Kiosk


Ein Kiosk (entlehnt über französisch kiosque von türkisch köşk, ursprünglich persisch) ist ein nach mehreren Seiten geöffneter, freistehender Gartenpavillon. Heute wird unter Kiosk umgangssprachlich auch ein einfacher Verkaufsstand für Zeitungen und anderes verstanden.
Kioskartige Gebäude gibt es seit dem 13. Jahrhundert in Persien, Indien und im osmanischen Reich. Im Topkapı-Serail in Istanbul sind einige Beispiele erhalten (Çinili-Kiosk von 1466, Revan- und Bagdad-Kiosk von 1635, Kiosk des Kara Mustafa Pascha aus dem 18. Jahrhundert und Kiosk des Abd ül-Mejid von 1840).
Der Grundriss ist häufig polygonal oder viereckig mit mehreren Bogenöffnungen. Von Funktion und Form her bestehen mehr oder weniger enge Verwandtschaften zu Pavillon, Pergola, Zelt (vgl. Prunkzelt des Kara Mustafa aus der sog. „Türkenbeute“ im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt).
Im Zuge der Vorliebe für alles Asiatisch-Orientalische im 18. Jahrhundert gelangte die Bauform - meist frei auf Säulen stehend und seitlich mit Gitterwerk verschlossen - vor allem in die kunstvoll gestalteten königlichen Gärten des französischen Königs Ludwigs XV., von da aus nach Italien, England und Deutschland. Markante, wenn auch recht späte Beispiele in Deutschland sind die Kioske Ludwigs II. von Bayern bei Schloss Linderhof oder im Wintergarten der Münchner Residenz.
Im 19. Jahrhundert hielt der Kiosk Einzug als Verkaufspavillon in die großen öffentlichen Parks von Paris, später auf die großen Boulevards. Zunächst wurden hier nur Zeitungen und Blumen verkauft, später auch Erfrischungen. Auch die Wortneuschöpfung Boulevardzeitung hat hier ihren Ursprung. Einige dieser berühmten Pariser Kiosques sind noch bis heute erhalten. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde der Kiosk auch im Deutschen immer häufiger mit einem kleinen Zeitungsstand gleichgesetzt, an dem auch Tabakwaren, Süßigkeiten, Getränke, Andenken usw. verkauft werden. Im Ruhrgebiet und im Rheinland werden solche Kioske auch Trinkhalle, Bude oder Büdchen genannt. In Österreich ist der Begriff Trafik geläufig.
In der altägyptischen Architektur werden auch Gebäude, die bei Prozessionen dem vorübergehenden Abstellen von Heiligtümern dienten, fachsprachlich Kiosk genannt (zum Beispiel der Kiosk Sesostris' I. in Karnak).