Zum Inhalt springen

Tischsitten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. September 2005 um 01:42 Uhr durch 193.171.131.244 (Diskussion) (Serviettengebrauch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter Tischsitte versteht man das Benehmen bei Tisch, genauer beim Einnehmen von Speisen in Gesellschaft (vgl. auch Ernährungssoziologie)

Die Regeln im westlichen Kulturkreis sind folgende:

Verhalten als Gast

Einnehmen und Verlassen des Platzes

Ist eine Sitzordnung vorhanden, muss diese gemäß der Zuweisung (z.B. Tischkärtchen) eingehalten werden. Als Gast nimmt man erst Platz, wenn der Gastgeber sich setzt oder dazu bittet. Wenn ein Herr eine Tischdame hat, rückt er ihr beim Hinsetzen den Stuhl zurecht. Wenn man den Platz verlässt, entschuldigt man sich vorher. Beim Verlassen des Platzes zum Zwecke des Wasserlassens nennt man das Wort Toilette o.ä. nicht, sondern umschreibt es höchstens. Die Tafel ist erst aufgehoben, wenn der Gastgeber dies erklärt.

Geräusche

Trink- und Essgeräusche wie Schmatzen, Schlürfen oder Gurgeln sind tabu. Auch gehört es sich nicht, überlaut mit Besteck zu hantieren. Völlig inakzeptabel sind das Aufstoßen oder Winde; Hierbei und bei Schluckauf verläßt man umgehend den Tisch.

Das Speisen

Es ist grundsätzlich Besteck oder Werkzeug (z.B. Zangen) zu benutzen. Mit der Hand darf nichts gegessen werden (Ausnahme: Austern und evtl. Hähnchenschenkel). Man steht nicht auf, um sich vom Tisch zu bedienen. Unschicklich ist es auch, wenn man seinen Arm vor dem Tischnachbarn streckt. Eier werden nicht Durchgehackt sondern mit einem Löffel abgeklopft. Brot wird gebrochen und nicht im Ganzen bestrichen. Eintunken von Brot gilt oft als unfein. Bei der Benutzung des Bestecks ist die Menüfolge zu beachten: Es wird immer das Besteck benutzt, das sich am weitesten weg (außen) befindet. Messer und Gabel werden nicht in die Höhe gehalten. Spaghetti wird nicht zerschnitten oder in den Mund gesaugt. Beim kurzfristigen Ablegen von Besteck ist darauf zu achten, dass die Unterseiten nach oben auf dem Teller liegen. Teller werden immer auf dem Tisch gelassen und nicht hochgehalten. Man beugt sich auch nicht über den Teller. Teller werden nicht weggestellt oder gestapelt. Es ist keinesfalls aus Flaschen, Karaffen, Kannen, Schüsseln oder Krügen zu trinken sondern aus Gläsern, Tassen und Bechern. Strohhalme werden, wenn überhaupt, nur für Getränke in Gläsern verwendet. Unmotiviertes Stochern im Essen oder Spielen wird nicht gern gesehen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen kann durchaus nach Rücksprache eine Speise vom Tischnachbarn probiert werden. Eigenhändiges Einpacken von Speisen für den Heimgebrauch sollte maximal das Personal vornehmen.

Kommunikation

Man redet nicht mit vollem Mund. Lautes Reden, z.B. mit einem entfernt sitzenden Tischnachbarn, ist nicht akzeptabel. Bedienungen werden nicht mit lautem Rufen oder gar Fingerschnipsen herbeigeholt, sondern verbal oder mittels dezenter Geste herbeigebeten.

Bei Ansprachen ist es unschicklich, sich zu unterhalten. Unfeine Worte oder Themen sind zu vermeiden. Wenn man einen Nachschlag wünscht, kann man dies auch nonverbal kundtun, indem man das Besteck auf dem Teller mit der Oberseite nach unten auf dem Teller kreuzt. Wünscht man jedoch keinen Nachschlag mehr, legt man das Besteck parallel zueinander auf Position fünf Uhr auf den Teller.

Portionen

Man nimmt keine übergroße Portionen und beugt sich nicht zum Essen herunter. Man bestellt (unaufgefordert) immer nur für sich selbst. Bei Buffets ist es verpönt, mehrere oder übervolle Teller zu nehmen. Von Buffets darf man sich erst bedienen, wenn es offiziell eröffnet ist. Drängeln, Vordrängeln oder Schubsen ist überaus unhöflich.

Kleidung

Die Art der Kleidung richtet sich nach der Vorgabe in der Einladung. Krawatten legt man nicht über die Schulter; sie wird nicht abgelegt. Das Sakko wird erst ausgezogen, wenn es auch der Gastgeber ablegt. Ärmel krempelt man nicht um. Schuhe zieht man nicht aus.

Serviettengebrauch

Die Serviette wird nicht in den Kragen gesteckt, sondern auf den Schoß gelegt. Sie dient nur zum Abwischen des Mundes (nicht zum Finger oder Besteck abwischen oder gar zum Schnäuzen). Nach Beendigung des Speisens wird sie nicht über den Teller gelegt, sondern links abgelegt.

Mit der Serviette wird der Mund vor dem Trinken gesäubert, damit keine Speisereste am Glas kleben bleiben. Nach dem Trinken wird der Mund nicht abgewischt.

Sonstiges

Es ist verpönt, sich am Tisch die Haare zu kämmen, sich zu Schminken, die Fingernägel zu säubern, laut zu Niesen oder zu Schnäuzen. Beim Husten oder beim Niesen ist unbedingt die Hand oder die Serviette vor das Gesicht zu halten. Zahnstocher kann man am Tisch benutzen, jedoch nur mit vorgehaltener Hand. Dem Personal wird grundsätzlich nach jeder Tätigkeit gedankt (verbal oder nonverbal). Die Gabe von Trinkgeld ist bei geschlossenen Gesellschaften oder bei privaten Festivitäten durch einzelne Gäste unüblich. Geraucht werden sollte erst, nachdem alle das Essen beendet haben und die Tischnachbarn die Erlaubnis gegeben haben. Verpönt ist es, in benutzte Speise- oder Trinkbehälter abzuaschen. Übermäßiger Alkoholkonsum wird meist nicht gern gesehen. Man sitzt normal und gerade, nicht lässig zurückgelehnt, mit überschlagenen Beinen oder gar mit einem Bein auf einem Stuhl oder auf dem Tisch. Die Hände sind immer über dem Tisch zu halten, dabei liegen die Handgelenke auf der Tischkante. Auf- oder Abstützen mit den Ellenbogen gilt als ungehobelt. Haustiere werden normalerweise nicht unter dem Tisch gefüttert.

Verhalten als Gastgeber

Gäste werden schriftlich mind. einen Monat vorher eingeladen (R.S.V.P. bedeutet, daß der Gastgeber eine Nachricht erwartet, ob man gedenkt, sich die Ehre zu geben oder nicht). Es ist meistens üblich, daß der Gastgeber eine Ansprache hält. Sie wird i.d.R. durch mehrfaches Anklingen eines Trinkglases mit einem Löffel angekündigt.

Verhalten als Bedienungspersonal

Es ist immer rechts des Gastes zu bedienen. Es schickt sich, wenn die Bedienung die ungenutzte Hand mit dem Handrücken auf den Rücken legt. Weine sind immer erst mit einem Schluck zu befüllen, damit der Gast diesen zunächst degustieren kann. Trinkgefäße werden zum Befüllen lediglich am Stiel in die Hand genommen. Beim Wechsel von Rot- auf Weisswein muß das Glas gewechselt werden (was sich aufgrund der Glasform eigentlich von selbst versteht). Das Essen oder Getränke abzuräumen, während der Gast diese noch konsumiert, kommt einer Beleidigung gleich.

Siehe auch: