Zum Inhalt springen

Charles K. Bliss

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2005 um 17:44 Uhr durch 132.210.124.109 (Diskussion) (Interwiki). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Bliss-Symbole für Mann und Frau

Charles Kasiel Bliss (* 1897 als Karl Kasiel Blitz in Czernowitz, † 13. Juli 1985 in Australien) wollte eine eigene Schrift gestalten, die durch ihre Eindeutigkeit dazu beitragen würde, Missverständnisse zwischen den Völkern zu vermeiden. Sein Zeichensystem sollte so gestaltet sein, dass die Bedeutung der Begriffe sofort erkennbar sei. Das Ergebnis waren die Bliss-Symbole.

Karl Blitz wuchs in einer Region der k.u.k.-Monarchie auf, an der Grenze zum Russischen Reich, in der 20 verschiedene Nationalitäten lebten, die einander oft feindlich gesinnt waren. Er war das erste von vier Kindern der Eltern Michel Anchel Blitz und Jeanette Blitz. Sein Vater war handwerklich sehr begabt und arbeitete als Optiker, Mechaniker und Elektriker.

1922 schloss Karl Blitz sein Studium als Chemieingenieur in Wien ab. Er arbeitete in der Forschung und wurde Chef der Patentabteilung seines Betriebs.

Beispiele für die Bliss-Symbole

1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurde er zuerst in das KZ Dachau eingeliefert. Von wo er nach Buchenwald verlegt wurde. Durch die Bemühungen seiner Frau Claire wurde er wieder frei gelassen, musste aber Deutschland verlassen. Er ging nach Großbritannien, aber der Kriegsausbruch im Jahr 1939 verhinderte dies. Er schaffte es immerhin, dass sie zu seiner Familie in Rumänien kam. Aber dort konnte sie nicht bleiben und siedelte nach Griechenland zu Freunden ihres Mannes über. Doch mit dem Einmarsch italienischer Truppen in Griechenland musste sie auch von dort weichen. Sie beschlossen deshalb zu einem Cousin in Shanghai zu fliehen. Claire machte sich auf den Weg nach Osten über das Schwarze Meer, die Transsibirische Eisenbahn, die Mandschurei und das Gelbe Meer nach Shanghai. Karl wählte einen anderen Weg über den Atlantik, Kanada, den Pazifik und Japan nach China. Weihnachten 1940 waren sie nach dreijähriger Trennung wieder zusammen.

In Shanghai war das Leben nicht leicht. Claire zog sich Typhus zu und wurde von Karl gepflegt. Als japanische Truppen Shanghai eroberten, war Karl als Jude gezwungen, in das Ghetto im Shanghaier Stadtteil Hongkou zu gehen. Claire folgte ihm, obwohl sie sich als Katholikin leicht von ihrem Mann scheiden lassen hätte können.

In Shanghai wurde Karl Blitz auf die chinesischen Schriftzeichen aufmerksam. Er engagierte sich einen Chinesischlehrer und erfuhr, dass chinesische Texte in verschiedenen Dialekten gelesen werden konnten von Leuten, die nicht miteinander sprechen konnten. Er lernte ein bisschen Chinesisch zu lesen. Er entzifferte Schlagzeilen der chinesischen Zeitungen und las sie auf Deutsch oder Englisch.

1942 begegnete Karl Blitz den Professor Basil Hall Chamberlain von der Tokyo-Universität. Chamberlain war der Ansicht, dass eines Tages Ideogramme einen endgültigen Sieg über die phonetischen Schriften erringen würden. Dies war vielleicht der letzte Anstoß für Blitz, eine Pasigrafie zu entwickeln.

1946, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, siedelten Karl und Claire nach Australien um. In Sydney stellte Karl fest, dass seine Kenntnisse nicht gefragt waren und er sich mit untergeordneten Tätigkeiten zufrieden geben musste.

An Wochenenden recherchierten die beiden in Bibliotheken und arbeiteten an der Weiterentwicklung „einer Schrift für eine Welt und dem Verständnis über alle Sprachgrenzen hinweg“. Der erste Name für dieses Projekt war „World Writing“ (= Weltschrift), dann entschieden sie sich für eine etwas internationalere Bezeichnung und prägten den englischen Namen Semantography (vom griechischen „sema“ = Zeichen + „graphein“ = Schreiben).

1949 veröffentlichte Blitz sein Werk „International Semantography: A non-alphabetical Symbol Writing readable in all languages“ (Semantographie: Eine nicht-alphabetische Symbolschrift, die in allen Sprachen lesbar ist).

Diese Semantographie wurde von Bertrand Russell und Lancelot Hogben positiv bewertet, traf aber sonst nur auf wenig Interesse.

Claire verschickte zwischen 1949 und 1953 mehr als 6.000 Briefe mit Informationen über die Semantographie an Universitäten und Pädagogen in der ganzen Welt. Doch diese Bemühungen waren ohne Erfolg. 1953 starb Claire.

1971 kam eine kanadische Behindertenorganisation – nach der Sichtung etlicher ähnlicher Projekte – zur Entscheidung die Semantographie für die Kommunikation spastisch gelähmter Kinder einzusetzen. Dies war nicht die Zielgruppe, an die Blitz ursprünglich gedacht hatte. Doch 1975 gewährte er der kanadischen Blissymbolics Communication Foundation eine exklusive Lizenz für die Nutzung seiner Symbole.

Mit der Verwendung seiner Semantographie war er aber überhaupt nicht zufrieden.

Blitz wurde sogar für den Nobelpreis nominiert, doch als Le Duc Tho den Preis erhielt, zog er seine Nominierung zurück.