Geschichte der Stadt Münster
Münster gehört nach Carl Haase zum Typus der "Mutterstadt" in Westfalen. Als Sitz des Bischofs und als späterer Vorort (neben Soest, Dortmund und Osnabrück) der Hanse in Westfalen war und ist es politisches und wirtschaftliches Zentrum des Münsterlandes.
Älteste Siedlung
Die älteste Siedlung an der jetzigen Stelle Münsters war die sächsische Siedlung Mimigernaford. Dieser Name deutet auf eine Furt über die Aa hin. Diese Siedlung bestand wahrscheinlich seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. und wurde unter Karl dem Großen zerstört, der Mimigernaford als Basis für die Missionierung der Sachsen auswählte.
Mittelalter
Für die umfassende Stadtentwicklung im Mittelalter siehe auch: Entwicklung der Stadt Münster
Das Jahr 793 gilt als offizielles Gründungsjahr Münsters: Im Auftrag Karls des Großen gründet der Friese Liudger auf dem Horsteberg ein Kloster (monasterium) auf einer sächsischen Burg. Ein Bischofssitz mit Konvent der Geistlichkeit entstand. Am 30. März 805 erfolgt die Ernennung Liudgers zum Bischof von Münster. Zeitgleich erhielt die Siedlung den Stand einer civitas (Stadt). Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte jedoch erst einige Jahrhunderte später. Seit dem 10. Jahrhundert siedelten sich um das Monasterium herum innerhalb der Domburg die Ministerialen und Handwerker an. Vor den Toren der Domburg entstanden erste Marktsiedlungen.
Aufgrund der immer größer werdenden Gemeinde wurde um 1040 östlich der Domburg die Lambertikirche als erste Marktkirche gegründet. Die wirtschaftliche Entwicklung hielt an bis zur Belagerung durch Lothar von Süpplingenburg im Jahre 1121, als Münster zum zweiten Mal nach 1097 komplett niederbrannte. Nach dem Wiederaufbau und der Erweiterung der bislang existierenden Märkte erhielt Münster 1170 das Stadtrecht. In die Zeit Mitte des 12. Jahrhunderts fällt auch der Bau einer äußeren Stadtmauer um die Domburg und die Marktsiedlungen herum.
Diese Stadtmauer war acht bis zehn Meter hoch, über 4km lang und mit einem vorgelagerten Graben versehen. Zur Sicherung der Mauer und der zehn Stadttore existierten in deren Verlauf sechs Türme. Im 14. Jahrhundert wurde sie durch einen Außenwall und zweiten Graben zusätzlich verstärkt. Der Verlauf der Stadtmauer ist heute durch die Promenade gekennzeichnet. Mit 103 ha war Münster zu dieser Zeit die flächenmäßig größte Stadt Westfalens, gefolgt von den damals bedeutendsten Stadt Soest (101 ha), Dortmund (81 ha), Paderborn (66 ha) und Minden (50 ha). Osnabrück reichte erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert mit der Neustadtgründung in der Größenordnung von 102 ha an Münster heran. Mit einigen dieser genannten Städte wurde Münster zu den wichtigsten Städten der Hanse in Westfalen.
Hanse und Spätmittelalter
Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen sich die mächtigen Städte zu Städtebünde zusammen, um der Ohnmacht des Kaisers und der herrschenden Anarchie entgegenzuwirken. Ziel war es, den freien Zugang zu den Märkten zu sichern und eine Schutzgemeinschaft gegenüber Angreifern zu errichten. So schloß sich Münster im Jahre 1246 u.a. mit den Städten Osnabrück, Minden, Herford und Coesfeld sowie im Jahre 1253 mit Dortmund, Soest und Lippe zu westfälischen Städtebünden zusammen. Diese Bündnisse stellten die ersten Vorläufer der Hanse in Westfalen dar.
Um 1340 entstand die Liebfrauenkirche westlich der Domburg. Da sie auf der gegenüberliegenden Seite der Aa liegt ("Über den Wassern"), ist sie auch unter dem Namen Überwasserkirche bekannt. Im gleichen Jahrhundert wurden das gotische Rathaus erbaut (1335) sowie die bisherige, kleinere Marktkirche Lamberti durch eine großen Neubau ersetzt (ab 1375).
Im Jahre 1358 wurde Münster erstmalig als Mitglied der Hanse genannt. Als Folge einer Stadtrevolte schied die Stadt jedoch 1454 aus der Hanse aus, erlangte ab 1494 als ein Vorort der Hanse in Westfalen dennoch eine große Bedeutung. Seit der 1200-Jahr-Feier im Jahre 1993 erinnern in der Salzstraße, Münsters ältestem Handelsweg, mit Messing umrandete und in das Pflaster eingelassene Originalsteine aus allen Hansestädten mitsamt deren Stadtwappen an die Bedeutung der Stadt innerhalb der Hanse.
Im Spätmittelalter war das Fürstbistum Münster das größte geistliche Territorium des Reiches: Die Grenzen reichten von der Lippe bis nach Friesland. Es teilte sich in das Oberstift, das etwa dem heutigen Münsterland entsprach, und das Niederstift, das dem heutigen Oldenburger Münsterland sowie dem heutigen Landkreis Emsland entsprach. Dabei war das Gebiet des weltlichen Bistums bis 1666 größer als das des geistlichen, da das Niederstift kirchlich zum Bistum Osnabrück gehörte.
Die Bürgerschaft der Stadt Münster versuchte in mehreren Anläufen, sich von der bischöflichen Oberhoheit zu emanzipieren und reichsstädtischen Status zu erlangen. In den Jahren 1532/1533 ging der Rat im Verlauf der Reformation zum lutherischen Bekenntnis über. Nur kurze Zeit später brach das Unheil der Wiedertäufer über Münster herein.
Neuzeit
Wiedertäufer

Ab 1534 folgte die dramatische Episode der Wiedertäuferherrschaft. Aus den Niederlanden waren Gruppen zugewandert, die die Erwachsenentaufe propagierten und die Errichtung des "Neuen Jerusalem" der Endzeit anstrebten. Nach dem Sieg der Täuferpartei in den Ratswahlen, begannen Truppen des Bischofs von Münster und Osnabrück Franz von Waldeck die Stadt zu belagern und auszuhungern. Trotz der starken Stadtbefestigung (Münster galt als uneinnehmbar) wurde die ausgehungerte und in chaotische Zustände geratene Stadt schließlich unter massiver Gegenwehr durch Verrat am 24. Juni 1535 eingenommen. Am 22. Januar 1536 wurden die drei Führer der Wiedertäufer (Jan van Leyden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling) öffentlich gefoltert und hingerichtet. Um ein Zeichen zu setzen, wurden ihre Leichen in drei Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt (die Originale der Käfige hängen dort heute noch). Der Herrschaft der Wiedertäufer ist es zu verdanken, dass sich Münster heute "Königsstadt" nennen darf (Jan van Leyden hatte sich 1535 zum König des sog. Königreich Zion krönen lassen). Als Folge ließ der Bischoff den evangelischen Gottesdienst unterdrücken und beraubte der Stadt alle ihre Rechte. Erst in den Jahren 1541 und 1553 wurden der Stadt diese zurückgegeben. Zu den Rechten gehörte u.a. die freie Ratswahl, Gerichtsbarkeit, Militärhoheit, Aufsicht über die Stadtverteidigung, Gesetzgebung und Steuererhebung.
Zur Geschichte der Wiedertäufer in Münster siehe auch: Wiedertäuferreich in Münster
Westfälischer Friede

Münster spielte eine wichtige Rolle im 30jährigen Krieg, in dem es besonders durch protestantische Heere litt. Durch den weiter vorangetriebenen Ausbau der Stadtbefestigung blieb Münster jedoch die Eroberung und Plünderung durch feindliche Truppen erspart. Dies ist vermutlich auch einer der Gründe, warum genau hier der Westfälische Friede unterschrieben wurde, der in Münster und Osnabrück ausgehandelt wurde und die längste Kriegsperiode in Europa beendete. In Osnabrück tagten die Gesandten der evangelischen Kriegsparteien, während in Münster die katholischen Gesandten untergebracht waren. Der Friedensschluß fand im sog. Friedenssaal des Rathauses statt, in dem eigens eine Tür verbreitert wurde, damit beide Kriegsparteien gleichzeitig den Raum betreten konnten. Am 19. Mai 1648 wurde hier zuerst der Spanisch-Niederländische Frieden ratifiziert und am 24. Oktober 1648 der Westfälische Friede geschlossen.
Die historische Inneneinrichtung des Friedenssaals ist auch heute noch zu bewundern, da sie vor der fast vollständigen Zerstörung des Rathauses und des Prinzipalmarkts während des 2. Weltkriegs ausgelagert wurde.
Fürstbistum
Zur Zeit des Westfälischen Friendens hatte Münster den Höhepunkt seiner städtischen Unabhängigkeit erreicht und die Stadt war sehr bemüht, diese Unabhängigkeit zu behalten und weiter auszubauen: Münster strebte die Erhebung in den Stand einer Freien Reichsstadt an - und geriet so in einen Konflikt mit dem fürstbischöflichen Landesherrn. Seit dem Jahre 1650 war dies Christoph Bernhard von Galen, auch als Kanonenbischoff bekannt.
Im Jahre 1661 nahm Fürstbischoff Christopf Bernhard von Galen nach achtmonatiger Belagerung die Stadt Münster ein. Als Folge des Konflikts ließ er die westliche Stadtmauer abgerissen und durch eine Zitadelle ergänzen, um so seinen Machtanspruch gegenüber der Stadt durchzusetzen. Gleichzeitig entriss er den Bürgern und der Stadt die meisten ihrer Privilegien und Rechte. Erst während der Zeit des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg in den Jahren von 1678 bis 1683 wurden Münster die Selbstverwaltungsrechte teilweise zurückgegeben.
Im Siebenjährigen Krieg wurde Münster von Frankreich und dessen Verbündeten belagert und erobert.
Das Schloss entstand 1767 und diente als fürstbischöfliche Residenz, nachdem Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels sich im Jahre 1762 zum Bau verpflichtet hat. Die ehemaligen Befestigungen der Stadt wurden 1770 in Promenaden umgewandelt. 1773 wurde in fürstbischöflicher Verantwortung eine Landesuniversität geschaffen, aus der sich später die Westfälische Wilhelms-Universität entwickelte.
Preußen
Nach dem Tode des letzten Fürstbischofs von Münster, Maximilian Franz von Österreich, und Auflösung des Hochstifts Münster kam der östliche Teil und damit auch die Stadt Münster am 3. August 1802 an Preußen. 1806 zogen die französischen Truppen von Napoléon Bonaparte in Münster ein. Ein Jahr später, 1807, wurde die Stadt dem Großherzogtum Berg zugeteilt und kam mit diesem 1810 an Frankreich. Münster wurde Sitz einer Maire, die Stadt und benachbarte Gemeinden verwaltete.
Im Jahre 1813 vertrieben preußische und russische Truppen im Rahmen der Befreiungskriege die Franzosen aus Münster. Nach dem Wiener Kongress 1814/1815 wurde Münster endgültig dem Königreich Preußen zugeteilt. Aus der Mairie wurde die "Bürgermeisterei Münster". Münster wurde Sitz eines Kreises, die Stadt selbst blieb aber so genannte "Immediatstadt" und gehörte damit nicht zum Kreis. Ab 1816 war Münster Provinzialhaupstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen und Sitz des Generalkommandos des VII. Armeecorps.
1848 wurde die Bahnstrecke Münster - Hamm eröffnet, acht Jahre später 1856 die Strecke Münster - Emden und im Jahre 1872 die Strecke von Münster über Osnabrück nach Hamburg.
1857 bis 1858 wurde die neogotische Ignaziuskirche erbaut. Die Einwohnerzahl im Jahr 1885 betrug 44.060, darunter 36.751 Katholiken, 6.784 Evangelische und 513 Juden.
Die erste Eingemeindung fand am 1. Januar 1875 statt. Teile der umliegenden Gemeinden Lamberti, St. Mauritz und Überwasser kommen zu Münster. Das Stadtgebiet wuchs dadurch von 1,92 km² auf 10,84 km², die Einwohnerzahl stieg um 8.963 Einwohner.
1887 wurde aus der bisherigen Immediatstadt eine kreisfreie Stadt. Münster blieb jedoch weiterhin Sitz des Kreises Münster, dessen Zuschnitt in den folgenden Jahrzehnten noch mehrmals verändert wurde.
1899 erhielt Münster einen Binnenhafen am neuen Dortmund-Ems-Kanal. Im selben Jahr wurde der Hauptbahnhof Münster eröffnet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jahre 1902 stiftete der Kaiser Wilhelm II. die seit 1907 nach ihm benannte Westfälische Wilhelms-Universität.
Ein Jahr später 1903 vergrößerte Münster sein Stadtgebiet durch die Eingemeindung der bis dahin selbständigen Gemeinden Lamberti und Überwasser sowie Teilen von St. Mauritz. Das Stadtgebiet vergrößerte sich dadurch auf 65,9 Quadratkilometer. 1915 wuchs die Einwohnerzahl von Münster auf über 100.000. Dies war eine Vervierfachung der Einwohnerzahl seit 1870 und machte Münster damit zu Großstadt.
Am 9. November 1918 wurde auf dem Hindenburgplatz zur selben Zeit wie in Berlin die Republik ausgerufen. Am 13. November 1918 wurde ein Soldatenrat eingesetzt. Dieser wird erst im Februar 1919 durch General von Watter entmachtet.
Im Jahre 1924 wurde in Münster der Vorgänger des Westdeutschen Rundfunks (WDR), die "Westdeutsche Funkstunde AG" (Wefag) gegründet und begann mit der Ausstrahlung von Hörfunksendungen mit dem Titel Westdeutsche Funkstunde. Zwei Jahre später wurde der Sitz der Rundfunkanstalt jedoch von Münster nach Köln verlegt.
Im Jahre 1926 wurde das Universitätsklinikum fertiggestellt. Im selben Jahr kam es auch in unmittelbarer Nähe des Hafens und des Hauptbahnhofs zur Fertigstellung der Halle Münsterland. 1928 begannen die Bauarbeiten für den Aasee.
Zeit des Nationalsozialismus
Im Zweiten Weltkrieg wurde Münsters Innenstadt und darunter zahlreiche bedeutende historische Bauwerke wie z.B. der Prinzipalmarkt, das Schloss und der St.-Paulus Dom durch alliierte Bombenangriffe zu fast 91% zerstört. Bemerkenswert ist jedoch, dass die meisten der berühmten Giebelhäuser des Prinzipalmarkts, wenn auch meistens vereinfacht, wieder aufgebaut wurden. Das historische Gesamtbild der Stadt blieb so erkennbar. Der erste Angriff erfolgte am 16. Mai 1940. Nach einem nächtlichen Großangriff am 12. Juni 1943 folgte der erste Angriff bei Tageslicht am 10. Oktober 1943. Nach weiteren periodischen Angriffe erfolgte der letzte am 25. März 1945. Am 2. April 1945 wurde Münster von britischen Truppen besetzt.
Ebenfalls während des Krieges hielt der Bischof von Münster, Bischof Clemens August Graf von Galen, seine Predigten gegen das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten und erstattete dagegen am 28. Juli 1941 Strafanzeige. Berühmt ist vor allem seine Predigt vom 4. Juli 1943. Dieser Kampf gegen das Dritte Reich brachten ihm den Titel Der Löwe von Münster ein. Nach Ende des Krieges wurde er am 18. Februar 1946 durch Papst Pius XII. zum Kardinal von Münster ernannt. Gerade einmal einen Monat später, am 22. März 1946, starb er in Münster an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs.
Ein Teil der Stadtgeschichte ist auch die Zwangsarbeit in Münster und Umgebung während der Zeit des Nationalsozialismus.
Nachkriegszeit
Am 28. August 1946 trat die Verordnung Nr. 46 des Alliierten Kontrollrates in Kraft. Damit wurde Preußen aufgelöst und das Land Nordrhein-Westfalen gegründet. Gleichzeitig verlor Münster seinen Status als Provinzialhaupstadt.
Im Sommer des Jahres 1949 werden die Durchführungspläne für den Neuaufbau der Innenstadt erstellt. In den darauffolgenden 1950er Jahren fand der Wiederaufbau nach dem historischen Vorbild statt.
1965 erhielt Münster den ersten Autobahnanschluss an die Autobahn A1 vom Kamener Kreuz her. Der Jahre später 1968 besteht eine durchgehende Verbindung bis nach Bremen. Fortan ist dieser Abschnitt der Autobahn A1 auch als Hansalinie bekannt.

Am 29. April 1972 fand in Münster die erste Schwulendemo der Bundesrepublik Deutschland statt. Münster blieb die nächsten Jahre neben Berlin wichtigstes Zentrum der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung.
Im Zuge der Gemeindereform von 1975 wurde der Landkreis Münster aufgelöst. Gleichzeitig wurden Teile des ehemaligen Landkreises in die Stadt Münster eingemeindet. Dabei handelte es sich um die Gemeinden Sankt Mauritz, Handorf, Hiltrup, Amelsbüren, Albachten, Nienberge, Roxel, Angelmodde und Wolbeck. Die Einwohnerzahl stieg dadurch von 200.000 Einwohnern auf 265.000 Einwohner.
Im Jahre 1981 wurde der Anschluss an die Autobahn A43 freigegeben, fünf Jahre später 1986 die Erweiterung des Aasee und der Flughafen Münster-Osnabrück als dritte internationale Flughafen in Nordrhein-Westfalen.
Am 13. Dezember 1999 wurde die Villa ten Hompel eröffnet. Sie dient als Gedenkstätte zum Nationalsozialismus in Deutschland.
Weblinks
Münster im Modell auf der Seite des Stadtmuseum Münster