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Inquisition

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Die Inquisition war eine Einrichtung der katholischen Kirche zur Unterdrücken der Ketzerei. Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass die Kirche Ketzer hinrichtete. Zumeist war es die weltliche Macht, die Hinrichtungen ausführen konnte. Die Kirche erklärte die Person zum Ketzer und ersuchte die weltliche Macht, die Hinrichtung durchzuführen.

Geschichte

Zur Zeit der alten Kirche gab es verschiedene konkurrierende Sekten mit dem Anspruch, christlich zu sein. Aber nachdem Kaiser Konstantin I das Christentum zur Staatsreligion des römischen Reiches gemacht und die lokalen Strukturen hierarchisch auf Rom zentriert hatte, wurden - beginnend mit dem Konzil von Nicäa 325 - Dogmen der kirchlichen Konzilien vereinbart. Da der Glaube oder Lebensführung dieser Sekten oftmals von der Orthodoxie der Konzilien abwichen, wurden sie zum Gegenstand von Rückholbemühungen in den Schoß der Kirche. Widerstand führte häufig zu Verfolgung.

Diese Ketzereien (vom lateinischen haeresis, sich Abschneiden von der Glaubenslehre) waren seit Anbeginn ein Problem der Kirche. In den ersten Jahrhunderten gab es die Arianer und Manichäer; im Mittelalter traten die Katharer und Waldenser auf; in der Renaissance entstanden Hussiten, Lutheraner, Calvinisten oder Rosenkreuzer.

Gegen Ketzereien ging man zunächst per ad hoc Anzeige vor. Im Mittelalter wurde zunächst eine Kommission 1184 in Reaktion auf die Ketzerei der Katharer in Südfrankreich gegründet mit der erfolgreichen Beseitigung dieser Gruppen verschwand.

1231 gründete Papst Gregor IX. eine ständige Kommission und erließ eine Verordnung, die lebenslängliche Haft mit dem Verlust des Heils für Ketzer androhte, und die Höchststrafe für Rückfällige. Papst Gregor entband die Bischöfe und Erzbischöfe von der Untersuchungspflicht und beauftragte damit allein die Dominikaner, wenn auch viele Inquisitoren Mitglieder anderer Orden oder des weltlichen Klerus waren.

Am Ende des Jahrzehnts wurde die Inquisition zu einer allgemeinen Anstalt in allen Ländern des römischen Machtbereichs. Ende des 13. Jahrhunderts verfügte die Inquisition in jeder Region über ein Amt zu ihrer Unterstützung.

Die unbeliebte spanische Inquisition war nicht allein eine kirchliche Einrichtung. Sie wurde 1481 durch Ferdinand und Isabella eingerichtet, um solche Juden und Mauren aufzuspüren und zu bestrafen, die öffentlich zum Christentum konvertiert waren, aber privat ihre vorherige Religion weiter ausübten und so per definitionem Ketzer blieben. Vor ihrer Vertreibung aus dem Land 1492, waren nicht konvertierte Juden oder Moslems noch nicht von der Inquisition betroffen.

Weniger bekannt ist die portugiesische Inquisition, die mit der spanischen in der Verfolgungstätigkeit wetteiferte.

Die römische Inquisition, die 1542 gegründet wurde, ist von den drei Varianten die gemilderte und humane anzusehen.

Der Inquisitor befragte den Angeklagten in Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen. Dem Beschuldigten wurde eine Zusammenfassung der Anklagen vorgelegt, dieser musste beeiden, dass er die Wahrheit sagte. Verschiedene Mittel wurden angewandt, um ein Geständnis des Beschuldigten zu erhalten. Zwar hatte die Folter keine Tradition im christlichen kanonischen Gesetz, kam aber Mitte des 13. Jahrhunderts auf. Die Ergebnisse der Inquisition wurden vor einem Publikum vorgetragen; die Büßer schworen auf Knien mit auf die Bibel gelegter Hand ab.

Das Strafmaß erstreckte sich vom Kirchenbesuch über Pilgerfahrten und zum Kreuztragen, Gefängnis (i.d.R. lebenslänglich) und, wenn der Beschuldigte nicht abschwören wollte, bis zur Hinrichtung.

Die Hinrichtung erfolgte durch das Verbrennen am Pfahl durch die weltlichen Behörden. In einigen Fällen, als der Beschuldigte gestorben war, bevor das Verfahren eingeleitet werden konnte, geschah es, dass der Tote oder seine Überreste exhumiert und verbrannt wurden. Die Hinrichtung oder lebenslängliche Gefangenschaft war stets mit der Beschlagnahme des Eigentums des Verurteilten verbunden.

Im nördlichen Europa hatte Inquisition geringe Bedeutung: In England wurde sie nie eingeführt, und in Skandinavien hatte sie kaum eine spürbare Auswirkungen (obgleich sie über die Voraussetzungen zur "Hexenjagd" verfügt haben soll.).

Gegenwart

Papst Paul III. hatte 1542 eine ständige Kardinalskongregation gegründet, die den Glauben unverletzt zu halten und zu verteidigen, sowie Irrlehren und falsche Lehren zu überprüfen und zu verwerfen. Diese Kongregation, jetzt "Glaubenskongregation" wurde zum Aufsichtsorgan der lokalen Inquisitionen. Der Papst selbst trägt den Titel Präfekt aber nimmt keine Tätigkeit wahr. Stattdessen ernennt er einen Kardinal zum Vorsitzenden. Die Versammlung besteht aus 10 weiteren Kardinälen, sowie einem Prälaten und zwei Assistenten, die alle aus dem Dominikanerorden gewählt werden.