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Henry Ashby Turner

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Henry Ashby Turner ist ein amerikanischer Historiker. Deutsche Geschichte ist sein Fachgebiet.

Turner wurde für sein Buch German Big Business and the Rise of Hitler (dt: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. (1985): Siedler Vlg., München) unter Akademikern weit bekannt. In diesem Werk lehnt er die marxistische These ab, dass die deutschen Schwerindustrien die wichtigsten finanziellen Unterstützer Hitlers waren. Stattdessen argumentiert Turner, man habe die Ausdehnung dieser geschäftlichen Unterstützung weit übertrieben. Turner überprüfte akribisch die finanziellen Aufzeichnungen aller grossen deutschen Konzerne sowie der NSDAP. Daher beschloss er, dass vor 1933 das Gros des NSDAP-Geldes von Bürgern gespendet worden war. Hingegen trugen geschäftliche Interessen Geld zu den anderen politischen Parteien bei. Die unter den Industriellern populärste Partei war eigentlich die Deutsche Volkspartei (DDP); an der zweiten Stelle war die Deutschnationale Volkspartei (DNVP); danach kam das Zentrum. Die Nazis erhielten die kleinsten Beiträge.

Weiterhin behauptet Turner, dass vor dem 5. März 1933 spendete die Industrie im allgemeinen ihr Geld den Nazis nur als eine Art "Versicherung", um begünstigt zu bleiben, falls die Nazis an die Macht kommen sollten. Der einzige Wahlkampf, in dem die Industrieller den Nazis grosszügig unterstützten, war im Jahr 1933--als die Nazis schon im Sattel saßen. Zuvor hätten die Mehrheit der Bankier und Industrieller bevorzugt, dass die Nazis Aussenseiter bleiben.

Turner stellt sich gegen die Sonderweg-These der deutschen Geschichte. Dieser Theorie, von Historikern wie z.B. Hans-Ulrich Wehler verfocht, zufolge war der Nazismus ein zwangsläufiges Ergebnis der vorherigen Geschichte Deutschlands. Laut Turner war der Nazismus ein mögliches aber nicht unumgängliches Resultat. Turner legt die These nah, die Weimarer Republik sei mit Zufälligkeit oder Kontingenz stark geprägt. Sogar am Anfang der dreißiger Jahren hätte Deutschland vier Möglichkeiten, so Turner:

  • NS-Diktatur
  • kommunistische Diktatur
  • militärische Diktatur
  • Fortwährende Demokratie

In seinem 1996 veröffentlichten Buch Hitler's Thirty Days to Power: January 1933 legt Turner sein Argument vor, dass der Erfolg der Nazis nur wegen der Handlungen bestimmter Menschen ermöglicht wurde: Paul von Hindenburg, Franz von Papen, und Kurt von Schleicher spielten die Hauptrollen dabei. Turners jüngstes Buch geht um die Geschichte des amerikanischen Autoherstellers General Motors zur Zeit der NS-Diktatur.

Heute ist Turner emeritierter Professor für Geschichte an der Yale University in New Haven (US-Bundestaat Connecticut).

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