Rampenlicht (Film)
Rampenlicht von 1952 war der letzte in den USA produzierte Film von Charlie Chaplin. Diesen Film, mehr Drama als Komödie gestaltete er zu einer Hommage an das künstlerische Milieu, in dem er seine Karriere begann. Ein alternder Künstler rettet eine junge Frau vor dem Tod und verschließt sich ihrer dankbaren Liebe.
Handlung
Im London der Vorkriegszeit 1913 rettet ein älterer betrunkener Mann einer jungen Frau nach einem Selbstmordversuch das Leben und nimmt sie bei sich auf, um sie vor der Obdachlosigkeit zu retten. Es entblättern sich ihre gegenseitigen Lebensentwürfe. Der ältere Mann ist der früher so berühmte Clown Calvero. Seit einem Jahr hatte er keinen Auftritt mehr, das erste Engagement darf er nur unter Verwendung eines Pseudonyms antreten. Er glaubt, nur noch betrunken lustig sein zu können. Sie hingegen ist eine talentierte Tänzerin, die sich mit Schuldvorwürfen und Trauer um eine verlorene Liebe, einen Komponisten herumschlägt. Terry entwickelte daraufhin eine psychsomatische Krankheit, die das Tanzen unmöglich machte und glaubt, seit dem Selbstmordversuch gelähmt zu sein. Durch seine Fürsorge lebt sie wieder auf. Ihren Durchbruch erlebt sie genau an dem Tag, als Calvero gefeuert wird, da er nüchtern das Publikum langweilt.
Sechs Monate später ist Terry der Solostar eines großen Balletts und kann ihm einen Job in ihrem Stück verschaffen. Sie liebt ihn und macht Calvero einen Heiratsantrag. Dann trifft sie ihren geliebten Komponisten wieder, der ihr seine Liebe offenbart. Sie führt sich aber ihrem Retter verpflichtet. Als Calvero die beiden sieht und ihre Beziehung erkennt, verlässt er Terry und lebt fortan auf der Straße. Nach einiger Zeit trifft er zufällig Bekannte, Terry holt ihn zurück und organisiert eine Benefiz- Veranstaltung, auf der der Clown die Zuschauer begeistert. Gerührt und mit Plänen für die Zukunft, stirbt er an einem Herzanfall.
Bemerkungen
Biographische Bezüge
Der Film ist wohl als Resumee von Chaplins Künstlerlebens zu verstehen. Er sollte sein letzter Film werden und eine Art Vermächtnis werden.
Chaplin beschrieb den Abstieg von Künstlern, wie er ihn selbst als junger Mann miterlebte. Deshalb siedelte er ihn auch in London unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg an (Gedreht wurde freilich in Amerika). In die Charaktere von Calvero, den er selber spielte, legte er Erinnerungen an den eigenen Vater, bei Terry bezog er sich häufig auf seine Mutter bzw. eine seiner Jugendfreundin. Das ging soweit, dass Claire Bloom dieselbe Kleidung wie letztere tragen sollte.
Der junge Komponist, Calveros Nebenbuhler, wurde von Chaplins Sohn Sydney gespielt, seine Kinder Geraldine und die noch jüngeren Kinder treten kurz auf und seine Frau Oona ist in einigen Szenen Claire Blooms Licht- Double. Der Film enthält zudem eine sehr komische Szene Chaplins mit Buster Keatons, ihren einzigen gemeinsamen Auftritt.
Romanvorlage
Chaplin verfasste vor dem Drehbuch eine (unveröffentlichte) Romanversion namens „Footlights“, in die er die Biographien der Hauptpersonen zum Zeitpunkt vor dem Filmbeginn beschrieb. Hierbei griff er insbesondere auf die Lebensläufe seiner Eltern zurück, so seinem Vater, der wie Calvaro Alkoholiker war und mit 37 Jahren starb.
Ausweisung aus Amerika
Während seiner Promotion- Tour nach England, wo der Film seine Weltpremiere erleben sollte, wurde dem Chaplin verboten, wieder nach Amerika zurückzukehren. Auslöser waren Kritik an seiner Weigerung, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen sowie seine „kommunistischen Umtriebe“ (ein Auftritt in Bulgarien, seine Freundschaft zu Eisler]]). Auch war seine Kritik an Adolf Hitler in Der große Diktator immer noch unvergessen, der von vielen als unangemessen aufgefasst worden war, denn Hitler galt diesen Gruppen als enger Verbündeter gegen den Kommunismus’. „Rampenlicht“ startete nur in wenigen Kinos in Amerika und wurde als „nicht komisch“ kritisiert. 20 Jahre später erhielt Chaplin einen Sonder- Oscar für seine Musik, erhielt aber immer noch nur ein Visum für zwei Monate.
Genre
„Rampenlicht“ ist vom Ton her meilenweit von Chaplins Tramp- Filmen entfernt. Obwohl auch diese stets tiefe Melancholie aufwiesen, war der Humor von Der große Diktator und Der Heiratsschwindler von Paris (= Mr. Verdoux) ungleich bitterer und pessimistischer. „Rampenlicht“ durchzieht zwar ein leiser Humor, der bezieht sich aber auf den Charme und die Altersweisheit von Calvero, der erkennt, dass seine Karriere zu Ende geht. Vor allem die Szene, in der Terry ihm den Heiratsantrag macht, ist tieftraurig, da Calvero erkennt, dass Terry ihm vor allem aus Dankbarkeit heiratet und sie nicht erkennt, dass sich ihre Liebe zu dem Clown von der zu dem jungen Komponisten grundlegend unterscheidet. Slapstick- Szenen und reiner Humor fehlen fast völlig. Eine großartige Ausnahme bildet allerdings der Auftritt von Calvero und seinem Freund auf der Gala, in der Chaplin und Keaton eine Glanzleistung abliefern.
Der Film ist zwar mittlerweile ab 6 Jahre freigegeben, eigentlich aber erst für Jugendliche geeignet, zumal der Film mit über 140 Minuten auch über eine Überlange verfügt.