ein Anschluss an das Danziger Eisenbahnnetz geschaffen. Die Westerplatte wurde zwar nicht polnisches Staatsgebiet, der Hauptteil der Halbinsel war jedoch dem polnischen Militär vorbehalten und für Unbefugte nicht zugänglich. Die zulässige Stärke der Wachmannschaft war vom Völkerbund auf zwei Offiziere, 20 Unteroffiziere und 66 Mannschaften festgesetzt worden. Die Stadt Danzig durfte seit einer Abmachung von 1928 zwei Polizeiposten an den Zugängen zur Westerplatte unterhalten.
In Gdynia (ehemals Gdingen, im Kriege Gotenhafen genannt) baute Polen derweil einen eigenen Industrie- und Militärhafen aus. Damit waren im Prinzip die Gründe hinfällig geworden, die für die Abtrennung Danzigs von Deutschland bzw. die Anlage des Munitionsdepots auf der Westerplatte ins Feld geführt worden waren. Die politischen Ereignisse des Jahres 1933 in Deutschland nahm Polen zum Anlass, das Durchgangslager auf Danziger Gebiet mit Feldbefestigungen auszubauen. Das geschah heimlich - hauptsächlich nachts - in der Zeit von 1933 bis 1936 unter Leitung von Major (Ing.) Mieczyslaw Kruszewski, dem Chef der Befestigungsabteilung der Marine. Nach März 1939 wurden die Befestigungen weiter verstärkt und heimlich die Zahl der Besatzung bis zum 31. August auf etwa 218 Mann erhöht. An Bewaffnung waren vorhanden ein 7,62-cm Feldgeschütz, zwei 3,7-cm Pak, 18 schwere und 23 leichte MGs sowie Gewehre, Pistolen und Handgranaten.
Auftrag der Schleswig-Holstein

In der Nacht vom 24. zum 25. August 1939 wurden Marinestoßtruppsoldaten (MSK-Soldaten) auf Boote der 1. Minensuchflotille aufgenommen und die daraufolgende Nacht in Höhe von Stolpmünde, auf hoher See auf das als Schulschiff dienende Linienschiff „Schleswig-Holstein“ überbracht. An Bord befand sich neben der Besatzung eine Marinestoßtruppkompanie. Sie bestand aus vier Offizieren, einem Arzt und 225 Mann. Der Kapitän zur See Gustav Kleikamp hatte Befehl, Danzig zum Besuch anzulaufen. Am Vormittag des 25. August lief die „Schleswig-Holstein“ in Neufahrwasser im Danziger Hafenkanal ein. Den in feldgrau gekleideten Soldaten war es per striktem Befehl verboten, an Deck zu gehen oder sich sonst in irgendeiner Form zu zeigen, während der Besuch des deutschen Vizekonsuls und des polnischen Gesandten noch im Gange war. Am Nachmittag kamen Generalmajor Eberhard und sein Stabsoffizier zur Lagebesprechung an Bord, um über das geplante Vorgehen der Einnahme der Westerplatte zu beraten. Am 28. August erhielt Kapitän Kleikamp vom Danziger Gauleiter Albert Forster scharfe Luftaufnahmen von der Westerplatte. Eine Einnahme der Westerplatte im Zuge des beginnenden Krieges war ursprünglich nicht geplant. Sie wurde erst durch den Kampfauftrag nötig, den die „Schleswig-Holstein“ am 28. August erhielt:
- die polnischen Küstenbatterien bei Oxhöft, Hochredlau und Gdingen sollten niedergekämpft werden
- der Kriegshafen Gdingen sollte durch Beschuss für die polnischen Seestreitkräfte unbenutzbar werden
- die polnische 15-cm-Batterie auf der Südspitze von Hela sollte durch Störfeuer bekämpft werden
- die Häfen von Danzig und Neufahrwasser sollten geschützt werden.
Voraussetzung dafür war allerdings die Besetzung der Westerplatte.
Angriff am 1. September 1939

Am 31. August kam der verschlüsselte Funkspruch mit der Aufforderung, um 4:45 Uhr Polen anzugreifen. In der Nacht zum 1. September verholte die „Schleswig-Holstein“ an eine andere Stelle des Hafenkanals, etwa 400 Meter von der Westerplatte entfernt, um besseres Schussfeld auf die Westerplatte zu haben. Die Lage und die Stärke der polnischen Befestigungen war der deutschen Seite nicht bekannt. Sie konnten von der „Schleswig-Holstein“ auch nicht eingesehen werden.
In der Nacht zum 1. September wurden die MSK-Soldaten ausgebracht, damit sie sich zum Angriffsbeginn vor der Festung in Position bringen konnten. Um 04:45 Uhr begann der Angriff. Die Marinestoßtruppkompanie unter Oberleutnant Henningsen mit zwei Infanteriezügen und einem Pionierzug griff nach einem Feuerschlag der Schiffsartillerie der „Schleswig-Holstein“ von der Landseite her an, unterstützt durch Schiffsgeschütze des Beobachtungstrupps unter der Leitung von Leutnant Harny und Feuer der SS-Heimwehr Danzig sowie von Leutnant Hartwig, der das Kommando über den Maschinengewehr-Zug auf dem Linienschiff innehatte. Die Westerplatte wurde hartnäckig verteidigt, viele polnische Schützen saßen in Bäumen. Während der Kämpfe wurde Oberleutnant Henningsen tödlich verwundet, und Oberleutnant Schug übernahm das weitere Kommando. Der Feuerschlag hatte wenig Wirkung gehabt, wegen der kurzen Entfernung kamen die Granaten zu flach, um die unterirdischen Deckungen treffen zu können. Sie explodierten in den Bäumen und machten das Gelände durch herabgefallenes Astwerk schwer passierbar. Der Kampf wurde immer unübersichtlicher und zerlief sich in guerillaartigen Einzelkämpferszenen.
Der erste Angriffstag brachte hohe Verluste ohne sichtlichen Erfolg. Der erste Angriff blieb unter schweren deutschen Verlusten im Abwehrfeuer liegen. Die Verluste der MSK beliefen sich auf 13 Tote und 58 Verwundete, von welchen am folgenden Tag noch vier weitere starben. Insgesamt wurden die Verluste auf 40 bis 50 Tote geschätzt. Nachdem auch der 2. Angriffstag keine weiteren Erfolge zeigte, wurden Bombenangriffe angefordert, die am 2. September durch Stuka-Verbände erfolgten.
Am Abend des 2. Septembers wurde zwischen 18:05 und 18:45 Uhr ein Angriff mit Sturzkampfflugzeugen auf die Westerplatte geflogen. Etwa 60 Flugzeuge des Sturzkampfgeschwaders 2 Immelmann griffen mit Sprengbomben und Bordwaffen an, richteten schwere Schäden an den Befestigungen an und demoralisierten die Besatzung. Der Kommandant, Major Sucharski, schrieb in seinen Erinnerungen, dass die Besatzung einem unmittelbar folgenden Angriff wohl nicht hätte standhalten können, zumal auch die Kommunikationswege zerstört worden waren. Wegen mangelnder Abstimmung zwischen den deutschen Verbänden blieb jedoch ein anschließender Infanterieangriff aus. Inzwischen war zur Verstärkung eine Pionierkompanie der Wehrmacht herangebracht worden, die von Oberstleutnant Henke geführt wurde. Dieser riet von einem weiteren Angriff ab, solange man nicht die Feindlage erkundet habe.
Beschuss und Bombardement der Westerplatte zogen sich bis zum 7. September hin, an dem noch eine (erfolglose) bewaffnete Aufklärung stattfand.
Am 7. September erfolgte der dritte Angriff, diesmal nur zur gewaltsamen Erkundung. Erst nachdem die Verteidiger diesen Vorstoß zum Stehen gebracht hatten, kapitulierten sie. Vor den abziehenden polnischen Soldaten salutierten deutsche Offiziere, dem Kommandanten wurde der Säbel zurückgegeben „mit dem Recht, ihn während der Gefangenschaft zu tragen“.
Von Bedeutung ist, dass der Kampfauftrag für die Besatzung ursprünglich lautete, die Stellung sechs Stunden lang zu halten. Bis dahin würden polnische Truppen in Danzig eingedrungen sein und die Besatzung befreit haben. Dieses Versprechen hatte Oberst i. G. Hoszowski der versammelten Mannschaft bei einem Besuch im Sommer 1939 gegeben. Aber die Lage hatte sich inzwischen geändert. Am 31. August hatte Oberstleutnant Sobocinski, Leiter der Militärabteilung bei der polnischen Botschaft in Danzig, die Westerplatte besucht und den Kommandanten über die aussichtslose Lage der Verteidiger informiert. Das zum Entsatz der Westerplatte geschaffene Einsatzkorps, bestehend aus der 13. und 17. Division der Pommernarmee, war aufgelöst worden, die beiden Divisionen waren am 31. August in die Gegend von Skierniewice zurückgezogen worden. Das der Besatzung gegebene Versprechen konnte also nicht eingehalten werden. Sobocinski befahl, das Durchgangslager sollte zwölf statt der zuvor befohlenen sechs Stunden Widerstand leisten. Davon wusste aber nur der Kommandant. Nur er war auch über Radionachrichten über die Gesamtlage informiert.
Die polnischen Verluste waren in Anbetracht des schweren Feuers durch 28-cm und 15-cm Schiffsgeschütze und des Angriffs durch Flugzeuge relativ gering: Eine polnische Quelle beziffert sie auf 15 Gefallene, 13 Schwer- und 25 bis 40 Leichtverwundete[1]
Symbolische Bedeutung
Diese Verteidigung wurde in Polen nach dem Krieg zum Symbol des Widerstandes gegen Deutschland. In Fernseh-Interviews zum Jahrestag berichteten deutsche Kriegsveteranen, dass bei den deutschen Soldaten der harte Kampf um die Westerplatte bald schon als Schlacht um „Klein-Verdun“ tituliert wurde. Ein martialisches Denkmal beherrscht heute die Westerplatte, die in Polen diesen deutschen Namen behalten hat.
Die Schüsse der „Schleswig-Holstein“ am 1. September 1939 um 4:45 Uhr auf die Westerplatte werden häufig als der Beginn des Zweiten Weltkriegs genannt. Es gibt allerdings polnische Historiker, die von früheren, kurz nach Mitternacht an anderen Orten stattgefundenen Angriffen der deutschen Truppen berichten (z. B. der Luftangriff auf Wieluń).
Westerplatte heute
Momentan findet auf der Westerplatte eine komplette Renovierung der Anlage statt. Ziel dieser Renovierung ist es, die Anlage genau so wiederherzustellen, wie sie am 1. September 1939 aussah. Dabei sollen z.B. auch der Bahnhof und andere Gebäude rekonstruiert werden.
Zur Zeit finden deshalb verschiedene Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände statt und es gibt auch Pläne das Denkmal mit dem sowjetischen T-34 Panzer zu entfernen, da dieses nichts mit den Ereignissen des Jahres 1939 auf der Westerplatte zu tun hat.
Verfilmung
Im Jahre 1967 entstand unter der Regie von Stanisław Różewicz das Kriegsdrama "Westerplatte", das die siebentägige Verteidigung des Stützpunktes zur Vorlage hat. Dieser Film erhielt im gleichen Jahr mehrere nationale Auszeichnungen und Preise.
1988 entstand ein Dokumentarfilm mit selbigem Titel. 30 polnische Kriegsveteranen, die auf der Westerplatte gekämpft hatten, nahmen an den Dreharbeiten teil.
Einzelnachweise
- ↑ Flisowski, Z., Westerplatte, Zebral, opracowal i wstepem opatrzyl, Warschau, 7. Aufl. 1974
Literatur
- Stjernfelt, B. u. Böhme, K.-R., Vägen till Westerplatte 1939, Kristianstad 1978, deutsche Ausgabe bei Rombach, Freiburg i. Br., 1979, ISBN 3-7930-0182-2
Weblinks
- „Westerplatte“ (polnisch)
- „Westerplatte“ (deutsch)
- Der Kampf um die Westerplatte (deutsch)
- "Westerplatte" - Film (polnisch)