Alpenhochwasser 2005
Ein starkes Tief (Norbert), eine Vb-Wetterlage, über der Adria führte zwischen dem 20. und 22. August 2005 große Wassermengen über den Balkan, Österreich und Süddeutschland an die Alpen, wo sich die Wolken in Form von starkem Regen entluden, was zum Hochwasser in den nördlichen Vor- und Zentralalpen führte.
Das von der Flutkatastrophe betroffene Gebiet reichte (zeitlich gestaffelt) vom Berner Oberland über die Innerschweiz, Graubünden, das Tirol und Vorarlberg bis nach Bayern und weiter Donau abwärts. Die Alpensüdseite wurde nicht betroffen.
Während in den Bergregionen vor allem Erdrutsche das Schadensbild prägten und ganze Ortschaften von der Außenwelt abschnitten, waren in den flacheren Gebieten die Flüsse und Seen das Problem, welche über die Ufer traten. Sowohl der öffentliche wie auch der private Verkehr wurde dadurch in den betroffenen Regionen komplett lahmgelegt.
Durch die Überschwemmungen mussten verschiedene Kraftwerke stillgelegt werden und Stromleitungen aus Sicherheitgründen abgeschaltet werden, sofern sie nicht durch die Unwetter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Auch die Wasserversorgung und -entsorgung musste in einigen Regionen abgestellt werden. Ebenso fielen in den betroffenen Gebieten die Kommunikationsmittel (Festnetz, Handy, Internet) aus.
Allein in der Schweiz kamen bei dem als Jahrhunderthochwasser bewerteten Ereignis bisher zwischen sieben und zehn Personen ums Leben.
Betroffene Gebiete
Schweiz
Berner Oberland


Durch Erdrutsche wurden diverse Strassen und Eisenbahnlinien unter- oder sogar weggespült, so dass viele Ortschaften von der Umwelt abgeschnitten wurden. Diese Wassermassen führten anschliessend zu einem Anschwellen der Seen. Der Thunersee überschritt die Schadensgrenze um fast einen Meter. Dies setzte insbesondere Interlaken und die Verkehrwege zwischen dem Brienzer- und dem Thunersee unter Wasser.
In Brienz wurde ein ganzer Dorfteil durch die Wildbäche zerstört, wobei zwei Frauen umgekommen sind. Ganze Ortsteile mussten evakuiert werden, so vor allem das Gebiet zwischen dem Tracht- und Glyssibach. Auch das Altersheim Birgli wurde vorsoglich evakuiert. Die Durchfahrt durch das Dorf wurde während zwei Wochen aus Sicherheitsgründen gesperrt.
In Reichenbach im Kandertal überschwemmte und beschädigte der Bach Kiene rund 100 Häuser im Ortsteil Kien. Es mussten rund 300 Bewohner evakuiert werden, die ersten Leute konnten am Freitag, 26. August 2005, wieder zurückkehren.
In Oey-Diemtigen, Simmental, wütete der Bach Chirel, es mussten über 200 Bewohner evakuiert werden. Der Bahnhof und die Gleise der BLS (Spiez - Zweisimmen) sind völlig zerstört, die Strecke wird voraussichtlich bis 2 Monate unterbrochen sein.
Übriger Kanton Bern
Die Aare förderte anschliessend das Vierfache der normalen Menge durch das Bachbett. Das setzte in der Stadt Bern das Mattequartier z.T. mehrere Meter unter Wasser. Am 24. August musste das Quartier schliesslich zwangsgeräumt werden, da Einsturzgefahr für die Häuser bestand. Weiter unten an der Aare wurden noch weitere Ortschaften überschwemmt.
Der Bielersee hat am 22. August die Schadensgrenze überschritten und diverse Ortschaften entlang dem See überflutet.
Zentralschweiz
Die ersten Unglücksmeldungen dieses Hochwassers kamen aus der Zentralschweiz, wo im Entlebuch verschiedene Erdrutsche niedergingen und so Verkehrswege verschütteten. Auch verschiedene Flüsse der Region, so die Emme und Seen wie der Sarnersee und der Vierwaldstättersee traten über die Ufer, was wiederum die Ortschaften Luzern und Brunnen unter Wasser setzte. Der Pegel des Vierwaldstättersees erreichte einen Wert, welcher 2 Meter über dem Normalwert lag.
Die Zufahrt nach Engelberg wurde vom Schlamm weggerissen. Das Dorf war nur noch per Helikopter zu erreichen.
Besonders tragisch war hier der Tod von zwei Feuerwehrleuten in Entlebuch, welche versuchten in der Nacht auf Montag den 22. August 2005, ein Haus vor dem Wasser zu sichern, als sich unvermittelt ein Erdrutsch aus dem Wald auf das Haus zuschoss.
Die Überschwemmungen im Kanton Uri unterbachen die Verkehrsverbindungen über die Alpen. Sowohl die Autobahn als auch die Eisenbahnlinie mussten für den alpenquerenden Transit gesperrt werden. Am 25. August konnten beschränkt wieder lokale Züge verkehren, am 26. August verkehrten bereits wieder stündlich ein Zug zwischen Basel und Chiasso.
Aargau
Das Wasser der Emme führte neben dem Schlamm und Wasser auch viel Geschiebe und Treibholz mit sich und verwandelte im Anschluss die Reuss in einen Wildbach. Dadurch wurden viele Holzbrücken in Mitleidenschaft gezogen oder sogar eingerissen. In den Staustufen der Reuss konnte zwar einiges vom Geschiebe und dem Treibholz zurückgehalten werden, dennoch wurden insbesondere die Ortschaften Bremgarten und Windisch überflutet.
Zürich


In Zürich kam es nur zu geringfügigen Überschwemmungen. Doch der kritisch hohe Wasserstand führte zur Sperrung zahlreicher Uferwege.
Region Walensee
Die Strasse nach Elm wurde verschüttet und die Linthebene unter Wasser gesetzt. Der Autobahntunnel am Walensee führte soviel Wasser, dass die Personenwagen über den Kerenzerberg umgeleitet wurden. Für Lastwagen war der Tunnel noch passierbar.
Auch Weesen wurde überschwemmt.
Da auch der Bahnhof von Ziegelbrücke unter Wasser stand, musste der Eisenbahnverkehr zwischen Zürich und Chur sowie in Richtung Glarus unterbrochen werden.
Ostschweiz
Die Ostschweiz wurde von den Flutwellen weitgehend verschont. Der Schwerpunkt lag beim Auspumpen von Kellern. Die Thur wie auch die Sitter traten punktuell über die Ufer. Im St. Galler Rheintal führte der Rhein sehr viele Wassermassen, die Vordämme konnten das zusätzliche Wasser fassen und überschritten die kritische Grenze nicht.
Graubünden
Die Landquart führte vom Vereinatal her auch viel Geschiebe und Treibholz mit und überflutete grosse Teile von Klosters. Weiter unten im Prättigau wurde von den Wassermassen eine Spaziergängerin weggerissen, vermutlich von den Ästen eines aus dem Wasser ragenden Baumes. Die Frau wurde einige Tage später am deutschen Ufer des Bodensees geborgen.
In Susch donnerte eine vom Susasca-Bach mitgeführte Gerölllawine mitten durchs Dorf und setzte das Dorf unter Wasser. Die Brücke der Kantonsstrasse über den Bach wurde grösstenteils zerstört und die etwas oberhalb davon verlaufende Eisenbahnbrücke wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.
Am Portal des Vereinatunnels bei Sagliains wurde die Strasse mit Geröllmassen überdeckt und die Talstrasse tw. unterspühlt. Weiter Richtung Guarda donnerten etliche Kubikmeter Wasser, Holz und Geröll aus dem Val-Tuoi in Richtung Inn. Der Talbach überspülte sogar die 10 Meter hohe Strassenbrücke.
In der Nähe von Scuol verursachten die Wassermassen einige gröbere Zerstörungen an Strassen und Bahnlinien: Die Eisenbahnstrecke zwischen Ardez und Scuol-Tarasp wurde durch die Zerstörung der Tasna-Brücke unterbrochen. Im unteren Bereich des Val Tasna wurde zudem die Kantonsstrasse stark beschädigt.
Die Zerstörungen führten dazu, dass die Gemeinden zwischen Susch und Ftan von der Aussenwelt abgeschnitten waren. Die Situation besserte sich erst am Donnerstag Nachmittag, als die Strasse zwischen Ftan und Ardez wieder geöffnet wurde.
Österreich
Niederösterreich
Am Abend des 21. August traten zahlreiche Bäche und Flüsse im südlichen Niederösterreich über die Ufer und kleinere Muren gingen ab. Besonders betroffen war der Bezirk Neunkirchen, und hier vor allem der Raum Edlitz und Wartmannstetten. Insgesamt standen 26 Feuerwehren mit 258 Mann im Einsatz. Auch die Tage darauf waren noch zahlreiche Keller auszupumpen. Weiters wurden aus dem Raum St. Pölten, sowie im Waldviertel im Einzugsgebiet der Lainsitz zahlreiche Feuerwehreinsätze gemeldet. Befürchtungen dass die Donau eine extreme Wassermenge führen würde, bestätigten sich nicht, da die Flutwellen des hochwasserführenden Inn und des Oberlaufes der Donau zeitverzögert sowohl in Oberösterreich als auch in Niederösterreich eintrafen. Außerdem war bei den Flüssen in Niederösterreich der Pegel schon früher wieder zurückgegangen. Die erste Flutwelle (des Inn) traf am 24. August ein. Seitdem stieg der Pegel nur langsam. An verschieden Stellen trat die Donau trotzdem über die Ufer, da die Wassermenge ungefähr einem dreijährigen Hochwasser entsprach. Ab 25. August fiel der Pegel der Donau laufend.
Steiermark
Betroffen war vor allem die Landeshauptstadt Graz bereits am 21. August, sowie der Bezirk Deutschlandsberg. In Graz selbst wurde am 21. August die Katastrophe ausgesprochen, nachdem alle sechs Bäche über die Ufer getreten sind. Die Südbahn wurde bei Mixnitz durch eine Mure unterbrochen. Der Bezirk Leibnitz wurde in Mitleidenschaft gezogen, als die Mur über die Ufer tritt. Ein Todesopfer war zu beklagen, nachdem eine Mure ein Haus regelrecht weggerissen hatte. Lokal war auch in Niederösterreich der Bezirk Neunkirchen im Wechsel betroffen.
Vorarlberg
Während sich in der Steiermark die Situation beruhigte, verwandelten sich in den Regionen Bregenzerwald, Arlberg, Montafon und Kleinwalsertal sowie in flussnahen Gebieten des Rheintales ansonsten kleine Bäche in reißende Wildwasser.
Durch Murenabgänge im Arlberggebiet wurden wichtige Stromleitungen zerstört, die das gesamte Stromnetz der Österreichischen Bundesbahnen lahmlegten, sodass der Zugverkehr im ganzen Land eingestellt werden musste. In Ludesch zwischen Bludenz und Feldkirch entgleiste ein Güterzug mit Tankwagen. Nach kurzer Zeit der Besorgnis wurde bekannt gegeben, dass die Tankwagen ungefährliche Ladung hatten.
Vorarlberg konnte mehrere Tage lang nicht vom benachbarten Bundesland Tirol erreicht werden, da alle Straßen- und Schienenverbindungen durch Murenabgänge gekappt wurden. Die Eisenbahn wird noch längere Zeit unterbrochen sein. Ein Schienenersatzverkehr wurde von Bregenz nach Salzburg über Deutschland abgewickelt. Am 29. August wird ein vorläufiger Shuttlebus-Service zwischen Bludenz und Landeck eingerichtet. Auch die Montafonerbahn ist längere Zeit unterbrochen.
Mehrere Ortschaften (Gargellen, Bizau) wurden von der Außenwelt abgeschnitten, insgesamt werden am 22. August etwa 400 Personen evakuiert.
Insgesamt standen allein in Vorarlberg 3.300 Feuerwehrleute im Einsatz. Die Trinkwasserversorgung in den Gemeinden Bezau, Mittelberg und Lech am Arlberg brach zusammen, in Lech gab es außerdem keine Stromversorgung mehr. In Reuthe löste eindringendes Wasser in ein Wohnhaus eine Kettenreaktion aus, die zu einer Explosion führte. Sechs Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt.
Ein weiteres Problem stellen die abgeschnittenen Almen dar, da viele Güterwege abgerutscht oder verschüttet wurden. Mittels Luftbrücke müssen die Tiere mit Futter versorgt werden. Mitte September soll der Almabtrieb beginnen.
Tirol
Der Inn erreichte am 22. August einen gefährlichen Höchstwert und drohte in Innsbruck über die Ufer zu treten. Sämtliche Innbrücken der Stadt wurden gesperrt, mehrere Gebäude der Universität Innsbruck mussten geräumt werden.
Im Bezirk Reutte trat der Lech über die Ufer, mehrere Ortschaften waren wegen überschwemmter Straßen nicht erreichbar.

Im Bezirk Kufstein spitzte sich die Lage am Nachmittag des 22. August zu. In den Ortschaften Wörgl und Langkampfen wurde teilweise die Bevölkerung evakuiert. Auch die Inntalautobahn war betroffen, wo eine Brücke durch Unterspülungen drohte, weggerissen zu werden.


Am stärksten betroffen war das Paznauntal im Bezirk Landeck. 30 Prozent der Straßen in dem Gebiet wurden verschüttet oder zerstört. In den Gemeinden Ischgl, See und Kappl wurden zahlreiche Häuser zerstört. Auch in der Gemeinde Pfunds trat ein Bach über die Ufer und flutete Teile des Dorfes. Kleinere Schäden entstanden in Pians und Landeck. Am 26. August gelang es notdürftig, eine Ausfahrt der festsitzenden Urlauber aus dem Paznauntal über eine Forststraße zu ermöglichen, nachdem es vorerst nur über eine Luftbrücke des Bundesheeres zu erreichen war. Da eine Hangabsenkung oberhalb der Gallerie (Halbtunnel) am Talausgang festgestellt wurde, wurde der Talausgang wegen eines drohenden Erdrutsches wieder gesperrt. Am 1. September wurde die Straße Richtung Silvretta-Hochalpen-Paß freigegeben. Sie ist jedoch für Normal-PKWs ungeeignet. An vielen Stellen wurde die zerstörte Fahrbahn durch Fels- und Schotteraufschüttungen notdürftig repariert. Dort ist das Befahren nur mit Fahrzeugen mit großer Bodenfreiheit schadlos möglich. Am 12. September wurde die Straße in das Paznaun wieder zumindest einspurig geöffnet. Diese Öffnung wurde wegen Steinschlags wiederholt verschoben; es muss weiterhin mit fallweisen Sperren gerechnet werden.

Die Aufräumarbeiten waren geprägt von starker Solidarität. Urlaubsgäste legten Hand an, genauso wie hunderte freiwillige Helfer aus den nicht betroffenen Gebieten Österreichs und auch aus Südtirol. Sowohl Kräfte des Bundesheeres als auch des Katastrophenhilfsdienstes der Feuerwehren anderer Bundesländer sind zur Unterstützung im Einsatz.
Am 7. September 2005 fand die vom ORF in der Innsbrucker Eishalle mit 7000 Besuchern veranstaltete Abschlussgala für die Hochwasseropfer statt (mit Stars wie DJ Ötzi, Hansi Hinterseer und den Kastelruther Spatzen. Mehr als 1.750.000 Euro wurden bei dieser Aktion für die Hochwasseropfer gespendet.
Deutschland
Neu-Ulm

Aufgrund des Hochwassers der Iller, die dort in die Donau mündet, drohte Neu-Ulm ebenfalls eine Hochwasserkatastrophe. Bereits am 23.8. wurde Katastrophenalarm ausgelöst und das Krankenhaus evakuiert. Die direkt an die Donau angrenzenden Wohngebiete wie "Villenviertel" oder die Innenstadt wurden mithilfe großer Sandsackbarrieren vor dem Wasser erfolgreich geschützt. Das bekannte Freizeit-Bad Atlantis mitsamt der Eislaufanlage konnte jedoch nicht gerettet werden und wurde überflutet. In Senden mussten Stadtteile evakuiert werden. Auch war die B 28 in der Höhe der Überführung B 30 gesperrt. Der Höchststand der Iller bei Wiblingen am 24.8. mittags blieb entgegen der Vorhersage unter dem Pegel des Pfingsthochwasser 1999.
Ulm
Ulm blieb weitgehend verschont. Die an die Stadtmauer angrenzenden Häuser im Fischerviertel hatten jedoch von der rückgestauten Blau, die dort in die Donau fließt, Wasser in Keller und Gärten zu melden. Die Donauwiese war ebenfalls komplett überschwemmt.
Landkreis Oberallgäu
Im Landkreis Oberallgäu erreicht die Iller historische Höchststände. Durch einen Dammbruch in Sonthofen wurde unter anderem ein Campingplatz überflutet. Dabei wurden Wohnwagen mitgerissen. In Kempten droht die Iller über die Hochwasserschutzmauern überzulaufen. Hier waren 200 Bundeswehrsoldaten bei Hochwasserschutzarbeiten im Einsatz. Trotzdem wurde unter anderem der Friedhof und das Krematorium überflutet.
Die Bundesstraße und die Bahnverbindung nach Oberstdorf wurde unterbrochen. Desweiteren musste die B16 bei Füssen sowie die A7 im Grenztunnel gesperrt werden. Das Tannheimer Tal wurde durch Murenabgänge von der Aussenwelt abgeschnitten. Wichtige Passstrassen ins anliegende Tirol, wie der Fernpass und der Arlbergpass waren gesperrt. Während die meisten Strassensperrungen nur kurzzeitig bestehen, bleibt die Zufahrt nach Birgsau tagelang unmöglich.
Landkreis Garmisch-Partenkirchen
Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen war durch einen Dammbruch Eschenlohe weiträumig überflutet. Kurzzeitig waren allen Zufahrtwege nach Garmisch-Partenkirchen unterbrochen.
München

Am 23. August stieg der Pegel der Isar auf Jahrhunderthöchststand. Derzeit (24. August) wälzt sich die Scheitelwelle auf Freising zu. Die Lage verschärfte sich, nachdem der Sylvensteinspeicher geöffnet werden musste. Mehrere Ortschaften im Einzugsbereich der Isar wurden überflutet.
Glücklicherweise wurden in der Stadt München die Dämme nach einem großen Hochwasser verstärkt. Dennoch drückte in manchen Stadtvierteln wie der Au das Grundwasser nach oben, so dass mehrere Keller von den Feuerwehren und mobilen Fahrzeugen der Stadtwerke ausgepumpt werden mussten.
Augsburg
In Augsburg wurden die provisorischen Fundamente des Neubaus der Autobahnbrücke der A 8 über den Lech unterspült, und die noch nicht fertiggestellte Brücke sackte am Morgen des 23. August auf der Ostseite um ca. 30 cm ab. Vorsorglich wurde auch die bestehende Autobahnbrücke gesperrt. Außerdem wurde die Bevölkerung in einigen Gebieten wegen der Rückstaugefahr im Falle eines Einsturzes auf eine Evakuierung vorbereitet.
Nachdem das Fundament im Laufe des Tages stabilisiert werden konnte, wurde die Vollsperrung der Brücke in der Nacht zum 24. August wieder aufgehoben. Der Vorfall wird die Fertigstellung der neuen Brücke nach Angaben von Fachleuten um mindestens ein halbes Jahr verzögern.
Desweiteren drohte das Provisorium der Dieselbrücke vom Hochwasser der Wertach mitgerissen zu werden. Die Brücke musste deshalb ebenfalls gesperrt werden. Dies wiederum führte in Augsburg und Gersthofen zu einem Verkehrschaos, mit der Folge, dass sich ein Rückstau auf der Autobahn A8 von 20 km bzw. 15 km bildete.
Schadensausmaß
Erste Aussagen von Versicherungen und Wirtschaftsexperten schätzten die Schäden allein in der Schweiz auf 1,5 bis 2 Milliarden Franken. Spätere Schätzungen reduzierten den Betrag auf 1 - 1,3 Milliarden Franken. Davon seien zirka die Hälfte versichert.
In Tirol spricht man von ca. 350 Millionen Euro, wovon die Hälfte versichert sein soll, in der Steiermark von 140 Millionen Euro und in Vorarlberg von 190 Millionen. Teilweise können Häuser an den derzeitigen Standorten nicht mehr aufgebaut werden. Die Bahnlinie über den Arlberg wird vorraussichtlich bis Dezember 2005 nicht passierbar sein.
Nacharbeiten
Da das Hochwasser vielerorts mit Stromausfällen einherging, wurde festgestellt, dass grosse Teile der durch Sirenen alarmierte Bevölkerung sich nicht über Radio informieren konnten, da batteriebetriebene Radios in den Haushalten zugunsten von Stereoanlagen immer weiter abnehmen.
Das Schweizerische Bundesamt für Bevölkerungsschutz begann darum, neue Informationskonzepte zu erarbeiten.
Sonstige Hochwässer in Europa
Neben den in den Alpen stattgefundenen Katastrophen, ist auch Rumänien, wo große Teile des Landes bis September 2005 bereits sechs mal überschwemmt wurden und zahlreiche Tote zu verzeichnen waren.
Klimawandel
Ob die Hochwasser direkte Folgen eines von Menschen verursachten Klimawandels sind, ist umstritten. Extreme Wettereignisse treten seit jeher immer wieder auf. Auffällig ist jedoch eine statistische Häufung solcher extremen Wetterphänomene in den letzten Jahren, wie sie von Klimawissenschaftlern als Folge von CO2-Emissionen prognostiziert wurde (siehe auch Hurrikan Katrina). Die Folgen von Flächenversiegelung, Flussbegradigungen und Bauen in gefährdeten Gebieten kommen hinzu.