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Opportunity

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Mars Rover, Artwork

Opportunity (englisch für Gelegenheit) ist eine im Juli 2003 gestartete US-amerikanische Raumsonde zur geologischen Erforschung des Mars. Opportunity landete am 25. Januar 2004 erfolgreich in einem kleinen Krater.

Ziele der Mission

Ziel der Sonde Opportunity (MER-B, Mars Exploration Rover B ) und ihrer Schwestersonde Spirit (MER-A), war die Landung und geologische Erkundung in Gebieten, die zuvor von den früheren Orbitern der NASA nach deren Strategie follow the water (folge dem Wasser) als mögliche ehemals wasserführende Bereiche erkannt worden waren. Sie wiesen Strukturen oder Mineralien auf, die auf den Einfluss von flüssigem Wasser oder vielleicht sogar auf ehemals offene Wasserflächen schliessen ließen .

Für Opportunity war eine Landestelle nahe des planetaren Äquators auf der Tiefebene Meridiani Planum ausgewählt worden, weil dort ausgedehnte Vorkommen von Hämatit an der Oberfläche erkannt worden waren. Hämatit kann unter anderem in offenem Wasser oder auch hydrothermal entstehen. Ein weiterer sehr interessanter Aspekt für die Auswahl dieses Bereiches wird die Entdeckung einer nahezu plan liegenden, offenbar sehr fein geschichteten, hellen Gesteinsformation aus dem Orbit gewesen sein, wenn auch dieses Ziel öffentlich vorab nicht genannt worden war. Ob diese Gesteine allerdings äolische (windabgelagerte) oder aquatische (wasserabgelagerte) Sedimente, Tuffite (Vulkanaschen), helle Vulkanitdecken (Lava) oder auch besondere Impaktite (geschichtete Ablagerungen von Gesteins'wolken' aus Meteoriteneinschlägen), darstellten, war vor der Untersuchung am Boden noch völlig offen.

Technik der Sonde

Im Gegensatz zu Mars Pathfinder ist "Opportunity" keine feststehende Bodenstation sondern ein fahrbarer Roboter, Rover genannt. Dieser ist 185 kg schwer, er sollte laut Spezifikation in der Lage sein, je nach Oberflächenbeschaffenheit am Tag etwa 100 m, insgesamt etwa 3 km zurückzulegen und bis zu 6 Monate auf der Planetenoberfläche zu überleben. Dies übertrifft die Fähigkeiten des Vorgängers "Sojourner" (Mars-Pathfinder-Mission 1997) etwa um den Faktor 60. Der Rover wird von der NASA selbst als 'Robot-Geologe' (robotic geologist) bezeichnet und besitzt 6 unabhängig voneinander angetriebene Räder an stelzenförmigen Teleskopbeinen. Er trägt neben verschiedenen Panorama- und Gefahrenerkennungs-Kameras ( 'hazcams' - hazard recognition cameras) einen schwenkbaren Arm mit einem Gesteinsmikroskop (ebenfalls mit Kamera), einem Spektrometer und einem mechanischen Werkzeug, das in der Lage ist, Gesteinsoberflächen abzubürsten und auf einigen Quadratzentimetern mehrere Millimeter tief anzubohren, um auch das Innere erreichbarer Gesteine untersuchen zu können ( 'rat' - rock-abrasion-tool). Die Räder werden einzeln bewegt und dienen nicht nur zur Fortbewegung, sondern können auch als Schürfgeräte eingesetzt werden, um den Untergrund aufzuwühlen und damit einige Zentimeter des Bodenprofils mechanisch und fotografisch zu untersuchen. Der Rover besitzt über Solarpaneele aufladbare Batterien und wird zur Energieeinsparung vor Sonnenuntergang in einen Ruhezustand versetzt und nach Sonnenaufgang durch ein Funksignal wieder 'geweckt'. Mit Hilfe seiner Antennen kann das Gerät Bilder und Meßergebnisse entweder an die als Zwischenstationen zur Erde verwendeten umlaufenden Orbiter der NASA und der ESA oder direkt zur Erde senden sowie Befehle von dort empfangen. Wegen der relativ hohen Laufzeit der Signale von der Erde (je nach Planetenabstand bis zu 20 Minuten), muss der Rover mit seinen Bordcomputern in gewissem Umfang autonom agieren können.

Verlauf der Mission

Am Horizont sind die Abstiegsstufe (schwarz) und der Fallschirm (weiß) von Opportunity erkennbar.

"Opportunity" startete am 8. Juli 2003 erfolgreich mit einer "Delta II"-Trägerrakete und landete am frühen Morgen des 25. Januar 2004 (6.05 Uhr MEZ) in der Meridiani Planum-Tiefebene des Mars. Im Gegensatz zu früheren Missionen wurde der Lander nicht aus einer Umlaufbahn abgesetzt, sondern direkt aus seiner Flugbahn heraus mit einer Fehlertoleranz von wenigen Kilometern auf den Planeten niedergebracht, was äußerste Zielgenauigkeit im Anflug erforderte. Die Sonde wurde, durch ein Hitzeschild geschützt, zunächst in der Atmosphäre bis auf Schallgeschwindigkeit abgebremst. Dann entfaltete sich ein Fallschirm an dessen Leinen ein Raketensystem oberhalb der Sonde angebracht war, das horizontale Bewegungen in der Atmosphäre ausgleichen sollte. Kurz vor dem Aufsetzen wurden schlagartig schützend um die Sonde gelegte Airbags aufgeblasen. Nach dem Aufsetzen hüpfte das Landeraumschiff, auf den Airbags noch etliche Male über die Oberfläche, bis es in einem kleinen Krater zum Stillstand kam. Nach Entleeren der Airbags und Öffnen der Kapsel des Schiffes offenbarten die ersten Fotos des Rovers nie gesehene Strukturen am Rand des kleinen Kraters, die eine der wichtigsten Beobachtungsobjekte für Opportunity werden sollten. Sie zeigten, dass die Sonde ihr Ziel über alles Erwarten genau getroffen hatte und in denkbar günstigster Position nur wenige Meter neben einem offen zutage liegenden Anschnitt der anvisierten hellen Gesteinsformation gelandet war. Nach mehreren Tagen wurde der Rover auf seiner Landeplattform entfaltet und konnte diese über eine heruntergeklappte Rampe verlassen, um seine Fahrt aufzunehmen.

Wissenschaftliche Ergebnisse

Hinweise auf ehemals flüssiges Wasser

Hinweise vom Boden auf ehemals flüssiges Wasser auf dem Mars konnte die NASA erstmals am 2. März 2004 vermelden:

Opportunity's Instrumente entdeckten hohe Schwefelkonzentrationen im Gestein, wie sie unter irdischen Bedingungen meist nur in aus eingedampftem mineralhaltigen Wässern ausgefällten Gesteinen, den Evaporiten, zum Beispiel Gips oder Anhydrit zu finden sind.

Des weiteren fanden die Instrumente des Rovers Jarosit, ein Eisen-Schwefel-Mineral, das auf der Erde ebenfalls nur unter Mitwirkung von Wasser entsteht.

Diese Entdeckungen waren mit den in Deutschland an der Universität Mainz entwickelten nur faustgroßen und damit extrem miniaturisierten Röntgen- und Mößbauer-Spektrometer möglich geworden. Auf der Erde ist das Vorkommen dieser Salze in den vorliegenden Konzentrationen ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass das Gestein entweder in offen stehendem Wasser ausgefällt wurde bzw. Grundwässern über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt war.

Hochauflösende Nahaufnahmen der feingeschichteten Sedimente zeigten ausserdem zentimetergrosse tafelförmige Hohlräume, wie sie entstehen, wenn wasserlösliche Kristalle, etwa von Gips, anderen Sulfaten oder Dolomit wieder aus dem Gesteinsverband herausgelöst werden.

Darüber hinaus wurden regelmäßig verteilte, millimetergroße und kugelrunde Mineralaggregate zunächst unbestimmter Zusammensetzung in grosser Zahl im Gestein entdeckt, die bald als Konkretionen gedeutet werden konnten, wie sie in wässrigem Milieu entstehen. Dass die Kügelchen im Gestein selbst entstanden sind, konnte an den Lagerungsverhältnissen erkannt werden: sie liegen im Gestein, ohne die millimeterfeine Schichtung irgendwie erkennbar zu stören, was der Fall sein müsste, wären sie etwa als Gerölle oder vulkanischer oder meteoritischer Niederschlag von aussen eingetragen worden. Etwas später konnten spektroskopisch hohe Hämatitkonzentrationen in diesen Konkretionen erkannt werden, was die obige Interpretation weiter erhärtete.

Angesichts dieser Entdeckungen konnte die NASA von der Formation als ehemals soaking wet ('tropfnass') sprechen. Zunächst war unklar, ob das Wasser an der ursprünglichen Entstehung der Schichten selbst beteiligt war, also am Ort offen an der Oberfläche stehend vorhanden gewesen war, oder ob die beobachteten Eigenschaften auf die Wirkung unterirdischer Wässer (Grundwasser oder hydrothermale Lösungen) zurückzuführen waren.

Opportunity hüpfte nach dem ersten Aufschlagen zufällig in einen kleinen Krater

Hinweise auf ehemals offenstehendes bewegtes Wasser

Am 23. März 2004 gab die NASA bekannt, dass als sicher gelten kann, dass an der Landestelle früher ein offener flacher Salzsee oder Ozean bestanden hat. Der Rover konnte in einer Serie von über 200 Mikrofotos an einem Teilaufschluß der anstehenden Gesteinsschichten Sedimentstrukturen räumlich erfassen, deren irdische Äquivalenzen nur durch bewegtes Wasser entstehen (cross-bedding Schrägschichtung). Die Wissenschaftler interpretieren diese Gesteine als Reste einer ehemaligen Küstenlinie und weisen darauf hin, dass genau solche Ablagerungen, wie sie hier angetroffen wurden, eventuelle (Mikro)Fossilien oder andere Spuren biologischer Aktivität hervorragend konservieren würden. Ein Rückkehr in die Gegend zum Zwecke einer automatisierten oder auch konventionellen Probennahme wäre damit sehr wünschenswert und auch wahrscheinlich. Opportunity hat einen der bisher interessantesten Orte im Sonnensystem entdeckt. Auf Satellitenbildern ist zu erkennen, dass die in Frage stehenden Schichten, ein helles, feingeschichtetes Gesteinspaket offenbar über mindestens mehrere tausend Quadratkilometer verbreitet sind. Opportunity ist nach einigen Anfangsschwierigkeiten inzwischen aus dem kleinen Krater am Landeplatz gefahren und soll nun die weitere Umgebung nach den als blueberries bezeichneten hämatit-haltigen Konkretionen, die das Gestein kennzeichnen, absuchen und in einem nahegelegenen größeren Krater einen mächtigeren Aufschluß des Sedimentpakets untersuchen.

Diskussion bisheriger Entdeckungen

(in Bearbeitung/Hilfe bei Tabellen- u. Textformatierung willkommen)

Links: Der Pfeil zeigt den Landekrater. Rechts am größeren Krater, dem nächsten Ziel der Sonde in etwa 1 km Entfernung ist die helle Gesteinsformation schon von oben deutlich zu zusehen. Auf der Ebene ist sie durch eine dünne Schicht aus Staub und Geröll bedeckt.. Rechts: Die Formation aus fein geschichteten hellen Sedimentgesteinen am inneren Kraterrand. Der Bildausschnitt ist etwa 5 m breit.
Links: Eine der kugeligen Hämatitkonkretionen, blueberries genannt, die durch Ausfällung von Mineralien aus dem Wasser wuchsen. Die Kugel misst ca. 2 mm. Mitte: Typische Hohlräume im Gestein entstanden durch Herauslösung von tafeligen Sulfatkristallen. Bildausschnitt etwa 5 cm. Rechts: Kleinräumige Schrägschichtung belegt die Enstehung der Schichten in offenstehendem bewegten Wasser. Bildausschnitt etwa 5 cm.

Weitere Marsmissionen

Siehe auch: Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen, Spirit