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Ovalkurs

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Der Indianapolis Motor Speedway in den USA ist der berühmteste Ovalkurs der Welt

Ovalkurse sind permanente Motorsport-Rennstrecken, die als Rundkurs, im Gegensatz zu Straßen- oder Stadtkursen, nur Kurven in eine Richtung besitzen. Die bis zu vier Kurven weisen eine je nach Kurs ganz unterschiedliche Überhöhung (engl. Banking) auf. Dadurch werden auf Ovalkursen besonders hohe Geschwindigkeiten erreicht. Diese in den USA häufig anzutreffende Streckenform wird dort „Speedway“ genannt. Kleinere ovale Rennbahnen, auf denen etwa Motorrad-Speedway Veranstaltungen stattfinden, sind keine Ovalkurse im engeren Sinn.

Verbreitung

Ovalrennstrecken gibt es praktisch nur in den USA, eben dort jedoch weitaus häufiger als normale Rennstrecken. In Europa sind der EuroSpeedway Lausitz und der Rockingham Motor Speedway zurzeit die einzigen Kurse dieser Art. Historisch existierte zudem am Autodromo Nazionale di Monza ein Oval, auf welchem in den 1950er Jahren der Formel-1-Lauf von Italien stattfand.

Auch die ehemals „schnellste Rennstrecke der Welt“ (O-Zitat deutscher Medien Ende der 1940er), der deutsche Grenzlandring, der die Stadt Wegberg bei Mönchengladbach umschließt, ist ein eiförmig angelegtes Oval, ursprünglich mit Betonbelag gebaut. Die Ovalform ist jedoch vergleichsweise ungleichmäßig, und die Überhöhung minimal.

Weitere Ovalkurse befinden sich in Motegi (Japan), Puebla (Mexiko), Welkom (Südafrika), Rafaela (Argentinien) oder Melbourne (Australien). Die Bedeutung dieser Ovale ist für den internationalen Rennsport jedoch sehr begrenzt. Einzig in Motegi finden seit 1998 durchgehend Rennen der ChampCar- und später der IndyCar Series statt. Der EuroSpeedway, sowie Rockingham hatten die ChampCars je zweimal zu Gast. In Puebla finden lokale Rennen der NASCAR statt, die anderen Strecken wurden von keiner international beachteten Serie je genutzt.

Typen

Short Track

Der Martinsville Speedway ist ein typischer Short Track.

Sogenannte Short Tracks, Ovale mit einer Länge von weniger als einer Meile – die kürzesten nur eine viertel – finden sich in den USA in jeder größeren Stadt, auf den meisten von ihnen finden aber nur regionale Veranstaltungen statt. Strecken wie der Mansfield Motorsports Park oder der Martinsville Speedway sind kaum überhöht. Bei diesen Strecken unterscheidet sich das Tempo zwischen Kurve und Gerade stark. Andere Strecken, wie zum Beispiel der Bristol Motor Speedway, sind dagegen extrem überhöht.

Allgemein ist zu Short Tracks zu sagen, dass sie eine Stadion-Atmosphäre ausstrahlen, da sie zu allen Seiten von zum Teil steil aufragenden Tribünen umgeben sind. Die Zuschauer können von fast jedem Platz aus die gesamte Rennstrecke überblicken, allerdings gibt es dadurch teilweise Probleme mit schlecht abziehenden Abgasen. Solche Short Tracks sind durchaus mit einem modernen Kolosseum vergleichbar. Auf vielen Shorttracks finden an fast jedem Wochenende lokale Rennen statt.

Bekannte Beispiele

Es gibt alleine in den USA mehr als 100 kurzer Ovalstrecken, in fast jeder größeren Stadt oder Gemeinde, auf der ganzen Welt sind es mehrere hundert Stück. Stellvertretend für alle diese Strecken sind hier die bekanntesten Shorttracks gelistet. Kriterien für den Eintrag sind eine Länge von mindestens 0,4 Meilen (0,64 km) und der Veranstaltung eines überregionalen Rennens im Rahmen der drei NASCAR-Serien oder der IndyCar Series.

Name Ort Form Länge Kurvenüberhöhung Sitzplätze Eröffnung Rennserien
South Boston Speedway South Boston, Virginia klassisches Oval 0,400 Meilen 12° (Frontgerade 10°) 10.000 1957 NASCAR Sprint Cup (1960-1971)
NASCAR Nationwide Series (1982-2000)
Mansfield Motorsports Park Mansfield, Ohio klassisches Oval 0,440 Meilen 16° (Frontgerade 8°) 25.000 2004 NASCAR Craftsman Truck Series (2004-2008)
Mesa Marin Raceway Bakersfield, California klassisches Oval 0,500 Meilen 17° 12.000 1977 NASCAR Craftsman Truck Series (1995-2003)
Martinsville Speedway Martinsville, Virginia klassisches Oval 0,526 Meilen 12° 65.000 1947 NASCAR Sprint Cup (aktuell)
Bristol Motor Speedway Bristol, Tennessee klassisches Oval 0,533 Meilen 26° (10° Geraden) 160.000 1960 NASCAR Sprint Cup (aktuell)
Myrtle Beach Speedway Myrtle Beach, South Carolina Oval 0,538 Meilen 13° 12.000 1958 (1978 asphaltiert) NASCAR Nationwide Series (1988-2000)
I-70 Speedway Odessa, Missouri klassisches Oval 0,540 Meilen 30° (Frontgerade 4°; Gegengerade 7°) 12.000 1969 NASCAR Craftsman Truck Series (1995-1999)
Fairgrounds Speedway
(ehemals Nashville Speedway)
Nashville, Tennessee klassisches Oval 0,596 Meilen 18° (3° Geraden) 15.000 1904 (1958 asphaltiert) NASCAR Sprint Cup (1959-1984)
NASCAR Nationwide Series (aktuell)
Flemington Speedway Flemington, New Jersey D-Oval 0,625 Meilen Kurven geringfügig überhöht 25.000 1915 (1990 asphaltiert) NASCAR Craftsman Truck Series (1995-1998)
North Wilkesboro Speedway North Wilkesboro, North Carolina klassisches Oval 0,625 Meilen 14° 40.000 1947 NASCAR Sprint Cup (1949-1996)
Evergreen Speedway Monroe, Washington klassisches Oval 0,646 Meilen 8° (Geraden 4°) 15.000 1954 (1960 asphaltiert) NASCAR Craftsman Truck Series (1995-2000)
Lucas Oil Raceway at Indianapolis
(ehemals Indianapolis Raceway Park)
Clermont, Indiana klassisches Oval 0,686 Meilen 12° 30.000 1958 NASCAR Nationwide Series (aktuell)
Memphis International Raceway Memphis, Tennessee Tri-Oval 0,750 Meilen 11° (4° Gegengerade; 3° Frontbogen) 35.000 1998 NASCAR Nationwide Series (1998-2009)
Richmond International Raceway Richmond, Virginia D-Oval 0,750 Meilen 14° (8° Gegengerade; 2° Frontbogen) 107.000 1946 NASCAR Sprint Cup (aktuell)
Iowa Speedway Newton, Iowa D-Oval 0,875 Meilen 14° (10° Gegengerade; 4° Frontbogen) 30.000 2006 NASCAR Sprint Cup (aktuell)
IndyCar Series (aktuell)

Speedway

Der Lowe’s Motor Speedway ist ein typischer Speedway.
Streckenführung des Darlington Raceway

Ebenfalls in den USA weit verbreitet sind die nur als Speedway bezeichneten Ovalkurse mit einer Länge von ein bis zwei Meilen. Teilweise wird diese Bezeichnung aber auch allgemein für alle Ovalkurse benutzt. Viele dieser Strecken sind keine wirklichen Ovale sondern eher D-förmig, wodurch die Start- und Zielgerade eigentlich eine sehr lang gezogene Kurve ist. Viele dieser Strecken sind zudem so stark überhöht, dass sich die Geschwindigkeit zwischen Gerade und Kurve kaum unterscheidet, es genügt leicht vom Gas zu gehen („Lupfen“). Eine besondere Form hat der Darlington Raceway. Hier ist das Oval „eiförmig“, das heißt die ersten beiden Kurven haben einen größeren Radius als die letzten beiden. Dieses Layout entstand, weil ein Farmer sein Grundstück nicht verkaufen wollte und die Strecke trotzdem gebaut wurde.

Der einzige tatsächlich genutzte Speedway unter zwei Meilen außerhalb der USA ist der mexikanische Autódromo Miguel E. Abed in Puebla.

Bekannte Beispiele (USA)

Hier sind alle Speedways der USA gelistet, auf denen in den 1990er, 2000er und 2010er im Rahmen der NASCAR-Serien, der CART oder der IndyCar Series Veranstaltungen abgehalten worden sind.

Name Ort Form Länge Kurvenüberhöhung Sitzplätze Eröffnung Letzte Veranstaltung
Nazareth Speedway Nazareth, Pennsylvania modifiziertes Tri-Oval 0,946 Meilen 2,7° (Turn 1); 3° (Turn 2 & 3); 4° (Turn 4 & 5) 37.000 1966 2004
Phoenix International Raceway Avondale, Arizona modifiziertes Tri-Oval 1,0 Meilen 11° (Turn 1 & 2); 9° (Turn 3 & 4) 77.000 1964 aktiv
Dover International Speedway Dover, Delaware klassisches Oval 1,0 Meilen 24° (9° auf Geraden) 144.000 1966 aktiv
Walt Disney World Speedway Orlando, Florida Tri-Oval 1,0 Meilen 10° (Turn 1); 8,5° (Turn 2); 7° (Turn 3) 30.000 1996 2000
Pikes Peak International Raceway Fountain, Colorado D-Oval 1,0 Meilen 10° 62.000 1997 2005
Rockingham Speedway
(ehemals North Carolina Speedway)
Rockingham, North Carolina D-Oval 1,017 Meilen 22° (Turn 1 & 2); 25° (Turn 3 & 4); 8° (Geraden) 35.000 1965 2004
Chicago Motor Speedway Chicago, Illinois klassisches Oval 1,029 Meilen 67.000 1999 2003
Milwaukee Mile West Allis, Wisconsin klassisches Oval 1,032 Meilen 9° (2,5° Geraden) 40.000 1903 aktiv
New Hampshire Motor Speedway Loudon, New Hampshire klassisches Oval 1,058 Meilen 12° (1° Geraden) 105.000 1990 aktiv
Gateway International Raceway St. Louis, Illinois Ei-förmig 1,25 Meilen 11° (Turn 1 & 2); 9° (Turn 3 & 4); 3° (Geraden) 60.000 1997 aktiv
Nashville Superspeedway Lebanon, Tennessee Tri-Oval 1,333 Meilen 14° 50.000 2001 aktiv
Darlington Raceway Darlington, South Carolina Ei-förmig 1,366 Meilen 25° (Turn 1 & 2); 23° (Turn 3 & 4); 3° (Geraden) 63.000 1950 aktiv
Charlotte Motor Speedway
(Lowe’s Motor Speedway)
Concord, North Carolina Quad-Oval 1,5 Meilen 24° (5° Geraden) 165.000 1960 aktiv
Homestead-Miami Speedway Homestead, Florida Quad-Oval 1,5 Meilen 20° 65.000 1995 aktiv
Las Vegas Motor Speedway Las Vegas, Nevada Tri-Oval 1,5 Meilen 12° (Turn 1 & 2); 9° (Turn 3 & 4); 3° (Frontbogen) 156.000 1996 aktiv
Texas Motor Speedway Fort Worth, Texas Quad-Oval 1,5 Meilen 24° (5° Geraden) 213.000 1996 aktiv
Kentucky Speedway Sparta, Kentucky Tri-Oval 1,5 Meilen 14° (Turn 1 & 2); 10° (Turn 3 & 4); 4° (Frontbogen) 107.000 2000 aktiv
Chicagoland Speedway Joliet, Illinois Tri-Oval 1,5 Meilen 18° (Turn 1 & 2); 11° (Turn 3 & 4); 5° (Frontbogen) 75.000 2001 aktiv
Kansas Speedway Kansas City, Kansas Tri-Oval 1,5 Meilen 15° (Turn 1 & 2); 10° (Turn 3 & 4); 5° (Frontbogen) 82.000 2001 aktiv
Atlanta Motor Speedway Hampton, Georgia Quad-Oval 1,54 Meilen 24° (5° Geraden) 125.000 1960 aktiv

Bekannte Beispiele (sonstige Länder)

Name Ort Form Länge Kurvenüberhöhung Sitzplätze Eröffnung Veranstaltungen
Autódromo Miguel E. Abed Puebla, Mexiko Oval 1,25 Meilen ? ? 2005 lokale Rennserien (aktiv)
Rockingham Motor Speedway Rockingham, Großbritannien Quad-Oval 1,47 Meilen 52.000 2001 CART (2001-2002)
Phakisa Freeway Welkom, Südafrika Tri-Oval 1,5 Meilen 15° 60.000 1999 lokale Rennserien (aktiv)
Twin Ring Motegi Motegi, Japan Ei-förmig 1,549 Meilen 10° 68.000 1997 CART (1998-2002); IndyCar Series (2003-2010)
Autódromo Internacional Nelson Piquet
Emerson Fittipaldi Speedway
Rio de Janeiro, Brasilien Trapez-förmig 1,864 Meilen (genau 3 km) ? ? 1978 CART (1996-2000)

Superspeedway

Talladega Superspeedway

Sehr große Strecken mit einer Länge von zwei Meilen und mehr werden Superspeedways genannt. Diese sind zumeist entweder auf Formel- oder auf NASCAR-Rennen spezialisiert. Auf ihnen werden sehr hohe Geschwindigkeiten erzielt, die sich in der Regel zwischen Gerade und Kurve nicht unterscheiden. Auch praktisch alle tatsächlich benutzten Ovalkurse außerhalb der USA gehören zu dieser Bauart und wurden zumeist gebaut, um ein Rennen der IndyCar World Series anzulocken.

Der Auto Club Speedway in Fontana und der Indianapolis Motor Speedway gehören so zu den schnellsten Rennstrecken der Welt. Auf ihnen erzielen die Formelwagen der IndyCar Series einen Rundenschnitt von bis zu 400 km/h.

Die auf NASCAR-Rennen spezialisierten Speedways Daytona International Speedway und Talladega Superspeedway haben eine sehr starke Überhöhung (über 30°), da sie sonst aufgrund der enormen Fliehkräfte unbefahrbar wären. Im NASCAR Sprint Cup werden hier zusätzlich Luftmengenbegrenzer verwendet, so dass sich die Leistung der Fahrzeuge auf nur noch etwa 430 PS halbiert, um die Höchstgeschwindigkeit aus Sicherheitsgründen auf circa 200 mph zu begrenzen.

Bekannte Beispiele

Hier sind alle weltweit aktuell noch existierenden Superspeedways gelistet.

Name Ort Form Länge Kurvenüberhöhung Sitzplätze Eröffnung Letzte Veranstaltung
Michigan International Speedway Brooklyn, Michigan D-Form 2,0 Meilen 18° (12° vordere Gerade; 5° Gegengerade) 137.000 1968 noch aktiv
Texas World Speedway College Station, Texas D-Form 2,0 Meilen 22° (6° Geraden) ? 1969 Teststrecke
Eurospeedway Lausitz Klettwitz, Brandenburg Tri-Oval 2,023 Meilen 120.000 2001 noch aktiv
Auto Club Speedway
(California Speedway)
Fontana, Kalifornien D-Form 2,029 Meilen 14° (11° vordere Gerade; 3° Gegengerade) 92.000 1997 noch aktiv
Indianapolis Motor Speedway Indianapolis, Indiana Quad-Oval 2,5 Meilen 12° (9° Geraden) 258.000 1909 noch aktiv
Daytona International Speedway Daytona Beach, Florida Tri-Oval 2,5 Meilen 31° (18° vorderer Bogen; 3° Gegengerade) 168.000 1959 noch aktiv
Pocono Raceway Blakeslee, Pennsylvania Tri-Oval 2,5 Meilen 14° (Turn 1); 8° (Turn 2); 6° (Turn 3) 77.000 1968 noch aktiv
Talladega Superspeedway Talladega, Alabama Tri-Oval 2,66 Meilen 33° (18° vorderer Borgen; 2° Gegengerade) 143.000 1969 noch aktiv

Weitere Besonderheiten

Weiterhin unterscheiden sich die Kurse auch noch in der Anzahl ihrer Kurven. Meist haben Ovale vier Kurven, von denen man aber nur zwei wirklich wahrnimmt. Bei den Amerikanern wird eine Kurve im Regelfall unterteilt in Turn 1 und Turn 2 (bzw. Turn 3 und Turn 4). Hierbei gibt die ungerade Zahl (Turn 1 und Turn 3) die Einfahrt in eine Kurve an. Turn 2 und Turn 4 sind dagegen die Ausfahrten. Die 2. Kurve wird auf manchen Strecken aber auch als "Chute" bezeichnet, da es so besser für den Fahrer verständlich ist, welche Kurve gemeint ist. "Gekrümmte Geraden" werden als einfache Gerade hingenommen. Bei Start und Ziel befindet sich die S/F Straight, die Gegengerade ist die Backstraight. Andere Kurse, wie Indianapolis, haben zwar ebenfalls vier Kurven, aber es sind vier einzelne 90°-Kurven, die durch lange oder kurze Geraden verbunden sind.

Eine besondere Form sind Kurse mit drei Kurven sogenannte Tri-Ovals. Bei Shorttracks wie dem Phoenix International Raceway werden die Kurven einfach mit 1, 2 und 3 durchnummeriert. Die dritte Gerade hat hierbei einen besonderen Namen (meist Longstraight oder Shortstraight). Der einzige deutsche Ovalkurs ist ebenfalls ein Tri-Oval: Der Eurospeedway in der Lausitz.

Der Pocono Raceway ist eines der außergewöhnlichsten Tri-Ovale. Durch seine Länge von 2,5 Meilen gilt er als Speedway. Allerdings hat jede der drei Kurven einen anderen Kurvenradius und eine andere Überhöhung. Durch diese Unsymmetrie ist es für die Teams sehr schwer, ein Auto gut abzustimmen. Pocono wird oft auch als „a Roadtrack, that a Speedway is“ (eine Rundstrecke, die ein Speedway ist) bezeichnet.

Ovalkurse sind, besonders aus der Sicht der Akteure, eine Kunst für sich. Europäische Motorsportfans bezeichnen solche Kurse etwas abfällig gerne als „Nudeltopf“, der angeblich immer gleich ist. Wenn man aber die ca. 25 verschiedenen Kurse des NASCAR Sprint Cups einmal vergleicht, bemerkt man auch als Laie, dass kein Oval dem anderen gleicht. Man fährt zwar immer nur in Linksrichtung, doch sind dabei Kurvenradius, Kurvenüberhöhung, Geradenüberhöhung, Kurvenanzahl und viele weitere Eigenheiten einer jeden Strecke zu beachten.

Ovalrennen

Rennen auf ovalen Rundstrecken haben eine lange Tradition. Ursprünglich wurden gewöhnliche Pferderennbahnen auch für Automobilrennen genutzt. Noch heute finden zum Beispiel einige Motorsport-Veranstaltungen (unter anderem auch Rallye-Wertungsprüfungen) auf Trabrennbahnen statt. 1907 eröffnete die erste nur für Motorsport-Wettbewerbe gebaute Rennstrecke, das Oval von Brooklands in Großbritannien, das zwei unterschiedlich lange und überhöhte Steilkurven aufwies. Aus einer ehemaligen Pferderennbahn in Milwaukee entstand auch ein Ovalkurs mit überhöhten Kurven und einem festen Belag. Die Milwaukee Mile entwickelte sich ab 1903 und ist auch heute noch in Betrieb.

Typische Rennsituation im NASCAR Sprint Cup in Daytona

Bei den meisten Ovalkurs-Rennen spielt das so genannte Windschattenfahren eine ganz entscheidende Rolle. Gegenwind macht es den Spitzenreitern immer schwer, einen Vorsprung herauszufahren, während die nachfolgenden Fahrer in den Windschatten der Führenden leichter folgen können. Bei schnellen Ovalkursen ist aufgrund der Kurvenüberhöhung auch kein Bremsen oder Schalten erforderlich. Während ein Überholmanöver auf normalen Rundkursen meist in der Anbremszone einer Kurve stattfindet, können auf Ovalkursen die Fahrzeuge rundenlang nebeneinanderher fahren. Dadurch bleibt das Feld eng geschlossen. Von grundlegender Bedeutung ist deshalb auch die Rennstrategie, die gerne als „Hochgeschwindigkeitsschach“ bezeichnet wird. Die meiste Zeit des Rennens geht es darum, in der Führungsrunde zu bleiben – im englischen auch als „stay on the lead lap“ bezeichnet, wogegen die genaue Position von untergeordneter Bedeutung ist. Erst zum Rennende wird direkt um die Positionen gekämpft. Durch die Überhöhung in den Kurven kann innen und außen überholt werden. Dadurch wird dem Führenden fast unmöglich, durch Fahren einer Kampflinie die Kurve zuzumachen. Im Extremfall kann es dabei vorkommen, dass eine Führungsposition eingangs der letzten Runde unerwünscht ist, da man so durch den Windschatten nur ein leichtes Opfer ist. Legendär in dieser Hinsicht ist ein Rennen der ChampCar-Serie 2000 auf dem Michigan Speedway, bei dem Juan Pablo Montoya die Führung kurz vor der letzten Runde an Michael Andretti verlor, sie dann wieder zurückeroberte, um erneut überholt zu werden und am Ende dennoch das Rennen dank des Windschattens eines überrundeten Fahrzeugs hauchdünn zu gewinnen.

Beim Herbstrennen 2008 der NASCAR in Talladega führten 28 von 43 Fahrer mindestens 1 komplette Runde an. Dies ist ein neuer Rekord in der NASCAR.

Boxenstopps finden, wenn irgendwie möglich, nur während einer der sehr zahlreichen Renn-Neutralisierungen statt, da sonst bei Rundenzeiten von 20 bis 30 Sekunden ein Rundenrückstand von einer Runde nahezu unvermeidlich ist; in Bristol (Rundenzeit 15s) nicht selten auch wesentlich mehr. Ein Boxenstopp zur falschen Zeit kann so jede Chance auf eine gute Position zerstören; wenn ganz zum Ende hingegen einen Stopp unter grün vermieden werden kann, kann dies aber auch einem eigentlich unterlegenen Auto eine Chance geben.

Die amerikanische Rennserie der NASCAR Sprint Cup (Tourenwagen) fährt fast ausschließlich auf Ovalkursen. Die amerikanische IndyCar Series (Formelautos) trägt etwas weniger als die Hälfte der Rennen auf Ovalkursen aus. Die ebenfalls amerikanische Champ Car Series hatte nur wenige Ovalrennen im Kalender. Daneben gibt es noch kleinere Klassen, wie die NASCAR Nationwide Series, die NASCAR Craftsman Truck Series oder die ARCA. Auch eine der wichtigsten Motorsport-Veranstaltungen überhaupt, das Indianapolis 500, findet auf einem Ovalkurs statt. Daneben gibt es noch unzählige kleine, regionale und unbekannte Ovalserien.

Auch in Europa gibt es mit der SCSA eine Organisation, die die NASCAR als Vorbild hat. Bislang konnten sich Ovalrennen in Europa aber nicht durchsetzen.

Viele Ovalstrecken haben mittlerweile Beleuchtung installiert, dadurch können Rennen auch nach Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt bzw. gestartet werden. Diese Nachtrennen gelten unter Fans als eine besondere Attraktion. Besonders bei der NASCAR Serie gibt es viele sogenannte Nachtrennen auf Strecken wie z.B. in Daytona, Bristol, Richmond, Charlotte (Lowes) oder Darlington.