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Bernhard von Prittwitz

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Datei:Bernhard-Terror-vp-1.jpg
Bernhard von Prittwitz, "Terror Tartarorum", im Jahr 1541
Das Wappen der Familie von Prittwitz und Gaffron

Bernhard von Prittwitz († 1561 in Trembowla), auch Bernardus Pretwitz, Pretficz oder Prettwicz geschrieben, war Landrat (Starost) von Bar, Ulanów und Trembowla sowie mehrfacher Gutsherr auf den Gütern Koniacyn (Bezirk Winnyzja), Scharawka (Bezirk Bar), Ulanów, Olczydajòw und Halicisnow, alle im Königreich Polen (heute Ukraine).

Prittwitz erhielt aufgrund seiner kriegerischen Erfolge von den Polen den Beinamen "Terror Tartarorum" (der Schrecken der Tartaren) und "Murus Podoliae" (die Mauer Podoliens).


Familie

Prittwitz war der Sohn des Gutsbesitzers Peter von Prittwitz, Herr auf den Gütern Gaffron, Rippin, Mangschütz und Kraschen (alle Kr. Groß-Wartenberg), Stronn (Kr. Oels) sowie Haideberg und Myslniów (beide Kr. Schildberg), und der Ludmilla von Stwolinsky.

Angaben über seine erste Ehefrau sind nicht bekannt.

In zweiter Ehe heiratete er Barbara Zawacka (alias Branczlikowna).

Leben

Prittwitz kam als deutscher Schlesier nach Polen und trat in den Dienst des polnischen Königs Sigismund I. (Regierungszeit 1506-1548), der zuvor königlicher Statthalter in Schlesien gewesen war. Aus dieser Zeit können beide sich gekannt haben. Später diente er dessen Nachfolger Sigismund II. von Polen (Regierungszeit 1548-1572).

Zu einem „Starost“ (polnischer Landrat) wurden zu damaliger Zeit nur polnische Edelleute ernannt, die mit den in diesem Bezirk liegenden königlichen Gütern - meistens erblich - belehnt wurden. Prittwitz muss nach seiner Übersiedlung also „naturalisiert“ worden sein muss. Sowohl in Friedens- wie auch in Kriegszeiten war der Starost der Bezirkshauptmann, also gleichzeitig militärischer Oberbefehlshaber. So ist die Bestellung eines „Ausländers“ wie Prittwitz zum Starosten eine außerordentliche Auszeichnung.

Als "Tartaren“ bezeichnete man damals alle Feinde des Christentums bzw. alle nicht christlichen Völker des Orients, vorwiegend die Türken. Die Stadt Bar (Konföderation von 1767) wie auch die benachbarten Orte Trembowla und Ulanów waren schon in früheren Zeiten häufig von Tartaren überfallen worden.

Im März 1540 waren die Tartaren bis zur Stadt Winnyzja im Norden von Podolien vorgedrungen. Prittwitz stellte sich ihnen mit einem kleinen Haufen Kosaken entgegen, trieb sie rd. 100 km bis nach Otschakow zurück, damals einer der wichtigsten festen Plätze des osmanischen Reiches, nahm ihnen reiche Beute ab und kehrte mit tartarischen Frauen und Kindern als Gefangene zurück.

Im Jahr 1541 fiel Prittwitz erneut ins tartarische Reich ein und soll dabei bis nach Belgrad an die Donau vorgestoßen sein.

Persönliche Unterschrift des Bernhard von Prittwitz im Jahr 1550
Datei:Zygmunt august.jpg
Sigismund II. August, König von Polen

1550 waren die Tartaren, diesmal gemeinsam mit den Wallachen, wieder ins polnische Podolien eingefallen und belagerten die mit mindestens 56 großen und 1120 kleinen Hakenbüchsen gut mit Waffen ausgerüstete Festung Bar. Prittwitz wehrte diesmal nicht nur die Belagerung und die Angriffe zurück, sondern brachte den Tartaren durch eigene Ausfälle eine große Niederlage bei.

In einem Schriftstück von 1550 unterschrieb er: "Berhanrth prytwycz, haupman auff baur mit meyner eygen hannth schryff" (siehe Abbildung).

Bernhard von Prittwitz genoss in Polen schon zu Lebzeiten größten Ruhm und höchstes Ansehen - besonders bei der Jugend. So bat ein Enkel des Kastellans von Biecki, der als Edelknabe bei König Sigismund gedient hatte, ausdrücklich um die Erlaubnis, bei Bernhard von Prittwitz den Reiterdienst zu erlernen.

Prittwitz starb im Jahr 1561. Doch noch nach seinem Tode sollen die Feinde beim bloßen Anblick polnischer Heerscharen die Flucht ergriffen haben - in dem Glauben, der „Terror Tartarorum“ befehlige sie noch immer.

Ukrainische Kosaken sollen noch viele Jahre später in ihren Kriegsliedern den „Schrecken der Tartaren“ besungen haben. Ein polnischer Chronist berichtete noch 1726, dass Prittwitz auch jetzt noch - 170 Jahre nach seinem Tod - in hohem Ansehen stünde. Und König Johann II. Kasimir (Regierungszeit 1648-1668) soll ein Porträt des Prittwitz in seinem Zimmer aufgestellt haben.

Ehrungen

Für seine mutigen Einsätze gegen die Tartaren schenkte ihm Sigismund I. schon 1546 Schloß und Stadt Scharawka in der Nähe von Bar mit allen dazugehörenden Dörfern und Rechten. Sein Nachfolger Sigismund II. bestätigte diese Schenkung im Jahr 1555 und erweiterte die Schenkung noch um die Ortschaft Halicisnow.

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band VI, Seite 310, Band 29 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1962, und neuere Jahrgänge.
  • Robert von Prittwitz: "Das v. Prittwitz'sche Adels-Geschlecht", Seite 57f., Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1870.

Siehe auch