Zum Inhalt springen

Piano Man (Person)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2005 um 02:48 Uhr durch RobotE (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: el). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der sogenannte Piano-Mann (* 25. Oktober 1984), engl. piano man wurde am 7. April 2005 in einem tropfnassen schwarzen Anzug am Strand der Küstenstadt Sheerness im Südosten Englands aufgefunden. Der Mann wirkte verwirrt und sprach nicht und wurde daraufhin in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses in Dartford gebracht. Als ihm Papier und Bleistift gegeben wurden, zeichnete er darauf einen Flügel. Als man ihn zu einem Piano führte, begann er angeblich stundenlang darauf zu spielen.

Da der stumme Klavierspieler nicht identifiziert worden konnte (bizarrerweise waren auch sämtliche Etiketten aus seiner Kleidung herausgeschnitten), setzten sich die Ermittler mit mehreren europäischen Orchestern in Verbindung, um herauszufinden, ob er dort irgendwo vermisst würde. Der Fall erregte international großes Aufsehen. Bei einer Vermissten-Hotline in England gingen mehr als 1000 Hinweise auf die Identität des stummen Klavierspielers ein, welche die Ermittlungen jedoch nicht vorwärts brachten.

Mehrfach hieß es, der Mann hätte eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem tschechischen Pianisten Tomáš Strnad. Eine Frau behauptete im dänischen Fernsehen, es handle sich um ihren algerischen Ehemann. Eine andere Hypothese besagte, dass es sich bei dem blonden Mann um einen Skandinavier handelte, da er auf einer Karte einmal auf Oslo in Norwegen zeigte und ein andermal auf einem Blatt Papier die schwedische Flagge zeichnete. Norwegische Studenten glaubten daraufhin, in dem Mann einen Austauschstudenten aus Irland zu erkennen.

Mitte August 2005 brach der Piano-Mann sein Schweigen und offenbarte einer Krankenschwester, dass er ein Deutscher namens Andreas Grassl sei und sich in England im Meer ertränken wollte, als die Polizei ihn am Strand von Sheppey in Anzug und Krawatte aufgriff. Der 20-Jährige stamme aus Waldmünchen in Bayern, sei homosexuell und habe seinen Autismus nur vorgetäuscht. Laut Aussagen der Klinik habe er nach Beginn seines Sprechens von seiner Familie, deren Bauernhof und seinen zwei Schwestern erzählt. Ob die Behandlungskosten der Klinik von ihm selbst getragen werden müssen, ist unklar.

Die Geschichte wurde vor allem von den Medien sehr hochgespielt. Während in vielen Berichten vor der Identifikation die Rede davon war, dass der Piano-Mann konzertreif Klavier gespielt hätte, soll er - entgegen der Darstellung in den Zeitungen - immer nur die gleiche Taste angeschlagen haben. In den Medien kam auch eine Diskussion auf, inwieweit man bei diesem und ähnlich gelagerten Fällen von gespielten und vorgetäuschten Erinnerungslücken ausgehen kann oder muss.

Piano Man ist auch einer der bekanntesten Lieder von Billy Joel, der Songtitel steht allerdings in keiner Beziehung mit dem Fall Andreas Grassl.

Siehe auch

Zeitungsberichte zum Fall