Geschichte Pommerns
Ur- und Frühgeschichte
Von etwa 1200 v. Chr. bis zur Völkerwanderung im 5. Jahrhundert nach Christus war die Gegend germanisch besiedelt. Im 7. Jahrhundert ließ sich hier der slawische Stamm der Pomoranen nieder. Pommern bedeutet soviel wie "Land am Meer". Daraus leitete sich auch der Name Pomoranen gleich "Menschen von Pommern" ab.
Ab dem 10. Jahrhundert gerieten die Pomoranen in den Einflußbereich ihrer christlichen Nachbarn. Aus dem Westen drohten Ihnen die deutschen Landesfürsten (Sachsen ab ca. 918) und die ostmärkischen Markgrafen (Brandenburg ab ca. 1150), beide Teil des HRR, vom Norden her die Dänen (10.-13. Jahrhundert) und ab 970 aus dem Südosten die polnischen Piasten. Die Letzteren unterwarfen um 979 ganz Pommern zwischen den Mündungsgebieten der Oder und Weichsel und gliederten es ihrem polanisch-piastischen Staat an. Die piastische Politik schürte pomoranische Stimmungen, vorallem gegen die eingesetzte Oberschicht aus Adel und Klerus. 1005 zwangen die Pomoranen einen durch Bolesław I. den Tapferen in Kolberg im Jahr 1000 eingesetzten Bischof zur Flucht. Als um 1035 Polen im Chaos einer heidnischen Reaktion zerbrach, wurde Pommern nach einem Aufstand der Pomoranen wieder unabhängig. Nach 1040 griffen die Piasten die Pomoranen erneut an und machten sie 1042 tributpflichtig. Der erste historisch greifbare Fürst der Pomoranen war Siemomysl (Zemuzil dux Bomeranorum). Im Jahre 1046 fand in Meißen unter Vermittlung des römisch-deutschen Kaisers ein Treffen zwischen Kasimir, Herzog von Polen, und Siemomysl, zwecks einer einvernehmlichen Lösung statt. Pommern blieb de facto unabhängig gegen die Zahlung eines jährlichen Tributs. 1091 wurde Stettin (von Wladyslaw I. Herman ) angegriffen und auch eingenommen, doch waren alle diese Erfolge eher oberflächlicher Natur (formelle Tributpflicht) und von keiner bleibender Dauer.
1121 unterwarf Boleslaw III. Schiefmund nach drei Feldzügen der Jahre 1116, 1119, 1121 Pommern für 43 Jahre. Er ließ die Pomoranen durch Otto von Bamberg christianisieren, in dessen Geleit die ersten deutschen Siedler als Mönche nach Pommern kamen. Der polnische Souverän setzte einen Pomoranenfürsten aus der Greifen-Dynastie, Wartislaw I., als seinen Vasallen in Stettin ein. Es entstand ein Herzogtum mit den Hauptburgen von Cammin und Stettin.
Pommern unter den Greifen
1164 wurde der Sachse Heinrich der Löwe Lehnsherr Pommerns. 1181 erhob Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach seinem Sieg über Heinrich den Herzog Bogislaw I. aus dem Haus der Greifen, das sich bis zum Aussterben in männlicher Linie 1637 in Pommern behaupten konnte, in den Rang eines Reichsfürsten. 1185 wurde Pommern von Dänemark besetzt, bevor es - bis auf Rügen - nach der Schlacht bei Bornhöved (1227) an das römisch-deutsche Reich zurückfiel.
Rügen hatten die Dänen sich schon 1168 botmäßig gemacht und es christianisiert. Die aus dem ranischen Geschlecht stammenden Fürsten von Rügen blieben bis zum Aussterben der Dynastie im Jahre 1325 Lehnsleute der dänischen Könige.
Im 12. und 13. Jahrhundert wurde Pommern immer mehr von deutschen Siedlern bevölkert und schließlich Teil des niederdeutschen Sprachraums. Förderer der Einwanderung waren die Herzöge aus dem slawischen Haus der Greifen, die die Einwohnerzahl und Steuerkraft ihres Lehens steigern wollten. Sie standen im Wettbewerb mit den brandenburgischen Askaniern, die in das ursprünglich slawische Brandenburg ebenfalls deutsche Siedler geholt hatten. In den Orten slawischen Ursprungs wurde vielfach der slawische Ortsname unter geringfügiger Anpassung des Lautstandes beibehalten (Beispiel: slawisch "Pozdewolk" - deutsch "Pasewalk") und auch die ursprüngliche slawische Bevölkerung miteinbezogen. 1180 gründeten niedersächsische Prämonstratenser das Kloster Belbuck. Mecklenburgische Zisterzienser gründeten 1173 das Kloster Kolbatz und 1199 das Kloster Hilda. Im 13. Jahrhundert gründeten Siedler aus den Gebieten des heutigen Mecklenburg, Niedersachsen und Westfalen neue Städte nach Lübischem Recht (1234 Stralsund, 1255 Kolberg, 1259 Wolgast, 1262 Greifenberg) und nach Magdeburger Recht (Stettin 1243, Stargard 1243/53). 1295 erfolgte eine Teilung des Herrschaftsgebietes der Greifen in die Fürstentümer Stettin (binnenländischer Teil beiderseits der Oder und südlich des Stettiner Haffs) und Wolgast (Küstengebiete, in Vorpommern nördlich der Peene einschließlich Demmin und Anklam). Letzteres wurde bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts noch mehrfach weiter geteilt, übernahm aber nach dem Aussterben der Rügenfürsten 1325 das Fürstentum Rügen (Insel Rügen plus gegenüber liegendes Festland mit den Städten Stralsund, Barth, Damgarten, Tribsees, Grimmen und Loitz).
Nach dem Ende der dänischen Lehenshoheit erhob die Markgrafschaft Brandenburg der Askanier Ansprüche auf die Lehnshoheit über Pommern. Diese Ansprüche wurden von Kaiser Friedrich II. unterstützt. Die Folge waren ein Krieg zwischen den Herzögen von Pommern (Pommern war zu dieser Zeit meist geteilt) und dem Markgrafen von Brandenburg. Unter Barnim III. von Pommern-Stettin wurde Pommern 1348, dank guter Beziehungen zu KARL IV., reichsunmittelbarem Herzogtum. Im Jahr 1529 akzeptierte Brandenburg die Reichsunmittelbarkeit Pommerns mit dem verbrieften Recht der Erbfolge im Falle des Aussterbens des Greifengeschlechtes.
Viele der pommerschen Städte gehörten zur Hanse. 1456 wurde in Greifswald durch Herzog Wartislaw IX. eine Universität gegründet. Herzog Bogislaw X., der bedeutendste Herzog des Greifengeschlechtes (regierte 1474-1523), einigte 1478 Pommern. Das Land wurde aber schon unter seinen Nachfolgern 1532 vorläufig und 1541/69 endgültig wieder geteilt. Dieses Mal verlief die Teilungslinie jedoch entlang der Oder bzw. Randow, teilte das Herzogtum also in ein westliches - Pommern-Wolgast - und ein östliches - Pommern-Stettin - Herrschaftsgebiet.
Ab 1534 hielt auch in Pommern die Reformation Einzug. 1536 ließ sich Herzog Philip I. von Pommern-Wolgast bei seiner Hochzeit mit Maria von Sachsen-Wittenberg in Torgau von Martin Luther trauen. Der pommersche Pfarrer Johannes Bugenhagen aus Treptow an der Rega an der Riga wurde als "Doctor Pomeranus" neben Luther und Melanchton einer der bekanntesten Reformatoren.
Durch die Einziehung der umfangreichen kirchlichen Ländereien erweiterten die Herzöge ihre Machposition im Land.
Unter Bogislaw XIV. wurde Pommern 1625 nochmals vereint. Die Neutralität Pommerns im Dreißigjährigen Krieg nützte dem Land nicht viel. Pommern wurde wechselseitig von den kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und den Schweden unter Gustav II. Adolf geplündert. Nachdem Wallenstein trotz Zusage des Kaisers Ferdinand II. Pommern besetzte, schloß sich 1628 Stralsund und 1630 (nicht ganz freiwillig) ganz Pommern den Schweden an.
Nach dem Tod Bogislaws XIV. der im Jahr 1637 kinderlos starb, hätte das Land an Brandenburg fallen müssen, aber die Schweden behielten das Land besetzt.
Preußische und Schwedische Herrschaft
Durch den westfälischen Frieden 1648 kam Hinterpommern an Brandenburg und Vorderpommern wurde schwedisch. Pommern verlor im Dreißigjährigen Krieg fast ein zwei Drittel der Bevölkerung. Das Land war geteilt und lag wirtschaftlich danieder.
Brandenburg und später das Königreich Preußen verzichteten nie auf die Ansprüche auf das gesamte Pommern. Nach Ende des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) kam Vorpommern südlich der Peene zum Königreich Preußen.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-63) kam es erneut zu Kampfhandlungen zwischen Schweden und Preußen. Pommern wurde teilweise durch russische Truppen besetzt, die Festung Kolberg wurde mehrmals belagert. Während der napoleonischen Kriege wurde Pommern in Mitleidenschaft gezogen. 1807 wurde wiederum Kolberg erfolglos belagert und Vorpommern durch Frankreich besetzt. Nach der Befreiung Deutschlands 1815 wurde auch der nördlicheTeil Vorpommerns mit der Insel Rügen preußisch. Pommern war bis 1945 dann preußische Provinz.
Gegenwart
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Pommern durch die Sowjetarmee erobert und dann geteilt.
Durch das Potsdamer Abkommen wurde im August 1945 das Gebiet Pommerns östlich der Oder und der Swine der Verwaltung Polens unterstellt. Entgegen den Vereinbarungen wurden aber im Herbst 1945 auf polnischen Wunsch auch Swinemünde und Stettin incl. des Vorlandes unter polnische Verwaltung gestellt. Die Bevölkerung Hinterpommerns wurde aus ihrer Heimat vertrieben. Nach der Gebietsreform 1952 wurde der deutsche Teil Pommerns an die Bezirke Rostock und Neubrandenburg verteilt.
Mit der Auflösung der DDR und Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland entstand 1990 ein Bundesland mit dem Namen Mecklenburg-Vorpommern. Innerhalb dieses Landes wurden anlässlich der Kreisreform in den 1990er Jahren unter anderem die Landkreise Nordvorpommern und Ostvorpommern gebildet, so dass der alte Name "Pommern" nunmehr auch auf kommunaler Ebene weiter besteht.
Siehe auch Woiwodschaft
Literatur
Publikationen auf polnisch
- Gerard Labuda (ed.), Historia Pomorza, vol. I (to 1466), parts 1-2, Posen; 1969
- Gerard Labuda (ed.), Historia Pomorza, vol. II (1466–1815), parts 1-2, Posen; 1976
- Gerard Labuda (ed.), Historia Pomorza, vol. III (1815–1850), parts 1-3, Posen;
- Gerard Labuda (ed.), Historia Pomorza, vol. IV (1850–1918), part 1, Thorn; 2003
- Marian Biskup (ed.), Śląsk i Pomorze w historii stosunków polsko-niemieckich w średniowieczu. XII Konferencja Wspólnej Komisji Podręcznikowej PRL-RFN Historyków 5–10 VI 1979 Allenstein, Instytut Zachdni, Posen; 1987
- Antoni Czubiński, Zbigniew Kulak (ed.), Śląsk i Pomorze w stosunkach polsko-niemieckich od XVI do XVII w. XIV Konferencja Wspólnej Komisji Podręcznikowej PRL-RFN Historyków, 9–14 VI 1981 r. Zamość, Instytut Zachodni, Posen; 1987
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- B. Wachowiak, Rozwój gospodarczo-społeczny Pomorza Zachodniego od połowy XV do początku XVII wieku, Studia i Materiały do dziejów Wielkopolski i Pomorza, 1958, z. 1
- J. Wiśniewski, Początki układu kapitalistycznego na Pomorzu Zachodnim w XVIII wieku, Studia i Materiały do dziejów Wielkopolski i Pomorza, 1958, z. 1
- A. Wielopolski, Gospodarka Pomorza Zachodniego w latach 1800–1918, Stettin 1959
- W. Odyniec, Dzieje Prus Królewskich (1454–1772). Zarys monograficzny, Warschau 1972
- Dzieje Pomorza Nadwiślańskiego od VII wieku do 1945 roku, Danzig 1978
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- Zygmunt Boras, "Stosunki polsko-pomorskie w XVI w", Posen; 1965
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- Lech Bądkowski, W. Samp. "Poczet książąt Pomorza Gdańskiego", Danzig 1974
- B. Śliwiński, "Poczet książąt gdańskich", Danzig 1997
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- Józef Spors, "Podziały administracyjne Pomorza Gdańskiego i Sławieńsko-Słupskiego od XII do początków XIV w", Stolp 1983
- Kazimierz Ślaski, "Podziały terytorialne Pomorza w XII-XII w.", Posen; 1960
- Benon Miśkiewicz, "Z dziejów wojennych Pomorza Zachodniego. Cedynia 972-Siekierki 1945", Wydawnictwo Poznańskie, Posen; 1972
Publikationen auf deutsch
- M. Wehrmann: Geschichte von Pommern. vol. 1-2, Gotha, 1919-21
- M. Spahn: Verfassungs- und Wirtshaftsgeschichte des Herzogtums Pommern von 1476 bis 1625. Leipzig, 1896
- B. Schumacher: Geschichte Ost- und Westpreussens. Würzburg, 1959